Phlebologie 2021; 50(01): 6
DOI: 10.1055/a-1336-1701
Literatur weltweit

Angeborene Kollateralen zwischen femoropoplitealen und tiefen femoralen Venen

Kim ET. et al.
CT Angiographic Evaluation of Congenital Anastomoses between Femoropopliteal Vein and Deep Femoral Vein: Types and Incidence.

J Vasc Interv Radiol 2020;
31: 265-269
 

    Koreanische Radiologen beurteilten angeborene Kollateralgefäße zwischen femoropoplitealen Venen und tiefen femoralen Venen mithilfe der CT-Venografie.


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    Die Studienautoren analysierten CT-Venografien, die im Jahr 2016 durchgeführt worden waren. Aus einer Gruppe von 294 Patientinnen und Patienten wurden schließlich die CT-Scans von 488 Gliedmaßen von 244 Personen retrospektiv durch 2 erfahrene Radiologen evaluiert. Die Patientengruppe bestand aus 139 Frauen und 105 Männern im medianen Alter von 61 (18–96) Jahren. Bestimmt wurden Vorhandensein oder Fehlen von Kollateralgefäßen (> 3 mm Durchmesser), die eine femoropopliteale Vene mit einer tiefen femoralen Vene verbanden. Die venösen Kollateralen wurden anhand ihrer Position und ihres Verlaufs klassifiziert. Für jedes venöses System wurde der Umfang des kollateralen Systems mit dem der V. femoralis verglichen. Das venöse System wurde in 3 Gruppen unterteilt: ähnlicher Durchmesser (80–120 %) wie der der femoropoplitealen Venen, kleinerer Durchmesser unter 80 % der femoropoplitealen Vene und größerer Durchmesser und mehr als 120 % im Vergleich zur femoropoplitealen Vene.

    Die Auswertung der CT-Scans ergab in 45 Gliedmaßen von 32 Patientinnen und Patienten (13,5 %) Kollateralgefäße zwischen femoropoplitealen Venen und tiefen femoralen Venen. Bei keinem Patienten gab es Hinweise auf eine vaskuläre Malformation in der Anamnese.

    Bei diesen 32 Patientinnen und Patienten (13 %) wurden 2 Arten von Kollateralgefäßen identifiziert: eine persistierende Ischiasvene (PSV) in 24 Gliedmaßen von 15 Patientinnen und Patienten (6 %), die mit der V. poplitea in der Kniekehle anastomisierte, posterior zum Musculus adductor magnus verlief und in der tiefen femoralen Vene endete. Bei 22 Gliedmaßen von 19 Patienten (8 %) wurde ein retrofemoraler Kanal (RFC) identifiziert. Dieser RFC anastomisierte mit der Oberschenkelvene in Höhe des Hiatus adductorius, verlief hinter dem Femurschaft und endete dann in der tiefe Oberschenkelvene. Die Durchmesser von PSVs und RFCs reichten von 3–6 mm. Bei 50 % (12 von 24) der Gliedmaßen waren die PSVs ähnlich groß oder größer als benachbarte femoropopliteale Venen. Bei den RFCs waren in 5 von 22 (22 %) der Gliedmaßen die Durchmesser ähnlich groß oder größer als die der benachbarten femoropoplitealen Venen.

    Fazit

    Angeborene Kollateralgefäße zwischen femoropoplitealen Venen und tiefen femoralen Venen sind keine seltene Abweichung. Nach Meinung der Autoren könnten diese Gefäße eine wichtige Rolle bei der kollateralen venösen Drainage der unteren Extremitäten spielen.

    Richard Kessing, Zeiskam


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    Publication History

    Article published online:
    17 February 2021

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