Munker D.
et al.
Dynamics of SARS-CoV-2 shedding in the respiratory tract depends on the severity of
disease in COVID-19 patients.
Eur Respir J 2021; 2002724
DOI:
10.1183/13993003.02724-2020
Dieter Munker vom Comprehensive Pneumology Center der Ludwig-Maximilians-Universität
in München et al. analysierten retrospektiv zu verschiedenen Zeitpunkten entnommene
Proben aus Nasopharynx, Sputum und – bei mechanisch beatmeten Patienten – Trachea
von 92 erwachsenen Patienten mit SARS-CoV-2-Infektion und COVID-19-Diagnose. Die Patienten
waren zwischen 29. Februar und 17. März 2020 stationär aufgenommen worden, 7 bereits
intubiert, die übrigen 85 atmeten bei Aufnahme spontan und hatten damit per Definition
zunächst einen nicht-schweren Verlauf, benötigten aber Sauerstoff. Bei allen Patienten
war die Diagnose der symptomatischen Patienten mit einem PCR-Test in Atemwegsproben
bestätigt worden. Im Verlauf wurde das Virus-Shedding über Echtzeit-PCR-Tests auf
die SARS-CoV-2-RNA bestimmt. Insgesamt werteten die Wissenschaftler 473 Proben aus
den Atemwegen aus.
Ergebnisse
Von den 85 bei stationärer Aufnahme noch nicht mechanisch beatmeten Patienten entwickelten
34 Patienten einen schweren Verlauf, sodass insgesamt 41 Patienten der Kohorte schwer
erkrankten. Bei 20 der übrigen 51 Patienten wurde der Verlauf als moderat eingestuft.
Das mediane Alter lag bei 62 Jahren, und viele Patienten wiesen mehr als eine Komorbidität
auf, so 49 % eine arterielle Hypertonie und 17 % einen Diabetes mellitus.
Das virale Shedding in nasopharyngealen Abstrichen zeigte zu Beginn keinen signifikanten
Unterschied zwischen der Gruppe der schwer Erkrankten und den übrigen Patienten. Erst
in Woche 2 war das virale Shedding bei den schwer Erkrankten signifikant gegenüber
den übrigen Patienten erhöht: Bei den nicht schwer Erkrankten nahm das Shedding bereits
in der zweiten Woche deutlich ab, bei den schwere Erkrankten erst ab Woche 3. Als
Biomarker zeigten C-reaktives Protein (CRP), Interleukin 6 (IL-6) und Procalcitonin
(PCT), dass die inflammatorische Antwort bei den schwer erkrankten Patienten noch
über die verzögerte Reduktion der Virus-Freisetzung hinaus verlängert war.
47,8 % der Patienten hatten ein langes Virus-Shedding von mehr als 17 Tagen, wobei
dies signifikant häufiger bei Patienten mit schwerem Verlauf beobachtet wurde als
bei den übrigen Patienten.
Die Autoren stellten fest, dass das frühe Virus-Shedding keine klare Prädiktion des
Verlaufs bei stationär aufgenommenen Patienten mit COVID-19 zulässt. Schwere Verläufe
sind mit einer verzögerten Reduktion der Virusfreisetzung in Woche 2, einer längeren
inflammatorischen Immunantwort mit einem Gipfel in der zweiten bis dritten Woche und
einem erhöhten Risiko für ein verlängertes Virus-Shedding assoziiert. Die Autoren
regen an, individuelle Faktoren für diese Phänomene näher zu untersuchen.
Friederike Klein, München