Schlüsselwörter
Leber - Transaminasen - Hausarzt - Algorithmus - Früherkennung
Keywords
liver - transaminases - general practitioner - primary care - early detection
Einleitung
            Erhöhte Leberwerte stellen in der hausärztlichen Versorgung einen häufigen Zufallsbefund
               dar [1]. Zugleich ist die Prävalenz für Leberwerterhöhungen unter primärärztlich versorgten
               Patient*innen weitgehend unklar [1]
               [2]. Entsprechende Hinweise hat etwa die Gutenberg-Herz-Studie geliefert, wo bei rund
               20% der Patient*innen Leberwerterhöhungen ausgemacht wurden [3]. Die SHIP-Studie konnte eine ALT-Erhöhung für ein Viertel aller eingeschlossenen
               Patient*innen nachweisen [4].
            Dass Leberwerterhöhungen mit vermehrter Mortalität und Begleiterkrankungen einhergehen,
               ist inzwischen von diversen Arbeiten belegt worden [2]
               [5]
               [6]
               [7]
               [8]
               [9]
               [10]. Verbreitete Ursachen sind Alkoholabusus, Medikamenteneinnahme, die nichtalkoholische
               Leberverfettung und Virushepatitiden [11]
               [12]
               [13]
               [14]. Da erhöhte Leberwerte auf vital bedrohliche Erkrankungen hinweisen können, ist
               eine möglichst frühzeitige Abklärung und Einleitung therapeutischer Maßnahmen entscheidend.
            In den meisten Fällen sind Hausärzt*innen die ersten Behandler*innen, die im Rahmen
               einer Routinekontrolle auf (unklar) erhöhte Leberwerte aufmerksam werden [15]
               [16]
               [17]. In ihrer Rolle als Primärversorger*innen obliegt ihnen die Beurteilung solcher
               Befunde und Initiierung weitergehender diagnostischer Schritte. Angesichts der Zeit-
               und Ressourcenknappheit im hausärztlichen Versorgungsgeschehen kann eine differenzialdiagnostische
               Abklärung zur Früherkennung von Lebererkrankungen anspruchsvoll ausfallen [18]
               [19]. Dies gilt mit Blick auf die ätiologische Einordnung und Bewertung spezifischer
               erhöhter Leberwerte, aber auch die Berücksichtigung anderer möglicher Warnzeichen
               [12]
               [20]
               [21]. Neben der Frage, welche Werte in welchen Referenzbereichen und Konstellationen
               als aussagekräftige Indikatoren einbezogen werden [17]
               [19]
               [22], ist für den hausärztlichen Umgang mit (unklar) erhöhten Leberwerten eine Differenzierung
               ausschlaggebend, in welchem Fall ein abwartendes Offenhalten (mit Wiederholung des
               Labors) geboten und wann eine sofortige Abklärung indiziert ist, z.B. durch direkte
               Überweisung zum Facharzt oder zu einer Leberambulanz [17]
               [18]
               [19].
            Sowohl in Deutschland als auch anderen europäischen Ländern werden bislang Mängel
               bei der konsequenten Identifizierung und Abklärung erhöhter Leberwerte im hausärztlichen
               Setting wahrgenommen [3]
               [15]
               [21]
               [22]
               [23]. So wird zum einen ein geringer Anteil an Frühdiagnosen moniert, zum anderen ein
               uneinheitliches und stark vom einzelnen Hausarzt abhängiges differenzialdiagnostisches
               Vorgehen. Ein Grund hierfür wird im Fehlen strukturierter, zielgerichteter Früherkennungsprogramme
               für chronische Leberkrankheiten im Rahmen der Regelversorgung gesehen [19]
               [20]
               [24]. Für Deutschland kommt hinzu, dass Allgemeinmediziner*innen bislang nicht auf explizit
               hausarztbasierte, evidenzgeprüfte Leitlinien und andere Instrumente der Erkennung,
               Einordnung und Bewertung von Leberwerterhöhungen zurückgreifen können [11]
               [19]
               [25]
               [26]
               [27]
               [28]
               [29]
               [30].
            Bislang liegen für den deutschsprachigen Raum keine systematischen Untersuchungen
               vor, die die primärärztliche Versorgungsrealität bei Leberwerterhöhungen sowie damit
               einhergehende Herausforderungen und Problematiken in belastbarer Weise erfassen. Damit
               einhergehend fehlen Erkenntnisse zu hausärztlichen Vorgehensweisen im Umgang mit (unklar)
               erhöhten Leberwerten, zu technisch-apparativen Voraussetzungen und möglichen Schnittstellenproblemen
               zwischen Haus- und Fachärzt*innen.
         Methodik
            Gesamtstudie und Erkenntnisinteresse
            
            Der Überblicksartikel komprimiert die Bilanz einer explorativen Studienreihe und stellt
               die Resultate der bisherigen Forschungslage gegenüber. Die sich aus 4 Teilstudien
               zusammensetzende Untersuchung steht als eigenständige Ergänzungsstudie im weiteren
               Kontext des Innovationsfonds-Modellprojektes SEAL (Structured Early Assessment for
               Asymptomatic Liver Cirrhosis) zur Früherkennung einer Leberfibrose oder asymptomatischen
               Leberzirrhose.
            
            Forschungsleitend für die Gesamtstudie waren v.a. folgende Fragestellungen:
            
            
               
               - 
                  
                  Welche Voraussetzungen bestehen im hausärztlichen Setting hinsichtlich der Erkennung
                     und Abklärung von Leberwerterhöhungen? 
- 
                  
                  Wie gehen Hausärzt*innen bei der Einordnung und Abklärung (unklar) erhöhter Leberwerte
                     vor? 
- 
                  
                  Wie gestaltet sich die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Hausärzt*innen und
                     fachärztlich-internistischen bzw. gastroenterologischen Fachärzt*innen bei der Behandlung
                     von Patient*innen mit Leberwerterhöhungen? 
- 
                  
                  Wie ließe sich die Früherkennung und Diagnostik von Lebererkrankungen im primärärztlichen
                     Setting verbessern? 
Entsprechend der Fragestellungen bestand das Ziel darin, eine Bestandsaufnahme hinsichtlich
               des Status quo der hausärztlichen Diagnostik (unklar) erhöhter Leberwerte zu leisten.
               Im Besonderen sollte es darum gehen, derzeit bestehende Vorgehensweisen, Herausforderungen
               und Probleme zu identifizieren.
            
            Um möglichst weit gefächerte Erkenntnisse mit Blick auf das formulierte Erkenntnisinteresse
               zu gewinnen, wurden im Zuge der Studienreihe sowohl Hausärzt*innen als auch niedergelassene
               Ärzt*innen in gastroenterologischen Schwerpunktpraxen befragt.
            
            Vor dem Hintergrund der als Zusammenschau aufgegriffenen Befunde soll der Artikel
               Ansatzpunkte für eine Optimierung und Effektivierung der Diagnostik erhöhter Leberwerte
               in der Primärversorgung ableiten. Ergo soll der Fokus auf festgestellte Schwachpunkte
               im Hausarztsetting gerichtet werden.
            
            Teilstudien
            
            Angesichts des stark lückenhaften Forschungsstands mit Blick auf die Versorgung von
               Lebererkrankungen im niedergelassenen Bereich wurden sämtliche Teilstudien bewusst
               explorativ angelegt.
            
            Basierend auf einer Vorstudie, bei der 2.680 rheinland-pfälzische und saarländische
               Allgemeinmediziner*innen zu ihrem Vorgehen bei Leberwerterhöhungen befragt wurden
               [31] (Rücklauf: 391 bzw. 16%), wurde der Fragebogen aktualisiert und die Studie in deutlich
               größerem Maßstab neu aufgelegt, um zu eruieren, inwiefern sich die damaligen Resultate
               bestätigen lassen. Diese erweiterte Befragung erfolgte zwischen Oktober 2019 und März
               2020 und holte die Standpunkte und Erfahrungen von insgesamt 10.503 Hausärzt*innen
               in Hessen und Baden-Württemberg zum Vorgehen bei Leberwerterhöhungen ein [32] (Rücklauf: 2.701 bzw. 26%).
            
            Ein analoges Vorgehen wurde mit Blick auf die Befragung niedergelassener gastroenterologischer
               Fachärzt*innen verfolgt. Zuerst erfolgte im Frühjahr 2018 eine Voruntersuchung, bei
               der 135 rheinland-pfälzische und saarländische Gastroenterolog*innen zu ihrem Vorgehen
               bei Leberwerterhöhungen sowie ihrer Zusammenarbeit mit Hausärzt*innen befragt wurden
               [33] (Rücklauf: 54 bzw. 40%). Der im Jahr 2017 ursprünglich von den Autoren entwickelte
               und konzeptionell erprobte Fragebogen wurde aktualisiert und mündete in einer erweiterten
               Studie. Zwischen April und Oktober 2020 wurden im Zuge einer Online-Befragung 529
               in gastroenterologischen Schwerpunktpraxen tätigen Fachärzt*innen in Baden-Württemberg,
               Hessen und Thüringen befragt [34] (Rücklauf: 313 bzw. 59%).
            
            Für keine der beschriebenen Studien wurden Incentives eingesetzt.
            
            Entwicklung der Erhebungsinstrumente
            
            Da die Studien aufeinander aufbauten, war ein kontinuierlicher Lernprozess für die
               Konzeption der nachfolgenden Teilstudie die Folge. Daneben waren die entwickelten
               Erhebungsinstrumente durch weitere Elemente abgestützt:
            
            
               
               - 
                  
                  Vorbereitungen und Austausch innerhalb des SEAL-Projektes 
- 
                  
                  Hausärzt*innen-Befragung: Der im Jahr 2017 ursprünglich entwickelte Fragebogen [31] wurde durch eine im Erstellungsprozess erfolgte Gruppendiskussion mit 10 Hausärzt*innen
                     angereichert. 
- 
                  
                  Fachärzt*innen-Befragung: Mehrere Expert*innen des Zirrhose-Centrums der Universitätsmedizin
                     Mainz wurden im Entwicklungsprozess beratend hinzugezogen, um die Vollständigkeit
                     und Angemessenheit des Fragebogens [33] aus fachärztlicher Sicht zu prüfen und den Fragebogen dicht entlang der Versorgungsrealität
                     auszurichten. 
- 
                  
                  Weitere Vorstudien der Autoren zur strukturierten, evidenzorientierten hausärztlichen
                     Versorgung [u.a. 35] 
- 
                  
                  Allgemeine Literaturrecherchen bei der Konzeption aller Teilstudien (hier wurden Arbeiten
                     herangezogen, in denen die Abklärung erhöhter Leberwerte in der Primärversorgung im
                     Zentrum stehen [u.a. 36]) 
- 
                  
                  Durchführung von Pretests im Vorfeld der Datenerhebung 
Einige Fragen in den Erhebungsinstrumenten wurden sowohl Hausärzt*innen als auch gastroenterologischen
               Fachärzt*innen in gleichartiger Weise gestellt (z.B. Einstellung zum abwartenden Offenhalten,
               Ansätze zur Optimierung der Früherkennung). Dies diente einer besseren Gegenüberstellung
               der Resultate.
            
            Datenanalyse
            
            Die Daten der quantitativen Studien wurden mittels SPSS 23.0 ausgewertet. Um unterschiedliche
               Vorgehensweisen von Hausärzt*innen sichtbar zu machen, wurde neben der deskriptiven
               Analyse auf das Verfahren der Faktorenanalyse (Varimax-Rotation) zurückgegriffen,
               bei der Variablen aufgrund von systematischen Beziehungen (Korrelationen) untereinander
               zu Faktoren zusammengefasst werden.
            Ergebnisse
            Im Folgenden soll unter Rückgriff auf die jeweils zentralen Befunde auf jede der dargestellten
               Dimensionen eingegangen werden und ein Zusammenhang zur Forschungslage hergestellt
               werden. Als primäre Referenz dienen die Befragungen mit den deutlich größeren Samples
               [32]
               [34].
            Leberwerte und Leberwert-Konstellationen
            
            Die Befragung der Hausärzt*innen [32] hat eruiert, dass im Versorgungsalltag bei der Abklärung (unklar) erhöhter Leberwerte
               eine starke Fokussierung auf vergleichsweise wenige ausgewählte Leberparameter vorliegt.
               So wird v.a.  die γ-GT als Laborwert betrachtet (95%). Rund zwei Drittel (65%) beziehen
               die Aspartat-Aminotransferase (ASAT, AST, GOT) in ihre Untersuchung ein, gefolgt von
               der Alanin-Aminotransferase (ALAT, ALT, GPT) (63%), der alkalischen Phosphatase (AP,
               62%) und der Thrombozytenzahl (57%). In einer Nachfrage wurden die Befragten gebeten,
               die ihrer Auffassung nach 3 wichtigsten und aussagekräftigsten Indikatoren zur Früherkennung
               einer Leberzirrhose zu nennen. Analog werden hier γ-GT (92%), Aspartat-Aminotransferase
               (83%) und Alanin-Aminotransferase (79%) genannt, wohingegen andere Werte mit deutlichem
               Abstand folgen.
            
            Zugleich konnte eine Faktorenanalyse ein stark heterogenes und divergierendes hausärztliches
               Vorgehen bei der Abklärung einer möglichen chronischen Leberparenychmerkrankung offenlegen.
               So achten Hausärzt*innen nicht nur auf stark unterschiedliche Symptome, sondern ziehen
               im Rahmen der hausärztlich veranlassten Labordiagnostik unterschiedliche leberassoziierte
               Laborparameter bzw. Wertekonstellationen als Indikatoren zur Identifikation einer
               (beginnenden) Leberkrankheit heran. Während ein Cluster sich auf Funktionsparameter
               wie Bilirubin, Quick (INR), Cholinesterase und Albumin konzentriert, betrachtet ein
               anderer in erster Linie Indikatoren für eine toxische Zellschädigung oder eine schon
               eingetretene Lebererkrankung. Neben weiteren Parametern findet hier v.a. die Alanin-Aminotransferase
               Beachtung. Zudem fällt ein dritter Cluster auf, der auf die γ-GT als Parameter für
               eine mögliche Leberkrankheit fokussiert.
            
            Die Befragung niedergelassener Gastroenterolog*innen [34] konnte aus fachärztlicher Perspektive bestätigen, dass sich Hausärzt*innen im Praxisalltag
               an stark divergierenden Leberwerten orientieren. So erleben es 57% der Fachärzt*innen
               als beträchtliche Erschwernis, dass aufgrund einer je nach Hausarzt sehr unterschiedlichen
               bzw. uneinheitlichen Erhebung von Leberwerten eine stete Neueinstellung auf die diagnostischen
               Voraussetzungen erforderlich seien. Entsprechend divers stellt sich auch das Spektrum
               für Schlussfolgerungen und weitere Versorgungsentscheidungen dar.
            
            Diagnostisches Verhalten
            
            Die Befragung der Hausärzt*innen [32] konnte zeigen, dass 29% der einbezogenen Allgemeinmediziner*innen in der eigenen
               Praxis neben der GKV-Früherkennungsuntersuchung eine spezielle Leber-Check-up-Untersuchung
               zur Früherkennung anbieten. Hingegen halten 66% kein solches Angebot als Zusatz zum
               GKV-Gesundheits-Check-up vor. Im Hinblick auf die apparativ-diagnostischen Voraussetzungen
               ist in den meisten hausärztlichen Praxen üblicherweise ein standardmäßige Oberbauchsonografie
               zur Identifizierung und weiteren Abklärung von Lebererkrankungen gegeben (89%), seltener
               eine erweiterte Labordiagnostik (64%)[1]. Jeweils 5% bieten eine Untersuchung mittels Elastografie bzw. Fibroscan an.
            
            Wie sich im Rahmen einer detaillierten Abfrage via Itembatterie zeigte, liegen bestimmte,
               zu tiefergehender Diagnostik veranlassende Hinweise auf eine beginnende Leberkrankheit
               im Fokus der befragten Hausärzt*innen, während andere geringere Beachtung erfahren.
               Aus ihrer bisherigen Erfahrung achten Hausärzt*innen dabei v.a. auf einen übermäßigen
               Konsum von Alkohol (94%), aber auch auf Anzeichen wie Oberbauchbeschwerden (76%),
               Müdigkeitserscheinungen (75%), Aszites (71%), Juckreiz (71%) und Hautveränderungen
               (65%). Andere mögliche Hinweise wie z.B.  Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust, Dupuytren’sche
               Kontrakturen oder Gynäkomastie werden erheblich seltener mit einer potenziellen Lebererkrankung
               in Verbindung gebracht.
            
            Damit einhergehend gibt es Anhaltspunkte dafür, dass Hausärzt*innen bei der Abklärung
               (unklar) erhöhter Leberwerte mangelnde diagnostische Sicherheit sowie einen Mangel
               an Orientierungsoptionen verspüren. So halten sich 38% bei der Abklärung von Leberwerterhöhungen
               für sehr oder eher kompetent, während rund 50% sich hier als weniger oder überhaupt
               nicht kompetent einstufen. Praxis- bzw. Handlungsempfehlungen, Expertisen medizinischer
               Fachgesellschaften oder von Gesundheitsakteuren angebotene Diagnosepfade (z.B. Deutsche
               Leberstiftung) werden lediglich von einem Drittel der befragten Hausärzt*innen schon
               einmal herangezogen. Das von einer Mehrheit der Befragten artikulierte Interesse an
               einem Ausbau adäquater Fortbildungsangebote ist ebenfalls ein Indiz für einen themenbezogenen
               Schulungsbedarf von Hausärzt*innen.
            
            Überweisungsverhalten
            
            Im Lichte der Studienresultate offenbart das hausärztliche Zuweisungsverhalten feststellbare
               Inkonsequenzen. Zum einen halten es fast zwei Drittel (60%) der befragten Hausärzt*innen
               [32] für sinnvoll, nach Feststellung moderat erhöhter Leberwerte zunächst ein abwartendes
               Offenhalten von mehreren Wochen (Median: 5,0) zu praktizieren und damit erst nach
               einer erneuten Untersuchung zu einem späteren Zeitpunkt eine Überweisung an eine höhere
               Fachgebietsebene zu erwägen. Allerdings machen die Befragten abweichende Angaben über
               ihr tatsächliches Überweisungsverhalten, das sie in einer offenen Nachfrage v.a. mit
               diagnostischen Unsicherheiten begründen. So geben rund 40% an, die Patient*innen in
               der Regel nach Feststellung unklar erhöhter Leberwerte direkt zum Facharzt oder sogar
               an eine Spezialambulanz überwiesen zu haben. Nur 32% haben hingegen erst einmal konsequent
               zugewartet.
            
            79% der Hausärzt*innen geben an, die eigenen Patient*innen im Fall einer Überweisung
               bei einer gastroenterologischen Schwerpunktpraxis vorgestellt zu haben; 44% haben
               direkt an eine Leberspezialambulanz überwiesen sowie 27% zu einer gastroenterologischen
               Abteilung oder Klinik.
            
            Die Ergebnisse belegen die zentrale Lotsenfunktion des Hausarztes im Gesundheitssystem.
               98% der befragten internistischen Fachärzt*innen geben an, dass Patient*innen mit
               (unklar) erhöhten Leberwerten üblicherweise durch den Hausarzt überwiesen werden.
               23% nennen die Überweisung durch einen anderen Facharzt bzw. 20%, dass Patient*innen
               ihre Praxis auf Anraten der Klinik aufsuchen (40% direktes Aufsuchen durch den Patienten).
            
            Aus der Perspektive gastroenterologischer Fachärzt*innen [34] zeigt sich, dass diese ihrerseits Kritik am hausärztlichen Zuweisungsverhalten üben,
               das nach Auffassung dieser Befragten häufig entweder deutlich verfrüht (64%) oder
               zu stark verzögert (57%) erfolgt. Zudem stellten sich Patient*innen mit unklar erhöhten
               Leberwerten oftmals als unspezifisch heraus (69%).
            
            Interdisziplinäre Kooperation
            
            Für eine effektive, frühzeitig greifende Diagnostik zur Abklärung von Leberwerterhöhungen
               und eine passgenaue Therapie ist eine geregelte Zusammenarbeit von Haus- und Facharztebene
               essenziell. Obgleich sowohl Haus- als auch Fachärzt*innen die Kooperation mit der
               jeweils anderen Seite mehrheitlich als positiv erleben, werden erhebliche Schnittstellenproblematiken
               und Hürden in der interdisziplinären Kooperation artikuliert.
            
            Häufige Erschwernisse für Hausärzt*innen [32] stellen neben einem Mangel spezialisierter internistischer Praxen in der Umgebung
               (73%) mangelnde Erreichbarkeit dar, um sich über die meist komplexen Patient*innenprobleme
               auszutauschen (69%). 90% geben an, dass es häufig zu längeren Wartezeiten auf einen
               Termin zur differenzialdiagnostischen Klärung beim Verdacht auf eine Leberkrankheit
               kommt. Im ländlichen Raum stellen sich diese Herausforderungen in Anbetracht der deutlich
               niedrigeren Facharztdichte in verschärfter Weise dar. Als beträchtliche Problematik
               wird von Hausärzt*innen zudem erlebt, dass Patient*innen vom fachärztlichen Kollegen
               nicht ausreichend über ihre Situation aufgeklärt und aus Unsicherheit zum Hausarzt
               zurückkehren (72%). Ebenso scheint das Überweisungsverhalten der Fachärzt*innen im
               Anschluss an die Diagnosestellung einer Lebererkrankung durch häufige Rücküberweisungen
               zum Hausarzt geprägt (63%). Ohne eine rasche Vorstellung in einer klinischen Spezialambulanz
               besteht zumindest die Gefahr, dass der Patient durch Rücküberweisung in eine unnötige
               Schleife gerät.
            
            Aus der Perspektive gastroenterologischer Fachärzt*innen [34] zeigt sich, dass diese ebenfalls Kritik an der Kooperation mit der Primärarztebene
               üben. Jenseits des Zeitpunkts einer Patient*innenvorstellung wird besonders der hausärztliche
               Verzicht auf eine genuine Basisabklärung und ein Überweisen auf Vermutung oder Zweifel
               hin als bedeutendes Problem in der Interaktion mit Allgemeinmediziner*innen erlebt
               (71%). Weitere Hindernisse bei der Zusammenarbeit mit Hausärzt*innen ergeben sich
               aus Sicht niedergelassener Gastroenterolog*innen dadurch, dass Leberwerterhöhungen
               von diesen nicht immer weiterverfolgt (65%) werden. Der erwähnte Umstand, dass Hausärzt*innen
               oftmals ein stark unterschiedliches Vorgehen bei der Abklärung von Leberwerterhöhungen
               praktizieren (z.B. Erhebung abweichender Leberwerte, 57%), stellt aus Sicht eines
               Teils der Befragten eine zusätzliche Hürde dar und korrespondiert mit dem von Fachärzt*innen
               artikulierten Eindruck, dass Untersuchungen, Ergebnisse und gestellte Diagnosen nicht
               immer transparent sind (63%).
            
            Optimierungsansätze für die hausärztliche Versorgung
            
            Die Befragten erhielten eine Auflistung verschiedener möglicher Maßnahmen, um den
               Frühdiagnose-Anteil von Patient*innen zu erhöhen. Dabei zeigen sich bei den einbezogenen
               hausärztlichen und fachärztlichen Mediziner*innen große Übereinstimmungen. Eingedenk
               des wahrgenommenen uneinheitlichen Vorgehens bei der Abklärung von Leberwerterhöhungen
               im ambulanten Bereich sowie vorhandener Schnittstellenprobleme befürworten 80% der
               Hausärzt*innen und 85% der Fachärzt*innen die Einführung eines strukturierten, evidenzbasierten
               und breitflächig einzusetzenden Diagnose- und Therapiealgorithmus als (sehr) effektive
               Maßnahme. 65% der Hausärzt*innen und 55% der Fachärzt*innen sehen eine Erweiterung
               der Laboruntersuchung im Rahmen der Gesundheitsuntersuchung ab dem 35. Lebensjahr
               als wirksame Maßnahme. 61% der Haus- und 60% der Fachärzt*innen sehen die Entwicklung
               einer explizit hausarztkonformen, evidenzbasierten S3-Leitlinie zur systematischen
               Abklärung von Leberwerterhöhungen als besonders effektiv an. 50% der Haus- und 52%
               der Fachärzt*innen sprechen sich für die Einführung eines genuinen Leber-Checks im
               Rahmen der GKV aus.
            
            Darüber hinaus halten 70% der Haus- und 76% Fachärzt*innen einen deutlichen Ausbau
               an verschiedenartigen Fortbildungsveranstaltungen für Hausärzt*innen zur Abklärung
               von Leberwerten und Einübung einer strukturierten Interaktion innerhalb der Versorgungskette
               für (sehr) effektiv.
            
            Abgeleitete Ansatzpunkte
            
            Vor dem Hintergrund der präsentierten Ergebnisse zeigt [Abb. 1] die im Zuge der Auswertung der Teilstudien verdichteten Ansatzpunkte mit Blick auf
               eine effektivierte hausärztliche Leberdiagnostik.
            
             Abb. 1 Abgeleitete Ansatzpunkte für eine effektivierte hausärztliche Leberdiagnostik (eigene
                  Darstellung).
                  Abb. 1 Abgeleitete Ansatzpunkte für eine effektivierte hausärztliche Leberdiagnostik (eigene
                  Darstellung).
            
            
            Diskussion
            Zusammenfassung und Befunde anderer Studien
            
            Die breitflächige Befragung von Hausärzt*innen und fachärztlich-internistischen bzw.
               gastroenterologischen Fachärzt*innen in mehreren großen Bundesländern [32]
               [34] untermauern, dass Leberwerterhöhungen ein häufiger Befund in der primärärztlichen
               Versorgung sind. Damit geht die Notwendigkeit einer systematischen und konsequenten
               Abklärung sowie einer funktionierenden Kooperation mit höheren Versorgungsebenen einher.
               Die Befragungsergebnisse bestätigen in sämtlichen Bereichen die Befunde der Vorstudien
               [31]
               [33] und liefern Hinweise, dass beim Management erhöhter Leberwerte in der hausärztlichen
               Versorgung eine Reihe von Schwachpunkten bestehen.
            
            
               
               - 
                  
                  Erstens zeigt sich ein ausgeprägt heterogenes und abweichendes hausärztliches Vorgehen
                     bei der Abklärung einer möglichen chronischen Leberparenychmerkrankung. So variieren
                     unter Allgemeinmediziner*innen nicht nur die beachteten Symptome, sondern es werden
                     im Rahmen der hausärztlich veranlassten Labordiagnostik unterschiedliche leberassoziierte
                     Laborparameter bzw. Wertekonstellationen als Indikatoren zur Identifikation einer
                     (beginnenden) Leberkrankheit herangezogen. Bei der Laborwertanalyse konnten 3 Cluster
                     identifiziert werden, die in dieser Form bereits in der Vorstudie ermittelt wurden
                     [31]. Diese dürften damit zusammenhängen, dass die beauftragten Labore keine deckungsgleichen
                     Portfolios zur Verfügung stellen. Zugleich scheint es bei einem Teil der Hausärzt*innen
                     die Tendenz zu geben, im Praxisalltag auf möglichst wenige griffige Parameter zu fokussieren
                     [19]
                     [29]. Insbesondere die γ -GT scheint dabei für viele Allgemeinärzt*innen ein nahe liegender
                     und oft singulär betrachteter Indikator zu sein, obgleich eine isolierte Erhöhung
                     der γ -GT ohne Alkoholkonsum nicht zwangsläufig auf eine Leberpathologie hindeutet
                     [21]
                     [35]
                     [36]. 
- 
                  
                  Zweitens sind die diagnostischen Voraussetzungen in der Hausarztpraxis für eine adäquate
                     Abklärung von Leberwerterhöhungen oftmals nicht in ausreichendem Umfang gegeben. Dies
                     betrifft die technisch-apparative Ausstattung ebenso wie ein konsequentes Angebot
                     von diagnostischen Angeboten (z.B. erweiterte Labordiagnostik, Leber-Check-up). Hausärzt*innen
                     selbst artikulieren einen ausgeprägten Bedarf nach Schulung ihrer diagnostischen Fähigkeiten
                     bzw. an einem Ausbau adäquater Fortbildungsangebote in diesem Bereich, was sich u.a.
                     darin zeigt, dass Hinweise auf (beginnende) Lebererkrankungen oftmals eher selektiv
                     registriert werden. Hausärzt*innen scheinen sowohl anamnestisch als auch von der Befundseite
                     her lebensstilbedingte Lebererkrankungen wie die alkoholische Lebererkrankung stärker
                     zu betonen und demgegenüber das hepatologische Problem der Fettleber, virale Lebererkrankungen
                     und systemische Autoimmunphänomene weniger zu betrachten [32]; darauf weisen auch andere Arbeiten hin [14]
                     [30]
                     [36]. Für eine stärkere Unterstützung der diagnostischen Kompetenzen von Hausärzt*innen
                     spricht neben der im Zuge der Befragung ermittelten Selbsteinschätzung der Ärzt*innen
                     auch die Tatsache, dass Praxisempfehlungen und Expertisen medizinischer Fachgesellschaften
                     eher selten genutzt werden. 
- 
                  
                  Drittens gibt es Hinweise darauf, dass das hausärztliche Überweisungsverhalten mit
                     Blick auf die Abklärungsbedürftigkeit von (unklaren) Leberwerterhöhungen nicht immer
                     passgenau ist. Dies betrifft insbesondere die Frage, inwiefern nach Feststellung erhöhter
                     Leberwerte kontrolliert zugewartet wird und ab welchem Zeitpunkt eine Überweisung
                     angezeigt ist. Zwar bevorzugt grundsätzlich eine Mehrzahl der Befragten ein kontrolliertes
                     Zuwarten von bis zu 8 Wochen, allerdings machen sie im Versorgungsalltag von rascheren
                     und häufigeren Überweisungen zu Fachärzt*innen oder Leberambulanzen Gebrauch. Auch
                     hierfür können neben systembedingten Einschränkungen (zeitlicher Aufwand für eine
                     vertiefte Abklärung, Laborbudgetierung usw.) diagnostische Unsicherheiten mitverantwortlich
                     sein. Nach Einschätzung der befragten Fachärzt*innen kommt es häufiger vor, dass hausärztliche
                     Überweisungen zu früh oder zu spät stattfinden [33]
                     [34]. 
- 
                  
                  Viertens bestehen diverse Herausforderungen in der interdisziplinären Zusammenarbeit
                     und Kommunikation zwischen Hausärzt*innen und niedergelassenen internistisch-gastroenterologischen
                     Fachärzt*innen. Vor allem die mangelnde Erreichbarkeit und der Umstand, dass es relativ
                     häufig zu längeren Wartezeiten auf einen Termin zur differenzialdiagnostischen Klärung
                     beim Verdacht auf eine Leberkrankheit kommt, stellen Erschwernisse für Hausärzt*innen
                     dar. Zudem scheint das Überweisungsverhalten der Fachärzt*innen im Anschluss an die
                     Diagnosestellung einer Lebererkrankung durch häufige Rücküberweisungen zum Hausarzt
                     geprägt [16]
                     [17]
                     [21]. Indes belegt die Befragung von gastroenterologischen Fachärzt*innen, dass der hausärztliche
                     Verzicht auf eine genuine Basisabklärung ein bedeutendes Problem in der Interaktion
                     mit Fachärzt*innen darstellen kann. Der Umstand, dass Hausärzt*innen oftmals ein stark
                     unterschiedliches Vorgehen bei der Abklärung von Leberwerterhöhungen praktizieren,
                     stellt aus Sicht eines Teils der Befragten eine zusätzliche Hürde dar.  
Die ermittelten Befunde und Problematiken können dahingehend verdichtet werden, dass
               der Umgang mit erhöhten Leberwerten, welche im Rahmen einer allgemeinen Blutuntersuchung
               auffallen, eine diagnostische Herausforderung darstellt, die bislang stark vom individuellen
               Vorgehen des einzelnen Hausarztes abhängt und entsprechend heterogen bearbeitet wird.
               Die Ergebnisse können mit dem Umstand in Zusammenhang gestellt werden, dass bislang
               ein validierter, flächendeckend etablierter diagnostischer Algorithmus für die Identifizierung
               von Patient*innen mit erhöhten Leberwerten fehlt, insbesondere mit Blick auf Patient*innen
               mit hohem Risiko für eine Leberzirrhose [11]
               [19]
               [25]
               [26]
               [27]
               [28]
               [29]
               [30]. Ein solcher in der Breite der Versorgung angewandter strukturierter Diagnose- und
               Behandlungspfad könnte ein wertvolles Tool zu evidenzbasierter Professionalisierung
               und Vereinheitlichung des hausärztlichen Vorgehens sein [24]
               [26]
               [28].
            
            Seit geraumer Zeit machen verschiedene Forschungs- und Hilfsnetzwerke sowie Fachgesellschaften
               auf den Stellenwert eines systematischen Diagnosepfads aufmerksam. Im Zuge dessen
               wurden Algorithmen entwickelt, die bei erhöhten Leberwerten suffizient angewendet
               werden können [37]
               [38]
               [39]
               [40]. Holstege kategorisiert beispielsweise Vorgehensweisen anhand des Musters der pathologisch
               veränderten Leberwerte in 3 verschiedene Gruppen [41]. Liegen erhöhte Transaminasen vor, sollte geklärt werden, ob eine virale Genese,
               eine genetisch induzierte Stoffwechselerkrankung oder eine medikamentös-toxische Schädigung
               vorliegt. Im Fall erhöhter Cholestaseenzyme sollte mittels Sonografie abgeklärt werden,
               ob eine intra- oder extrahepatische Ursache der Cholestase vorliegt. Bei einem Anstieg
               der γ-GT ist stärker auf extrahepatischen Krankheitsursachen und physiologische Enzymerhöhungen
               zu achten.
            
            Internationale Arbeiten lassen vermuten, dass ein belastbarer, in der Breite der Versorgung
               angewandter Diagnosealgorithmus entscheidende Vorteile generieren könnte, darunter
               Kosten-Nutzen-Effekte und eine raschere Früherkennung. Zudem ließe sich das differenzialdiagnostische
               Vorgehen besser strukturieren, vorschnelle oder verspätete Überweisungen vermeiden,
               der Informationsfluss optimieren und eine reibungslosere Arbeitsteilung zwischen Haus-
               und Fachärzt*innen sicherstellen [18]
               [34]
               [35]. Die Entwicklung und breite Etablierung eines praxisnahen, situationsbezogenen Algorithmus
               zur (weiteren) Abklärung erhöhter Leberwerte wäre nicht zuletzt ein wertvoller Beitrag
               zu einer effektiveren Verlaufsbegleitung und individuell passgenaueren Therapiemaßnahmen,
               die ein Fortschreiten der Krankheit verhindern und sogar zu einer Zirrhoseregression
               führen können [26]
               [27]
               [28]
               [29]
               [30]. Diese könnten kombiniert werden mit zusätzlichen Maßnahmen, Strukturen und Angeboten,
               die klare Versorgungspfade unterstützen, so etwa eine feste Verankerung leberwertassoziierter
               Blutuntersuchungen im Rahmen des hausärztlichen Check-ups, standardisierte Parameter
               für das Routinelabor und die Entwicklung einer fundierten hausarztbasierten Leitlinie
               zur Erkennung und zum Umgang mit erhöhten Leberwerten [15]
               [16]
               [17]
               [29]
               [35].
            
            Eine wichtige Voraussetzung für die erfolgreiche Durchsetzung eines strukturierten
               Diagnosealgorithmus wird indes sein müssen, dass dieser in der Lage ist, sich möglichst
               dicht entlang der hausärztlichen Versorgungsrealität zu orientieren [16]
               [35]. Dazu zählt u.a. der Einfluss von Kosten und zeitlichem Aufwand, der von einem evidenzbasierten
               Diagnosepfad mit Blick auf Fragen der Abklärung und des Überweisungsverhaltens zu
               berücksichtigen ist [17].
            
            Stärken und Schwächen
            
            Der vorliegende Beitrag diente als komprimierte Zusammenschau und Studienbilanz, um
               Erkenntnisse mit Blick auf die Diagnostik erhöhter Leberwerte in der Primärversorgung
               zu verdichten und einen Bezug zur Forschungslage herzustellen. Die präsentierten Befragungen
               waren aufgrund mehrerer Vorstudien bereits konzeptionell erprobt und auf das allgemein-
               bzw. fachärztliche Versorgungsgeschehen zugeschnitten. Im Zuge der Durchführung konnten
               große, durchmischte Stichproben gewonnen werden, die ein breites Bild über den hausärztlichen
               Umgang und entsprechende Voraussetzungen bei der Leberwertabklärung eröffnen. Dennoch
               kann keine der vorgestellten Studien einen repräsentativen Anspruch erheben (u.a.
               regionale Schwerpunkte, begrenzter Rücklauf). Weiter ist es aufgrund der Anonymisierung
               – die als Voraussetzung für eine breite Teilnahme diente – nicht möglich, zurückzuverfolgen,
               aus welchen Teilen der entsprechenden Bundesländer Haus- bzw. Fachärzt*innen teilgenommen
               haben. Auch kann nicht ausgeschlossen werden, dass sich thematisch interessierte Ärzt*innen
               in stärkerem Maße zur Teilnahme bereiterklärt haben.
            
            Mit Blick auf die Limitationen ist insbesondere hinsichtlich der Hausärzt*innen-Befragung
               anzumerken, dass sowohl anamnestisch als auch von der Befundseite die alkoholische
               Lebererkrankung stärker betont wird und demgegenüber das hepatologische Problem der
               Fettleber, virale Lebererkrankungen und systemische Autoimmunphänomene weniger Beachtung
               finden [42]. Somit kann die Befragung der Breite von Lebererkrankungen in der hausärztlichen
               Versorgung nicht umfänglich gerecht werden. Diese Forschungslücke zu bearbeiten wird
               Aufgabe von Folgearbeiten sein müssen.
            
            Für künftige Studien wäre interessant, zu erfassen, welche Maßnahmen aus Sicht von
               Hausärzt*innen mit hepatologischer Kompetenz dazu geführt haben, sicherer im Umgang
               mit Leberwerterhöhungen zu werden und welche Maßnahmen darüber hinaus aus Sicht dieser
               Behandler*innen ergriffen werden sollten, um die Effektivität der hausärztlichen Früherkennung
               zu verbessern.
            
            Schlussfolgerungen
            
            Erhöhte Leberwerte treten als häufiger Zufallsbefund in der hausärztlichen Versorgung
               auf. Umso größer ist die Bedeutung, die einer effektiven Abklärungs- und Ausschlussdiagnostik
               zukommt, um zu verhindern, dass vorhandene Leberkrankheiten übersehen werden. Dabei
               ist nicht nur relevant, welche Leberwerte in welchen Konstellationen herangezogen
               oder wann Patient*innen zur weiterführenden Untersuchung überwiesen werden. Ebenfalls
               ist die Qualität einer funktionierenden Kooperation zwischen Haus- und Facharztebene
               entscheidend.
            
            Die Studienergebnisse weisen darauf hin, dass die frühzeitige, konsequente Identifizierung
               und Abklärung (unklarer) Leberwerterhöhungen in der Hausarztpraxis derzeit nicht immer
               möglich ist, da verschiedene Hürden und Herausforderungen bestehen. Um die Effektivität
               der primärärztlichen Versorgung sukzessive zu steigern, erscheint es ratsam, Maßnahmen
               zu ergreifen, die zu einer verstärkten Professionalisierung und Vereinheitlichung
               der Diagnostik beitragen und die Zusammenarbeit mit gastroenterologischen Spezialisten
               besser strukturieren. In diesem Zusammenhang kann die Etablierung eines an der ambulanten
               Versorgungsrealität orientierten, ausreichend validierten Diagnose- und Behandlungspfads
               ein wertvolles Instrument sein. Sinnvoll wäre zudem ein breiteres Angebot von themenbezogenen
               Schulungsformaten sowie die feste Verankerung einer leberwertassoziierten Blutuntersuchung
               im Rahmen des Check-ups. Die Entwicklung einer fundierten hausarztbasierten Leitlinie
               zur Erkennung und zum Umgang mit erhöhten Leberwerten erscheint ratsam, um ambulanten
               Allgemeinmedizinern bessere und hausarztkonforme Orientierungsmöglichkeiten bei der
               diagnostischen Abklärung von Leberwerten zu vermitteln. Flankiert durch die angesprochenen
               Maßnahmen sollten Hausärzt*innen grundsätzlich darin bestärkt werden, die Basisdiagnostik
               bei erhöhten Leberwerten selbst durchzuführen und dann anlassbezogen zu überweisen,
               um so ihre Zuweiserrolle optimal ausfüllen zu können.
            
               
               
                  
                     
                        
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                           Erhöhte Leberwerte treten als häufiger Zufallsbefund in der hausärztlichen Versorgung
                              auf. Neben der Beachtung von Symptomen ist für eine effektive Abklärung entscheidend,
                              welche Leberwerte als Indikatoren einbezogen und wann Patienten zur weiterführenden
                              Diagnostik überwiesen werden. 
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                           Die frühzeitige, konsequente Identifizierung und Abklärung (unklarer) Leberwerterhöhungen
                              ist in der Hausarztpraxis derzeit aufgrund diverser Hürden und Herausforderungen nicht
                              immer möglich. Um die Effektivität der primärärztlichen Versorgung zu steigern, erscheint
                              es ratsam, Maßnahmen zu ergreifen, die zu einer verstärkten Professionalisierung und
                              Vereinheitlichung der Diagnostik beitragen und die Zusammenarbeit mit gastroenterologischen
                              Spezialist*innen besser strukturieren. 
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                           Ein validierter, evidenzbasierter Diagnosealgorithmus zur Einordnung und Bewertung
                              erhöhter Leberwerte kann in Verbindung mit gezielten hausärztlichen Schulungs- und
                              Fortbildungsformaten ein wertvolles Instrument sein, um Hausärzt*innen bei der Diagnostik
                              zu unterstützen und die Versorgungskette konsequenter zu gestalten.