Simonsen AB.
et al.
Increased occurrence of hand eczema in young children following the Danish hand hygiene
recommendations during the COVID-19 pandemic.
Contact Dermatitis 2021;
84: 144-152
DOI:
10.1111/cod.13727
Während des ersten Corona-bedingten Lockdowns schlossen in Dänemark auch alle Kindertagesstätten,
berichten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Die Wiedereröffnung im April
2020 erfolgte unter strengen Auflagen bezüglich der Handhygiene: Die Kinder mussten
bei der Ankunft in der Einrichtung, vor und nach den Mahlzeiten, nach dem Toilettenbesuch,
nach dem Husten/Niesen in die Hand sowie bei offensichtlichen Verschmutzungen ihre
Hände für 45–60 Sekunden mit Wasser und Seife waschen. Insgesamt sahen die Hygienepläne
ein Händewaschen mindestens alle 2 Stunden vor. Um die Inzidenz und Punktprävalenz
von Handekzemen im Kindesalter nach der Wiedereröffnung der Betreuungseinrichtungen
erfassen zu können, entwickelte das Forscherteam einen Fragebogen, welcher über die
Einrichtungen an die Eltern der betreuten Kinder weitergeleitet wurde. In diesem Fragebogen
erfasste das Team u. a. die Häufigkeit des Händewaschens vor und während der Pandemie,
vorbestehende Hauterkrankungen (trockene Haut, atopische Dermatitis, Ekzeme) sowie
neu aufgetretene bzw. eine Verschlechterung vorbestehender Hauterkrankungen.
Ergebnisse
Insgesamt kontaktierten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler 1667 Kindertagesstätten.
Das Studienkollektiv bildeten 6858 Kinder im Alter zwischen 0 und 7 Jahren, deren
Eltern den Fragebogen vollständig beantwortet hatten. 42,7 % der Kinder hatten laut
ihrer Eltern trockene Haut und 19,9 % litten an einer atopischen Dermatitis. 63,5 %
der Eltern berichteten, dass ihr Kind nach der Rückkehr in die Betreuungseinrichtung
trockene Haut an den Händen entwickelt hatte, wobei diesbezüglich ein signifikanter
Zusammenhang mit der atopischen Dermatitis (adjustierte Odds Ratio 1,47; 95 %-KI 1,29–1,68)
sowie mit dem weiblichen Geschlecht (adjustierte Odds Ratio 1,32; 95 %-KI 1,19–1,47)
bestand. Vor der Wiedereröffnung der Kindertagesstätten litten 12,1 % der Kinder an
Handekzemen: 7,0 % hatten bereits vor dem Lockdown entsprechende Manifestationen und
weitere 5,1 % entwickelten diese während des Lockdowns. Die Prävalenz der Handekzeme
stieg nach der Wiedereröffnung der Einrichtungen in Folge der strengen Handhygieneregeln
signifikant auf 38,3 % an. 87,9 % der Eltern gaben an, dass ihr Kind vor der Wiedereröffnung
keine Handekzeme aufwies. 28,6 % dieser Kinder entwickelten jedoch nach dem Wiederbesuch
der Einrichtungen Handekzeme. In 51 % der Fälle traten die Veränderungen dabei innerhalb
der ersten 3 Tage auf. Als signifikante Risikofaktoren für ein Handekzem bei Kindern
ohne Ekzemanamnese identifizierte das Forscherteam die atopische Dermatitis, das weibliche
Geschlecht, das höhere Alter sowie die Häufigkeit des Händewaschens.
Die Intensivierung der Handhygiene in Kindertagesstätten im Rahmen der COVID-19-Pandemie,
so die Autorinnen und Autoren, hat bei den dort betreuten Kindern zu einem rapiden
und starken Anstieg der Handekzeminzidenz geführt. Sie bedauern, dass es versäumt
wurde, begleitend zu den Hygienestrategien prophylaktische Hautpflegemaßnahmen wie
bspw. das Eincremen nach dem Händewaschen zu implementieren. Hiermit hätte vermutlich
zahlreichen Kindern die Ekzemerkrankung erspart werden können.
Dr. med. Judith Lorenz, Künzell