Liebe Leserinnen und Leser,
ein Freizeitläufer klagt über Schmerzen im Bereich der Achillessehne, die vor 3–4 Monaten
starteten und sich trotz Pause und angepasstem Training nicht verändert haben. In
der Ultraschalluntersuchung wird eine Verdickung der mittleren Achillessehne (11 mm)
mit strukturellen Anomalien auf der ventralen Seite der Sehne festgestellt. Der Läufer,
selbst Arzt, bittet seinen Chef, ihn zu operieren und das makroskopisch abnorme Sehnengewebe
zu entfernen. Dieser lehnt ab, mit der Begründung, dass er im Anschluss zu lange arbeitsunfähig
sei. Nach einem erfolglosen Versuch mit einem exzentrischen Training, von dem er gelesen
hat, dass es ein Therapieansatz bei chronischen Sehnenerkrankungen sein könnte, sucht
er seinen Chef erneut auf. Dieser weist ihn erneut ab. Wütend beschließt er mit dem
Training weiterzumachen, mit dem Gedanken, dass sein Chef ihn operieren muss, wenn
die Sehne dabei reißt. Doch nach ca. 2–3 Wochen wird die Sehne allmählich schmerzfrei
und nach etwa 5–6 Wochen kann er wieder joggen! [1]
Der Freizeitläufer war Prof. Dr. Håkan Alfredson, der nach dieser Erfahrung, die er
Mitte der 1990er machte, ein exzentrisches Trainingsprogramm entwarf und erforschte.
Mit guten Ergebnissen bei ca. 80 % der Proband*innen [1].
Eine Tendinopathie kann für unsere Patientinnen und Patienten, wie für Prof. Dr. Håkan
Alfredson auch, ein einschränkendes und frustrierendes Problem sein. Aber auch bei
uns Therapeutinnen und Therapeuten kann es zu Frust führen, wenn z. B. der erwartete
Effekt der Behandlung nicht eintritt.
Aus diesem Grund widmen wir uns in dieser Ausgabe im Schwerpunkt den Tendinopathien
der unteren Extremität. In den letzten Jahren hat sich viel in der Forschung zu diesem
Thema getan und das anfangs revolutionäre Programm von Prof. Dr. Håkan Alfredson zur
exzentrischen Belastung der Achillessehne ist mittlerweile weit verbreitet. In den
drei Artikeln zu dem Thema erfahren Sie u. a., ob dieser Ansatz immer noch „State
of the Art“ ist und wie es mit der Therapie bei Tendinopathien anderer Bereiche der
unteren Extremität aussieht. Sie erfahren, welche Möglichkeiten Ultraschall in der
Diagnostik bietet und welche Effekte ein isometrisches Trainingsprotokoll bei einer
Achillessehnenproblematik hat.
Neben den drei Schwerpunktartikeln finden Sie wie immer weitere für Ihr tägliches
Arbeiten interessante Artikel. Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen!
Herzliche Grüße
Arne Vielitz