Das DZL blickt in dieser Ausgabe auf ein außergewöhnliches Jahr zurück. Üblicherweise
berichten wir hier u. a. über die zahlreichen Veranstaltungen, die das Zentrum über
das Jahr mitgestaltet. Die weltweite Pandemie, die das Virus SARS-CoV-2 ausgelöst
hat, machte deren Durchführung jedoch teilweise unmöglich. Einige Veranstaltungen
konnten in einem neuen, digitalen Format realisiert werden. Auch das DZL konnte den
übergreifenden Austausch seiner Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und der Arbeitsgruppen
in digitalen Meetings erfolgreich fortsetzen.
Welchen Einfluss haben E-Zigaretten auf die Lunge?
Welchen Einfluss haben E-Zigaretten auf die Lunge?
Im November 2019 erhielt das DZL den international hoch renommierten Balzan-Preis
für seine bedeutende Arbeit auf dem Gebiet der Pathophysiologie der Atmung. Das Preisgeld
der Balzan-Stiftung setzt das Zentrum nun ein, um in einem neuen Projekt zu untersuchen,
wie sich E-Zigaretten-Dampf auf die Lungengesundheit auswirkt. Der interdisziplinäre
Ansatz bündelt Projekte aller fünf Standorte.
Das thematische Forschungsspektrum des Projekts „Effects of Short and Long Term Exposure
to E-Cigarette Vapour“ reicht von zellbiologischen Untersuchungen in Tiermodellen
bis hin zum Studium epidemiologischer Datenbanken. Über die Laufzeit von 3 Jahren
erwarten sich die Beteiligten wichtige Erkenntnisse, um die Risiken und Gefahren des
Konsums von E-Zigaretten besser einschätzen zu können. Das Forschungsvorhaben, für
das zusätzlich zum Preisgeld Eigenmittel des DZL ergänzt werden, beruht hauptsächlich
auf Projekten junger Wissenschaftler, die das DZL so besonders unterstützen möchte.
DZG-übergreifende Finanzierung ermöglicht Ausbau des deutschen Bronchiektasen-Registers
PROGNOSIS
DZG-übergreifende Finanzierung ermöglicht Ausbau des deutschen Bronchiektasen-Registers
PROGNOSIS
Seit dem Start von PROGNOSIS (The Prospective German Non-CF-Bronchiectasis Registry)
im Jahr 2015 konnten etwa 1500 Patienten in das deutsche Bronchiektasen-Register eingeschlossen
werden. Bisher wurde das Projekt durch das DZL sowie verschiedene Industriepartner
finanziert. Ab Januar 2021 wird durch das Deutsche Zentrum für Infektionsforschung
(DZIF) zusätzlich der Aufbau einer Biomaterialsammlung gefördert. Zusammen wollen
die zwei der sechs Deutschen Zentren für Gesundheitsforschung (DZG) nun die weitere
Erforschung dieser bisher wenig untersuchten Erkrankung vorantreiben. Eines der nächsten
Ziele des Registers ist es, eine deutschsprachige Leitlinie für Diagnostik und Management
von Non-CF-Bronchiektasen auszuarbeiten, die die Gegebenheiten und Besonderheiten
des deutschen Gesundheitssystems berücksichtigt.
DZL-Forscherin als neues EMBO-Mitglied gewählt
DZL-Forscherin als neues EMBO-Mitglied gewählt
DZL-Wissenschaftlerin Ursula Klingmüller, Professorin an der Universität Heidelberg
und Leiterin der Abteilung Systembiologie der Signaltransduktion am Deutschen Krebsforschungszentrum
(DKFZ), wurde für ihre herausragenden Forschungsleistungen zum Mitglied der European
Molecular Biology Organisation (EMBO) gewählt. Die Systembiologin untersucht dynamische
Veränderungen der Zellkommunikation und informationsverarbeitender Prozesse, die zur
Entstehung von Krebs beitragen. U. a. versucht sie zu verstehen, welche Rolle der
Transforming Growth Factor Beta (TGFβ) bei der Entstehung von Lungenkrebs spielt.
Das Ziel ihrer Forschungsarbeiten ist die Verbesserung von Krebsfrüherkennung, Patientenstratifizierung
und personalisierter Behandlung. Zu der Organisation EMBO zählen derzeit mehr als
1800 der besten Wissenschaftler weltweit, die jedes Jahr neue Mitglieder nominieren
und wählen.
Zwei weitere DZL-Forscher zur Leopoldina berufen
Zwei weitere DZL-Forscher zur Leopoldina berufen
Mit Martina Muckenthaler und Uwe Haberkorn vom DZL-Standort TLRC wurden eine weitere
Forscherin und ein weiterer Forscher des DZL in die Nationale Akademie der Wissenschaften
Leopoldina gewählt. Martina Muckenthaler ist Professorin für Molekulare Medizin an
der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg sowie Gruppenleiterin der Molecular Medicine
Partnership Unit (MMPU) der Universität Heidelberg und des Europäischen Molekularbiologie
Labors (EMBL). Muckenthaler erforscht im DZL mit ihrem Team die molekularen Mechanismen,
die dazu führen, dass sich Eisen in der Lunge ablagert, und wie sich das auf die Entstehung
von Lungenerkrankungen auswirkt. Professor Uwe Haberkorn erforscht, wie radioaktive
Moleküle eingesetzt werden können, um bösartige Tumore wie Lungenkrebs besser zu erkennen
und zu behandeln. Er leitet die Abteilung Nuklearmedizin am Universitätsklinikum Heidelberg
und die klinische Kooperationseinheit Nuklearmedizin am Deutsche Krebsforschungszentrum
(DKFZ) Heidelberg. Die Leopoldina vertritt die deutsche Wissenschaft im Ausland und
berät Politik und Öffentlichkeit. Auch im Rahmen der Corona-Krise waren die Stellungnahmen
der Leopoldina eine wichtige Grundlage für politische Maßnahmen. Die Wahl zum Mitglied
ist eine Auszeichnung für bedeutende wissenschaftliche Leistungen.
Innovationstransfer-Preis für die Lippenbremse
Innovationstransfer-Preis für die Lippenbremse
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des DZL entwickelten gemeinsam mit dem Beatmungsgerätehersteller
FLO-Medizintechnik ein Gerät, dass die Atemtechnik der „Lippenbremse“ simuliert. Diese
Technik verbessert bei Patientinnen und Patienten mit fortgeschrittener COPD eine
drohende Überblähung der Lunge. Bisher konnte dieses Verfahren nur manuell im Wachzustand
von den Erkrankten angewandt werden, während die notwendige nächtliche Beatmung mit
herkömmlichen Verfahren eine Überblähung wieder verstärkte. Die Werner-Petersen-Stiftung
verlieh den Entwicklern nun im Beisein des schleswig-holsteinischen Wissenschaftsministers
Dr. Bernd Buchholz einen von zwei Innovationstransfer-Preisen. Das Preisgeld in Höhe
von 20 000 € teilen sich die Borsteler Forschenden mit FLO-Medizintechnik aus Melle.
Zurzeit untersuchen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler das neue Gerät in
einer durch das DZL geförderten Studie systematisch. Vielversprechende erste Ergebnisse
zeigen, dass Belastbarkeit und Mobilität bereits nach kurzfristiger Behandlung der
Patienten zunehmen können.
Rudolf-Pichlmayr-Preis geht an DZL-Forscher
Rudolf-Pichlmayr-Preis geht an DZL-Forscher
DZL-Wissenschaftler PD Dr. Nikolaus Kneidinger, Leiter der Abteilung Lungentransplantation
und Interstitielle Lungenerkrankungen am Klinikum der Universität München, erhielt
im Rahmen der jährlichen Tagung der Deutschen Transplantationsgesellschaft (DTG) den
Rudolf-Pichlmayr-Preis. Der Preis wird alljährlich auf der Jahrestagung der DTG für
hervorragende Leistungen auf dem Gebiet der Transplantationsmedizin vergeben. Die
Preissumme beträgt 10 000 € und wird von der Firma Biotest AG gestiftet.
Förderung für tierversuchsfreie Forschung
Förderung für tierversuchsfreie Forschung
Wie lässt sich die Entstehung von Lungenkrankheiten in alternden Zellen nachvollziehen
– ohne auf Tierversuche zurückgreifen zu müssen? Für dieses zukunftsweisende Projekt
hat Mareike Lehmann eine Förderung in Höhe von 240 000 € vom Deutschen Zentrum für
Risikobewertung (BfR) bekommen, die explizit Projekte fördern, die Tierversuche minimieren.
Lehmann, Mitglied der Arbeitsgruppe um DZL-Wissenschaftlerin Prof. Dr. Dr. Melanie
Königshoff, will dazu aus verschiedenen Proben von menschlichem Lungengewebe (Precision
Cut Lung Slices) ein Modell der alternden, menschlichen Lunge erstellen. Dazu bestrahlt
sie das Lungengewebe und leitet so einen künstlichen Alterungsprozess ein (zelluläre
Seneszenz). Diese außerhalb des Körpers gealterten Lungenzellen können dann in Echtzeit
auf molekulare Prozesse der zellulären Alterung, charakteristische Veränderungen bei
chronischen Lungenerkrankungen wie z. B. Vernarbung des Lungengewebes oder Zerstörung
der Alveolarzellen getestet werden.
DZL-Forscher veröffentlicht Fachbuch zur Aerosolforschung
DZL-Forscher veröffentlicht Fachbuch zur Aerosolforschung
Dr. Otmar Schmid, Gruppenleiter am DZL-Standort CPC-M, hat ein neues wissenschaftliches
Lehrbuch veröffentlicht. „Aerosols and the Human Lung – An Introduction“, erschienen
bei World Scientific, richtet sich an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die
auf dem weitreichenden Gebiet der Aerosolforschung wie auch der verwandten Gebiete
der Atemwegsmedizin und der Umweltgesundheit arbeiten. Es bietet einen umfassenden
Überblick über die Aerosolforschung, mit Fokus auf der Inhalation von Partikeln und
deren Wirkung vor allem auf die menschliche Lunge.
Viertes DZG-Magazin erschienen
Viertes DZG-Magazin erschienen
Im Oktober 2020 erschien die vierte Ausgabe des gemeinsamen Magazins der Deutschen
Zentren für Gesundheitsforschung (DZG) „SYNERGIE“. Unter dem Titel „Beschwerden lindern
– Krankheiten bekämpfen“ informiert das Journal als Abschluss einer thematischen Trilogie
(Prävention/Diagnose/Therapie) über Beispiele erfolgreicher Anwendungen der translationalen
Forschung in der Behandlung der großen Volkskrankheiten. Das DZL berichtet in der
aktuellen Ausgabe über die Entwicklung von Therapien gegen Mukoviszidose. Das Magazin
kann kostenfrei abonniert werden und steht auch online unter www.dzg-magazin.de zur Verfügung.
DZL-Posterpreise 2020
In unseren letzten Mitteilungsseiten präsentierten wir bereits einige Projekte der
Posterpreisgewinner des Jahrestreffens 2020. In dieser Ausgabe stellen wir vier weitere
Poster aus dieser Reihe vor.
Interstitielle (Diffuse parenchymatöse) Lungenerkrankung: Meshal Ansari (CPC-M) „Predictive
protein biomarker signatures and the corresponding transcriptional cell state changes
in human lung fibrosis“
In dieser Studie wurden die Befunde transkriptomischer Analysen auf Einzelzellebene
und proteomischer Analysen auf BAL- und Plasma-Proben genutzt, um die Lungenfunktion
von Patienten mit Idiopatischer Lungenfibrose mithilfe des Maschinellen Lernens erfolgreich
vorherzusagen. Die beteiligten Forscher verfolgen mit ihren Arbeiten das Ziel, genomische
und proteomische Daten für automatisierte Werkzeuge zur klinischen Entscheidungsfindung
und Medikationsüberprüfung zu nutzen.
Lungenhochdruck (Pulmonale Hypertonie): Friederike Häfner (CPC-M) „MRI-based measurements
of Pulmonary Arterial Flow – a new tool for the detection of impaired lung perfusion
in preterm infants with Bronchopulmonary Dysplasia“
Bronchopulmonale Dysplasie (BPD) birgt ein erhebliches Risiko für die Entwicklung
einer Pulmonalen Hypertonie (PH). Im Rahmen der AIRR-Studie wurden mithilfe der MRT
Änderungen des pulmonalen arteriellen (PA-)Flusses zum Zeitpunkt einer BPD-Diagnose
bei Frühgeborenen gemessen. Erste Analysen zeigten außerdem eine Korrelation mit dem
Bedarf an Sauerstoffergänzung und mechanischer Beatmung. Durch Analysen des Blutplasmas
der untersuchten Säuglinge konnten außerdem verschiedene Biomarker identifiziert werden.
Die Auswertung eines Lungen-MRT-Scores einer Subgruppe weist zudem auf einen möglichen
vaskulären Phänotyp der Krankheit hin.
Lungenerkrankungen im Endstadium: Mariel Nöhre (BREATH) „The Transplant Evaluation
Rating Scale (TERS): Psychosocial functioning and its correlates in 390 lung transplantation
candidates“
Die Studie beschäftigt sich mit der psychosozialen Evaluation von Patienten vor Lungentransplantation.
Ziel der Untersuchungen ist es, den Einfluss verschiedener psychosozialer Risikofaktoren
auf das körperliche, aber auch seelische Befinden nach Transplantation zu erheben
und anhand dieser Ergebnisse die Evaluation vor Transplantation und die Instrumente,
die dafür verwendet werden, anzupassen und zu verbessern.
Lungenerkrankungen im Endstadium: Anne Höfer (BREATH) „Multiplex Immunohistochemistry
as a new tool to analyze cell composition of ILDs“
Dieses Projekt zielt darauf ab, morphologische Veränderungen und die Beteiligung von
Entzündungszellen der Lunge bei Interstitiellen Lungenerkrankungen (ILD) durch OPAL-Multiplex-Immunohistochemie
zu charakterisieren. Die Forscher identifizierten frühe entzündliche und fibrotische
Muster. Die Erkenntnisse könnten die Grundlage für therapeutische Maßnahmen liefern.