Allgemeine Homöopathische Zeitung 2020; 265(06): 28
DOI: 10.1055/a-1272-6526
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Leserbrief

Leserbriefe

Ergänzungen zum Interview mit Wolfgang Springer und zur Corona-Pandemie von Stefanie Jahn. AHZ 2020; 265(3): 36–40

In Gedenken an Jörg Wichmann und an seine Verdienste für unsere Wissenschaft

Die medizinische Perspektive, sich auf das krankmachende Potenzial von Corona zu beschränken, reicht nicht aus, um dem Problem gerecht zu werden oder es gar verstehen zu wollen. Sie lässt die Funktion, die Viren im Zusammenleben mit allen Lebewesen erfüllen, außer Acht. Viren spielen im Prozess der Evolution eine grundlegende Rolle. Sie sind zuständig für Innovationen, denn kein Lebewesen hat eine so hohe Mutationsrate. Was sich aus Sicht der Medizin als Problem darstellt, dass Erreger in ständig neuem Mutationsgewand in Erscheinung treten, erweist sich aus Sicht der Evolution als elementar. Sicher erfüllen die Coronaviren auch bei uns Menschen eine Funktion, die bisher nicht Gegenstand der Forschung geworden ist und daher verborgen bleibt.

Die Fokussierung auf einen Erreger führt dazu, dass dieser eine ins Rampenlicht gerückt wird, während alle anderen im Dunkeln bleiben und deswegen nicht wahrgenommen werden. Das Ökosystem Mensch beherbergt viele Mikroorganismen (Viren, Archaen, Bakterien, Pilze und Eukaryonten), ohne die der Mensch nicht existieren könnte. Eine auf einen Erreger reduzierte Betrachtungsweise kann aber ein Krankheitsgeschehen nicht real abbilden. Jede Krankheit stellt einen Prozess mit einer Vorgeschichte dar, der in der Regel eine Nachkrankheit folgt. So wie keine Geschichte eines Menschen der eines anderen gleicht, wird auch jede Krankheit individuelle Verläufe nehmen. Im Falle von Infektionen versucht die Medizin, Arzneien gegen den Erreger anzuwenden. Im Gegensatz dazu sucht die Homöopathie für jeden Infizierten nach der „ähnlichen“ Arznei und berücksichtigt dabei seine Vorgeschichte und seine ihm spezifischen Eigenheiten.

Es gibt genügend Berichte von Patienten, die nach überstandener akuter Corona-Krankheit an sog. Nachkrankheiten leiden. Wer solche Patienten von ihren Krankheitsfolgen heilen möchte, muss deren Vorgeschichte kennen. Welche Infektionen hat die Person durchgemacht, die noch oder latent vorhanden sind? Welchen Umwelteinflüssen war der Patient über Jahre hinweg ausgesetzt? Welche Medikamente haben Arzneikrankheiten hinterlassen? Welche Symptome sind Nebenwirkungen der Medikation und gehen nicht zulasten der Corona-Krankheit?

Covid-19 ist die aktuelle Mutante des Coronavirus, das für uns Menschen ein alter Bekannter ist. Es hatte bisher keine Krankheitsbilder erzeugt, die den Medizinern wie bei Pest und Cholera gravierend genug erschienen, in der Geschichte der Krankheiten erwähnt zu werden. Die Frage drängt sich auf, ob die schweren Verläufe von Corona nicht Folge von latent verlaufenden Infektionen, von Umweltbelastungen, von Arzneikrankheiten oder von UAWs (unerwünschten Arzneiwirkungen) sind, die in der Ärzteschaft als solche nicht wahrgenommen werden. Es ist daher zu befürchten, dass die Corona-Folgen auch durch menschlichen Einfluss entstanden sind. Das Pandemie-Risiko wächst mit zunehmender Umweltzerstörung. Bis zu 827 000 unbekannte Viren haben das Potenzial, auf den Menschen überzuspringen (Wilmen M. UMG [Umwelt, Medizin, Gesellschaft] 2020; 33[2]). Seit sich die Medizin mit Mikroorganismen beschäftigt, die sie als Verursacher von Krankheiten identifiziert hat, befindet sie sich quasi in einem Kriegszustand. Um Keimfreiheit zu erreichen, sind alle Waffengänge erlaubt, die der Vernichtung der Mikroorganismen dienen. Die Meldungen von der Corona-Gefahr haben die Bevölkerung in Angst und Schrecken versetzt. Sie hat die Forderungen der Medizin gebilligt, unsere Grundrechte außer Kraft zu setzen, und hat dem üppigen Füllen der Kriegskassen zugestimmt. Steuern wir auf eine Gesundheitsdiktatur zu?, fragt Christian Weis (UMG 2020; 33[2]).

Hinter der Intention von Mikroorganismen verbirgt sich keine Kriegslüsternheit, dem Menschen Schaden zuzufügen, sondern die Anstrengung, stabile Ökosysteme zu erreichen, eine Voraussetzung für die Entstehung höheren Lebens. Mit dieser Strategie können sich die Mikroorganismen auf 4 Milliarden Jahre an Erfahrung stützen und stabile Ökosysteme und große Artenvielfalt als Erfolge vorweisen. Gegen diese enorme Leistung der Evolution fallen die 150 Jahre Kriegsführung der Medizin gegen die Mikroorganismen nicht ins Gewicht. Die Erfahrung der Geschichte zeigt, dass die verheerenden Verläufe von Epidemien meistens aus Verstößen gegen die Evolution resultieren.

Der Erfolg der Evolution beruht auf dem Zusammenwirken aller Akteure, die zur Stabilität des Systems beitragen. Monopole sind eine Erfindung des Menschen mit dem Ziel, hierarchische Strukturen der Macht durchzusetzen. Das Monopol der Medizin verfolgt das gleiche Ziel. „Wo alle dasselbe denken, wird nicht viel gedacht“, sagt Karl Valentin. Es ist doch auffallend, dass überall auf der Welt über Corona dasselbe gedacht wird. Das Monopol verfolgt, mithilfe der Forschung, seine Position zu erhalten und zu festigen. Freie Wissenschaft dagegen versucht im Diskurs, die bestmöglichen Antworten auf die Hypothesenvielfalt zu erzielen.

Diese Medizin, die sich als die einzige wissenschaftliche apostrophieren lässt, verdankt ihre Monopolstellung der Gesundheitsindustrie, von der sie sich aushalten lässt. Diese hat sich längst einer demokratischen Kontrolle entzogen und diktiert der Politik ihr mafiöses Geschäftsmodell (Langbein / Ehgartner 2002, Peter Gøtzsche 2019). Wer sich von ihr nicht korrumpieren lässt, läuft Gefahr, der Unwissenschaftlichkeit bezichtigt zu werden. Daher wären wir Homöopathen gut beraten, uns von dieser Medizin nicht vorführen zu lassen, uns die Freiheit zu nehmen, selbstständig zu denken und uns nicht kritiklos vor das Meinungsmonopol spannen zu lassen. Warum versuchen wir es nicht mit Hahnemanns Devise: aude sapere!

Fritz Witzig



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Article published online:
23 November 2020

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