Bandak E.
et al.
Exercise and education versus saline injections for knee osteoarthritis: a
randomised controlled equivalence trial.
Ann Rheum Dis 2022;
81 (04) 537-543
DOI:
10.1136/annrheumdis-2021-221129
An der Untersuchung nahmen 206 Personen im Alter von mindestens 50 Jahren teil,
die an einer radiologisch bestätigten (Kellgren-Lawrence-Grad≥2)
symptomatischen tibiofemoralen Arthrose litten. Eine vorangegangene
Übungstherapie sowie intraartikuläre Injektionsbehandlungen
stellten Ausschlusskriterien dar. Gemäß Randomisierung
absolvierten 102 Männer und Frauen ein achtwöchiges
strukturiertes Programm (GLAD: Good Life with osteoArthritis in Denmark), das
außer einer Informationsvermittlung und Beratung zum Thema
Kniegelenkarthrose, den Therapiemöglichkeiten und dem Selbstmanagement
ein physiotherapeutisch angeleitetes neuromuskuläres
Übungsprogramm umfasste. Die 104 Patientinnen und Patienten der
Kontrollgruppe erhielten dagegen innerhalb von 8 Wochen 4
intraartikuläre Injektionen mit Kochsalzlösung. Als
primären Studienendpunkt definierten die Forschenden die mithilfe des
KOOS (Knee injury and Osteoarthritis Outcome Score)-Fragebogens objektivierte
Schmerzbelastung in Woche 9. Die KOOS-Punktwerte variieren zwischen 0 (am
schlechtesten) und 100 (am besten), erläutern sie. Weiterhin analysierte
die Arbeitsgruppe die KOOS-Subskalen „Funktion“ und
„Lebensqualität“, erfasste Nebenwirkungen der
Interventionen und befragte die Studienteilnehmenden zu ihrer allgemeinen
Krankheitsbelastung.
Ergebnisse
Die Probandinnen und Probanden – 54% Männer –
waren im Schnitt 68,4 Jahre alt und hatten einen durchschnittlichen
Bodymassindex von 27,3 kg/m2. Nach 9 Wochen hatte sich in der
Übungsgruppe der KOOS-Punktwert durchschnittlich um 10,0 und in der
Placebogruppe um 7,3 verändert. Dieser Unterschied war statistisch nicht
signifikant bzw. stellten die Forschenden per Definition eine Gleichwertigkeit
der beiden Studieninterventionen fest. Auch im Hinblick auf die
sekundären Schlüsselendpunkte erwiesen sich beide Behandlungen
als gleichwertig. Bezüglich der Häufigkeit und Schwere von
unerwünschten Ereignissen unterschieden sich die beiden Studienarme
ebenfalls nicht wesentlich. Die Ergebnisse der primären und
sekundären Studienendpunkte blieben bis Woche 12 stabil und
Sensitivitätsanalysen änderten am Ergebnismuster nichts.
Patientinnen und Patienten mit einer Gonarthrose, so das Fazit der
Forschenden, profitieren im Hinblick auf die Schmerzbelastung sowie die
funktionellen Einschränkungen gleichermaßen von einem
achtwöchigen Aufklärungs-/Schulungsprogramm und von
mehrfachen Kochsalzinjektionen. Diese Ergebnisse werfen verschiedene Fragen
auf, beispielsweise nach dem Wirkmechanismus der Interventionen. Ferner sei
die verbreitete Empfehlung von Schulungs- und Übungsbehandlungen
kritisch zu hinterfragen, meinen sie.
Dr. med. Judith Lorenz, Künzell