Key words
peritoneal surface malignancies - metastasis - radiological imaging - computed tomography
- magnetic resonance imaging - positron emission tomography
Abkürzungsverzeichnis
CC:
Completeness of cytoreduction score
CT-PCI:
Computertomografischer Peritoneal Cancer Index
DMPM:
Diffuses malignes peritoneales Mesotheliom
FDG-PET:
18Fluor-Desoxyglucose Positronenemissionstomografie
HIPEC:
Hypertherme intraperitoneale Chemotherapie
IMR:
Inframesokolischer Raum
lapPCI:
Laparoskopischer Peritoneal Cancer Index
LS:
Lesion Score
LAMN:
Low-grade muzinöse Neoplasie der Appendix vermiformis
MRT-PCI:
Magnetresonanztomografischer Peritoneal Cancer Index
PCI:
Peritoneal Cancer Index
pmKRK:
Peritoneal metastasiertes kolorektales Karzinom
PMP:
Pseudomyxoma peritonei
SMR:
Supramesokolischer Raum
CRS:
Zytoreduktive Chirurgie
Hintergrund
Neben der histologischen Diagnose kommt der präoperativen bildgebenden Diagnostik
eine entscheidende Rolle bei der Therapie peritonealer Malignome wie auch anderer
peritonealer und retroperitonealer Erkrankungen zu. Multimodale Therapiekonzepte wie
z. B. die zytoreduktive Chirurgie (CRS) und hypertherme intraperitoneale Chemotherapie
(HIPEC) bei primären peritonealen Malignomen und peritonealer Metastasierung erfordern
eine konsequente präoperative Patientenselektion und stellen damit hohe Anforderungen
an ein akkurates Staging [1].
Die Indikationen zur chirurgischen Intervention sowie die interdisziplinären Therapiekonzepte
divergieren stark in Abhängigkeit von der Tumorentität und dem peritonealen Befallsmuster
[2]
[3]
[4]. Gleichzeitig stellt die radiologische Diagnostik des peritonealen Tumorbefalles
nicht zuletzt aufgrund oft kleinknotiger Tumormanifestationen und zahlreicher Differenzialdiagnosen
eine besondere Herausforderung dar. Dies gilt insbesondere für einen limitierten peritonealen
Tumorbefall ohne Begleiterscheinungen wie z. B. Aszites oder Stenosen mit Stauungsureteren,
Cholestase oder Ileus. Die ständig verbesserten radiologischen Verfahren und die Kombination
verschiedener diagnostischer Modalitäten können helfen, die Genauigkeit der nicht
invasiven prätherapeutischen Diagnostik weiter zu optimieren.
Erkrankungen des Peritoneums und Retroperitoneums
Erkrankungen des Peritoneums und Retroperitoneums
Die Raumforderungen des Peritoneums und Retroperitoneums sind eine heterogene Gruppe
teils solider, teils zystischer Tumoren unterschiedlicher Ätiologie und Dignität ([Tab. 1]) [5]
[6]. Die häufigsten malignen peritonealen Tumoren sind peritoneale Metastasen diverser
Primärtumoren. Hierzu gehören insbesondere das Ovarialkarzinom, das Magenkarzinom
und das kolorektale Karzinom, aber auch viele weitere gastrointestinale, pankreatobiliäre
und urogenitale Tumoren. Hinzu kommen seltene Erkrankungen wie das Pseudomyxoma peritonei
(PMP) und primäre Tumoren des Peritoneums wie das serös-papilläre Adenokarzinom des
Peritoneums und das diffuse maligne peritoneale Mesotheliom (DMPM). Typische radiologische
Zeichen einer peritonealen Metastasierung sind u. a. das Vorhandensein von Aszites,
eine Tumorinfiltration des Omentum majus („omental cake“), eine Invasion des Mesenteriums
mit Verdickung und Kontrast-Enhancement sowie der Nachweis peritonealer Tumorknoten
mit Kontrastmittel-Enhancement. Diese können durch andere maligne, aber auch benigne
Erkrankungen des Peritoneums imitiert werden. Hierzu gehören u. a. Lymphome, die posttraumatische
oder postoperative Splenose, die peritoneale Tuberkulose oder die peritoneale Leiomyomatose.
[7] Dadurch wird ein akkurates radiologisches Staging zusätzlich erschwert. Eine typische
therapierelevante Fehlinterpretation ist beispielsweise die Diagnose einer vermeintlichen
subkapsulären hepatischen Metastasierung bei einem peritonealen Tumorbefall des rechten
Oberbauches mit oder ohne Infiltration der Leberkapsel ([Abb. 1]) [8].
Tab. 1
Häufige und seltene peritoneale und retroperitoneale Tumore [5]
[6].
Ursprung
|
maligne
|
benigne
|
mesothelial
|
Malignes Mesotheliom (epitheloid, sarkomatös, desmoplastisch, biphasisch)
|
Adenomatoide Tumore
Gut differenziertes papilläres Mesotheliom
Benignes multizystisches peritoneales Mesotheliom
|
epithelial
|
Primäres peritoneales seröses Karzinom
|
Seröse borderline Tumoren
Atypisch proliferierende seröse Tumoren
|
sarkomatös
|
Liposarkom (gut differenziert, dedifferenziert, pleomorph, myxoid) Dermatofibrosarcoma
protuberans Solitärer fibröser Tumor (SFT) (myxoides) Fibrosarkom
Maligner tenosynovialer Riesenzell- tumor
Leiomyosarkom
Maligner Glomustumor
Rhabdomyosarkom (embryonal, alveolär, pleomorph, spindelzellig)
Epitheloides Hämangioendotheliom
Angiosarkom
Extraskeletales Osteosarkom
Maligner GIST
Maligner peripherer Nervenscheiden-Tumor (MPNT)
Ectomesenchymom
Synovialsarkom
Epitheloides Sarkom
Alveoläres Weichteilsarkom
Klarzelliges Sarkom
Extraskeletales myxoides Chondrosarkom
Extraskeletales Ewing-Sarkom
Desmoplastischer klein- und rundzelliger Tumor (DSRCT)
Extrarenaler Rhabdoidtumor
Perivaskulärer Epitheloidzelltumor (PEComa)
Undifferenziertes Sarkom (pleomorph, epitheloid, spindellzellig, rundzellig)
|
Leiomyomatosis peritonealis disseminata
|
neuroendokrin
|
Malignes Paragangliom
Malignes Phäochromozytom
|
Paragangliom
Phäochromozytom
Neurofibrom
Schwannom
Ganglioneurom
Ganglioneuroblastom
|
sekundär
|
Peritoneale Metastasierung (PM)
Lymphknotenmetastasen
Metastasen anderer Organtumoren
Pseudomyxoma peritonei (high-grade, low-grade PMP)
Lymphome
|
|
sonstige, tumorähnlich
|
|
Lipom
Fibrom
Lymphangiom
Myxom
Hämangiom
Solitäre fibröser Tumor
Pelvine Fibromatose
Kalzifizierender fibröser Tumor
Desmoid-ähnliche Fibromatose
Mesotheliale Hyperplasie
Peritoneale Inklusionszyste
Transitionalzellmetaplasie kartilaginäre, ossäre Metaplasie
Endometriose
Endosalpingiose
Histiozytäre Knoten
Ektope Deziduose
Splenose
|
inflammatorisch
|
|
Inflammatorisch myofibroblastischer Tumor
Sklerosierende Mesenteritis/Peritonitis
Retroperitoneale Fibrose (M. Ormond)
Abszess
Tuberkulose
|
zystisch
|
|
Zystisches Lymphangiom
Dermoidzyste
Pseudozyste
Echinokokkuszyste
|
Abb. 1 Computertomografie mit Darstellung einer peritonealen Metastasierung eines kolorektalen
Karzinoms im rechten Oberbauch mit Impression der Leberoberfläche.
[Abb. 2] fasst das diagnostische Vorgehen bei peritonealen Raumforderungen in einem Algorithmus
zusammen. Im Rahmen des Stagings peritonealer Malignome ist insbesondere die Abgrenzung
zu retroperitonealen Lymphknotenmetastasen von Bedeutung. Auf die weiterführende Diagnostik
der retroperitonealen Tumoren, deren Besonderheiten und Differenzialdiagnosen soll
an dieser Stelle nicht weiter eingegangen werden. Hierzu sind diverse diagnostische
Algorithmen publiziert [9]
[10].
Abb. 2 Diagnostischer Algorithmus für peritoneale/retroperitoneale Tumore.
Anatomie des Peritoneums
Die Anatomie des Peritoneums sowie der peritonealen und extraperitonealen Räume und
Grenzstrukturen ist sowohl für die peritoneale Metastasierung als auch für deren Diagnostik
und eine mögliche chirurgische Therapie von entscheidender Bedeutung. Das Peritoneum
besteht aus dem Peritoneum parietale, welches die Abdominalhöhle im Bereich des Zwerchfells
und der Bauchdecken sowie im kleinen Becken bis zur peritonealen Umschlagsfalte von
innen bedeckt, und dem Peritoneum viscerale, welches den Großteil der abdominellen
Organe und das Darmmesenterium überzieht. Die Bursa omentalis ist ebenfalls von Peritoneum
ausgekleidet. Nach dorsal schließt sich der Retroperitonealraum an. Extraperitoneal
liegen u. a. Nieren, Nebennieren, Ureteren und Harnblase, Vagina und Prostata, mittleres
und unteres Rektum sowie Aorta und V. cava. Der Intraperitonealraum lässt sich in
3 Kompartimente einteilen: (1) den supramesokolischen Raum (SMR) mit dem rechten SMR
inklusive Bursa omentalis und dem linken SMR, (2) den inframesokolischen Raum (IMR)
mit der rechten und linken parakolischen Rinne sowie dem rechten und linken IMR und
(3) das Becken mit dem paravesikalen und dem rektovesikalen bzw. rektouterinen Raum
(Douglas-Pouch). Das im Rahmen einer peritonealen Metastasierung häufig betroffene
Omentum majus wird dem supramesokolischen Raum zugeordnet [11].
Peritoneale Metastasierung
Peritoneale Metastasierung
Primäre peritoneale Malignome wie das diffuse maligne peritoneale Mesotheliom (DMPM)
oder das primäre seröse Adenokarzinom des Peritoneums machen nur einen sehr geringen
Teil des peritonealen Tumorbefalls aus. Beim ebenfalls seltenen Low-grade Pseudomyxoma
peritonei (PMP), das meistens infolge der Perforation einer Low-grade muzinösen Neoplasie
der Appendix vermiformis (LAMN) entsteht, kommt es zur im Verlauf oft massiven intraperitonealen
Ansammlung von Muzin. Abzugrenzen ist diese Tumorentität vom muzinösen Adenokarzinom
mit infiltrativer Invasion des Peritoneums [12]. Die häufigsten peritonealen Malignome sind allerdings peritoneale Metastasen diverser
gastrointestinaler, gynäkologischer und urogenitaler Tumore. Die einzelnen Schritte
der klassischen peritonealen Metastasierung sind u. a. für das kolorektale Karzinom
gut untersucht. Am Anfang steht die spontane oder Therapie-assoziierte Ablösung einzelner
Tumorzellen vom Primärtumor und deren Freisetzung in den intraperitonealen Raum. Anschließend
werden die Tumorzellen mit der physiologisch zirkulierenden Peritonealflüssigkeit
zunächst ins kleine Becken und weiter über die rechte parakolische Rinne in den subdiaphragmalen
Raum transportiert. Über direkte und indirekte Zell-Zell-Interaktionen kommt es zunächst
zur Adhärenz einer Subpopulation der zirkulierenden Tumorzellen an Mesothel- oder
Endothelzellen und schließlich zur Invasion des peritonealen Stromas. Grundsätzlich
kann es insbesondere im Bereich des Zwerchfells durch die Infiltration subperitonealer
lymphatischer Lakunen auch zu einer lymphatischen und hämatogenen Metastasierung kommen.
Diese drainieren vorwiegend in die mediastinalen substernalen, parasternalen und paraaortalen
Lymphknoten sowie die Lymphknoten am Nierenhilus [13]. Sowohl die durch Gravitation, Exkursion des Zwerchfells und Anatomie vorgegebene
Zirkulationsrichtung der peritonealen Flüssigkeit als auch die mögliche atypische
lymphatische (und hämatogene) Metastasierung über das Peritoneum sollten bei der diagnostischen
Beurteilung der Schnittbildgebung besonders beachtet werden. Es treten bevorzugt peritoneale
Metastasen im kleinen Becken, entlang der rechten parakolischen Rinne, subdiaphragmal
und perisplenisch auf. Das Omentum majus ist ebenfalls sehr häufig betroffen. Das
Metastasierungsmuster kann sich allerdings bei den verschiedenen Tumorentitäten, aber
auch unabhängig vom Primärtumor stark unterscheiden. Es reicht von großen singulären
oder konfluierenden Tumorknoten, wie sie u. a. für das Ovarialkarzinom typisch sind,
bis zu einem diffusen kleinknotigen oder auch zuckergussartigen peritonealen Tumorbefall,
der beispielsweise bei Magenkarzinomen häufiger vorkommt und oftmals bildgebend nicht
fassbar ist. Hinzu kommen gelegentlich typische Metastasen wie der Krukenbertumor
als ovarielle Abtropfmetastase des Magenkarzinoms. Grundsätzlich lässt aber allein
das Metastasierungsmuster unabhängig von der eingesetzten bildgebenden Modalität bei
fehlendem Nachweis eines Primarius keine valide Aussage zur Tumorentität zu.
Klassifikationssysteme
Diverse Klassifikationssysteme erfassen und quantifizieren den peritonealen Tumorbefall.
Die häufigste Anwendung bei peritonealer Metastasierung und primären peritonealen
Malignomen findet international der von Paul Sugarbaker implementierte Peritoneal
Cancer Index (PCI), der intraoperativ nach Laparotomie oder mit methodenbedingten
Einschränkungen auch mittels Laparoskopie (lapPCI) bestimmt wird. Das Abdomen wird
in insgesamt 13 Regionen (0–12), zu denen auch 4 Dünndarmregionen gehören, eingeteilt.
Jeder Region wird je nach Größe der sichtbaren Tumorknoten ein Wert zwischen 0 und
3 (Lesion Score, LS) zugeordnet, sodass sich abhängig vom Befallsmuster ein PCI zwischen
0 und maximal 39 ergibt ([Abb. 3]) [14]. Der Peritoneal Cancer Index lässt sich auch präoperativ als CT-PCI mittels Schnittbildgebung
bestimmen [15]. Koh et al. zeigten in 60 % der Fälle eine Übereinstimmung des CT-PCI mit dem intraoperativ
bestimmten PCI. In 33 % der Fälle wurde der peritoneale Tumorbefall im CT unterschätzt,
in 7 % der Fälle überschätzt [16]. Für Tumorknoten < 1 cm lag die Sensitivität zwischen 9,1 % und 50 %, für Tumorknoten
< 0,5 cm bei lediglich 11 % [15]
[16]. Vergleichbare Ergebnisse ergaben sich in einer von Esquivel et al. publizierten
Studie mit 52 Patient*innen aus 16 Zentren mit ebenfalls 33 % Unterschätzung des peritonealen
Tumorbefalls. Am häufigsten ergaben sich Fehleinschätzungen im rechten oberen Quadranten,
gefolgt vom linken unteren Quadranten, rechten unteren Quadranten, distalem Jejunum
und distalem Ileum. Allerdings ergab sich nur bei 6 Patient*innen (12 %) eine klinische
Relevanz mit Änderung des Therapieregimes [17]. Die Korrelation des bildgebenden mit dem intraoperativen PCI kann durch den Einsatz
der kontrastmittelverstärkten und diffusionsgewichteten MRT im Vergleich zur CT gesteigert
werden. Low et al. publizierten eine Genauigkeit des MRT-PCI von 84 % bzw. in einer
vergleichenden Analyse von 88 % im Vergleich zu 63 % beim CT-PCI [18]
[19]. Vergleichbare Ergebnisse konnten auch für das FDG-PET mit diagnostischen Kontrastmittel-CT
gezeigt werden [20].
Abb. 3 Peritoneal Cancer Index (CT PCI).
Der PCI dient nicht nur der standardisierten Deskription des Ausmaßes des peritonealen
Tumorbefalls, sondern spielt auch für die Therapieentscheidung insbesondere hinsichtlich
einer zytoreduktiven Chirurgie (CRS) und intraperitonealen hyperthermen Chemotherapie
(HIPEC) eine wichtige Rolle. Während z. B. Patient*innen mit Pseudomyxoma peritonei
auch bei sehr hohem PCI von CRS und HIPEC profitieren [3], sollte das multimodale Therapiekonzept beispielsweise beim Magenkarzinom allenfalls
bei einem sehr limitierten lokalen peritonealen Tumorbefall (PCI < 6) diskutiert werden.
Da neben der Tumorentität viele weitere Kriterien wie das peritoneale Distributionsmuster,
Vorhandensein von Ureterstenosen, Aszites und Dünndarmbefall, aber auch die Histologie
uvm. in die Indikationsstellung eingehen, ist die Angabe tumorspezifischer Cut-off-Werte
nur sehr eingeschränkt möglich. Goeré et al. publizierten 2015 für das peritoneal
metastasierte kolorektale Karzinom (pmKRK) einen Cut-off-PCI von 17 [21]. In einer aktuellen prospektiv randomisierten Studie zu CRS und HIPEC beim pmKRK
profitierten in der Subgruppenanalyse nur Patient*innen mit einem PCI zwischen 11
und 15 [22]. Unabhängig davon konnte für das pmKRK ebenso wie für diverse andere Tumorentitäten
eine Korrelation zwischen Peritoneal Cancer Index und Gesamtüberleben nachgewiesen
werden [23].
Aufgrund der besonderen Bedeutung des Dünndarmbefalles hinsichtlich der Therapieoptionen
für Patient*innen mit peritonealen Tumorerkrankungen publizierten Yan et al. ein CT-basiertes
Klassifikationssystem ([Tab. 2]). Dieses teilt den Tumorbefall von Dünndarm und Mesenterium anhand radiologischer
Kriterien in 4 Klassen (0 bis III) ein und unterstützt damit die nicht invasive präoperative
Patientenselektion [24].
Tab. 2
CT-Klassifikation des Dünndarmbefalls nach Yan et al. 2005 [24].
Klasse
|
Aszites
|
Dünndarm und Mesenterium betroffen
|
Verlust der mesenteria-len Gefäßzeichnung
|
CT-Interpretation
|
0
|
nein
|
nein
|
nein
|
normal
|
I
|
ja
|
nein
|
nein
|
nur Aszites
|
II
|
ja
|
Verdickung, Kontrast-anhebung
|
nein
|
solide Tumorknoten
|
III
|
ja
|
noduläre Verdichtungen, segmentale Obstruktion
|
ja
|
Verlust der normalen Architektur
|
Sugarbaker et al. definierten darüber hinaus 15 radiologische Befundkonstellationen
im CT, die das Erreichen einer kompletten makroskopischen Zytoreduktion (CC-0/1) [25] weniger wahrscheinlich machen. Diese beinhalten u. a. die Infiltration von Dünndarm
und Mesenterium, retroperitoneale Tumormanifestationen und Lymphknotenfiliae, eine
Infiltration der Beckenwand, den Tumorbefall im Leberhilus mit möglicher Gallengangsobstruktion
und im Bereich des Omentum minus mit konsekutiver Magenausgangsstenose sowie diverse
Formen von Aszites [26]. Diese lassen sich ebenso wie der PCI und die Klassifikation von Yan et al. auf
andere diagnostische Modalitäten übertragen.
Schnittbildgebung: CT, MRT und PET/CT
Schnittbildgebung: CT, MRT und PET/CT
Die kontrastmittelverstärkte Computertomografie galt lange Zeit als Goldstandard der
Stagingdiagnostik bei peritonealer Metastasierung [27]. Ein kleinknotiger Tumorbefall ist allerdings häufig nur schwer detektierbar, sodass
der CT-Befund unter Umständen den intraoperativen PCI unterschätzt ([Abb. 4]). Insbesondere kleine Tumorrezidive nach zytoreduktiver Chirurgie können im Rahmen
der Nachsorge-CT leicht übersehen bzw. nicht adäquat abgebildet werden ([Abb. 5]). Mit der Weiterentwicklung der MRT, insbesondere dem Einsatz diffusionsgewichteter
Sequenzen, sowie der Kombination aus FDG-PET und diagnostischem CT ergeben sich heute
zusätzliche diagnostische Optionen. [Abb. 6] zeigt exemplarisch die Darstellung stoffwechselaktiver Bereiche durch eine zusätzliche
fokale Anreicherung im PET/CT bei einem muzinösen Adenokarzinom der Appendix vermiformis
im Vergleich zur CT. Van’t Sant et al. werteten in einer aktuellen Metaanalyse 24
Studien mit insgesamt 2302 Patient*innen mit peritoneal metastasierten Magen-, Ovarial-,
Kolon-, Rektum- und Appendixkarzinomen hinsichtlich Sensitivität und Spezifität der
verschiedenen schnittbildgebenden Verfahren aus. Bei den 10 Studien mit FDG-PET kam
bei 4 Studien ein Low-dose-CT, bei 4 weiteren eine kontrastmittelverstärkte diagnostische
CT und bei 2 Studien lediglich eine FDG-PET ohne CT zum Einsatz. Bei den 7 MRT-Studien
nutzten 2 eine kontrastmittelverstärkte MRT, 2 eine diffusionsgewichtete MRT und die
übrigen 3 eine Kombination beider Verfahren. Zusammenfassend ergab sich hinsichtlich
der Detektion peritonealer Metastasen ein eindeutiger Vorteil des diffusionsgewichteten
MRT mit einer Sensitivität von 91 % (CI 84 %-96 %) versus 78 % für PET/CT und 68 %
für CT. Die Spezifität bezogen auf die Regionen betrug für das MRT 85 % (CI 78 % –91 %),
für das PET/CT 90 % (CI 80 %–96 %) und für das CT 88 % (CI 81 %–95 %). Patientenbasiert
erreichte das kontrastmittelverstärkte CT eine Spezifität von 94 % und eine Sensitivität
von 70 % [28]. Michielsen et al. publizierten bei Patient*innen mit Ovarialkarzinom hinsichtlich
der peritonealen Metastasierung ebenfalls eine Sensitivität der diffusionsgewichteten
MRT von 91 %. Für die Detektion retroperitonealer Lymphknoten ergab sich eine Sensitivität
von 87 %. Bei beiden Fragestellungen war die diffusionsgewichtete MRT der PET/CT und
der CT überlegen. [29] In einer von van’t Sant et al. publizierten retrospektiven Analyse ergaben sich
bei 58/158 Patient*innen (43 %) mit peritoneal metastasiertem kolorektalem Karzinom
neue Befunde durch eine ergänzende Diagnostik mittels diffusionsgewichteter MRT. Bei
29 Patient*innen (18 %) wurde die Therapieplanung verändert. 3 Patient*innen wurden
von einer auf Grundlage der kontrastmittelverstärkten CT geplanten zytoreduktiven
Chirurgie (CRS) und hyperthermen intraperitonealen Chemotherapie ausgeschlossen (HIPEC)
[30]. Eine multizentrische prospektive randomisierte Studie in den Niederlanden untersucht
aktuell, ob die diffusionsgewichtete MRT zukünftig ein chirurgisches Staging bei Patient*innen
mit peritoneal metastasiertem kolorektalem Karzinom ersetzen kann [31].
Abb. 4 Synchrone peritoneale Metastasierung eines Colon-transversum-Karzinoms mit kleinknotigem
Befall des kleinen Beckens in der CT A1, A2 sowie intraoperativ vor B und nach Resektion C des pelvinen Peritoneums. Die Pfeile markieren exemplarisch einige peritoneale Tumorknoten.
Abb. 5 Lokalisiertes Rezidiv eines benignen multizystischen Mesothelioms mit 8 mm Durchmesser
in der MRT, T2w.
Abb. 6 Muzinöses Adenokarzinom der Appendix vermiformis mit intraluminalem Muzin in der
kontrastmittelverstärkten CT (A1–2) und in der PET/CT mit Anreicherung im Bereich der soliden Anteile (B1–4).
In einer von Kim et al. publizierten Metaanalyse ergab sich für die Detektion peritonealer
Metastasen für das FDG-PET mit diagnostischem CT (PET/CT) eine Sensitivität von 87 %
und eine Spezifität von 92 % [32]. Einschränkungen ergeben sich hier insbesondere bei muzinösen Tumoren, die häufig
keine signifikante Anreicherung im FDG-PET zeigen [33]. [Abb. 7] illustriert die verbesserte Darstellung muzinöser Tumorformationen in der MRT im
Vergleich zur CT am Beispiel eines interaortocavalen Tumorrezidives bei einer Patientin
mit Low-grade Pseudomyxoma peritonei (PMP). Eine Überlegenheit der PET/CT im Rahmen
des Stagings bei peritonealer Metastasierung konnte nur gegenüber der MRT ohne Diffusionswichtung
nachgewiesen werden [34]. Basierend auf den von Lumpp et al. publizierten Daten ergibt sich allerdings abhängig
vom Primärtumor möglicherweise aufgrund der radiologisch oft schwer einzuordnenden
postoperativen Veränderungen ein Vorteil der PET/CT bei der Detektion peritonealer
Tumorrezidive nach zytoreduktiver Chirurgie (CRS) und hyperthermer intraperitonealer
Chemotherapie (HIPEC) [35]. Der alleinigen FDG-PET ohne diagnostisches CT kommt heute in der Diagnostik peritonealer
Tumorerkrankungen keine Bedeutung mehr zu [36]. Eine noch neue Untersuchungstechnik ist die Kombination des FDG PET mit der MRT
(PET/MRT). Erste publizierte Daten weisen auf eine höhere Korrelation zwischen radiologischem
und intraoperativen PCI bei Patientinnen mit peritoneal metastasiertem Ovarial- und
Endometriumkarzinom ohne vorherige systemische Chemotherapie im Vergleich zur diffusionsgewichteten
MRT hin [37]. Zukünftige Studien müssen zeigen, ob dieser Vorteil klinisch relevant ist und die
aufwendige Untersuchung möglicherweise für bestimmte Subgruppen von Patient*innen
mit peritonealen Malignomen rechtfertigt. Zudem besteht derzeit nur eine sehr geringe
Verfügbarkeit der Methode, was den diagnostischen Einsatz zusätzlich limitiert.
Abb. 7 Interaortocavales retrohepatisches Rezidiv eines Low-grade Pseudomyxoma peritonei
in der kontrastmittelverstärkten T1- (A) und fettunterdrückten T2-gewichteten MRT (B) sowie in der CT (C).
Schlussfolgerung
Die CT Thorax/Abdomen/Becken mit intravenöser, oraler und rektaler Kontrastierung
stellt auch im Hinblick auf eine mögliche hämatogene Metastasierung die grundlegende
Diagnostik im Rahmen des Stagings primärer peritonealer Malignome und bei peritonealer
Metastasierung dar. Sie wird von der Peritoneal Surface Oncology Group International
(PSOGI) auch bei Patient*innen mit Pseudomyxoma peritonei (PMP) und peritonealem Mesotheliom
als initiale Diagnostik empfohlen [3]
[4].
Bei unklaren Befunden hinsichtlich des peritonealen Tumorbefalls kann bei entsprechender
therapeutischer Konsequenz die Diagnostik um eine diffusionsgewichtete MRT erweitert
werden. Die FDG-PET mit diagnostischer CT sollte sowohl im Rahmen des initialen Stagings
als auch im Rahmen der Nachsorge unabhängig von der Tumorentität gezielten Fragestellungen
vorbehalten bleiben.
Bei Patient*innen mit auf das Peritoneum beschränkter Erkrankung wie dem Low-grade
Pseudomyxoma peritonei (PMP) sollte insbesondere im Rahmen der oft langjährigen und
v. a. anfangs hochfrequenten Nachsorge aufgrund der höheren Sensitivität und vor dem
Hintergrund einer geringeren Strahlenbelastung die diffusionsgewichtete MRT bevorzugt
werden.
Zur besseren Vergleichbarkeit der Befunde und zur Festlegung der therapeutischen Optionen
sollte der bildgebende Peritoneal Cancer Index (CT-PCI, MRT-PCI) bestimmt werden.
Für die Nachsorge nach zytoreduktiver Chirurgie (CRS) oder das Restaging während und
nach einer systemischen Chemo-, Immun- oder Strahlentherapie sollte grundsätzlich
anhand o. g. Kriterien eine einheitliche Bildgebung festgelegt und durchgeführt werden.