Mezhov V.
et al.
Predictors of total hip replacement in community based older adults: a cohort
study.
Osteoarthritis Cartilage 2021;
29: 1130-1137
Die Forscher kamen zu dem Resultat, dass zusätzlich zu Hüftschmerzen
und einer röntgenologischen Hüft-Osteoarthritis (OA) auch Messungen
der Hüftform, der Nockenwellenmorphologie, die Knochenmineraldichte und
Knochenmarksläsionen unabhängig voneinander geeignet sind, das
Risiko für einen Hüfttotalersatz vorauszusagen. Die britischen und
australischen Wissenschaftler wählten im Rahmen der Tasmanian Older Adult
Cohort (TASOAC)-Studie Männer und Frauen, die im Jahr 2002 zwischen
50 und 80 Jahre alt waren, aus dem Wählerverzeichnis für erwachsene
Australier in Südtasmanien aus. Anschließend erhoben die Forscher
von Februar 2002 bis September 2004 bei 1099 Teilnehmern Basisdaten (Phase 1).
Follow-Up-Daten erhoben die Forscher etwa 2,6 (Phase 2) und 5 Jahre (Phase 3)
später. Die Experten ermittelten zunächst die Inzidenz des
primären Hüfttotalersatzes durch Datenverknüpfung mit dem
Australian Orthopaedic Association National Joint Replacement Register,
welches Daten aus öffentlichen als auch privaten Krankenhäusern
enthält. Anschließend berechneten die Experten den jeweiligen
Body-Mass-Index (BMI) und fertigten in Phase 1 anteroposteriore
Röntgenaufnahmen des Beckens und Aufnahmen per
Dual-Energy-Röntgenabsorptiometrie an. Zusätzlich führten
die Forscher in einer Untergruppe von insgesamt 250 Patienten eine
Magnetresonanztomographie durch. In Phase 2 fragten die Wissenschaftler
schließlich noch mittels Fragebogen unter Verwendung des Western Ontario
and McMaster Universities Osteoarthritis (WOMAC)-Index selbstberichtete
Hüftschmerzen der letzten 30 Tage ab.
Von 1099 Studienteilnehmern wiesen 801 Patienten WOMAC-Daten zu Hüftschmerzen
und radiologische Daten auf. Bei 37 Patienten musste nach Phase 2 mindestens 1
Hüftoperation wegen einer Hüft-OA durchgeführt werden; 13
Patienten erhielten sogar eine beidseitige Hüftoperation. Diejenigen
Patienten, die einen Hüftgelenksersatz erhielten, waren mit
größerer Wahrscheinlichkeit Raucher, wiesen höhere
WOMAC-Werte auf, hatten eine höhere Knochenmineraldichte am Schenkelhals,
eine stärker ausgeprägte röntgenologische Hüft-OA,
hatten häufiger Knochenmarksläsionen, eine abnehmende
Acetabulumabdeckung, einen nicht kugelförmigen Femurkopf und hatten
häufiger eine Nockenwellenmorphologie in der linken oder rechten
Hüfte. Das Alter der Patienten, das Geschlecht und der BMI erhöhten
das Risiko für einen Hüfttotalersatz nicht.
Diverse strukturelle Veränderungen der Hüfte sowie
Knochenmarksläsionen sagen das Risiko für einen
Hüfttotalersatz vorher. Die Risikofaktoren erwiesen sich als
unabhängig von Hüftschmerzen und röntgenologischer
Hüft-OA, so die Autoren. Diese Erkenntnisse könnten laut den
Experten zu besseren Vorhersagemodellen führen.
Dr. Maddalena Angela Di Lellis, Tübingen