Špiritović M.
et al.
The eff ect of a 24-week training
focused on activities of daily living, muscle
strengthening, and stability in idiopathic
infl am matory myopathies: a monocentric
controlled study with follow-up.
Arthritis Res Ther 2021;
23: 173
DOI:
10.1186/s13075-021-02544-5
Dieser Frage ging ein Forscherteam aus Prag mithilfe einer prospektiven Studie nach.
Bei den Studienteilnehmenden handelte es sich um 57 Patientinnen und Patienten mit
einer IIM, die unter einer verminderten Muskelkraft litten und mit einer
Standard-Pharmakotherapie behandelt wurden. Alle erhielten eine Schulung zu
allgemeinen Präventivmaßnahmen inklusive der Anleitung zu
täglichen häuslichen Übungen zur Verbesserung der
Alltagsaktivitäten. Die 30 Personen der Interventionsgruppe absolvierten
zusätzlich über einen Zeitraum von 24 Wochen unter professioneller
Anleitung zweimal pro Woche ein spezielles Muskeltraining, welches den Fokus
ebenfalls auf Alltagsbewegungen (z. B. Aufhängen von Kleidern,
Lastenheben, Marschieren, Kämmen) legte und zusätzlich Resistenz-
und Stabilitätsübungen umfasste. Bei Studieneinschluss, nach 12, 24
sowie 48 Wochen objektivierten die Forscherinnen und Forscher die primären
Endpunkte: Die mittels MMT-8 (Manual Muscle Testing) gemessene Muskelkraft sowie die
mittels FI-2 (Functional Index) gemessene Ausdauer. Die sekundären
Studienendpunkte umfassten die Stabilität, die
Körperzusammensetzung, Behinderungen, die Depression, die Fatigue, die
Lebensqualität, die lokale und systemische inflammatorische Antwort, die
subjektive Anstrengung sowie die Sicherheit der Intervention.
Ergebnisse
27 Personen der Interventionsgruppe und 23 Kontrollen absolvierten das gesamte
Trainingsprogramm sowie die Nachkontrollen. Während sich in der
Kontrollgruppe die Muskelkraft und Ausdauer im Verlauf der ersten 24 Wochen
progredient und signifikant verschlechterten, stellten die Forscherinnen und
Forscher in der Interventionsgruppe signifikante Verbesserungen beider Parameter
fest. Auch im Hinblick auf die Endpunkte „Stabilität“,
„Behinderung“, „Depression“ und „basaler
Metabolismus“ sowie die Fitness profitierten diese Patientinnen und
Patienten von dem Trainingsprogramm. Ein erheblicher Anteil der Kranken erreichte
dabei nach 24 Wochen eine klinisch relevante (>20%) Verbesserung in
den meisten Endpunkten. Obwohl die Verbesserungen auch noch nach 48 Wochen
nachweisbar waren, blieb der Maximaleffekt nicht dauerhaft erhalten. Im Hinblick auf
die Fatigue und die Lebensqualität hatte die Programmteilnahme keine
wesentlichen Vorteile. Bezüglich des Entzündungsstatus zeigte sich:
In der Interventionsgruppe nahm weder die systemische noch die lokale Expression der
inflammatorischen Biomarker zu.
Für IIM-Kranke, so das Fazit der Autorinnen und Autoren, stellt das
beschriebene 24-wöchige Trainingsprogramm eine sichere und effektive
Therapieoption dar: Es verhindert nicht nur die progrediente Verschlechterung
der Muskelproblematik, sondern führt in vielen Fällen zu einer
deutlichen Verbesserung der Kraft, der Ausdauer und der Stabilität sowie
zur Reduktion der funktionellen Einschränkungen. Das Training sollte so
früh wie möglich begonnen und muss auf Dauer
regelmäßig absolviert werden, raten sie.
Dr. med. Judith Lorenz, Künzell