Marston NA.
et al.
The Effect of PCSK9 (Proprotein Convertase Subtilisin/Kexin Type 9) Inhibition on
the Risk of Venous Thromboembolism.
Circulation 2020;
141: 1600-1607
Die Autoren um Marston aus Boston untersuchten in ihrer Arbeit den Effekt einer Hemmung
der Proprotein-Convertase-Subtilisin/Kexin Typ 9 (PCSK 9) auf das VTE-Risiko; ferner
untersuchten sie mögliche Mechanismen und die Effektivität der Inhibition in Subgruppen
mit klinisch und genetisch definiertem Risiko. Dafür führten sie eine Post-hoc-Analyse
des FOURIER-Trials durch, der untersucht hatte, ob Evolocumab das Risiko von VTE-Ereignissen
reduziert. Ferner wurden Daten des FOURIER und ODYSSEY OUTCOMES in Metaanalysen untersucht,
um den Klasseneffekt einer PCSK9-Hemmung auf das Risiko von VTE zu untersuchen. Außerdem
untersuchten die Autoren Lipid-Ausgangswerte, um mögliche Mechanismen der VTE-Reduktion
durch Evolocumab aufzuzeigen. Zudem wurde eine explorative genetische Analyse durchgeführt.
Ergebnisse
Im FOURIER lag die Hazard-Ratio (HR) für die VTE mit Evolocumab bei 0,71, es zeigte
sich kein Effekt im ersten Jahr (HR: 0,96; 95 %-KI 0,57–1,62), jedoch eine Reduktion
um 46 % nach einem Jahr (HR: 0,54; 95 %-KI 0,33–0,88; p = 0,014). Die Metaanalyse
des FOURIER und ODYSSEA OUTCOMES zeigte eine relative Risikoreduktion um 31 % bei
der VTE durch die Hemmung der PCSK9 (HR: 0,69; 95 %-KI 0,53–0,90; p = 0,007). Zwischen
dem Ausgangswert des LDL und der Größe des VTE-Risikos gab es keine Beziehung. Patienten
mit höheren Ausgangswerten des Lipoprotein-A-Levels hatten dagegen unter Evolocumab
geringere Spiegel und ein geringes Risiko der VTE. Modelliert als kontinuierliche
Variable zeigte sich eine signifikante Interaktion zwischen dem Lp(a)-Ausgangswert
und der Größe der VTE-Risikoreduktion. Ein polygenetischer Risiko-Score identifizierte
Patienten, die ein mehr als 2-fach erhöhtes Risiko für eine VTE hatten und die eine
größere relative und absolute Risikoreduktion im Vergleich zu Patienten ohne hohes
genetisches Risiko hatten.
Die Hemmung der PCSK9 reduzierte signifikant VTE-Ereignisse. Die Assoziation zwischen
dem Grad der Lp(a)-Senkung und der Größe der VTE-Reduktion legt die Vermutung nahe,
dass Lp(a) ein Mediator dieses Effekts ist. Die Autoren schließen, dass dieser Befund
aufgrund der aktuell laufenden Entwicklung von potenten Lp(a)-Inhibitoren von besonderem
Interesse ist. Die Autoren nennen als eine wesentliche Limitation ihrer Studie unter
anderem, dass die VTE kein vorher definierter Endpunkt des FOURIER-Trials und ihre
Inzidenz gering war.
MOR Dr. med. Benedikt Lampl, Regensburg