Wadström H.
et al.
Risk of breast cancer before and after rheumatoid arthritis, and the impact of
hormonal factors.
Ann Rheum Dis 2020;
79: 581-586
DOI:
10.1136/annrheumdis-2019-216756
Mithilfe verschiedener nationaler schwedischer Register identifizierten die Forscher
15 921 Frauen, die zwischen 2006 und 2016 an einer RA erkrankt waren und
verglichen sie im Rahmen eines Kohorten- bzw. Fall-Kontroll-Designs mit insgesamt
79 441 bezüglich des Alters und des Wohnorts gematchten Frauen der
Allgemeinbevölkerung. Hierbei prüften sie, wie viele Frauen vor bzw.
nach der Rheumadiagnose an einem Mammakarzinom erkrankten und erfassten
entsprechende Einflussfaktoren (z. B. Anzahl der Lebendgeburten, Alter bei der
ersten Schwangerschaft, familiäre Mamma- bzw. Ovarialkarzinombelastung,
orale Kontrazeptiva, Hormonersatztherapie, antihormonelle Tumortherapie,
Menopausenstatus, sozioökonomische Faktoren).
Ergebnisse
Die RA-Patientinnen erkrankten im Vergleich zu Frauen aus der
Allgemeinbevölkerung signifikant seltener an einem Mammakarzinom
(bezüglich des Alters und des Kalenderjahrs adjustierte Hazard Ratio 0,80;
95% KI 0,68–0,93). Berücksichtigten die Forscher bei ihrer
Analyse verschiedene Brustkrebs-Risikofaktoren, änderte sich an diesem
Ergebnis nichts. Die Risikoreduktion beobachteten die Wissenschaftler dabei sowohl
bei seropositiven als auch bei seronegativen RA-Patientinnen sowie in allen
Altersgruppen. Sie betraf ferner alle Tumorstadien sowie die prä- und die
postmenopausalen Karzinome. 555 RA-Patientinnen (3,5%) und 3193 Kontrollen
(4,0%) hatten eine Mammakarzinom-Vorerkrankung. Die
Mammakarzinompatientinnen entwickelten dabei signifikant seltener eine RA
(adjustierte Odds Ratio 0,87; 95% KI 0,79–0,95). Im Hinblick auf
einen möglichen Zusammenhang zwischen der antihormonellen Tumortherapie und
dem RA-Risiko zeigte sich: Weder die Tamoxifenbehandlung (adjustierte Odds Ratio
0,86; 95% KI 0,62–1,20) noch die Therapie mit einem Aromatasehemmer
(adjustierte Odds Ratio 0,97; 95% KI 0,69–1,37) noch die
Kombinationstherapie (adjustierte Odds Ratio 0,68; 95% KI 0,41–1,12)
begünstigten eine RA-Erkrankung.
RA-Patientinnen weisen ein um 20% geringeres Mammakarzinomrisiko auf,
welches bereits vor der RA-Diagnose besteht und nicht durch die traditionellen
Brustkrebsrisikofaktoren erklärbar ist, schlussfolgern die Autoren. Sie
vermuten, dass unabhängige Faktoren der inversen Assoziation dieser
beiden Erkrankungen zu Grunde liegen. Antihormonell behandelte
Mammakarzinompatientinnen müssen den Studienergebnissen zu Folge nicht
mit einem erhöhten RA-Risiko rechnen.
Dr. med. Judith Lorenz, Künzell