Marzano AV.
et al.
The clinical spectrum of COVID-19-associated cutaneous manifestations: An Italian
multicenter study of 200 adult patients.
J Am Acad Dermatol 2021;
84: 1356-1363
DOI:
10.1016/j.jaad.2021.01.023
Eine Studie aus Italien fokussierte die klinischen Charakteristika von COVID-19-assoziierten
Hautmanifestationen sowie den Zusammenhang der verschiedenen Hauptphänotypen zu systemischen
Befunden. Zuvor wurden bereits folgende 6 Hauptphänotypen beschrieben:
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urtikarielle Ausschläge,
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konfluierende erythematöse/makulopapulöse/morbilliforme Ausschläge,
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papulovesikuläre Exantheme,
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Chilblain-ähnliche akrale Muster,
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Livedo reticularis/racemosa-ähnliche Muster und
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purpurische vaskulitische Muster.
Außerhalb dieser Klassifikation wurde über eine Vielzahl anderer kutaner Präsentationen
berichtet, darunter Erythema multiforme-ähnliche, Pityriasis rosea-ähnliche und Grover-Krankheits-ähnliche
Manifestationen.
Im Rahmen der Studie übermittelten 21 italienische dermatologische Abteilungen demografische,
klinische und histopathologische Daten von 200 Patienten mit COVID-19-assoziierten
Hautmanifestationen. Die Forscherinnen und Forscher klassifizierten den Schweregrad
von COVID-19 als asymptomatisch, mild, mittelschwer oder schwer. Die Patienten waren
überwiegend männlich (54 %), und das mittlere Alter zum Zeitpunkt der COVID-19-Diagnose
betrug 57 Jahre. Bei 43 % aller Patienten trat mindestens eine Komorbidität auf.
Ergebnisse
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Insgesamt 13 Patienten (6,5 %) wiesen mehr als einen kutanen Phänotyp auf. Von den
187 Patienten mit nur einem Phänotyp entwickelten 19 (10,2 %) einen urtikariellen
Ausschlag, 48 (25,7 %) einen konfluierenden erythematösen/makulopapulösen/morbilliformen
Ausschlag, 29 (15,5 %) ein papulovesikuläres Exanthem, 46 (24,6 %) ein Chilblain-ähnliches
akrales Muster, 4 (2,1 %) ein Livedo reticularis/racemosa-ähnliches Muster und 13
(6,9 %) ein purpurisches vaskulitisches Muster.
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Kutane Manifestationen, die nicht in den genannten Klassifikationen enthalten sind,
wurden bei 28 Patienten (15,0 %) beobachtet: Pityriasis rosea-ähnliche Läsionen bei
10, Erythema multiforme-ähnliche Läsionen bei 8, Erythema nodosum-ähnliche Läsionen
bei 4, Pannikulitis bei 4 und Angioödem bei 2 Patienten.
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Die mediane Latenzzeit zwischen dem Auftreten der kutanen Manifestationen und den
systemischen Symptomen betrug 14 Tage. Die kutanen Manifestationen hielten im Durchschnitt
12 Tage lang an.
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Ein Chilblain-ähnliches akrales Muster war signifikant mit einem jüngeren Alter assoziiert
(P < ,0001) und, nach Adjustierung für das Alter, signifikant mit einer weniger schweren
COVID-19-Erkrankung (P = ,0009) verbunden. Allerdings war die mediane Dauer der Chilblain-ähnlichen
Läsionen signifikant länger als die der anderen kutanen Manifestationen zusammengenommen
(21,5 vs. 10 Tage, P < ,0001).
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Es waren mehr Patienten mit mittelschwerer/schwerer COVID-19 als mit asymptomatischer/milder
COVID-19 unter den Patienten mit anderen Hautmanifestationen als Chilblain-ähnlichen
Läsionen. Dabei war jedoch nur der konfluierende erythematöse/makulopapulöse/morbilliforme
Phänotyp signifikant mit schwerem COVID-19 assoziiert (P = ,015). Diese Signifikanz
verschwand nach Adjustierung für das Alter.
Die einzige Korrelation zwischen dem kutanen Phänotyp und dem Schweregrad von COVID-19
sei damit bei Chilblain-artigen akralen Läsionen beobachtet worden, einem Phänotyp,
der im Allgemeinen mit einem benignen bzw. subklinischen Verlauf von COVID-19 assoziiert
ist.
Bei Patienten mit COVID-19 bedingten Hautmanifestationen gebe es, nach Adjustierung
für das Alter, kein eindeutig abgrenzbares Spektrum des COVID-19-Schweregrades. Chilblain-ähnliche
akrale Läsionen traten jedoch häufiger bei jüngeren Patienten mit asymptomatischem/pauci-symptomatischem
COVID-19 auf. Einschränkung der Studie sei, dass nicht alle COVID-19-Infektionen im
Labor bestätigt seien worden.
Annkatrin Wagner, Stuttgart