Guan B. 
               
               et al. 
Deep learning risk assessment models for predicting progression of
               radiographic medical joint space loss over a 48-month follow-up period. 
Osteoarthritis Cartilage 2020; 
28: 428-437 
 
         
         
            In der klinischen Praxis werden zur Risikoabschätzung für das
               Auftreten und die Progression einer Kniearthrose v. a. Faktoren wie
               Alter, Geschlecht, BMI, Traumata oder der radiologische Kellgren-Lawrence (KL)
               Grad verwendet. US-amerikanische Wissenschaftler haben nun ein Deep Learning
               (DL) Risikobewertungsmodell entwickelt und evaluiert, das das Fortschreiten
               eines medialen Gelenkspaltverlusts des Knies anhand einer
               Röntgenaufnahme vorhersagen kann.
            Dazu wurden Datensätze der Osteoarthritis-Initiative (OAI) Datenbank
               verwendet. Sie beinhaltet klinische Daten und teilweise Röntgenaufnahmen
               von 4796 Probanden zwischen 45 und 75 Jahren mit Kniearthrose oder einem hohen
               Risiko für Kniearthrose über einen Follow-Up-Zeitraum von 9
               Jahren. Die Daten von 2300 Probanden (4447 Knie) waren für die
               Untersuchung einer Gelenkspaltverschmälerung geeignet, letztendlich
               wurden Aufnahmen von 1950 Knien für die Studie verwendet.
            Röntgenaufnahmen von Knien zu Studienbeginn und bei einem Follow-Up von
               48 Monaten, auf denen eine Verkleinerung des Gelenkspalts (definiert als
               ≥0,7 mm Abnahme der medialen Gelenkspaltbreitenmessung) oder
               keine Verkleinerung des Gelenkspalts zu erkennen waren, wurden in ein Trainings-
               (1400 Knie), Validations- (150 Knie) und Hold-out-Set (400 Knie) eingeteilt.
               Jeweils lag in etwa der Hälfte der Fälle eine Verkleinerung des
               Gelenkspalts vor. Mit den Trainingsaufnahmen sollte das DL-Netzwerk lernen, die
               Progression des Gelenkspaltverlusts anhand der Baseline-Aufnahmen
               vorherzusagen.
            Mithilfe eines künstlichen neuronalen Netzes wurde außerdem ein
               traditionelles Risiko-Modell zur Vorhersage der Progression unter Verwendung
               demografischer und radiografischer Risikofaktoren entwickelt. In diesem Modell
               wurden Alter, Geschlecht, ethnische Herkunft, BMI, Knieverletzungen, KL-Grad und
               tibiofemoraler Winkel berücksichtigt. Auch testeten die Wissenschaftler
               eine Kombination aus beiden Modellen. Um die Modellleistung zu bewerten, wurde
               der Hold-Out Datensatz verwendet und eine Area under the Curve (AUC) Analyse
               durchgeführt.
            Das traditionelle Modell, das auf der Risikofaktoranalyse aufbaut, hatte eine AUC
               von 0,660 (61,5% Sensitivität und 64,0%
               Spezifität) zur Vorhersage der Progression der
               Gelenkspaltverschämlerung. Das DL-Modell, das lediglich
               Baseline-Röntgenbilder und keine anderen Informationen zur
               Verfügung hatte, hatte eine AUC von 0,799 (78,0%
               Sensitivität und 75,5% Spezifität), die damit
               signifikant höher (P<0,001) als die des traditionellen Modells
               war. Das kombinierte Modell hatte eine AUC von 0,863 (80,5%
               Sensitivität und Spezifität), die signifikant höher war
               als die das DL- (P=0,015) und die des traditionellen (P<0,001)
               Modells.
               
               
                  
                     Ein neues Deep Learning-Model kann die Progression eines Gelenkspaltverlusts
                        des Knies anhand einer Baseline-Röntgenaufnahme besser vorhersagen
                        als ein traditionelles Modell, in dem demografische und radiologische
                        Risikofaktoren berücksichtigt werden. Die Kombination von beiden
                        Modellen lieferte das beste Ergebnis.
                   
                
             
            Marisa Kurz M. Sc. B. A. München