Richardson S.
et al.
Presenting Characteristics, Comorbidities, and Outcomes among 5700 Patients Hospitalized
with COVID-19 in the New York City Area.
JAMA 2020;
323: 2052 -2059
Safiya Richardson vom Feinstein Institute for Medical Research in New York und Kollegen
veröffentlichten in JAMA nun die Ergebnisse dieser ersten großen prospektiven Fallserie
in den USA. Ausgewertet wurden Daten von konsekutiven Patienten mit einer bestätigten
SARS-CoV-2-Infektion (nasopharyngaler Abstrich war RT-PCR-positiv), die so schwer
erkrankten, dass sie zwischen dem 1. März 2020 und dem 4. April 2020 in eines von
12 Akutkrankenhäusern aufgenommen werden mussten. Der letzte Tag der Nachbeobachtung
war der 4. April 2020.
Insgesamt lagen Daten von 5700 Patienten vor, im Alter zwischen 0 und 107 Jahren (∅ 63
Jahre), 39,7% waren Frauen. Die häufigsten Komorbiditäten waren Bluthochdruck (56,6%),
Adipositas (41,7%) und Diabetes (33,8%). Der mediane Charlson-Komorbiditätsindex betrug
4 Punkte, was eine erhebliche Komorbiditätsbelastung bei diesen Patienten aufzeigt.
Bei der Triage waren 30,7% der Patienten fiebrig, 17,3% hatten eine Atemfrequenz von
> 24 Atemzügen/Minute und 27,8% erhielten zusätzlichen Sauerstoff. Die Rate der Koinfektion
mit einem anderen respiratorischen Virus betrug 2,1%. Die Mortalität von sowohl weiblichen
als auch männlichen Patienten unter 20 Jahren betrug 0% (0/20). Ab 20 Jahren stieg
die Sterblichkeitsrate in jedem 10-Jahres-Altersintervall und war höher bei männlichen
als bei weiblichen Patienten.
In der weiteren Auswertung konzentrierten sich die Autoren auf eine Teilgruppe von
2634 Patienten, die bis zum Endpunkt der Studie am 4. April 2020 entweder entlassen
wurden (79%) oder verstorben waren (21%). Die restlichen 3066 Patienten waren nach
einer durchschnittlichen Nachbeobachtungszeit von 4,5 Tagen noch am Leben, was einer
Kurzzeitgesamtmortalität von 9,7% entspricht. Während des Krankenhausaufenthalts wurden
14,2% dieser 2634 Patienten auf der Intensivstation behandelt (mittleres Alter 68
Jahre, 33,5% weiblich), 12,2% erhielten eine invasive mechanische Beatmung, 3,2% wurden
mit Nierenersatztherapie behandelt und 21% starben. Bis zum 4. April 2020 wurden von
den Patienten, die eine mechanische Beatmung benötigten (n = 1151, 20,2%), 3,3% lebend
entlassen, 24,5% starben und 72,2% blieben im Krankenhaus.
Die Sterblichkeitsrate in den Altersgruppen 18 – 65 Jahre und > 65 Jahre betrug 76,4
bzw. 97,2% bei mechanischer Beatmung und 2,0 bzw. 26,6%, wenn keine mechanische Beatmung
nötig war.
Sowohl bei den entlassenen als auch bei den verstorbenen Patienten war der Prozentsatz
der Patienten, die auf der Intensivstation behandelt wurden oder eine invasive mechanische
Beatmung erhielten, in der Altersgruppe der 18- bis 65-Jährigen im Vergleich zur Altersgruppe
der über 65-Jährigen erhöht.
Von den Patienten, die starben, hatten diejenigen mit Diabetes oder Hypertonie eine
höhere Wahrscheinlichkeit, auf der Intensivstation invasiv beatmet oder behandelt
zu werden, als diejenigen ohne Diabetes oder Hypertonie. Der Prozentsatz der Patienten,
die ein akutes Nierenversagen entwickelten, war in den Untergruppen mit Diabetes im
Vergleich zu den Untergruppen ohne diese Erkrankungen erhöht.
Fazit
Diese Studie ist die erste große Fallserie von sequenziell hospitalisierten Patienten
mit bestätigtem COVID-19 in den USA. Ältere Personen, Männer und solche mit vorbestehender
Hypertonie und/oder Diabetes waren in der Fallserie sehr häufig, und dieses Schema
ähnelte den aus China gemeldeten Daten. Die meisten Patienten befanden sich am Ende
der Studie noch im Krankenhaus (53,8%). Die Autoren vermuten, dass die gemeldete Mortalitätsrate
sinken wird, sobald diese Patienten entlassen worden sind.