Yee LM.
et al.
Quality of periconceptional dietary intake and maternal and neonatal outcomes.
Am J Obstet Gynecol 2020;
223: 121.e1- 121.e8
doi:10.1016/j.ajog.2020.01.042
An der nuMoM2b-Studie beteiligten sich zwischen 2010 und 2013 8 US-Kliniken. Studienteilnehmerinnen
waren 10 038 Erstgebärende mit einer Einlingsschwangerschaft. Alle Frauen beantworteten
im 1. Trimenon den modifizierten „Block 2005 Food Frequency Questionnaire“. Anhand
dieser Angaben objektivierten die Forscher mithilfe des „Healthy Eating Index 2010“
(HEI-2010) die Ernährungsqualität der Mütter innerhalb von 3 Monaten um den Konzeptionszeitpunkt
herum. Je höher der HEI-Score, desto konsequenter hält sich eine Person an die im
Jahr 2010 veröffentlichten Ernährungsempfehlungen „Dietary Guidelines for Americans“.
Anhand der medizinischen Dokumentationen überprüften die Wissenschaftler, in wie vielen
Schwangerschaften maternale bzw. neonatale Komplikationen auftraten und ob diesbezüglich
ein statistisch relevanter Zusammenhang mit der perikonzeptionellen Ernährungsweise
bestand. Die analysierten maternalen Endpunkte umfassten den Gestationsdiabetes, schwere
Geburtsverletzungen, die Kaiserschnittgeburt, postpartale Blutungen mit Transfusionsbedarf
sowie hypertensive Schwangerschaftserkrankungen. Die neonatalen Endpunkte bildeten
die Frühgeburt, die Aufnahme auf die neonatologische Intensivstation, die Small-for-gestational-Age-Geburt,
das niedrige Geburtsgewicht sowie die Makrosomie.
Ergebnisse
In die Analyse flossen die Daten von 8259 Studienteilnehmerinnen ein. Sie wiesen durchschnittlich
einen HEI-Score von 63 ± 13 von 100 möglichen Punkten auf. Die Frauen des niedrigsten
HEI-Score-Quartils waren jünger, häufiger afroamerikanischer oder hispanischer Abstammung,
Raucherinnen, staatlich versichert und hatten ein geringeres Einkommen. Sie litten
häufiger an Komorbiditäten (chronische Hypertonie, Diabetes, psychische Störungen)
und hatten einen höheren präkonzeptionellen Body-Mass-Index. Die multivariate Analyse
unter Berücksichtigung potenzieller Störvariablen (Alter, Body-Mass-Index, Rauchen,
chronische Hypertonie, vorbestehender Diabetes, psychische Störungen) ergab: Die Frauen
des niedrigsten HEI-Score-Quartils erlitten im Vergleich zu den Frauen mit der besten
Ernährungsqualität signifikant seltener schwere Dammverletzungen, wurden signifikant
häufiger per Kaiserschnitt entbunden, entwickelten signifikant häufiger hypertensive
Schwangerschaftserkrankungen und
erlitten signifikant häufiger schwere postpartale Hämorrhagien. Ein Zusammenhang zwischen
der Ernährungsweise und dem Gestationsdiabetes bestand nicht. Alle neonatalen Endpunkte
hingen dagegen ebenfalls von der perikonzeptionellen Nahrungsqualität ab: Die Kinder
von Müttern mit qualitativ schlechter Diät kamen signifikant häufiger als Frühgeborene,
Small for gestational Age oder mit einem niedrigen Geburtsgewicht zur Welt und mussten
häufiger intensivmedizinisch versorgt werden. Sie entwickelten allerdings signifikant
seltener eine Makrosomie.
L. M. Yee und Kollegen fanden heraus, dass eine ungesunde perikonzeptionelle Ernährungsweise
unter anderem das Risiko erhöht, ein Small-for-gestational-Age-Baby zu gebären. Im
Bild: Schematische Darstellung zur Demonstration eines SGA-Fetus (Small for gestational
Age) im Vergleich zu einem normgewichtigen Fetus. Im Gegensatz zum konstitutionellen
SGA zeichnet sich die intrauterine Wachstumsrestriktion (IUGR) hierbei durch das Nichterreichen
des genetischen Wachstumspotenzials aus.(Quelle: Hoopmann M, Kagan K. Definition/Pathophysiologie.
In: Sohn C, Kagan KO, Fluhr H, Vetter K, Hrsg. Kursbuch Dopplersonografie in Gynäkologie
und Geburtshilfe. 2., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart:
Thieme; 2018. doi:10.1055/b-004-140286
)
Fazit
Perikonzeptionell ernähren sich viele US-Amerikanerinnen schlecht, so die Autoren.
Sie und ihre Kinder erleiden überproportional häufig Komplikationen. Als mögliche
biologische Mechanismen hierfür nennen die Forscher den Mikronährstoffmangel und die
exzessive Gewichtszunahme in der Schwangerschaft. Die Zeit vor und während einer Schwangerschaft
stellt ihrer Einschätzung nach ein einmaliges Fenster dar, um das Gesundheitsverhalten
der Frauen günstig zu beeinflussen und Spätfolgen abzuwenden.