McAlindon TE.
et al.
Erosive Hand Osteoarthritis:
Incidence and Predictive Characteristics Among
Participants in the Osteoarthritis Initiative..
Arthritis Care Res (Hoboken) 2021;
73: 2015-2024
DOI:
10.1002/art.41757
Ein US-Forscherteam beschäftigte sich mit dieser Thematik. Mithilfe der
Daten der Osteoarthritis Initiative (OAI) gingen die Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler der Frage nach, inwiefern das Alter, das Geschlecht, die
ethnische Abstammung, der Arthrose-Schweregrad sowie metabolische Faktoren und
die Knochengesundheit Risikofaktoren für eine erosive Handarthrose
darstellen. Bei der OAI handelt es sich um eine Longitudinalstudie, in welche
zwischen 2004 und 2006 4796 Erwachsene mit erhöhtem Risiko für
eine Kniegelenkarthrose eingeschlossen worden waren. Eine Kniegelenkarthrose im
Endstadium sowie inflammatorische rheumatische Erkrankungen stellten
Ausschlusskriterien dar. Alle Studienteilnehmenden absolvierten bei
Studieneinschluss sowie nach 48 Monaten Röntgenuntersuchungen der
Hände. Ferner befragten sie die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler
zu Beschwerden der Hand bzw. zur ärztlichen Diagnose einer Arthrose in
den Hand- oder Fingergelenken. Von einer erosiven Handarthrose ging das
Forscherteam aus, wenn sich in mindestens einem Interphalangealgelenk an 2
verschiedenen Fingern radiologisch ein Arthrosestadium≥2 nach Kellgren
und Lawrence darstellte und wenn in mindestens einem distalen oder proximalen
Interphalangealgelenk zentrale Erosionen nachweisbar waren.
Ergebnisse
Insgesamt 3365 Personen litten bei Studieneinschluss nicht an einer erosiven
Handarthrose und bildeten das Analysekollektiv. Innerhalb der 48-monatigen
Beobachtungszeit entwickelten 86 Personen (2,6%) entsprechende
Gelenkveränderungen. Mittels multivariater Analyse identifizierten die
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowohl das Alter (relatives Risiko pro
Standardabweichung 1,63; 95% KI 1,35–1,97) als auch weibliches
Geschlecht (relatives Risiko 2,47; 95% KI 1,52–4,02) als
signifikante Risikofaktoren für eine neu auftretende erosive
Handarthrose. Auch ein höherer Handarthroseschwergrad, beispielsweise
gemessen anhand der Summe der Kellgren/Lawrence-Grade der Gelenke
(13,92±5,33 vs. 5,30±5,72; p<0 001) sowie die
durchschnittliche kortikale Dicke (1,38±0,26 vs.
1,52±0,28 mm; p<0,001), prädisponierten
signifikant für eine erosive Arthrose. Diejenigen Personen, die
innerhalb der 48-monatigen Beobachtungszeit eine erosive Handarthrose
entwickelten, hatten im Vergleich zu Personen ohne diese Problematik –
bei Berücksichtigung des Alters, des Geschlechts, der ethnischen
Abstammung, des Bodymassindex und des Ausgangs-Arthroseschweregrads
(Kellgren/Lawrence-Summenscore) – eine signifikant deutlichere
radiologische Arthroseprogression (Gelenkspaltverschmälerung,
Kellgren/Lawrence-Progression) sowie einen signifikant deutlicheren
Verlust der kortikalen Dicke.
Die erosive Handarthrose ist eine Alterserkrankung, von der Frauen
überproportional häufig betroffen sind, so das Autorenteam.
Sie geht offenbar häufig aus einer präexistenten Arthrose
hervor und korreliert mit der Schwere und Progression der
Gelenkschäden. Die Betroffenen weisen bereits im Vorfeld
dünnere Knochen auf und verlieren im Verlauf stärker an
Knochen- und Knorpelmasse. Es sei daher davon auszugehen, dass sich der
erosive Subtyp auf der Basis muskuloskelettaler Defizite entwickelt.
Dr. med. Judith Lorenz, Künzell