Die notwendigen Schritte zur Eindämmung der Pandemie stellen uns alle vor große berufliche
und private Herausforderungen. Gleichzeitig haben genau diese Veränderungen zu einer
raschen digitalen Transformation in allen Lebensbereichen geführt und unter anderem
die Digitalisierung der Medizin vorangetrieben. Onlinesprechstunden, Klinikkonferenzen
auf Skype und weitere „kontaktarme oder -lose“ Angebote haben Einzug in unseren Klinikalltag
gehalten. Die Einführung und Auseinandersetzung mit innovativer Technologie und ihren
Möglichkeiten ist kernentscheidend für die Zeit während und nach Social Distancing.
Gleiches gilt für die Wissensvermittlung – hier wurde vielen Universitäten und Instituten
ihr dringender Nachholbedarf in digitaler Ausbildung klar vor Augen geführt.
Auch in der deutschen AO mussten zunächst alle Kurse auf unbestimmte Zeit ausgesetzt
werden. Dies wurde auch als Chance gesehen, an alternativen Lehrformaten zu arbeiten.
Im April wurde das Pilotprojekt des „online Campus“ ([Abb. 1]) initiiert (mit Unterstützung der Lohmann & Birkner GmbH) – zunächst als kostenloser
Ersatz für die nicht stattfindenden Trauma-Basiskurse ([Abb. 2]). Dabei wird den ursprünglichen Teilnehmern ein „Online-Seminar Basis“ angeboten
mit 4 Terminen à 1 h und begrenzter Teilnehmerzahl. Dabei werden anteilig Inhalte
des ursprünglichen Kurses abgedeckt und auch zusätzliche Themen besprochen wie z. B.
„Normalisierung unter Corona“.
Abb. 1 Website für den „online Campus“.
Abb. 2 Screenshot des Mai-Angebots im Onlinecampus.
Das Projekt folgt neben einem strukturierten Live-Vortragskonzept hochrangiger Experten
auch einem modernen „banana principle“. Dies ermöglicht die interaktive Verbesserung
des Lehrformats durch unmittelbares Feedback der Teilnehmer in Kombination mit einem
hohen Maß an experimentellen digitalen Arbeitsmethoden. Als Beispiel sei hier die
Nutzung eines sogenannten „Jamboards“ erwähnt, in denen die Teilnehmer in Kleingruppen
online klinische Fälle gemeinsam lösen und interaktiv nach Therapieplänen und -lösungen
suchen. Dies ermöglicht, im Anschluss an die Vorträge das erlernte Wissen zu festigen
und im Gespräch mit den Experten zu vertiefen.
Bisher sind 2 „Online-Seminare Basis“ erfolgt, für Juni geplant ist ein „Online-Seminar
ORP“ sowie ein Online-Seminar „Tibiakopf“ und eines zum Thema „Becken“. Mit den „Online-Vorträgen“
wird eine Bibliothek erstellt, deren Inhalt dann für spätere Kurse genutzt werden
kann, als Ersatz oder Ergänzung von Präsenzveranstaltungen.
Der Aufbau eines Onlinecampus stellt somit die digitale Notwendigkeit im Wissenstransfer
dar und bietet durch ein kontinuierlich angestrebtes Einbinden neuer Technologien
eine Möglichkeit angewandter Lehrinnovation. Klar ist aber auch, dass wir alle uns
auf die Wiederaufnahme der „Hands-on Kurse“ freuen – wir wissen aber auch, dass diese
Kursformate bis auf Weiteres nicht in der herkömmlichen Form stattfinden können. Daher
werden die entwickelten Onlineformate zumindest eine notwendige Ergänzung für die
Zukunft darstellen.
PD Dr. med. Karl-Friedrich Braun
Prof. Dr. Ulrich Stöckle
Charité – Universitätsmedizin Berlin
Centrum für Muskuloskeletale Chirurgie