Mecoli CA.
et al.
The Utility of Plasma Vascular Biomarkers in Systemic Sclerosis: A Prospective Longitudinal
Analysis.
Arthritis Rheumatol 2020;
DOI:
10.1002/art.41265
Pulmonale Hypertonie (PH) und ischämische digitale Läsionen sind bei Patienten mit
Systemischer Sklerose bedeutende vaskuläre Komplikationen, die mit einer substanziellen
Morbidität und Mortalität einhergehen. Oft treten diese Problematiken aber erst bei
fortgeschrittenen Gefäßerkrankungen in Erscheinung. Dabei können die Identifizierung
und Messung von Biomarkern, die vorhersagen, wer einem erhöhten Risiko ausgesetzt
ist, hilfreich sein. Dann hätte man die Möglichkeit bereits in einem präklinischen
Stadium zu intervenieren, oder ganz am Ende Patienten herausfiltern, die bezüglich
der Entwicklung solcher Komplikationen besonders überwacht werden müssen. Der klinische
Nutzen dieser Biomarker ist jedoch teilweise aufgrund fehlender Daten aus longitudinalen
Studien unbekannt. Die vorliegende prospektive Longitudinalstudie hatte zum Ziel,
vaskuläre Biomarker-Messungen bei Patienten mit Systemischer Sklerose im Zeitverlauf
zu bewerten.
Methoden
Es erfolgte eine prospektive Kohortenstudie über 300 Sklerodermie-Patienten, die bei
der Aufnahme keine Hinweise auf PH und/oder aktive ischämische digitale Läsionen aufwiesen,
mit einer Nachbeobachtungszeit von mindestens 5 Jahren. Zu mehreren Zeitpunkten erfolgten
Spiegelmessungen von Hepatozytenwachstumsfaktor (HGF), löslichem Flt-1 (sFlt-1), löslichem
Endoglin, Endostatin und Plazentawachstumsfaktor (PLGF). Die Studienautoren untersuchten
dabei ihre Fähigkeit, die Entwicklung von PH bzw. ischämischen digitalen Läsionen
vorherzusagen. Sie berechneten jeweils die Hazard Ratio (HR) mit 95%-Konfidenzintervall
(95%-KI).
Ergebnisse
46 Patienten (15%) entwickelten einen PH, und 69 Patienten (23%) eine ischämische
digitale Läsion. In Time-to-Event-Analysen stellten die Wissenschaftler fest, dass
die folgenden 3 Biomarker, beim Eintritt in die Kohorte gemessen, signifikant mit
der Entwicklung einer PH assoziiert sind:
-
HGF (HR=1,99; 95%-KI=1,24–3,17; p=0,004)
-
sFlt-1 (HR=3,04; 95%-KI=1,29–7,14; p=0,011)
-
PLGF (HR=2,74; 95%-KI=1,32–5,69; p=0,007)
Mit dem sich nähernden Zeitpunkt der PH-Diagnose gab es keinen entsprechenden Anstieg
eines Biomarker-Spiegels. Bei der Umwandlung jedes kontinuierlichen vaskulären Biomarkers
in eine binäre Variable beobachteten die Studienautoren eine Dosis-Wirkungs-Beziehung
für die Anzahl der erhöhten Biomarker beim Kohorteneintritt und das Risiko der Entwicklung
einer PH. Mit jedem zusätzlichen erhöhten Biomarker bei Kohorteneintritt stieg das
Risiko für die Entwicklung von PH um 78% (HR=1,78; 95%-KI=1,2–2,6; p=0,004).
Diese Daten legen nahe, dass an der Angiogenese beteiligte Moleküle eine Gefäßstörung
widerspiegeln und dass Erhöhungen dieser Biomarker bei der ersten Untersuchung auf
Patienten hinweisen können, bei denen das Risiko einer PH-Entwicklung besteht.
Dr. Catharina Brandes, Gmund am Tegernsee