Yu D.
et al.
Opioid use prior to total knee replacement: comparative analysis of trends in
England and Sweden.
Osteoarthritis Cartilage 2022;
30: 815-822
In die Studie wurden 49.043 Patienten aus einer englischen nationalen Datenbank
(Clinical Practice Research Datalink) und 5.955 Patienten aus dem schwedischen
Skåne Healthcare Register, an denen zwischen 2015 und 2019 eine
TKR durchgeführt worden war, aufgenommen. Die Kontrollgruppe bildeten 1:1
hinsichtlich Alter, Geschlecht und Praxis (Wohngebiet) gematchte Personen. Die
jährliche Prävalenz und das Verhältnis der
Prävalenzraten (PRR) der Verschreibung/Abgabe von Opioiden
(jeglicher Art, nach Stärke) in den 10 Jahren vor der TKR (oder dem
entsprechenden Indexdatum bei den Kontrollen) wurden mithilfe einer
Poisson-Regression abgeschätzt.
Sowohl in England als auch in Schweden stieg die Prävalenz der Patienten mit
Kniegelenksarthrose, die ein Opioid erhielten, mit sich verringerndem zeitlichen
Abstand zum Eingriff an. Während in England 10 Jahre vor dem Eingriff noch
24% ein solches Medikament einnahmen, war der Wert 1 Jahr vor der TKR auf
44% angestiegen. In Schweden lagen die entsprechenden Anteile bei 16 und
33%. Die Verschreibung in den Kontrollgruppen blieb unverändert, was
in beiden Ländern in einer zum Eingriff hin von 1,6 auf 2,7 ansteigenden PRR
resultierte. Somit war eine Opioidmedikation bei den Patienten 10 Jahre vor dem
Eingriff um 60% wahrscheinlicher als bei den Kontrollpersonen. Dieser Wert
stieg auf eine um 270% höhere Wahrscheinlichkeit im Jahr vor der TKR
an.
In beiden Ländern war kein relevanter Kohorten- oder Periodeneffekt zu
beobachten. Die Prävalenz der Opioidverschreibungen war sowohl bei den
englischen Patienten als auch in der englischen Kontrollgruppe höher. In
beiden Ländern stieg die Prävalenz für eine Opioideinnahme
bei den Patienten in den 12 bis 4 Monaten vor der TKR an, blieb aber in den drei bis
1 Monat vor dem Eingriff konstant. Allerdings war festzustellen, dass in England der
Anteil der Patienten, die stärkere Opioide nutzten, konstant blieb,
während der Anteil der Nutzung von schwächeren Opioiden bei den
Patienten im Vergleich zur Kontrollgruppe anstieg. Im Gegensatz dazu blieb in
Schweden der Anteil der Personen in der TKR- und Kontrollgruppe unter schwacher
Opioidtherapie konstant und es stieg der Anteil der Patienten, die starke Opioide
verordnet bekamen.
Die zeitlichen Prävalenzmuster der Verschreibung von Opioiden zwischen
Patienten und Kontrollen sind in England und Schweden miteinander vergleichbar.
Opioide werden in beiden Ländern nach wie vor häufig vor einer
TKR eingesetzt. Die verdeutlicht, nach Meinung der Autoren, sowohl den Mangel an
validen Alternativen für das Schmerzmanagement einer Kniegelenksarthrose
als auch, dass die stärker werdenden Schmerzen eine entscheidende
Stellschraube in der zeitlichen Festlegung des Eingriffs sind.
Britta Brudermanns, Köln