Zeitschrift für Orthomolekulare Medizin 2021; 19(03): 1
DOI: 10.1055/a-1398-1155
Editorial

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

wie beim Klima ist es in Sachen Diabetesbekämpfung bereits 5 nach 12. Auf der Welt verliert alle 20 Sekunden ein Diabetiker eine untere Extremität (z. B. Zeh, Fuß) durch Amputation. Von den mittlerweile 463 Mio. Betroffenen weltweit leben bis zu 60 Mio. in Europa, darunter etwa 10 Mio. Diabetiker in Deutschland. Trotz kostenintensiver Kampagnen steigt die Neuerkrankungsrate an Diabetes mellitus kontinuierlich. Im Vergleich zum Jahr 2017 ist hierzulande die Diabetesprävalenz im Jahr 2019 sogar um 25 % gestiegen. Die Betroffenen haben ein um bis zu 3-fach erhöhtes Risiko, vorzeitig zu versterben und eine um mind. 6 Jahre kürzere Lebenserwartung. Die schlummernde Dunkelziffer an Prädiabetikern verschärft dieses Szenario zusätzlich.

Vor 40 Jahren betonte bereits Prof. Dr. med. Ernst Mutschler in seinen Vorlesungen an der Universität Frankfurt am Main, dass etwa 80 % aller Typ-2-Diabetiker erfolgreich behandelt werden könnten mit diätetischen Maßnahmen und regelmäßiger körperlichen Aktivität ohne pharmakotherapeutische Intervention. Man fragt sich, wann die im Jahre 2020 endlich verabschiedete Nationale Diabetes-Strategie in nachhaltige und effiziente Maßnahmen in der Praxis umgesetzt wird. Die für das Jahr 2040 prognostizierte weltweite Ausbreitung des Diabetes ist mit 650 Mio. Betroffenen mind. so bedrohlich wie die aktuelle Corona-Pandemie.

Obwohl es in der internationalen Wissenschaft zahlreiche Belege dafür gibt, dass eine inadäquate Versorgung mit essenziellen Nährstoffen, wie Vitamin B12, Magnesium, Vitamin D oder maritimen Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA, einen bedeutsamen Risikofaktor bei der Entstehung von chronischen Erkrankungen – insb. diabetischen Angiopathien – darstellt, wird in Deutschland das darin schlummernde präventive und therapeutische Potenzial vonseiten der Diabetologie komplett ignoriert. Man stellt sich zudem die Frage, warum die seit Jahren vorliegenden Studienergebnisse und der damit assoziierte hohe finanzielle Aufwand zu keinem größeren Ergebnis geführt haben als zum Ratschlag, fünfmal am Tag Gemüse und Obst zu essen.

Die vorliegende Ausgabe der OM ist daher dem Thema Diabetes mellitus gewidmet. Aktuelle Fachbeiträge zur Entstehung von diabetischen Angiopathien, COVID-19 und Diabetes, Metformin als Nährstoff-Räuber oder Zink und Diabetes runden diese Ausgabe ab.

Dank der tatkräftigen Hilfe unserer Autor*innen können wir Ihnen erneut ein spannendes Heft präsentieren, das hoffentlich Ihren Geschmack trifft. Viel Spaß beim Vermehren der gewonnenen Erkenntnisse.

Apotheker Uwe Gröber & Dr. med. Hans-Peter Friedrichsen



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Article published online:
07 October 2021

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