Warum haben Sie die Dermatologie als Fachgebiet gewählt?
Meine ärztliche Tätigkeit begann wissenschaftlich in der Angewandten Physiologie der
Philipps Universität Marburg mit dem Ziel eine Weiterbildungsstelle in der Inneren
Medizin anzustreben. Durch Zufall erfuhr ich von einer vakanten Assistentenstelle
in der Dermatologie, auf die ich mich spontan bewarb. Die Vielseitigkeit des Faches,
die ich inzwischen kennenlernen durfte, hatte mich begeistert. Ich sah die Möglichkeiten,
meine umfangreichen persönlichen Interessen von der Dermatochirurgie bis hin zu wissenschaftlichen
hautphysiologischen Untersuchungen in diesem Fach zu verwirklichen.
Von wem haben Sie besonders viel gelernt?
Zwei akademischen Lehrern verdanke ich besonders viel. Beide haben für meinen dermatologischen
Werdegang richtungsgebende Weichen gestellt. Während meiner Facharztweiterbildung
in Marburg vermittelte mir Prof. Mladen Rupec tiefe Einblicke in die Dermatohistologie
und hat damit mein dermatologisches Denken geprägt und ein pathophysiologisches Verständnis
unterschiedlicher Krankheitsbilder geformt.Die enge Zusammenarbeit mit Prof. Max Gloor
in Karlsruhe war letztlich Wegbereiter meines wissenschaftlichen Werdegangs. Sein
unermüdliches Interesse an therapeutisch relevanten Fragestellungen hat mich fasziniert
und angeregt. Zusammen haben wir über viele Jahre ein hautphysiologisches Forschungslabor
betrieben, in dem wir viele Erkenntnisse zur Interaktion dermatologischer Externa
mit der epidermalen Barrierfunktion gewinnen konnten. Diese Forschungsergebnisse fanden
bei der topischen Dermatotherapie auf breiter Ebene Beachtung und haben zur Entwicklung
und Modifikation zahlreicher dermatologischer Magistralrezepturen geführt.
Welcher Fall ist Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben?
Zu Beginn meiner Facharztweiterbildung haben wir 1980 in der Universitäts-Hautklinik
Marburg einen extremen Fall eines Morbus Darier betreut. Die Schwere der Erkrankung
hatte das Leben des Patienten geprägt. Unter systemischer Therapie mit dem damals
neuartigen Isotretinoin schmolzen die Symptome dahin. Der Patient gewann eine neue,
nie gehabte Lebensqualität. Inzwischen wissen wir mehr über dieses Präparat. Wir kennen
und fürchten auch die Nebenwirkungen bei Langzeitanwendung. Dennoch hat mich dieser
Fall sehr beeindruckt, da er das Verständnis einer neuen Ära der systemischen Behandlung
schwerer Hautkrankheiten geweckt hat.
Was ist momentan die wichtigste Entwicklung in der Dermatologie?
Die wichtigste und rasanteste Entwicklung sehe ich in der medikamentösen Tumortherapie.
Insbesondere bei der Behandlung des fortgeschrittenen malignen Melanoms waren die
therapeutischen Entwicklungen in den letzten Jahren fulminant. Es konnten in Einzelfällen
spektakuläre Behandlungserfolge erzielt werden, wenngleich das Grundproblem immer
noch nicht gänzlich gelöst ist. Der Tumor gehört weiterhin zu den sehr ernsten Erkrankungen.
Die Forschung steht nicht still. Wir dürfen in den nächsten Jahren mit weiteren therapeutischen
Fortschritten rechnen.
Was raten Sie jungen Kollegen?
Die dermatologische Onkologie ist wichtig und darf nicht vernachlässigt werden. Sie
sollte aber nicht von der Vielseitigkeit des Faches ablenken. Das Verständnis für
die unterschiedlichen Dermatosen muss erhalten und vertieft werden. Ein guter klinischer
Blick ist in der Dermatologie unverzichtbar. Dazu bedarf es langjähriger Erfahrung
und intensiver Fortbildung. Die dermatologische Rezeptur, eine traditionelle Kernkompetenz
unseres Faches, darf nicht gänzlich in Vergessenheit geraten, sondern muss weiterhin
aktiv gepflegt und weiterentwickelt werden. Ich kann nur jeden ermutigen, auch einmal
in diese Richtung zu blicken.