Die Gesundheitsgefahren durch den Tabakkonsum erfordern stärkere Anstrengungen zur
               Prävention und Behandlung der Tabakabhängigkeit. In mehreren kürzlich veröffentlichten
               Publikationen wurden E-Zigaretten und Tabakerhitzer zur Tabakentwöhnung im Sinne von
               harm-reduction empfohlen [1]
               [2]. Die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) folgt dieser
               Empfehlung wegen potenzieller Gesundheitsgefahren und Gefährdungen Jugendlicher nicht
               [3]. Sie stützt sich dabei besonders auf aktuelle Analysen und Stellungnahmen nationaler
               und internationaler pneumologischer sowie kinder- und jugendpsychiatrischer wissenschaftlicher
               Fachgesellschaften [4]
               [5]
               [6]
               [7].
            Das Aerosol von E-Zigaretten enthält toxische Inhaltsstoffe, die nachweislich schädigend
               auf die Lunge, das Herz-Kreislauf-System und Immunsystem wirken. Dies belegen eine
               Vielzahl von unabhängigen klinischen und experimentellen Untersuchungen. Es fehlen
               aber Untersuchungen über die Langzeitfolgen auf den menschlichen Organismus. Daher
               ist zurzeit unklar, ob der dauerhafte Konsum der E-Zigarette sicherer ist als der
               von Tabakprodukten. Auch bei Tabakerhitzern werden toxische und karzinogene Substanzen
               inhaliert. Das Schadenspotenzial ist durch unabhängige Studien ebenfalls nicht ausreichend
               untersucht.
            Untersuchungen zu E-Zigaretten als Mittel in der Tabakentwöhnung sind wenig überzeugend,
               um E-Zigaretten gegenüber den langjährig erprobten und etablierten Nikotinersatzpräparaten
               (NRT) oder anderen Medikamenten, die das Rauchverlangen reduzieren, zu bevorzugen.
               Wegen der geringen Anzahl der verfügbaren Studien, ihrer begrenzten Qualität und der
               widersprüchlichen Resultate sind weitere Untersuchungen notwendig. Zwar zeigen mehrere
               randomisiert-kontrollierte Studien einen leichten Vorteil der E-Zigarette gegenüber
               NRT [8]. In epidemiologischen Longitudinalstudien, die ausstiegswillige Raucher über einen
               längeren Zeitraum verfolgen, sind E-Zigaretten aber nicht überlegen, sondern unterlegen
               [9].
            Die Mehrzahl der E-Zigaretten-Nutzer beendet den Zigarettenkonsum nicht, sondern konsumiert
               beides parallel (dual use). Entwöhnungswilligen Rauchern sollte daher immer eine verhaltens-therapeutisch
               basierte Entwöhnungstherapie angeboten werden. Wenn starke Raucher im Einzelfall die
               E-Zigarette anstelle von NRT präferieren, sollte immer eine begleitende verhaltenstherapeutische
               Beratung erfolgen und die E-Zigarette zeitlich nur begrenzt eingesetzt werden.
            Die Tabakindustrie versucht, E-Zigaretten und Tabakerhitzer als Alternative zum Zigarettenkonsum
               zu vermarkten. Dabei wird aber keinesfalls spezifisch die Gruppe der stark abhängigen
               Raucher mit dem Ziel der harm-reduction beworben. Die Werbung zielt besonders auf
               Jugendliche und junge Erwachsene mit der Folge, dass der E-Zigaretten-Konsum vor allem
               in den jüngeren Altersgruppen ansteigt. Die E-Zigarette hat das Potenzial zur Einstiegsdroge
               zum Zigarettenkonsum (Gateway-Effekt), worauf neuere Untersuchungen hinweisen [7]
               [10]. Die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) verweist in
               diesem Kontext ausdrücklich auf die Stellungnahme der Suchtkommission der deutschen
               kinder- und jugendpsychiatrischen Verbände und wissenschaftlichen Fachgesellschaft
               [7]. Das Ziel der harm-reduction kann nicht realisiert werden, wenn neue Käuferschichten
               nikotinabhängig gemacht und wenn Raucher in der Nikotinabhängigkeit gehalten werden
               [11].
            Aufgrund der ungeklärten langfristigen Gesundheitsgefahren und wegen des Risikos,
               durch die Zunahme des E-Zigaretten-Konsums die Tabakprävention zu gefährden, spricht
               sich die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) dagegen
               aus, E-Zigaretten und Tabakerhitzer zur Tabakentwöhnung zu propagieren. Insbesondere
               in der aktuellen Pandemiesituation ist es bedenkenswert, dass nicht nur Raucher, sondern
               auch E-Zigaretten-Raucher häufiger an COVID-19 erkranken [12].
          
         
         
            Anmerkung
            
            In der ursprünglichen Fassung dieser Ad-Hoc-Stellungnahme wurde noch eine weitere
               Quelle zitiert, deren Co-Autorin sich jedoch von der Bewertung durch die DGP falsch
               verstanden sieht, weshalb auf die weitere Nennung verzichtet wird.