Suh YJ.
et al.
Pulmonary Embolism and Deep Vein Thrombosis in COVID-19: A Systematic Review and Meta-Analysis.
Radiology 2021;
298: E70-E80
DOI:
10.1148/radiol.2020203557
Su et al. führten eine Recherche in MEDLINE, Embase, Cochrane, MedRxiv und BioRxiv
SSRN nach entsprechenden Veröffentlichungen von Januar bis Juni 2020 durch. Dabei
suchten sie gezielt nach Studien zur Inzidenz von PE und Thromboembolismus inklusive
TVT. Von 1646 identifizierten Studien wurden 27 mit 3342 COVID-19-Patient/-innen in
die Analyse aufgenommen. 13 Studien mit 1896 Betroffenen berichteten über die Inzidenz
von PE und TVT, 9 (1022 Betroffene) nur über die Inzidenz von PE und 5 (424 Betroffene)
nur über die Inzidenz von TVT. Drei der 27 Studien waren prospektiv, die restlichen
24 retrospektiv. Nach der Newcastle-Ottawa-Skala waren 14 Studien von hoher und 13
von niedriger Qualität. Mit Ausnahme von 3 Studien erhielten alle Patient/-innen eine
Antikoagulation in prophylaktischer oder therapeutischer Dosis. Suh et al. poolten
die aus den Studien extrahierten Outcomes unter Anwendung des DerSimonian-Laird-Random-Effects-Modells.
Eine weitere Evaluation erfolgte mit einer Meta-Regressionsanalyse. Primärer Outcome
war die Inzidenz von PE und TVT, letztere begrenzt auf tiefe Beinvenenthrombosen (TBVT).
Sekundäre Outcomes waren die Lokalisation der PEs sowie die diagnostische Genauigkeit
von D-Dimer-Tests für PE bei COVID-19.
Für die PE betrugen die gepoolten Inzidenzraten 16,5 % (95 %-KI 11,6–22,9), für TBVT
14,8 % (95 %-KI 8,5–24,5). Eine Information über die PE-Lokalisation war in 318 Fällen
aus 14 Studien verfügbar. Der größere Anteil war mit 64,4 % (95 %-KI 50,3–69,7) peripher
lokalisiert, eine zentrale Lokalisation der PE war mit 39,0 % (95 %-KI 30,0–48,9)
angegeben. In Studien mit Patient/-innen auf Intensivstationen oder schwerer Erkrankung
wurden PEs mit 24,7 % (95 %-KI 1 8,6–32,1) häufiger angegeben als in Studien mit Nichtintensivpflichtigen.
Hier betrug die angegebene Häufigkeit von PEs 10,5 %. Auch in Studien mit generellen
pulmonalen CT-Angiografien bei allen Patient/-innen war die PE-Inzidenz höher. Eine
gleichzeitige TBVT wurde bei 42,4 % der Fälle mit PE angegeben.
Elf Studien mit einer Studienpopulation von 567 Patient/-innen enthielten Angaben
zu D-Dimer-Konzentrationen und zu mit pulmonalen CT-Angiografien gesicherten PEs.
Beim Vorliegen von PEs waren die D-Dimer-Konzentrationen mit einem Median von 7625 μg/l
höher als in Fällen ohne PE mit einem Median von 1750 μg/l. Die ROC-Kurve für D-Dimer-Tests
wies für PEs eine AUC von 0,737 auf. Cut-off-Werte für D-Dimer-Konzentrationen von
500 μg/l und 1000 μg/l hatten eine hohe Sensitivität für PEs von 96 % und 91 %. Die
Spezifität war mit entsprechenden 10 % und 24 % jedoch gering.
Su et al. fanden in ihrer Metaanalyse mit 16,5 % und 14,8 % hohe Inzidenzen von pulmonalen
Embolien und TBVT. Bei Intensivpatient/-innen lag die PE-Inzidenz mit 24,7 % noch
höher. In über 50 % der Fälle mit PE bestand keine gleichzeitige TVBT. Die in vorbestehenden
Richtlinien angegebenen Cut-Off-Werte für die D-Dimer-Konzentrationen zum Ausschluss
von PEs erscheinen für COVID-19-Patient/-innen geeignet. Einschränkend sei die gezielte
Suche nach Studien mit Thrombosen/Embolien zu berücksichtigen.