Bildgebende Diagnostik des Fußes und Sprunggelenks
Ulrike Szeimies, Axel Stäbler, Markus Walther, 704 Seiten, Thieme 2020, 2. vollständig
überarbeitete und erweiterte Edition, ISBN-13: 978-3132408005, 159,99 €.
Das Buch „Bildgebende Diagnostik des Fußes und Sprunggelenks“ von Ulrike Szeimies,
Axel Stäbler und Markus Walther ist jetzt in der 2. Auflage erschienen.
Gleich beim ersten Anfassen hat man dieses „Wow-Gefühl“. Das Buch hat fast 700 Seiten
und hat ein Format, das deutlich über DIN A4 liegt. Dadurch fühlt es sich allein schon
mächtig an. Das ist aber erst der Anfang. Der wahre „Wow-Faktor“ offenbart sich im
Inhalt. Das Buch wurde komplett neu überarbeitet, und neben dem neu überarbeiteten
klar strukturierten Inhalt fallen insbesondere sofort die zahlreichen, ausnahmslos
qualitativ extrem hochwertigen Bilder (MRT-, CT-, Röntgenbilder, Schemata und klinische
Bilder) auf. Die Autoren selbst legen großen Wert auf einen logischen Aufbau der Kapitel
und des Buchs. Diesem Anspruch werden sie gerecht und stellen für die einzelnen Regionen
entsprechend immer die Anatomie, den Normalbefund, Pathologien (in aufsteigender Schwere,
wie die Autoren selbst schreiben) und mögliche Differenzialdiagnosen dar. Die Fälle
sollen praxisrelevant und pragmatisch beschrieben sein.
Nach dem obligatorischen Kapitel zur Technik folgt ein sehr gelungenes Kapitel über
die klinische Diagnostik am Fuß. Ich wette, dass fast alle Radiologen gerade hiervon
noch zahlreiche Informationen mitnehmen können. Das Kapitel ist sehr gut mit Bildern
und Schemata bebildert. Das Wissen um diese Untersuchungstechniken kann in der Praxis
extrem hilfreich sein. Danach folgen die „radiologischen“ Kapitel zu den üblichen,
aber auch weniger üblichen Verdächtigen am Sprunggelenk und Fuß: von der OSG-Distorsion
über Plantarvenenthrombose und Knochenödem bis hin zu Normvarianten. Die Kapitel überzeugen
mich dabei durch relativ wenig Text und viele Bilder. Das Lehrbuch könnte auch als
Lehratlas bezeichnet werden.
Das Buch liegt mit einem Preis von 160 € im erwarteten Bereich. Sehr schön ist auch
der mittelweile übliche Online-Zugang, der den Käufern auch noch zur Verfügung steht.
Ich halte mich in dieser Rezension eher kurz, da ich ausnahmslos begeistert bin. Qualität,
Inhalt und Struktur dieses Buches sind auf höchstem Niveau. Die Tiefe des Inhalts
macht es für erfahrene Radiologen zu einem Buch, in dem sie ihr Wissen noch erweitern
und vertiefen können. Für Anfänger mag das Buch initial vielleicht zu umfangreich
erscheinen. Die im Buch aber immer wieder aufgeführten Normalbefunde, die man dann
mit den pathologischen Bildern vergleichen kann, sind jedoch wohl besonders für Anfänger
hilfreich. Alle Radiologen, die in Klinik oder Praxis Befunde des Sprunggelenks oder
Fußes erheben, werden einen erheblichen Nutzen von diesem Lehrbuch haben.
Kurzum gibt es von mir eine uneingeschränkte, klare Kaufempfehlung für diese Neuauflage.
Prof. Dr. Henrik Michaely, Karlsruhe
Referenz Radiologie – Gastrointestinales System
Hans-Jürgen Brambs, Markus Juchems, Stefan Andreas Schmidt, 312 Seiten, Thieme, 1.
Ausgabe, ISBN-13: 978-3132421516, 179,99 €.
In der Referenz Radiologie – Gastrointestinales System (im Weiteren RR-GS abgekürzt) werden die wichtigsten Krankheitsbilder kurz und prägnant
mit einprägsamen Bildern dargestellt. Damit beruht das Werk auf einem ähnlichen Prinzip
wie sein Vorgänger, „Gastrointestinales System“, welcher innerhalb der Pareto-Reihe
im Thieme-Verlag 2007 erschienen ist. Maximale Praxisrelevanz ist die Maxime der Autoren,
gepaart mit hoher Übersichtlichkeit und Fokussierung auf das Wesentliche. Ziel dieses
312 Seiten starken Lehrbuches ist es daher primär nicht, die Gesamtheit der Pathologien,
Differenzialdiagnosen und atypischen Befunde in der Bildgebung zu vermitteln.
Zum Vorgänger hat sich einiges geändert. Dies zeigt sich bereits äußerlich: Aus dem
kleinen, broschierten Taschenbuch in schwarz-weiß wurde ein anschauliches, großes,
fest gebundenes Lehrbuch. Darin sind die einzelnen Kapitel nun farbig unterlegt. Das
große Format bedingt eine ausgesprochene Übersichtlichkeit der Textstellen mit größerer,
angenehm lesbarer Schrift. Auch die Abbildungen werden in größerem Format präsentiert.
Dies erleichtert die Bildbetrachtung und das Auffinden der Pathologien und wirkt sich
somit positiv auf den Lerneffekt aus. Insgesamt wurde die Anzahl der Abbildungen (635
Abbildungen) um mehr als das Doppelte erweitert. Das Werk wurde auch inhaltlich überarbeitet
und erweitert: Zuvor nicht berücksichtigte, seltenere Krankheitsbilder, wie z. B.
die Peliose oder Appendagitis, finden nun ihren Platz. Neuerungen in Therapie und
Bildgebung wurden berücksichtigt, wie z. B. die Rolle der interventionellen Therapie
(TACE vs. SIRT vs. RFA) bei HCC entsprechend der Empfehlungen und der BCLC-Klassifikation.
Neu ist ebenfalls der Online-Zugriff des Buches in der Wissensplattform Thieme eRef.
Die RR-GS ist klar strukturiert. Sie enthält 8 Teile (Leber, Gallenblase und Gallenwege,
Pankreas, Gastrointestinaltrakt (allgemein), Ösophagus, Magen und Duodenum, Dünndarm
und Dickdarm). In jedem Teil werden die wichtigsten Krankheitsbilder in einzelnen
Kapiteln systematisch aufbereitet, wobei jedes Kapitel streng einer einheitlichen
Gliederung folgt: Einleitung, Epidemiologie, klinische Präsentation/Symptomatik, Methode
der Bildgebung der Wahl, pathognomonische Befunde, Befundbeschreibung, radiologische
Differenzialdiagnosen, typische Fehler, „was der zuweisende Kollege wissen muss“,
Literatur und ggf. Internetadressen zur weiteren Vertiefung. In den Textstellen wird
das medizinische Wissen auf höchstem Niveau stichpunktartig zusammengefasst. Dies
erleichtert es dem Leser im Klinikalltag erheblich, sich einen Überblick über eine
Pathologie zu verschaffen und die wirklich relevanten Charakteristiken zu verinnerlichen.
Das Risiko, wichtige Informationen zu überlesen, wird minimiert. Auch die tabellarische
Auflistung der relevanten Differenzialdiagnosen mit stichpunktartiger Darstellung
ihrer wichtigsten Charakteristiken hilft, die richtige Diagnose zu stellen. Außerdem
bilden diese tabellarischen Auflistungen einen tollen Wiederholungseffekt, sodass
sich die Quintessenz langfristig im Gedächtnis festigt.
Die primäre Zielgruppe des Lehrbuchs sind Ärzte in der Weiterbildung und Fachärzte
in der Radiologie. Als Nachschlagewerk im hektischen Klinikalltag eignet sich die
RR-GS aufgrund ihres sorgsam durchdachten Konzepts hervorragend, um sich schnell einen
Überblick zu verschaffen. Daher sollte sie in keinem Befundungsraum fehlen. Ggf. ist
jedoch ein Nachschlagen in weiterführender Literatur nötig. Die Lektüre ist auch für
Gastroenterologen und Chirurgen lohnenswert, da auch sie Schnittbilder im Klinikalltag
beurteilen müssen. Die RR-GS eignet sich insbesondere für die Facharztvorbereitung
in der Radiologie, da man durch die Lektüre in kurzer Zeit die häufigsten und wichtigsten
Krankheitsbilder kennt oder wiederholt.
Fazit
Aktueller Vorbestellpreis von 179,99 €, danach stolze 199,99 €. Schönes, sehr übersichtliches,
kurz und prägnant gefasstes Lehrbuch für die wichtigsten Krankheitsbilder. Der komprimierte,
stichpunktartige Schreibstil entspricht genau meinem Lern- und Lesetyp.
Dr. Katharina Schlumpberger, Karlsruhe
Multislice-CT
Konstantin Nikolaou, Fabian Bamberg, Andrea Laghi, Geoffrey D. Rubin, 1151 Seiten,
Springer 2019, 4. Auflage, ISBN-13: 978-3319425856, 170,99 €.
Das umfangreiche Buch gliedert sich in 8 Teile. Auf über 1100 Seiten werden Technik,
Neurologie und HNO, Thorax, Abdomen, Herz und Gefäße, Interventionen, Pädiatrie und
Verschiedenes behandelt. Dabei ist fast jedes Kapitel ein kleines Buch für sich.
Das Kapitel Technik, Teil 1, befasst sich auf 120 Seiten sehr detailliert mit Gerätetechnik
und u. a. mit Dosisoptimierung. In einem Unterkapitel wird z. B. die Dual-Energy-CT
mit vielen hilfreichen schematischen Darstellungen beschrieben. Die KM-CT wird ebenfalls
in allen Facetten beleuchtet, inkl. aller Faktoren, die das KM-Enhancement beeinflussen
können. Auch die technischen Aspekte der Perfusions-CT werden detailliert beschrieben.
Teil 2 befasst sich mit Neurologie und HNO-Bildgebung und schließt hier nahtlos an
mit den Einsatzmöglichkeiten der Perfusions-CT, beispielsweise beim Apoplex.
Beeindruckend sind die Bildbeispiele im Bereich der Hirntumordiagnostik. Das Kapitel
der neurovaskulären Bildgebung bietet u. a. Scan-Protokolle für unterschiedliche Gerätetypen.
Das Kapitel zum Schläfenbein beinhaltet eine hervorragende Darstellung der Anatomie
anhand hochauflösender CT-Aufnahmen sowie weitere sehr gute Beispiele unterschiedlicher
Pathologien. Im Abschnitt Dental-CT ragt insbesondere die Darstellung der systematischen
Herangehensweise an die Befundung heraus. Des Weiteren beeindrucken hier die Fallbeispiele,
die jeweils mit Epidemiologie, Klinik, Befundcharakteristiken und Therapie aufwarten.
Die onkologische Bildgebung bei Kopf-Hals-Tumoren bietet wieder Scan-Protokolle für
unterschiedliche Gerätetypen an.
Anhand ihrer Lokalisation werden die einzelnen Tumorentitäten beschrieben.
Hier sind entsprechend ihrer Bedeutung in diesem Bereich auch einige PET/CT-Aufnahmen
abgebildet.
Der große Teil 3, Thorax, beginnt mit interstitiellen Lungenerkrankungen, deren unterschiedliche
Formen mit passendem Bildmaterial detailliert beschrieben werden.
Im Weiteren werden die Themen Pneumonie, Atemwege, thorakale Neoplasien, Lungenembolie
und COPD ausführlich behandelt.
Der Abschnitt Lungenkrebsscreening setzt sich sehr kritisch mit dem Thema auseinander
und gibt einen Überblick über die entsprechenden Studien.
Teil 4 widmet sich auf über 160 Seiten dem Abdomen, und zwar mit Herdbefunden der
Leber, Leberzirrhose, Pankreastumoren und Pankreatitis, mit der Milz, Ösophagus und
Magen, Dünndarm, Kolon, Peritonealkarzinose, NET, Nebennieren sowie den Nieren und
ableitenden Harnwegen.
Bei den Pankreastumoren gibt es neben der systematischen Darstellung der Raumforderungen
auch 3 sehr gelungene Beispiele für Pitfalls.
Das Kapitel zu Magen und Ösophagus bietet bei der Tumordiagnostik u. a. wiederum PET/CT-Aufnahmen.
Beim Kolonkarzinom gibt es ein paar schöne Zeichnungen zum TNM-Staging. Die kurze,
sehr übersichtliche Darstellung der Peritonealkarzinose hat leider für meine Begriffe
viel zu kleine Bilddarstellungen.
Bei den NET wird gemäß dem Stellenwert wieder ein Fokus auf die PET/CT-Bildgebung
gelegt und das Konzept der Theranostik wird erläutert.
Das Kapitel zu Niere und ableitenden Harnwegen hat, verglichen mit den anderen Kapiteln,
etwas weniger Bildmaterial zu bieten.
Teil 5, Herz und Gefäße, befasst sich auf über 90 Seiten mit innovativer Technik,
jedweder vaskulärer Pathologie und auch mit der Rolle der CT im Rahmen invasiver elektrophysiologischer
Prozeduren.
Auf weiteren rund 65 Seiten werden die peripheren Arterien, das akute Aortensyndrom,
die CT-Venografie und das Aortenaneurysma bearbeitet.
Zu den peripheren Arterien gibt es wieder reichlich beeindruckende Bilder, ebenso
bei der Aortendissektion.
Im Abschnitt zum Aortenaneurysma gibt es gewisse Redundanzen, da das Aneurysma schon
beim akuten Aortensyndrom Erwähnung findet. Hier erfolgt jedoch eine detailliertere
Darstellung mit einem Fokus auf EVAR bzw. TEVAR.
In Teil 6 werden bei den Interventionen die CT-gesteuerte Biopsie und Drainage, Vertebroplastie/Kyphoplastie,
Tumorablation und Perfusions-CT für personalisierte Tumorinterventionen dargestellt.
Die Autoren des Kapitels Vertebroplastie/Kyphoplastie setzen sich sehr kritisch mit
dem Stellenwert der Methode auseinander. In den letzten beiden Kapiteln zu Tumorablation
und personalisierter Tumorintervention gibt es wieder gewisse Redundanzen bzgl. Der
einzelnen Interventionsmethoden wie TACE, SIRT, RFA etc.
Teil 7, Pädiatrie, befasst sich zunächst mit der Optimierung von Scan-Protokollen,
mit besonderem Augenmerk auf die Besonderheiten der KM-Applikation bei Kindern. Im
Weiteren werden auf 50 Seiten angeborene Herzfehler sowie Thorax- und Abdomen-Bildgebung
behandelt, mit vielen interessanten Fallbeispielen.
Der 8.Teil befasst sich mit verschiedenen Themen und beginnt mit der Notfalldiagnostik.
Hier wird auch auf den Stellenwert anderer Bildgebungsmodalitäten eingegangen, wie
Ultraschall, MRT und Röntgen.
Im Abschnitt zur muskuloskelettalen Bildgebung wird auf Trauma, Onkologie und postoperative
Befunde eingegangen, letzteres mit Beschreibung der Möglichkeiten zur Metallartefakt-Reduktion.
Im Kapitel Zufallsbefunde werden Häufigkeit und Spektrum beschrieben. Die wichtigsten
thorakalen und abdominellen Zufallsbefunde werden eingehender behandelt, einschließlich
Empfehlungen für das weitere Vorgehen. Der Autor setzt sich kritisch mit falsch positiven
Befunden und Überdiagnose auseinander sowie mit der Bewertung und Mitteilung von Nebenbefunden.
Fazit
Das monumentale Werk hat, wie eingangs erwähnt, mehr als 1100 Seiten und ist damit
ein wirklich umfassendes Werk zu neuen technischen Entwicklungen sowie klinischer
und wissenschaftlicher Anwendung der MDCT.
Die breit gefächerten Einsatzmöglichkeiten werden sehr detailliert beschrieben mit
vielen praktischen Tipps.
Zu jedem Abschnitt gibt es ausführliche Literaturangaben.
Das Buch richtet sich an CT-Radiologen bzw. werdende CT-Radiologen, die sich mit diesem
Buch zwanglos auf den neuesten Stand bringen können.
Die vielen Bildbeispiele sind fast ausnahmslos von herausragender Qualität mit eher
vernachlässigbarem Ausreißer im Kapitel Peritonealkarzinose.
Meines Erachtens ist das Buch auf jeden Fall sein Geld wert, als umfassendes technisches,
praktisches und wissenschaftliches Update von renommierten Autoren. Ich möchte es
uneingeschränkt empfehlen.
Dr. med. Pia-Elisabeth Baqué, Mainz (Photo privat)
Charité – 3. Staffel
Die dritte Staffel der Serie Charité, die im Januar in der ARD lief, widmet sich
den Mauerbau-Jahren. Kindermedizin (Ingeborg Rapoport), Gerichtsmedizin (Otto Prokop)
und Gynäkologie (Helmut Kraatz) sind die dominierenden Fächer – aber in fast jeder
Folge ruft einer der Ärzte „Einmal röntgen mit Breischluck!“, „Wo sind die Röntgenbilder?“
oder „Ohne dass die Röntgenaufnahmen vorliegen, ist jede OP ein Bildflug!“
Außerhalb des verfilmten Zeitraums erhielt Ingeborg Rapoport (1912–2017) ab 1969 an
der Charité den deutschlandweit ersten Lehrstuhl für Neonatologie und konnte mit 102
Jahren, 2015, ihre Doktorarbeit, 1938 an der Uni Hamburg eingereicht, nachholen, die
sie als Jüdin in Nazi-Deutschland nicht verteidigen durfte.
Eine weitere aktuelle Parallele findet sich durch die Folge, in der es um die Polio-Erkrankung
geht, die Anfang der 60er in Westdeutschland und Westberlin grassierte. Anders als
in der DDR, in der dagegen schon regelmäßig geimpft wurde, erkrankten viele Menschen
bis zur Einführung der Impfung. Zudem ist der Zeitraum auch historisch passend: am
13.8.21 jährt sich der Mauerbau zum 60. Mal.
Wie schon bei den vorhergehenden Staffeln ist auch diese Staffel ambitioniertes Geschichtsfernsehen,
spannend, vielschichtig und aufklärerisch.
Ergänzt wird der Sechsteiler durch eine sehenswerte Dokumentation über die Charité.
Alles in der ARD-Mediathek.
(sl)