Schlüsselwörter fortgeschrittenes Mammakarzinom - Chemotherapie - endokrine Therapie - Antikörper-Medikament-Konjugate
Einleitung
Die Neuentwicklungen zur Behandlung von Patientinnen in der metastasierten Therapiesituation
hat einige neue Standardtherapien hervorgebracht wie die CDK4/6-Inhibitoren in der
1. fortgeschrittenen Therapielinie beim hormonrezeptorpositiven, HER2-negativen
Mammakarzinom, die Immun-Checkpoint-Inhibitoren beim triple-negativen, PD-L1-positiven
Mammakarzinom und die
PARP-Inhibitoren bei einer BRCA1/2 -Keimbahnmutation. Des Weiteren konnten die Antikörper-Medikament-Konjugate (antibody-drug-conjugate,
ADC) Sacituzumab-Govitecan bei Patientinnen mit
triple-negativem Mammakarzinom und Trastuzumab-Deruxtecan bei Patientinnen mit
HER2-positivem Mammakarzinom in jeweils späteren Therapielinien etabliert werden.
Insbesondere für die ADC
konnten in der letzten Zeit neue Patientinnengruppen identifiziert werden, in
denen diese Medikamente trotz geringer Expression des Zielmoleküls eine hohe Wirksamkeit
entfalten konnten.
HER2-low – Biomarker oder neue Subgruppe
HER2-low – Biomarker oder neue Subgruppe
Mit dem Anti-HER2-ADC Trastuzumab-Deruxtecan (T-DXd) konnte sowohl in der 1-armigen
Destiny-B01-Studie als auch in der Destiny-B03-Studie eine hohe Wirksamkeit bei Patientinnen
mit einem
positiven HER2-Status (HER2-positiv nach den Kriterien der ASCO/CAP-Richtlinien
[1 ]) gezeigt werden. Mit „positiv“ ist in diesem Zusammenhang gemeint, dass die
Patientinnen entweder in der Immunhistochemie einen Score von 3+ haben mussten
oder eine Amplifikation des HER2 -Gens mit einer Gen-zu-Zentromer-Ratio von ≥ 2,0 aufweisen mussten. Diese
Definition identifiziert Patientinnen, die ohne eine Anti-HER2-Behandlung wegen
des aktivierten HER2-Pathways eine außerordentlich schlechte Prognose haben. In die
Destiny-B01-Studie wurden
aber auch Patientinnen eingeschlossen, die zwar keine Überexpression oder Amplifikation
von HER2 hatten, jedoch mit einem immunhistochemischen Score von 1+ oder 2+ (ohne Amplifikation)
eine gewisse Expression von HER2 aufwiesen. Diese Population wird „HER2-low“ genannt.
„Low Expression“ als Therapiekonzept
Das Therapiekonzept, dass Moleküle an der Krebsoberfläche genutzt werden können, um
Therapien dorthin zu lenken, auch wenn diese nicht zwingend für eine schlechte Prognose
verantwortlich
sind, ist nicht neu. So wurden z. B. bereits Anti-HER2 CAR-T-Zellen für eine
Therapie mit Sarkomen [2 ] und Anti-HER2 CAR-NK-Zellen für eine Therapie von
Glioblastomen [3 ] in klinischen Studien genutzt. In beiden Fällen war keine Überexpression oder Amplifikation
gefordert für eine Therapie. Ein weiteres
Beispiel ist das Di-Sialo-Gangliosid GD2, welches beim Mammakarzinom und anderen
Karzinomen zu finden ist [4 ] und welches bei gewissen Neuroblastomen für eine
Antikörpertherapie bereits relevant ist [5 ]. Obwohl GD2 bei ca. 50% aller Mammakarzinome gefunden werden kann, hat es keinen
Einfluss auf die Prognose und ist
sicher ein interessantes Target [4 ]. Ein bekannteres, weiteres Beispiel ist Trop2, ein Target, welches mittels des ADC
Sacituzumab-Govitecan adressiert werden
kann und für die Behandlung von Patientinnen mit vorbehandeltem, metastasierten
TNBC zugelassen ist [6 ].
Somit ist die Nutzung von Therapien gegen Ziele, welche die Krebszelle markieren,
jedoch nicht unbedingt für die Aggressivität eines Tumors verantwortlich sein müssen,
kein neues Konzept.
Mit den neuen, hochwirksamen ADC scheinen diese Patientinnengruppen nun für die
Etablierung neuer Therapien geeignet zu sein. In Bezug auf Tumoren mit geringer HER2-Expression
(HER2-low)
konnte in einer Registerstudie gezeigt werden, dass bei HER2-low-Patientinnen
der Grad der Expression (Score von 1+ oder 2+) keinen Einfluss auf das PFS oder OS
hatte. Bei der Verteilung auf
die molekularen Subgruppen ([Abb. 1 ]) sieht man, dass ca. 40% der triple-negativen Tumoren und 53% der HR-positiven HER2-negativen
Tumoren eine niedrige
Expression von HER2 aufweisen und somit für eine solche Therapie infrage kämen.
Abb. 1 Verteilung der „HER2-low-expressing“ Tumoren bei den molekularen Subtypen in der
metastasierten Situation (Abb. basiert auf Daten aus [51 ]).
Es bleibt anzumerken, dass in Zukunft neue Standards bei der immunhistochemischen
Beurteilung der HER2-Expression etabliert werden müssen. Bislang hatten niedrige Expressionswerte
keine
therapeutische Relevanz. Für eine Therapieentscheidung sollte es hier eine Absprache
zwischen Pathologen und Therapeuten geben.
Trastuzumab-Deruxtecan bei HER2-negativen Tumoren mit geringer HER2-Expression (Low-HER2-Expression)
Für Patientinnen mit einem HER2-negativen, HR-positiven, fortgeschrittenen Mammakarzinom
gilt, dass zunächst alle endokrinen Therapieoptionen erschöpft sein sollten [7 ]. Real-World-Daten zeigen jedoch, dass auch nach Einführung der CDK4/6-Inhibitoren
noch ca. 40 – 50% der Patientinnen in der 2. oder 3. Therapielinie mit einer
Chemotherapie behandelt werden [8 ], während ca. 80% der Patientinnen bereits in der 1. Therapielinie mit einem CDK4/6-Inhibitor
behandelt werden [9 ]. Eine Verbesserung der Therapiesituation für diese Patientinnen würde einen deutlichen
Therapiefortschritt bedeuten. Vor diesem Hintergrund wurde in der
Destiny-Breast-04-Studie eine Chemotherapie nach Wahl des Arztes (Capecitabin,
Eribulin, Gemcitabin, Paclitaxel oder Nab-Paclitaxel) mit dem ADC Trastuzumab-Deruxtecan
verglichen [10 ]. Eingeschlossen werden durften nur Patientinnen, bei denen eine endokrine Resistenz
angenommen wurde und bei denen bereits 1 oder 2 Chemotherapien in der
fortgeschrittenen Therapiesituation durchgeführt worden waren.
In der Destiny-Breast-04-Studie hatten 65% der hormonrezeptorpositiven Patientinnen
eine Vortherapie mit CDK4/6-Inhibitor erhalten und rund 60% hatten eine Chemotherapie
in der
metastastierten Situation erhalten. 58% hatten einen HER2 IHC Score von 1+ und
42% einen Score von 2+ bei fehlender Amplifikation des HER2 -Gens [10 ].
Das mediane progressionsfreie Überleben konnte von 4,8 Monaten auf 9,9 Monate (HR = 0,50;
95%-KI: 0,40 – 0,63; p < 0,0001) verbessert werden. Dies traf sowohl für hormonrezeptorpositive
als auch homonrezeptornegative Patientinnen zu (HR = 0,51; 95%-KI 0,40 – 0,64
für HR-positive und HR = 0,46; 95%-KI: 0,24 – 0,89 bei TNBC).
Auch das mediane Gesamtüberleben konnte verbessert werden. In der Gesamtpopulation
betrug die HR 0,64 (95%-KI: 0,49 – 0,84). Auch hier war der Effekt sowohl in der HR-positiven
Population
signifikant (HR = 0,64; 95%-KI: 0,48 – 0,86; [Abb. 2 ]) als auch in der TNBC-Population (HR = 0,48; 95%-KI: 0,24 – 0,95).
Abb. 2 Gesamtüberleben in der Destiny-Breast-04-Studie. Daten extrahiert aus Modi et al.
[10 ] mittels der Methode nach Guyot et al. [52 ]. Die Anzahl der Todesereignisse wird mit dieser Methode bei einer 2 : 1-Randomisation
auf 123 Patientinnen im T-Dxd-Arm und 72 im TPC-Arm geschätzt.
Es muss jedoch angemerkt werden, dass mit 58 TNBC-Patientinnen die Analyse dieser
Patientinnen nur einen explorativen Charakter hatte. Auch muss bei einer medianen
Nachbeobachtungszeit von
18,4 Monaten beachtet werden, dass keine Aussage über das Gesamtüberleben bei
einer längeren Nachbeobachtung getroffen werden kann. Nichstdestrotrotz ist die Aussage,
dass über die Zeit von
1,5 Jahren ca. 35% weniger Todesfälle auftreten, wenn eine Therapie mit T-DXd
durchgeführt wird anstelle einer Chemotherapie, mit einer statistischen Signifikanz
versehen und wird mit hoher
Wahrscheinlichkeit die Therapieentscheidungen beeinflussen.
Anders als in der Destiny-B03-Studie wurden in der Destiny-B04-Studie erneut 3 Todesfälle
in Zusammenhang mit einer interstitiellen Lungenerkrankung als Folge einer T-DXd-Therapie
beobachtet. Die Möglichkeit des Auftretens dieser seltenen, aber gefährlichen
Nebenwirkungen sollte den Behandlern bekannt sein, und diagnostische (low dose, high
resolution CT) und
therapeutische (Cortisontherapie) Maßnahmen sollten immer und umgehend bei respiratorischen
Symptomen oder Verdacht auf eine interstitielle Lungenerkrankung eingeleitet werden.
Neue Daten zur Therapie des PI3K/AKT/PTEN-Signalwegs
Neue Daten zur Therapie des PI3K/AKT/PTEN-Signalwegs
Der PIK3CA -Pathway als zentraler Bestandteil der Signaltransduktion
Es gibt nur wenige Therapien, für die es klare prädiktive Biomarker gibt. Das Vorhandensein
der Hormonrezeptoren sagt die Wirkung von endokrinen Therapien voraus und der HER2-Status
die
Wirksamkeit von Anti-HER2-Therapien. Ein weiterer prädiktiver Faktor ist das
Vorliegen von PIK3CA -Tumor-Mutationen für die Wirksamkeit von PI3K-Inhibitoren. Dies wurde sowohl für
Buparlisib in der BELLE-2-Studie als auch für Alpelisib in der SOLAR-1-Studie
nachgewiesen. In der BELLE-2-Studie betrug die Hazard Ratio zugunsten der Therapie
mit Fulvestrant + Buparlisib
in der Gruppe mit einer PIK3CA -Mutation 0,58 (95%-KI: 0,41 – 0,82) und in der Gruppe ohne PIK3CA -Muation 1,02 (95%-KI: 0,79 – 1,30) [11 ]. In der
SOLAR-1-Studie lag die HR in der Gruppe der PIK3CA -mutierten bei 0,65 (95%-KI: 0,50 – 0,85) und in der Wildtyp-Gruppe bei 0,85 (95%-KI:
0,58 – 1,25) [12 ]. Somit konnte dieses Prinzip in 2 Studien bestätigt werden. In der Tat ist der PI3K/AKT-Signalweg
ein zentraler Mechanismus der Signaltransduktion mit einem außerordentlichen
Stellenwert für viele physiologische und pathophysiologische Prozesse [13 ], [14 ].
Während die PI3-Kinase am Anfang der Signalkaskade in Interaktion mit den transmembranösen
Rezeptoren steht, ist die AKT-Kinase Downstream von PIK3 und PTEN für die weitere
Signaltransduktion verantwortlich. Eine Aktivierung dieses Signalweges kommt
bei Patientinnen mit hormonrezeptorpositiver Erkrankung in ca. 55% aller Fälle vor
[15 ]. Eine Übersicht dieses Signaltransduktionsweges bietet [Abb. 3 ].
Abb. 3 Der PI3K/AKT/PTEN-Signalweg [53 ].
Die FAKTION-Studie ist eine der ersten Studien, welche die Effekte des selektiven
AKT-Inhibitors Capivasertib untersucht hat [16 ]. In die Studie, welche von
2016 bis 2018 Patientinnen rekrutiert hatte, wurden Patientinnen mit einer Resistenz
für einen Aromatasehemmer eingeschlossen. Erlaubt waren des Weiteren eine Chemotherapielinie
und bis zu 3
vorherige endokrine Therapien, so lange sie nicht Fulvestrant oder einen PI3K/AKT/mTOR-Inhibitor
enthielten. Insgesamt 140 Patientinnen wurden 1 : 1 zu einer Therapie mit Fulvestrant
oder
Fulvestrant + Capivasertib randomisiert. Die Daten in Bezug auf die signifikante
Verbesserung des progressionsfreien Überlebens sind bereits veröffentlicht worden
[15 ]. Nun wurden die Gesamtüberlebensdaten, erweiterte Daten zum PFS und umfangreiche
Biomarkerdaten vorgestellt. Der PFS-Unterschied konsolidierte sich mit der längeren
Nachbeobachtung und war mit einer HR von 0,56 (95%-KI: 0,38 – 0,81) dem initialen
Bericht sehr ähnlich. Die medianen PFS-Zeiten waren mit 4,8 Monaten und 10,3 Monaten
dem initialen Report
gegenüber gleich. Dieser PFS-Benefit übertrug sich auch in einen statistisch
signifikanten Gesamtüberlebensvorteil mit einer HR von 0,66 (95%-KI: 0,45 – 0,97).
Das mediane Gesamtüberleben
verbesserte sich von 23,4 Monaten auf 29,3 Monate [16 ].
Für diese Studie sind die Biomarkerdaten von besonderem Interesse. Für die nun kürzlich
vorgestellte Analyse wurden neue State of the Art Analysemethoden angewendet, um die
Patientinnen in
2 Gruppen einzuteilen: „PI3K/AKT/PTEN-Signalweg aktiviert“ vs. „nicht aktiviert“.
Dies erfolgte mittels Mutationstestungen für PIK3CA, AKT1, PTEN und immunhistochemischen
Untersuchungen für einen PTEN-Verlust. So konnten 76 Patientinnen der Gruppe
mit alteriertem Signalweg und 64 der Gruppe mit nicht alteriertem Signalweg zugeordnet
werden. Die Ergebnisse
bestätigten die Wirksamkeit einer Therapie mit Capivasertib bei den Patientinnen,
bei denen der Signalweg alteriert war, und die fehlende Wirksamkeit bei den Patientinnen,
bei denen der
Signalweg nicht alteriert war ([Tab. 1 ]).
Tab. 1 Ergebnisse der Analyse der FAKTION-Studie nach Biomarker-Status für den PI3K/AKT/PTEN-Pathway.
Gesamtpopulation
PIK3/AKT/PTEN alteriert
PIK3/AKT/PTEN alteriert
N
140
76
64
medianes PFS Fulvestrant
4,8 Monate
4,6 Monate
4,9 Monate
medianes PFS Fulvestrant + Capivasertib
10,3 Monate
12,8 Monate
7,7 Monate
Hazard Ratio PFS (Fulvestrant + Capivasertib vs. Fulvestrant)
0,56 (95%-KI: 0,38 – 0,81)
0,44 (95%-KI: 0,26 – 0,72)
0,70 (95%-KI: 0,40 – 1,25)
medianes OS Fulvestrant
23,4 Monate
20,0 Monate
25,2 Monate
medianes OS Fulvestrant + Capivasertib
29,3 Monate
38,9 Monate
26,0 Monate
Hazard Ratio OS (Fulvestrant + Capivasertib vs. Fulvestrant)
0,66 (95%-KI: 0,45 – 0,97)
0,46 (95%-KI: 0,27 – 0,79)
0,86 (95%-KI: 0,49 – 1,52)
Dies unterstreicht das Prinzip, dass durch die molekulare Testung Patientinnen identifiziert
werden können, für die eine Therapie, in diesem Fall mit Capivasertib, Sinn macht.
Das
Nebenwirkungsprofil zeigte für die folgenden Nebenwirkungen eine höhere Rate
bei Patientinnen mit Capivasertib: Diarrhö, Rash, Hyperglykämie, Erbrechen, Infektionen
und orale Mukositis.
Da die FAKTION-Studie zu einer Zeit durchgeführt worden war, in der die Therapie mit
CDK4/6-Inhibitor noch kein Standard war, fehlt diese Vorbehandlung in dieser Studie.
Vor diesem
Hintergrund werden die Ergebnisse der CAPItello-291 Einblicke in eine Population
geben, in der auch ein CDK4/6-Inhibitor als Vortherapie zugelassen war [17 ].
Ebenso von Interesse ist die Kombinationstherapie mit CDK4/6-Inhibition, wie
es in der CAPItello-292-Studie getestet wird [18 ].
Daten der großen, randomisierten CDK4/6-Inhibitor-Studien fast komplett
Daten der großen, randomisierten CDK4/6-Inhibitor-Studien fast komplett
Datenübersicht für die Phase-III-CDK4/6-Inhibitor-Studien fast komplett
In Bezug auf die 3 CDK4/6-Inhibitoren Palbociclib, Ribociclib und Abemaciclib wurden
insgesamt 7 große randomisierte Studien durchgeführt ([Tab. 2 ]). Wegen
der besseren Prognose wurden die Daten der Studien in der 1. Therapielinie in
Bezug auf das Gesamtüberleben erst in letzter Zeit veröffentlicht.
Tab. 2 Übersicht der großen, randomisierten Phase-III-Studien mit CDK4/6-Inhibitoren.
N
Therapie
letzte Rekrutierung
PFS
HR (95%-KI)
medianes PFS
CDK4/6 | Placebo*
OS
HR (95%-KI)
medianes OS
CDK-Arm | Placebo*
Anteil Pat. mit De-novo-Metastasen
Anteil Pat. mit DFI < 12 Monate
Referenzen
* Basierend auf der jeweiligen Publikation mit dem längsten Follow-up.
** Vermutlich ähnlich wie in MONALEESA-2 und MONALEESA-7, da folgendes Einschlusskriterium
zutraf: „Endocrine therapy in the neoadjuvant or adjuvant setting was permitted if
the
patient had a disease-free interval. 12 months from the completion of endocrine
therapy.“
*** In dieser Studie wurde das behandlungsfreie Intervall berichtet, das nicht mit
dem krankheitsfreien Intervall (DFI) verglichen werden kann.
ET: endokrine Therapie; NA: nicht anwendbar, da Vortherapien im fortgeschrittenen
Setting Voraussetzung zur Teilnahme waren; Pat.: Patientinnen.
MONALEESA-2
668
Ribociclib + Letrozol
03/2015
0,56 (0,43 – 0,72)
25,3 | 16,0
0,76 (0,63 – 0,93)
63,9 | 51,4
34%
2,1%
[20 ], [34 ]
MONARCH 3
493
Abemaciclib + NSAI
11/2015
0,54 (0,41 – 0,72)
28,2 | 14,8
0,76 (0,58 – 0,97)
67,1 | 54,1
40%
**
[35 ], [36 ]
PALOMA-2
666
Palbociclib + Letrozol
07/2014
0,58 (0,46 – 0,72)
24,8 | 14,5
0,96 (0,78 – 1,18)
53,9 | 51,2
37%
22%***
[21 ], [37 ]
MONALEESA-7
672
Ribociclib + ET
08/2016
0,55 (0,44 – 0,69)
23,8 | 13,0
0,71 (0,54 – 0,95)
58,7 | 48,0
19%
4,3%
[38 ], [39 ], [40 ]
MONALEESA-3
726
Ribociclib + Fulvestrant
06/2016
0,59 (0,48 – 0,73)
20,5 | 12,8
0,72 (0,57 – 0,92)
53,7 | 41,5
40%
5,4%
[41 ], [42 ], [43 ], [44 ]
MONARCH 2
669
Abemaciclib + Fulvestrant
12/2015
0,55 (0,45 – 0,68)
16,9 | 9,3
0,76 (0,61 – 0,95)
46,7 | 37,3
NA
NA
[45 ], [46 ]
PALOMA-3
521
Palbociclib + Fulvestrant
08/2014
0,46 (0,36 – 0,59)
9,5 | 4,6
0,81 (0,64 – 1,03)
34,8 | 28,0
NA
NA
[47 ], [48 ], [49 ]
DAWNA-1
361
Dalpiciclib* + Fulvestrant
09/2020*
0,42 (0,31 – 0,58)
15,7 | 7,2
Not yet reported
Not yet reported
NA
NA
[50 ]
Subgruppenanalyse der MONALEESA-3-Studie berichtet medianes Gesamtüberleben für die
1. Therapielinie
Die MONALEESA-3-Studie ist die einzige Studie, die sowohl Patientinnen mit für eine
Hormontherapie sensiblen als auch -resistenten Tumoren eingeschlossen hatte, definiert
durch die Zeit
zwischen Absetzen der adjuvanten antihormonellen Therapie (erstlinie) oder Progress
unter Antihormontherapie in der Erstlinientherapie. In diesem Zusammenhang ist die
Auswertung dieser
Subgruppen von besonderem Interesse. Die Subgruppen, die unabhängig voneinander
ausgewertet worden waren, waren diejenigen mit De-novo-Metastasen und diejenigen,
die ein therapiefreies
Intervall nach dem Ende der adjuvanten Therapie von mehr als 12 Monaten hatten.
Diese Population wird in der MONALEESA-3 Erstlinienpopulation genannt. Die Patientinnen
mit einem
therapiefreien Intervall kleiner 12 Monate (auch wenn sie in der 1. Therapielinie
behandelt worden waren) und Patientinnen mit einer endokrinen Vortherapie wurden als
Patientinnen der
2. Therapielinie bezeichnet. Bei den für eine Hormontherapie sensiblen Patientinnen
(MONALEESA-3 Erstlinienpopulation) konnte ein sehr deutlicher Unterschied zwischen
den Therapiearmen
gesehen werden mit einer Hazard Ratio von 0,67 (95%-KI: 0,50 – 0,90) [19 ]. Das mediane Gesamtüberleben betrug in dieser Population 51,8 Monate für die
Fulvestrant-Monotherapie und 67,6 Monate für die Ribociclib-Fulvestrant-Therapie.
In der für eine Hormontherapie resistenten Gruppe (MONALEESA-3 Zweitlinienpopulation)
war der Unterschied
nicht so deutlich (HR = 0,80; 95%-KI: 0,61 – 1,05) mit medianen Gesamtüberlebenszeiten
von 33,7 und 39,7 Monaten [19 ].
Negative Gesamtüberlebensdaten der PALOMA-2-Studie schwer zu interpretieren
Die MONALEESA-2-Studie war die 1. Studie in der 1. Therapielinie in Kombination mit
Aromatasehemmern, die einen statistisch signifikanten Gesamtüberlebensvorteil berichtet
hatte [20 ] ([Tab. 2 ]). Die PALOMA-2-Studie hatte ähnliche Ein- und Ausschlusskriterien wie die MONALEESA-2-Studie.
Zusätzlich zur
MONALEESA-2-Population wurden auch Patientinnen eingeschlossen, die gerechnet
vom Ende der adjuvanten endokrinen Therapie ein krankheitsfreies Intervall von weniger
als 12 Monaten hatten.
Diese Gruppe machte 22% der PALOMA-2-Patientinnen aus ([Tab. 2 ]). Insgesamt konnte die Analyse der Gesamtüberlebensdaten der PALOMA-2-Studie nicht
zeigen,
dass durch die Hinzunahme von Palbociclib zu Letrozol das Gesamtüberleben verbessert
werden konnte [21 ]. Die Hazard Ratio für die gesamte
Patientinnenpopulation betrug 0,96 (95%-KI: 0,78 – 1,18). Die medianen Gesamtüberlebenszeiten
waren 51,2 Monate für den Letrozol-Arm und 53,9 Monate für den Palbociclib + Letrozol-Arm.
Insgesamt ist die Studie jedoch wegen eines Follow-up Bias schwer zu interpretieren.
Im Palbociclib-Arm waren bis zum Monat 84 13% der Patientinnen nicht wegen Tod zensiert
und im endokrinen
Monotherapiearm 21%. Diese Unterschiede waren in den Subgruppenanalysen teilweise
noch größer und in anderen mehr ausgeglichen, sodass auch die Interpretation der Subgruppen
eher schwer
fällt. Diese Subgruppen wären jedoch von besonderem Interesse gewesen, weil in
der PALOMA-2-Studie bei insgesamt 22% der Patientinnen von einer gewissen endokrinen
Resistenz ausgegangen
werden musste, da bei diesen das Intervall vom Ende der adjuvanten endokrinen
Therapie bis zum Rückfall weniger als 12 Monate betragen hatte. Betrachtet man nämlich
die Population von
Patientinnen, bei denen dieses Intervall mehr als 12 Monate betragen hatte, zeigte
sich eine Hazard Ratio (0,73; 95%-KI: 0,53 – 1,01), die der der MONALEESA-2- und der
MONARCH-3-Studie sehr
ähnlich war. Jedoch war der günstige Effekt von Palbociclib in der Gruppe der
De-novo-Metastasierten nicht erkennbar (HR = 1,19; 95%: 0,84 – 1,7), während in dieser
Gruppe in der
MONALEESA-2-Studie ein deutlicher Therapieeffekt zu sehen war. Diese Subgruppe
der De-novo-Metastasierten hatte in der PALOMA-2-Studie wiederum einen deutlichen
Follow-up Bias. Dieses
Beispiel zeigt, wie schwer die Daten der PALOMA-2-Studie zu interpretieren sind.
Nach wie vor gibt es keine direkten Vergleiche zwischen den CDK4/6-Inhibitoren, sodass
über unterschiedliche klinische Wirksamkeit keine Aussage getroffen werden kann. Bei
der klinischen
Entscheidung ist die nun bestehende Datenlage jedoch nicht außer Acht zu lassen,
weil bei jeder Wahl einer Substanz Therapiealternativen zur Verfügung stehen.
Die finale Gesamtüberlebensanalyse der MONARCH-3-Studie steht weiter aus. In einer
Interimsanalyse zeigte sich mit einer Hazard Ratio von 0,76 (95%-KI: 0,58 – 0,97)
ein vielversprechendes
Ergebnis, welches wegen des Studiendesigns mit Interimsanalyse noch keine statistische
Signifikanz erreicht hatte.
Sollte die CDK4/6-Inhibitor-Therapie bei Progress fortgeführt werden?
Nach einem Progress unter einem CDK4/6-Inhibitor stellt sich die Frage nach dem weiteren
Vorgehen. Diese Therapiesituation wurde in der MAINTAIN-Studie untersucht. Patientinnen
mit einem
Progress unter einer CDK4/6-Inhibitor-Therapie wurden 1 : 1 entweder zu einer
Therapie mit Ribociclib + geänderte ET (Fortsetzung der CDK4/6-Inhibitor-Therapie
unter Ribociclib oder
Umstellung auf Ribociclib) und zu einer Therapie mit einer alleinig geänderten
ET randomisiert. Bei Patientinnen unter einem Aromatasehemmer wurde eine Therapie
mit Fulvestrant begonnen, und
bei Patientinnen unter Fulvestrant war später im Studienverlauf eine Änderung
auf Exemestan erlaubt. Insgesamt 119 Patientinnen wurden randomisiert. Die meisten
eingeschlossenen Patientinnen
(n = 103) befanden sich bei Studieneinschluss in einer Palbociclib-Therapie,
14 in einer Ribociclib-Therapie und 2 in einer Abemaciclib-Therapie. Es konnte gezeigt
werden, dass die
Beendigung der CDK4/6-Therapie und ein Fortführen der Behandlung mit einer endokrinen
Monotherapie nicht vorteilhaft für die Patientinnen war. Bei einer Fortführung der
CDK4/6-Inhibitor-Therapie konnte ein längeres medianes progressionsfreies Überleben
gesehen werden (5,3 Monate) verglichen mit dem Monotherapiearm (2,8 Monate). Die enstprechende
Hazard
Ratio betrug 0,57 (95%-KI: 0,39 – 0,95). Dieser Effekt schien sowohl bei einem
Wechsel von Fulvestrant auf Exemestan (n = 20) als auch bei einem Wechel von Aromatasehemmer
auf Fulvestrant
(n = 99) vorhanden zu sein, auch wenn angemerkt werden muss, dass die Subgruppe
der Exemestan-Patientinnen sehr klein war. Die Hypothese, dass der Wechsel auf Fulvestrant
am ehesten zu einem
Therapiebenefit führen würde, wegen einer Anhäufung von somatischen ESR1 -Mutationen, konnte nicht bestätigt werden. Von insgesamt 78 Patientinnen lag ein
Mutationsstatus für
ESR1 vor. In der Gruppe der Patientinnen mit einer ESR1 -Mutation konnte kein Therapie-Benefit für die Fortführung der CDK4/6-Inhibitor-Therapie
verzeichnet werden (HR = 1,22;
95%-KI: 0,59 – 1,49), während der Benefit in der Gruppe der Patientinnen ohne
Mutation eine Hazard Ratio von 0,30 (95%-KI: 0,15 – 0,62) verzeichnete.
Diese Studie unterstreicht, wie wichtig es ist, die Progressionsmechanismen unter
CDK4/6-Inhibitoren besser zu verstehen. Eine andere Fragestellung in dem Zusammenhang
hat die PADA-1-Studie
untersucht. Bei einer frühzeitigen Entdeckung von ESR1 -Mutationen im Blut ohne klinischen Progress konnte in der PADA-1-Studie ein Benefit
beim Wechel von Aromatasehemmer auf
Fulvestrant gesehen werden [22 ]. Der Wechsel bei klinischem Progress in der MAINTAIN-Studie in der Gruppe der ESR1 -mutierten hatte keinen Effekt
gezeigt. Über die Gründe kann nur gemutmaßt werden, ggf. ist dies aber mit einer
hohen Fulvestrant-Aktivität zu erklären. Dies zeigt, dass Progressionsmechanismen
eventuell komplizierter
sind als bislang angenommen und weitere Studien notwendig sind, um eine bessere
Sequenzplanung zu ermöglichen. Studien wie die MINERVA [23 ] und die
CAPTOR-BC-Studie [23 ], die gerade mit der Rekrutierung beginnen, widmen sich diesen Fragestellungen.
Sacituzumab-Govitecan bei Patientinnen mit HER2-negativem, HR-positiven Mammakarzinom
Sacituzumab-Govitecan bei Patientinnen mit HER2-negativem, HR-positiven Mammakarzinom
Trop-2 ist ein Antigen, das bei einigen Krebsarten wie dem Mammakarzinom, einigen
Schilddrüsenkarzinomen, dem Pankreaskarzinom, dem Kolonkarzinom, dem Urothelkarzinom
und anderen Tumoren
überexprimiert ist [24 ], [25 ], [26 ]. Auch wenn Beteiligungen an Signalwegen postuliert werden,
die bei der Krebsentstehung oder Progression eine Rolle spielen, konnte bislang
nicht nachgewiesen werden, dass Trop-2 ein Prognosemarker für Patientinnen mit Mammakarzinom
ist [27 ]. Wie oben bereits beschrieben, scheint für eine Wirksamkeit von einigen ADCs jedoch
nicht unbedingt die Aktivität des adressierten Signalweges von großer
Bedeutung zu sein, sondern eher das pure Vorhandensein des Zielmoleküls, in dem
Fall Trop-2. Schon bei der ASCENT-Studie konnte gezeigt werden, dass auch bei niedriger
Trop-2-Expression noch
eine Wirkung von Sacituzumab-Govitecan nachgewiesen werden konnte [28 ].
Vor diesem Hintergrund wurden nun die Ergebnisse der TROPiCS-02-Studie vorgestellt.
In die TROPiCS-02-Studie wurden hormonrezeptorpositive, HER2-negative Patientinnen
eingeschlossen, die
einige Vortherapien abgeschlossen haben mussten. Diese beinhalteten mindestens
1 endokrine Therapie, 1 Taxantherapie und 1 Therapie mit einem CDK4/6-Inhibitor. Es
mussten mindestens 2 und
nicht mehr als 4 Chemotherapielinien für die metastasierte Erkrankung abgeschlossen
sein. Somit wurden nur deutlich vortherapierte HR-positive/HER2-negative Patientinnen
in diese Studie
eingeschlossen [29 ].
Die Patientinnen wurden 1 : 1 randomisiert zu einer Therapie mit Sacituzumab-Govitecan
oder zu einer Chemotherapie nach Wahl des Arztes (Capecitabin, Vinorelin, Gemcitabin,
Eribulin). Das
Ziel einer solchen Studie sollte die Verbesserung der Prognose bei einem günstigeren
Nebenwirkungsprofil sein.
In Bezug auf das primäre Studienziel PFS war die Studie positiv. Das mediane PFS konnte
von 4,0 Monaten auf 5,5 Monaten verlängert werden. Die Hazard Ratio lag damit bei
0,66 (95%-KI:
0,53 – 0,83; p = 0,0003). Mit diesem Ergebnissen konnte die Studie ziemlich genau
den vorab geplanten und angenommenen Effekt zeigen. Das Gesamtüberleben war in dieser
Interimsanalyse noch
nicht statistisch signifikant unterschiedlich. Das mediane Gesamtüberleben wurde
von 12,3 auf 13,9 Monate verbessert. Dies entsprach einer HR von 0,84 (95%-KI: 0,67 – 1,06;
p = 0,14) [29 ].
Es ist fraglich, ob ein Unterschied des medianen PFS von 1,5 Monaten klinisch relevant
ist, insbesondere weil das Nebenwirkungsprofil in Bezug auf hämatologische, gastrointestinale
Nebenwirkungen und Alopezie im Sacituzumab-Govitecan-Arm ungünstiger war als im
Chemotherapiearm [29 ]. Dieses Nebenwirkungsprofil schien sich jedoch nicht auf
die Lebenstqualität auszuwirken. Die mit dem EORTC-QLQ-C30-Fragebogen gemessene
Lebensqualität blieb länger erhalten (Zeit bis zur Verschlechterung) unter Sacituzumab-Govitecan
als unter
Chemotherapie [29 ].
Von Real-World-Daten ist bekannt, dass Patientinnen nach einer CDK4/6-Inhibitor-Therapie
immer noch zu einem großen Anteil eine Chemotherapie in der 2. und 3. Therapielinie
erhalten [8 ]. Vor diesem Hintergrund sind die Daten der TROPiCS-02-Studie mit Sicherheit vielversprechend
und es ist wünschenswert, dass dieses Medikament in früheren
Therapielinien untersucht wird mit der Intention zu überprüfen, ob in einem Kollektiv
mit einer generell besseren Prognose auch eine größere, absolute Verbesserung der
Prognose zu erreichen
ist.
Ausblick
Für Patientinnen mit fortgeschrittenem, hormonrezeptorpositivem, HER2-negativem Mammakarzinom
wurden mit der PALOMA-2-Studie, der Destiny-Breast-04-Studie und der TROPiCS-02-Studie
neue
Erkenntnisse veröffentlicht, die eine hohe Relevanz für die klinische Praxis haben.
Mit einem Gesamtüberlebensvorteil und einem vertretbaren Nebenwirkungsprofil könnte
sich
Trastuzumab-Deruxtecan nach einer Zulassungserweiterung für Patientinnen mit einem
MBC und der Eigenschaft HER2-low etablieren. Momentan rekrutiert noch die Destiny-Breast-06-Studie
[30 ], welche die Substanz bei Patientinnen mit metastasiertem Mammakarzinom und HER2-low-Expression
in früheren Therapielinien untersucht.
Der fehlende Nachweis eines Gesamtüberlebensvorteils stellt sowohl Ärzte als auch
Patientinnen vor die Herausforderung, die Daten sinnvoll zu interpretieren. In der
klinischen Praxis wird
sich zeigen, ob sich die unterschiedliche Datenlage ([Tab. 1 ]) in ein unterschiedliches Verordnungsverhalten umsetzt. Mit den CDK4/6-Inhibitoren
als
Therapiestandard und den unterschiedlichen Studiendaten wächst die Notwendigkeit,
die Wirkungs- und Resistenzmechanismen besser zu verstehen, um Therapiesequenzen oder
weitere
Kombinationstherapien besser zu planen. Klinische Studien verfolgen z. B. den
Ansatz, bei einer ESR1 -Mutation unter einer Therapie mit CDK4/6-Inhibitor und Aromatasehemmer die Therapie
auf einen SERD zu wechseln [31 ]. Des Weiteren laufen mit der CAPTOR-BC-Studie [32 ] und der MINERVA-Studie [23 ] in Deutschland 2 translationale Forschungsprogramme an, die ebenfalls die molekularen
Mechanismen der Resistenz und Wirkweise der CDK4/6-Inhibitoren Ribociclib
und Abemaciclib erforschen.