Horev A.
et al.
Atopic Dermatitis and Infertility: A Nationwide Retrospective Cohort Study.
Dermatology 2021; 1-7
DOI:
10.1159/000515600
Eine landesweite retrospektive Kohortenstudie dazu wurde nun in Israel durchgeführt,
um einen möglichen Zusammenhang zwischen AD und Unfruchtbarkeit in einer breiten Population
zu untersuchen. Die Forscherinnen und Forscher verglichen AD-Patienten, die von einem
Dermatologen zwischen 2002 und 2018 diagnostiziert wurden, mit einer alters- und geschlechtsangepassten
Kontrollgruppe ohne AD. Die Studienpopulation wurde in Erwachsene (≥ 18 Jahre) und
Kinder (< 18 Jahre) eingeteilt. Weitere Unterscheidung war der Schweregrad der AD
(leicht oder mittelschwer bis schwer), beurteilt anhand des AD-bezogenen Medikamentengebrauches
und der Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen.
Die Studie umfasste 127 150 Patienten mit AD und 127 071 Vergleichsteilnehmer. Unter
den AD-Patienten waren 33,5 % Erwachsene, davon litten 7,1 % an mittelschwerer bis
schwerer AD. Patienten mit mittelschwerer bis schwerer AD hatten eine statistisch
signifikant höhere Prävalenz von Adipositas, Diabetes mellitus, Bluthochdruck und
Hyperthyreose. Sie wiesen außerdem eine signifikant höhere Exposition gegenüber systemischen
immunsuppressiven Medikamenten auf.
Ergebnisse
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In der AD-Gruppe lag die Prävalenz von Unfruchtbarkeit höher als in der Kontrollgruppe
(1,4 % vs. 1,1 %). Diese Beobachtung blieb auch signifikant, nachdem für Bedingungen,
die mit Unfruchtbarkeit zusammenhängen, kontrolliert wurde.
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Die Prävalenz der Unfruchtbarkeit pro 1000 Patientenjahre war bei Patienten mit AD
im Vergleich zur Kontrollgruppe erhöht (2,17 vs. 1,7). Der Zusammenhang zwischen Unfruchtbarkeit
und AD blieb in den meisten Untergruppen statistisch signifikant.
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Eine multivariate Analyse zeigte, dass AD ein Hauptrisikofaktor für Unfruchtbarkeit
war. Dies galt bei Männern und Frauen mit leichter bis schwerer AD gleichermaßen.
Die Forscherinnen und Forscher diskutierten bspw. die Rolle von Entzündungsprozessen
bei AD und ihrer Behandlung und einen möglichen Zusammenhang mit der Entstehung von
Unfruchtbarkeit sowohl bei Männern als auch bei Frauen.
Laut Autorinnen und Autoren zeigt die Studie einen signifikanten Zusammenhang zwischen
AD und Unfruchtbarkeit. Dieser lege nahe, dass Unfruchtbarkeit eine zusätzliche Manifestation
der AD sein könnte. Es seien jedoch weitere Studien erforderlich, um zu untersuchen,
inwieweit sich die Behandlung von AD auf die Einstellung von Unfruchtbarkeit und umgekehrt
auswirkt.
Annkatrin Wagner, Stuttgart