Evers C.
et al.
Pain chronifiction and the important role of non-disease-specific ymptoms in patients
with systemic sclerosis.
Arthritis Res Ther 2021;
23: 34
In die Studie wurden SSc-Patienten eines Zentrums in Zürich eingeschlossen, die jährlich
an Kontrolluntersuchungen teilnahmen. Sie wurden zu ihren Schmerzen, ihrem allgemeinen
Wohlbefinden, aber auch zu Symptomen von Depressionen befragt. Alle Patienten waren
im EUSTAR (European Scleroderma Trials and Research) Register erfasst. Patienten,
die zusätzlich an einer rheumatoiden Arthritis litten, wurden ausgeschlossen.
Um die Schmerzen der Patienten zu erfassen, nutzen die Wissenschaftler das Mainzer
Schmerz-Staging-System (MPSS), das u. a. Intensität, Lokalisation, Behandlung und
Chronifizierung abfragt. Zur Prüfung des allgemeinen (gesundheitlichen) Wohlbefindens
wurde der Marburger Fragebogen zum habituellen Gesundheitszustand (MFHW) eingesetzt.
Symptome von Angst und Depression wurden mittels der Hospital Anxiety and Depression
Scale (HADS) abgefragt. Die Patienten wurden bei der Auswertung in drei Gruppen eingeteilt:
-
Solche, die die ACR 1980 und ACR/EULAR 2013 Klassifikationskriterien für SSc erfüllten
(Gruppe „established“).
-
Solche, die nur die ACR/EULAR 2013 Klassifikationskriterien für SSc erfüllten (Gruppe
„mild“).
-
Solche, die keine der Kriterien erfüllten, die Diagnose aber von einem erfahrenen
Arzt erhalten hatten (Gruppe „very early“).
Insgesamt wurden 118 Patienten in die Auswertung einbezogen. 104 von 118 Patienten
(88,1%) waren weiblich. Das mittlere Alter lag bei 57 Jahren (±13,7). 55,1% wurden
der Gruppe „established“ litten 47,7% an diffuser SSc, in der Gruppe „mild“ waren
nur Patienten mit limitiert kutaner SSc. Digitale Ulcera, Gelenkkontrakturen und subkutane
Calcinosis kamen bei Patienten in der Gruppe „established“ signifikant häufiger vor,
als in der Gruppe „mild“. In der Gruppe „very early“ kamen keine digitalen Ulcera
und keine Calcinosis cutis vor.
Die mediane Schmerzintensität innerhalb der letzten vier Wochen bei allen Patienten
lag bei 4/10 auf einer numerischen Ratingskala. Hinsichtlich der Schmerz-Chronifizierung
befanden sich 34,8% im Stadium I nach der MPSS, 45,2% im Stadium II und 20,0% im Stadium
III. Die häufigsten Schmerzlokalisationen waren die Hände und der untere Rücken.
Kreuzschmerzen als Hauptschmerzmanifestation waren bei Patienten mit sehr früher SSc
signifikant häufiger als in den Gruppen „mild“ und „established“ (62,5 vs. 41,4 vs.
29,2%; p=0,01); diese Patienten hatten auch schlechtere HADS- und MFHW-Scores.
In der Analyse zeigte sich keine signifikante Korrelation zwischen dem Chronifizierungsgrad
der Schmerzen und der Krankheitsschwere. Bei Patienten mit Kreuzschmerzen war eine
fortgeschrittene Chronifizierung signifikant häufiger (p=0,024). Höhere Chronifizierungsgrade
waren auch signifikant mit höheren HADS-Scores (p<0,0001), vermindertem Wohlbefinden
und einem höherem Analgetika-Verbrauch assoziiert.
Die vorliegende Studie zeigt, dass auch nicht-krankheitsspezifische Symptome wie Kreuzschmerzen
bei SSc-Patienten berücksichtigt werden müssen – insbesondere im frühen Krankheitsstadium.
Kreuzschmerzen waren in der Studie besonders bei Patienten im frühen Stadium häufig
und gingen mit einem höheren Grad der Schmerzchronifizierung und psychischen Beschwerden
einher. Um einer Chronifizierung von Schmerzen entgegenzuwirken und die Lebensqualität
von Patienten zu verbessern, sollten bei der Behandlung von SSc-Patienten auch nicht-krankheitsspezifische
Beschwerden berücksichtigt werden.
Marisa Kurz M. Sc. B. A. München