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            Pathophysiologie und Epidemiologie Phäochromozytome und Paragangliome (PPGL) sind Tumoren des Nebennierenmarks bzw.
            der Paraganglien mit malignem Potenzial. Sie lassen sich anhand der zugrunde liegenden
            Mutationen in Cluster unterteilen. Cluster-1-Tumoren basieren auf einer Aktivierung
            von Pseudohypoxie-Signalwegen, Cluster-2-Tumoren auf einer Aktivierung von Tyrosinkinase-abhängigen
            Signalwegen. Cluster-3-Tumore sind mit Veränderungen in Wnt-abhängigen Signalwegen
            assoziiert (auf Cluster 3 wird im Weiteren nicht genauer eingegangen, da vieles hierzu
            noch unbekannt ist). In 30–35 % der Fälle liegen (autosomal-dominant vererbte) Keimbahnmutationen
            vor. Weitere 35–40 % der Fälle beruhen auf somatischen Mutationen. Die Penetranz der
            Erkrankung ist abhängig vom betroffenen Gen, liegt jedoch bei allen Genen unter 50 %.
            Cluster-1-Tumoren sind häufiger extraadrenal lokalisiert und haben das höchste Metastasierungsrisiko.
            Cluster-2-Tumoren sind meist adrenal lokalisiert und haben ein geringes Metastasierungsrisiko.
         
         
            Klinik und Diagnostik Patient*innen mit bekannter Keimbahnmutation sowie solche mit klinischen Zeichen
            und Symptomen eines PPGL, mit einem adrenalen Inzidentalom oder einem PPGL in der
            Vorgeschichte, sollten auf ein PPGL gescreent werden. Hierfür werden Metanephrin (MN),
            Normetanephrin (NMN) und 3-Methoxythyramin (3MT) im Plasma (optimalerweise mittels
            Massenspektrometrie LC/MS-MS) bestimmt. Cluster-1-Tumoren weisen ein noradrenerges,
            Cluster-2-Tumoren ein adrenerges Sekretionsmuster auf, wobei letztere mit einer ausgeprägteren
            und häufig intermittierenden Klinik (Palpitationen, Tremor, Hyperhidrosis, Angst,
            hypertensive Entgleisung) einhergehen. Werden deutlich erhöhte MN- und/oder NMN-Spiegel
            festgestellt, erfolgt eine bildgebende Tumorsuche mittels CT oder MRT, ggf. wird diese
            um eine funktionelle Bildgebung ergänzt.
         
         
            Therapie Lokalisierte PPGL werden operativ entfernt. Dies kann meist minimalinvasiv erfolgen
            und sollte an einem erfahrenen Zentrum durchgeführt werden. Um Komplikationen zu vermeiden,
            erfolgt präoperativ eine medikamentöse α-Rezeptorblockade. Metastasierte PPGL werden
            derzeit mit Radionuklidtherapie, Chemotherapie oder Tyrosinkinase-Inhibitoren behandelt,
            auch wenn es noch keine offiziell zugelassenen Therapien gibt. Weitere neue Therapien
            befinden sich derzeit in der klinischen Testung.
         
         
            Vor- und Nachsorge Die meisten Patient*innen, insbesondere die mit bestimmten Risikokonstellationen,
            benötigen aufgrund des Rezidiv- und Metastasenrisikos ein lebenslanges Follow-up,
            welches abhängig von der zugrunde liegenden Mutation gestaltet wird. Hierzu gehört
            die regelmäßige (meist jährliche) Bestimmung von MN und NMN im Plasma sowie in bestimmten
            Fällen auch eine Bildgebung. Da bei SDHx-Mutationen auch hormoninaktive PPGL auftreten können, werden für diese Patient*innen
            auch regelmäßige bildgebende Kontrollen nach einer kürzlich erschienenen Leitlinie
            empfohlen.
         
         Abstract
         
         Pheochromocytomas and paragangliomas (PPGL) can be related to a uniquely high rate
            of underlying germline and somatic mutations. Accordingly, they can be assigned into
            genetic clusters, which are related to a specific biochemical and clinical phenotype
            as well as a different long term prognosis. The present article discussed how emerging
            knowledge on the respective clusters allows individual patient management before,
            during and after occurrence of a PPGL to improve clinical outcome.
         
         Schlüsselwörter
Phäochromozytom - Paragangliom - Diagnostik - Therapie - Nachsorge
Key words
pheochromocytoma - paraganglioma - diagnostics - treatment - follow up