Key words
gynecology - education - training - quality Assurance - basic ultrasound
Einführung
Analog des schon seit vielen Jahren etablierten Mehrstufenkonzepts der DEGUM in der
pränatalen Diagnostik [1]
[2] wurden auch in der gynäkologischen Ultraschalldiagnostik Qualitätsanforderungen
definiert [3]
[4]. Die Standardisierung der Untersuchungstechnik sowie die genaue Definition der Leistungsinhalte
für die Basisdiagnostik und die erweiterte Diagnostik durch einen spezialisierten
Untersucher dienen der Sicherstellung einer hochwertigen und bedarfsgerechten Patientenversorgung
und sind die Voraussetzung für eine Qualitätsverbesserung und -kontrolle sowie für
eine standardisierte Ausbildung [5]
[6]
[7]
[8]. In den letzten Jahren wurden in der gynäkologischen Ultraschalldiagnostik wesentliche
Fortschritte in der Weiterentwicklung und der Standardisierung von Untersuchungstechniken
und Beurteilungskriterien erreicht [9]
[10]
[11]
[12]
[13]
[14]
[15].
Als Grundlage für eine strukturierte Aus- und Weiterbildung im Rahmen des Stufenkonzepts
der DEGUM werden die Qualitätsanforderungen für gynäkologische Ultraschalluntersuchungen
für die DEGUM-Stufe I entsprechend dem gegenwärtigen Kenntnisstand sowie anhand nationaler
und internationaler Standards und Empfehlungen aktualisiert.
Sonografische Basisuntersuchung
Die sonografische Basisuntersuchung in der Gynäkologie umfasst Diagnostik und Differenzialdiagnostik
in der täglichen Praxis: Gesundheitsvorsorge, Abgrenzung von Normalbefunden von pathologischen
Befunden (siehe [Tab. 1]) sowie Fragestellungen zu Kontrazeption und Fertilität. Bezüglich der sonografischen
Verfahren zur Beurteilung des Beckenbodens und zur Abklärung der weiblichen Harninkontinenz
(Introitus- und Perinealsonografie) wird auf die AWMF-Leitlinie 015/091 „Harninkontinenz
der Frau“ verwiesen [16].
Tab. 1
Pathologische Befunde und Erkrankungen, die in der sonografischen Basisdiagnostik
erkannt werden sollen.
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Myome
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Adenomyosis uteri
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Endometrium-Polypen
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Endometrium-Hyperplasie
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Hämorrhagische Zyste
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Dermoidzysten
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Endometriose-Zysten
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Zystadenome
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Entzündliche Erkrankungen des kleinen Beckens
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Malignom-suspekte Raumforderungen
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Adnextorsion
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Gestörte Frühschwangerschaften (missed Abortion, Blasenmole, Abortus incompletus)
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Ektope Schwangerschaften
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Gerätestandards
Bei der Abklärung von gynäkologischen Befunden hat die transvaginale Ultraschalluntersuchung
den höchsten Stellenwert unter den bildgebenden Verfahren. Die dazu verwendeten Schallköpfe
(mechanische oder elektronische Sektorschallköpfe) sollen hochfrequent sein (mindestens
5 MHz) und einen Sektorwinkel von mindestens 100° aufweisen. Für die transabdominale
Diagnostik sind elektronische Curved-array- oder Sektorschallköpfe oder mechanische
Sektorsonden mit einer Frequenz zwischen 3,5 und 7,5 MHz zu verwenden. Für die Differenzialdiagnostik,
insbesondere für die Abgrenzung benigner von malignen Befunden, hat sich die farbkodierte
Dopplersonografie inzwischen als Standardmethode etabliert und kann bereits in der
Basisdiagnostik hilfreich sein [15]
[17]. Dabei müssen die Pulswiederholungsfrequenz und die Nulllinie zur Darstellung der
Dopplerfrequenzverschiebung einstellbar sein.
Untersuchungstechnik
Die transvaginalen Untersuchungen werden mit leerer oder gering gefüllter Harnblase,
entweder auf der Untersuchungsliege in Rückenlage oder auf dem gynäkologischen Stuhl
in Steinschnittlage, durchgeführt. Die Sonden sind mit einem Gel-gefüllten Überzug
(Kondom ohne Reservoir) zu beziehen und entsprechend den Herstellerangaben nach jeder
Untersuchung zu reinigen und zu desinfizieren. Nach der Verwendung der Sonde wird
die Schutzhülle wieder entfernt und entsorgt sowie der Schallkopf vom Gel befreit.
Da es bei der Handhabung mit Sonde, Ultraschallgel und Schutzhülle zu Schmierinfektionen
und Kreuzkontaminationen mit unterschiedlichen Krankheitserregern kommen kann, muss
die Sonde nach Entfernung der Schutzhülle gereinigt und einer Desinfektion mit bakterizider,
fungizider und viruzider Wirkung unterzogen werden. Dies gilt umso mehr, falls es
während der vaginalen Ultraschalluntersuchung zu einer Ruptur der Schutzhülle gekommen
ist und die Sonde direkt in Kontakt mit Scheidensekret oder Blut gekommen ist [18]
[19].
Bei transabdominalen Untersuchungen kann eine gefüllte Harnblase die Untersuchung
erleichtern.
Bei jeder Untersuchung sollen die Untersuchungsbedingungen eingeschätzt werden (gut,
ausreichend, eingeschränkt, z. B. wegen Adipositas, Darmüberlagerung etc.).
Zur Bildoptimierung müssen folgende Parameter individuell angepasst werden:
-
Bildausschnitt
-
Fokuszone
-
Graustufenverstärkung
-
Bildauflösung (Frame-Rate, Persistance, ggf. Tissue Harmonic Imaging)
-
Pulsrepetitions-Frequenz (Geschwindigkeitsbereich)
-
Farbdoppler-Verstärkung
Untersuchungsinhalte
Die sonografische Basisuntersuchung beinhaltet die Darstellung des inneren Genitals
(dynamische Untersuchung, ggf. auch unter Zuhilfenahme der äußeren Hand zur Kontrolle
der Mobilität der Organe im kleinen Becken). Unter Berücksichtigung von Anamnese,
Zyklusphase, Alter und Medikation sollen Lage und Strukturveränderungen erkannt werden
und die wichtigsten pathologischen Befunde und Erkrankungen von Uterus, Adnexen und
im Douglasʼschen Raum korrekt diagnostiziert, klassifiziert und dokumentiert sowie
zuverlässig von funktionellen Befunden (Follikel, Corpus luteum) differenziert werden.
Zur Basisdiagnostik gehört außerdem die Lagekontrolle von Intra-Uterinpessaren.
Normalbefunde
Grundlage der sonografischen gynäkologischen Basisdiagnostik sind die korrekte Darstellung
der Größe, Struktur und Lage von Uterus und Adnexen sowie die Kenntnis der physiologischen
Veränderungen von Endometrium und Ovarien im normalen Zyklusverlauf, in der Frühschwangerschaft
und in der Menopause.
Uterus
Die transvaginale Darstellung des Uterus erfolgt entweder vom vorderen (bei anteflektiertem
Uterus) oder vom hinteren Scheidengewölbe aus (bei retroflektiertem Uterus). Dabei
wird der gesamte Uterus in einer Reihe von Sagittalschnitten und Transversalschnitten
betrachtet. Bildausschnitt und Sektorwinkel werden so gewählt, dass der Uterus bildfüllend
im medianen Sagittalschnitt dargestellt wird ([Abb. 1]). Für die Bildorientierung wird eine einheitliche Darstellung empfohlen, bei der
im Sagittalschnitt die transvaginale Sonde am unteren Bildrand und die Harnblase rechts
liegen [9]. Im Transversalschnitt befindet sich die linke Patientenseite am rechten Bildrand
([Abb. 2]). Bei unübersichtlichen räumlichen Verhältnissen kann die Verwendung eines Piktogramms
hilfreich sein.
Abb. 1 Transvaginal dargestellter anteflektierter a und retroflektierter b Uterus im Sagittalschnitt. 1: Endometrium-Dicke, 2: ap-Durchmesser des Corpus uteri
(= Uterushöhe), 3: Uteruslänge.
Abb. 2 Transversal dargestellter Uterus im oberen Corpusdrittel mit Messung der Uterusbreite.
Ist die transvaginale Darstellung des Uterus nicht bzw. nicht vollständig möglich,
wird von transabdominal untersucht: Dabei ist abhängig von Uterusgröße und Position
sowie von der anatomischen Situation (Bauchdecke) häufig, aber nicht obligat, eine
gefüllte Harnblase erforderlich. Die Wahl des Bildausschnitts und des Sektorwinkels
sowie die Bildorientierung erfolgen analog der transvaginalen Sonografie.
Biometrie ([Abb. 1], [2])
Adnexe
Ovarien
Zur Darstellung der Ovarien wird die Vaginalsonde von der sagittalen Schnittführung
aus nach lateral rechts bzw. links geführt, bis die externen iliakalen Gefäße und
die Ovarien sichtbar werden. Dann wird das Ovar im maximal darstellbaren Längsdurchmesser
eingestellt ([Abb. 3a]). Durch Drehen der Sonde um 90° kann das Ovar zusätzlich in Querschnitten dargestellt
werden ([Abb. 3b]). Zur räumlichen Orientierung sollte der Bildausschnitt so gewählt werden, dass
Anschnitte der externen iliakalen Gefäße mit abgebildet sind. Ist das Ovar nicht darstellbar,
wird der Situs auf der entsprechenden Seite so dokumentiert, dass die A./V. Iliaca
externa mindestens über eine Länge von 3 cm dargestellt ist.
Abb. 3 Transvaginale Sonografie eines unauffälligen Ovars mit zahlreichen unreifen Follikeln.
Das Organ ist im Längsschnitt a und im Querschnitt b dargestellt.1: Ovarlänge, 2: Ovarhöhe, 3: Ovarbreite.
Biometrie ([Abb. 3]):
Tuben
Tuben sind im B-Mode nicht zu differenzieren, außer sie werden von umgebender oder
innerer Flüssigkeit kontrastiert. Die Tubendurchgängigkeit kann mittels transzervikaler
Pertubation mit physiologischer Kochsalzlösung oder geeigneten Ultraschall-Kontrastmitteln
überprüft werden. Dabei kann unter physiologischen Verhältnissen der Abfluss über
die Tubenwinkel direkt im B-Bild eingesehen oder mittels Farbdoppler oder im Duplexverfahren
dargestellt werden.
Douglasʼscher Raum
Bei der Einstellung des Uterus im Sagittalschnitt ([Abb. 1]) ist die Mitbeurteilung des dahinterliegenden Douglasʼschen Raums obligat. In dieser
Einstellung können Flüssigkeitsansammlungen oder Raumforderungen erkannt oder ausgeschlossen
werden. Außerdem wird bei der dynamischen Untersuchung die Verschieblichkeit zwischen
Zervix/Uterushinterwand und dem Rectum überprüft. Bei retroflektiertem Uterus kann
die Untersuchung des Douglas erschwert sein.
Pathologische Befunde
Folgende sonomorphologische Hinweiszeichen auf pathologische Veränderungen oder Erkrankungen
des inneren Genitals sollen erkannt werden:
Uterus
Abweichungen von der typischen Form und Lage
Die typische Form des Uterus ist birnenförmig, das Endometrium liegt streng zentral.
Abweichungen von Form und Lage können durch entzündliche oder maligne Prozesse im
kleinen Becken verursacht werden oder sind auf benigne Prozesse wie Myome, Endometriose,
Adenomyose, oder angeborene Uterusanomalien zurückzuführen. Für letztere gilt der
hohe Transversalschnitt durch den Fundus als wegweisend. Wenn hier getrennte Endometrium-Reflexe
dargestellt werden („Eulenaugen-Phänomen“, [Abb. 4]) besteht der Verdacht auf eine Doppelfehlbildung des Uterus. Eine weiterführende
Sonografie zur Befundbestätigung und zur Klassifizierung der kongenitalen Uterusfehlbildung
ist in diesem Fall obligat.
Abb. 4 Uterus im Transversalschnitt (oberes Corpusdrittel) mit „Eulenaugen-Phänomen“. Die
beiden getrennt liegenden Endometrium-Reflexe sind ein Hinweis auf einen longitudinalen
Fusionsdefekt des Uterus mit medianer Septumbildung.
Disproportionen zwischen Zervix und Corpus uteri
Zu beachten ist die physiologische Veränderung der Proportionen zwischen Zervix und
Corpus uteri im Lebenszyklus: Bei Kindern und häufig auch im Senium ist die Zervixlänge
im Vergleich zur Länge des Corpus uteri größer als in der reproduktiven Phase. Ansonsten
kann eine abnorm aufgetriebene Zervix auf das Vorliegen eines Zervixmyoms, eines Zervixpolypen
oder eines Zervixkarzinoms hinweisen.
Veränderungen der Uteruswand
Die häufigsten Strukturauffälligkeiten im Myometrium werden durch Myome verursacht.
Myome manifestieren sich in der Regel als umschriebene hypoechogene Raumforderungen,
können im Vergleich zur Uteruswand aber auch hyperechogen oder isoechogen sein und
weisen manchmal Verkalkungen oder zentrale Nekrosen auf.
Die Differenzialdiagnose zwischen Myomen ([Abb. 5]) und der Adenomyosis uteri ist in der Regel schon in der Basisdiagnostik möglich:
kennzeichnend für das Vorliegen einer Adenomyose sind die Asymmetrie der Uteruswanddicke
sowie eine typische Formveränderung des Cavum uteri („Fragezeichenform“, [Abb. 6]). Liegt der Verdacht auf eine Adenomyose vor, sollte zur Diagnosesicherung eine
weiterführende Sonografie durchgeführt werden [13]. Insbesondere bei entsprechender klinischer Symptomatik ist bei dieser Gelegenheit
eine simultane Ovarial-Endometriose, eine Endometriose des Douglas-Peritoneums oder
eine tiefe Endometriose mit Infiltration von Rektum, Harnblase oder Ureteren auszuschließen
[20].
Abb. 5 Sagittale Darstellung eines anteflektierten Uterus myomatosus. Es finden sich mehrere
intramurale Myome unterschiedlicher Echogenität, teils mit Verkalkungsherden. Das
strichförmige Endometrium ist nur schwer abgrenzbar.
Abb. 6 Sagittale Darstellung eines anteflektierten Uterus mit fokaler Adenomyose in der
Hinterwand A. Asymmetrie der Wanddicke und Verformung des Cavum uteri in Form eines angedeuteten
Fragezeichens (gepunktete Linie).
Uterine Sarkome erscheinen typischerweise als Raumforderungen mit inhomogener Echogenität,
manchmal mit zystischen Einschlüssen. Kalzifikationen und fächerförmige dorsale Schallauslöschungen,
wie sie bei Myomen beobachtet werden können, sind bei Sarkomen seltener. Sarkome sind
nicht mit ausreichender Sicherheit von Myomen oder fokalen Adenomyose-Herden zu differenzieren
[21].
Generell werden Herdbefunde in der Uteruswand anhand internationaler Klassifikationen
beschrieben und in 2 Ebenen (Länge, Höhe und Breite) dokumentiert und gemessen [12]
[22].
Intrakavitäre Auffälligkeiten
Pathologische Veränderungen des Endometriums oder fokale Raumforderungen sollen entsprechend
international publizierter Standards dokumentiert und beschrieben werden [11]. Grundlage für die differenzialdiagnostische Bewertung intrakavitärer Auffälligkeiten
([Tab. 2]) sind neben der Messung der Endometrium-Dicke die Beschreibung der Textur und der
Randkontur des Endometriums bzw. der Raumforderung ([Abb. 7], [8]) sowie der Nachweis oder Ausschluss einer Serometra. Zur Differenzierung zwischen
malignen und benignen Befunden kann außerdem die Farbdoppler-sonografische Beurteilung
des Perfusionsgrades und des Gefäßmusters hilfreich sein [15].
Tab. 2
Pathologische intrakavitäre Befunde: Differenzialdiagnosen.
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Endometrium-Hyperplasie
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Endometrium-Polyp
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Submuköses Myom
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Endometrium-Karzinom
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Endometriales Stromasarkom
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Gestörte Frühgravidität
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Abb. 7 Retroflektierter Uterus im Sagittalschnitt. Hoch aufgebautes, zur Uteruswand glatt
begrenztes Endometrium mit aufgehobenem Mittelecho. Abhängig von Menopausenstatus
und Klinik sind die weiterführende sonografische Diagnostik und die histologische
Abklärung indiziert.
Abb. 8 Retroflektierter Uterus im Sagittalschnitt a mit zum Myometrium unscharf begrenztem Endometrium, fokal Malignom-suspektes Perfusionsmuster
b. Eine histologische Abklärung nach vorheriger weiterführender sonografischer Diagnostik
ist indiziert.
Bei prämenopausalen Frauen muss bei der Beurteilung intrakavitärer Befunde auch an
das Vorliegen einer Frühschwangerschaft gedacht werden. Besteht der Verdacht auf eine
gestörte Frühgravidität, ist entsprechend den für die Basisdiagnostik der Frühschwangerschaft
formulierten Empfehlungen der DEGUM vorzugehen [23].
Adnexe
Ovar
Auffällige Befunde an den Ovarien werden anhand internationaler Standards [9] dargestellt, klassifiziert und dokumentiert. In der Basisdiagnostik sollen pathologische
Befunde des Ovars anhand ihrer Größe, Wandstruktur, Binnenstruktur und Perfusion korrekt
beschrieben und von physiologischen Befunden ([Abb. 9], [10]) abgegrenzt werden.
Abb. 9 Ovar mit sprungreifem Follikel (Normalbefund).
Abb. 10 Corpus luteum (Normalbefund).
Hämorrhagische Zysten ([Abb. 11]), Zystadenome ([Abb. 12]), Dermoidzysten ([Abb. 13]) und Endometriose-Zysten ([Abb. 14]) können sonomorphologisch in der Mehrzahl der Fälle bereits in der Basisdiagnostik
per „Blickdiagnostik“ mit hoher Validität diagnostiziert werden [14]
[24].
Abb. 11 Hämorrhagische Ovarial-Zyste mit frischer Einblutung. Pathognomonisch dafür sind
glatt begrenzte Raumforderungen mit intrazystischen frei flottierenden spinngewebsartigen
Strukturen. Bei Verlaufskontrollen nach ca. 6–8 Wochen sind derartige Befunde meist
regredient.
Abb. 12 Einkammrige echoleere glatt begrenzte Ovarial-Zyste. Der Befund ist typisch für ein
seröses Zystadenom.
Abb. 13 Einkammrige glatt begrenzte Ovarialzyste mit gemischtem Binnenecho mit hyperechogenen
streifigen Reflexen, rundem hyperechogenen Anteil (*) und dorsaler Schallauslöschung
(Pfeil) am Oberrand eines ansonsten unauffälligen Ovars mit Corpus luteum (CL). Der
Befund ist typisch für eine Dermoidzyste.
Abb. 14 Einkammrige glatt begrenzte Ovarialzyste mit homogenem „milchglasartigen“ Binnenecho.
Der Befund ist typisch für eine Endometriose-Zyste.
Bei Befunden, die Malignitätskriterien ([Abb. 15]) aufweisen oder die nicht mit hoher Wahrscheinlichkeit als benigne klassifiziert
werden können ([Tab. 3]) [17], ist eine weiterführende gynäkologische Ultraschalldiagnostik zur differenzialdiagnostischen
Abklärung, Risikoeinschätzung und ggf. Operationsplanung erforderlich [14]
[24]
[25]
[26].
Abb. 15 Zystisch-solider Adnextumor mit papillärer solider Binnenstruktur a und sehr starker Vaskularisation (Color Score 4 nach IOTA-Kriterien [17]). b. Aufgrund der Malignitäts-suspekten Kriterien ist als nächstes bildgebendes Verfahren
eine weiterführende sonografische Diagnostik indiziert.
Tab. 3
Sonografische Beurteilung von Adnextumoren in der Basisdiagnostik (IOTA „simple rules“
[17]).
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Malignitätskriterien
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Irregulärer solider Tumor
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Aszites
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Tumor beinhaltet mindestens 4 papilläre Strukturen
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Irregulärer multizystischer-solider Tumor mit einem maximalen Durchmesser > 10 cm
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Sehr starke Vaskularisation („Color Score 4“)
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Benignitätskriterien
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Uniloculäre Zyste
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Größter solider Anteil < 7 mm
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Dorsaler Schallschatten
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Glatt begrenzter multilokulärer Tumor < 100 mm
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Keine Vaskularisation darstellbar („Color Score 1“)
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Beurteilungskriterien
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ein oder mehr Malignitätskriterien, keine Benignitätskriterien:
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maligne
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ein oder mehr Benignitätskriterien, keine Malignitätskriterien:
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benigne
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sowohl Benignitätskriterien als auch Malignitätskriterien
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oder
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weder Benignitätskriterien noch Malignitätskriterien
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unklar
[*]
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* Eine weiterführende Ultraschalldiagnostik ist erforderlich.
Tube
Der häufigste sonografisch diagnostizierbare Befund an der Tube ist die Sactosalpinx
([Abb. 16]). Sonografische Leitsymptome sind tubuläre, inkomplett septierte periovarielle echoleere
(Hydrosalpinx) oder disperse Raumforderungen (Pyosalpinx, Hämatosalpinx) [27]. Noduläre oder verdickte Wandstrukturen und freie Flüssigkeit oder disperse Strukturen
im Douglas sprechen für einen entzündlichen Prozess [28]. Häufig stehen Tubenverschlüsse aber auch im Zusammenhang mit einer Endometriose.
Die Abgrenzung zu septierten Ovarialzysten oder gestauten Darmschlingen ist nicht
immer einfach.
Abb. 16 Sactosalpinx. Kennzeichnend sind die tubuläre Form, die inkomplette Septierung, sowie
noduläre Wandstrukturen.
Bei einseitigen Befunden, gleichzeitig auftretender freier Flüssigkeit und/oder Koageln
im Douglas muss immer auch an eine Tubargravidität gedacht werden. Ektope Schwangerschaften
sind mit Abstand am häufigsten im ampullären Bereich der Tube lokalisiert, können
aber auch isthmisch oder interstitiell, seltener in der Zervix, im Ovar oder im Douglas
liegen. In der Mehrzahl der Fälle gelingt die zielführende sonografische Darstellung
der ektopen Gravidität durch die in [Tab. 4] zusammengefassten Kriterien [29]
[30]
[31]. Hoch aufgebautes Endometrium oder eine zentrale Flüssigkeitsansammlung zwischen
den Endometrium-Hälften („Pseudo-Gestationssack“) sind häufig additive Faktoren, denen
jedoch keine ausreichende prädiktive Aussagekraft zukommt. Das gleiche gilt für die
Farbdoppler-sonografische Darstellung einer zirkumskripten Vaskularisation um den
ektopen Gestationssack: Diese ist bei Tubargraviditäten zwar regelmäßig vorhanden,
allerdings weist das Corpus luteum ein vergleichbares Perfusionsmuster auf. In der
Basisdiagnostik kann die Verwechslung eines Corpus luteum mit einer Tubargravidität
zu einer falsch positiven Diagnose führen. Liegen sonomorphologische Kriterien für
eine Tubargravidität vor ([Tab. 4] und [Abb. 17]), hängt die Dringlichkeit eines operativen Eingriffs vom klinischen Zustand der
Patientin und von der geschätzten Menge intraabdominalen Bluts ab. Bei fehlender Symptomatik
orientiert sich das weitere Vorgehen an der kombinierten Beurteilung der transvaginalen
Sonografie und der Serum-Beta-HCG-Konzentration im Verlauf [30]. In unklaren Fällen, insbesondere bei Verdacht auf eine heterotope Schwangerschaft
oder bei ektopen Schwangerschaften außerhalb der Tube (Zervix, Sectio-Narbe, Ovar,
Abdominalhöhle) wird eine Vorstellung zur weiterführenden sonografischen Diagnostik
empfohlen, soweit es der klinische Zustand der Patientin zulässt.
Tab. 4
Sonografische Kriterien für das Vorliegen einer Tubargravidität.
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Fehlender intra-uteriner Schwangerschaftsnachweis
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Inhomogene, nicht zystische Raumforderung neben dem Ovar („blob sign“)
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Hyperechogener Ring neben dem Ovar („bagel sign“)
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Positives „Sliding Sign“ – Verschiebbarkeit der Tubargravidität zum Ovar
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Ektoper Gestationssack mit Nachweis von embryonalen Anteilen und/oder Dottersack
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Ektoper Gestationssack mit Embryo mit oder ohne Nachweis von Herzaktionen
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Abb. 17 Verschiedene Erscheinungsformen der Tubargravidität: a inhomogene, nicht zystische Raumforderung neben dem Ovar. b hyperechogene ringförmige Raumforderung neben dem Ovar. c hyperechogene ringförmige Raumforderung neben dem Ovar mit freier Flüssigkeit. d Hämatosalpinx mit Nachweis eines Gestationssacks und eines darin enthaltenen Dottersacks,
freie Flüssigkeit.
Adnextorsionen
Die Diagnostik der Adnextorsion basiert auf einer Kombination von klinischem Bild
und sonografischen Kriterien (Ödem und Vergrößerung von Ovar und/oder Tube sowie dopplersonografische
Darstellung des spiralförmig verdrehten Gefäßstiels = „Whirlpool-Zeichen“), welche
in den Qualitätsanforderungen für gynäkologische Untersuchungen durch die DEGUM-Stufe
II näher ausgeführt sind [32]. Da es sich beim Verdacht auf eine Adnextorsion um einen Notfall handelt, sollte
die Diagnose allerdings auch schon in der Basisdiagnostik gestellt werden können.
Douglasʼscher Raum
Flüssigkeitsansammlungen im Douglas sollen quantifiziert werden (Messung in 2 senkrecht
aufeinanderstehenden Ebenen: Länge, Breite, Höhe). Gleichzeitig wird die Echogenität
der Flüssigkeit beurteilt:
In der reproduktiven Phase sind geringe Mengen seröser Flüssigkeit im Douglas physiologisch,
gelegentlich werden auch im Zusammenhang mit der Ovulation kleinere Blutkoagel sichtbar.
Bei größeren Flüssigkeitsansammlungen im Douglas, papillären peritonealen Auflagerungen,
Raumforderungen oder bei Verdacht auf Obliteration des Douglasʼschen Raums ist als
nächste diagnostische Maßnahme die weiterführende gynäkologische Ultraschalldiagnostik
indiziert.
Schriftlicher Befund und Dokumentation
Der schriftliche Befund umfasst:
-
Untersuchungsdatum
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Patientendaten
-
Fragestellung bzw. Indikation der Untersuchung
-
Bilddokumentation folgender Parameter:
-
Uterus im Längsschnitt mit Cavum-/Endometrium-Darstellung (Messung des ap-Durchmessers
und der doppelten Endometriumhöhe)
-
beide Ovarien (Messung von Länge und Breite oder Höhe), bei Nichtdarstellbarkeit eines
oder beider Ovarien Dokumentation der jeweiligen Adnexregion (mit Darstellung der
externen Iliakalgefäße)
-
auffällige Befunde (Darstellung und Messung in 2 senkrecht aufeinanderstehenden Ebenen:
Länge, Breite und Höhe)
-
Befundbeschreibung und Bewertung
-
Diagnose
-
weiteres Vorgehen
-
Untersucher
Bei unklaren Befunden im kleinen Becken, bei Verdacht auf ein Malignom oder vor operativen
Interventionen besteht die Indikation zur weiterführenden Ultraschalldiagnostik [32].