Patientinnen und Methoden
Patientinnen und Abklärungsprozedere
In Deutschland werden kolposkopische Untersuchungen und Biopsien, aber auch therapeutische
Eingriffe, wie Konisationen, dezentral in zahlreichen Praxen und Institutionen durchgeführt.
Zum 31.12.2021 (letzte verfügbaren Zahlen) hatten 39 Dysplasieeinheiten und 247 Dysplasiesprechstunden
eine entsprechende Zertifizierung erhalten [4]. Nach Schätzungen wird aber ein Teil der Untersuchungen und Eingriffe außerhalb
von so zertifizierten Einrichtungen durchgeführt. Vor allem aber ist eine Erfassung
von Fällen, die in nicht über die GKV-Codes der gesetzlichen Präventionsuntersuchung
abrechnenden Einrichtungen (wie Universitätskliniken oder eben nicht zertifizierten
Praxen) behandelt wurden, im Rahmen der Auswertung der Ergebnisse der Co-Testung weder
vorgesehen noch möglich. Daher versuchen wir bei CytoMol systematisch, von unseren
Einsendern die entsprechenden Befunde zu erhalten. Dies ist auch nach der
Vereinbarung von Qualitätssicherungsmaßnahmen nach § 135 Abs. 2 SGB V (Qualitätssicherungsvereinbarung
Zervix-Zytologie) vorgeschrieben. Zunächst wird bei jedem auffälligen zytologischen
Befund oder Befund von HPV-Persistenz, der von uns herausgegeben wird, um die Übersendung
der Ergebnisse von eventuellen Abklärungsuntersuchungen oder Therapien gebeten. Treffen
diese innerhalb von 1 Jahr nicht bei uns ein, so werden die Praxen über eine sogenannte
Recall-Liste gebeten, uns die entsprechenden Befunde zu übersenden. Wenn bei einer
neuen zytologischen Untersuchung, die bei uns in Auftrag gegeben wurde, die Zytologie
auf eine stattgefundene Intervention hindeutet, wird telefonisch und/oder per Fax
nach solchen histologischen Befunden gefragt.
Wenn die Befundberichte bei CytoMol eintreffen, werden sie zur elektronischen Speicherung
gescannt und die Kerndiagnosen nach Prüfung der Befundberichte durch Sekretärinnen
und Ärztinnen in unser Laborsystem eingetragen. Diese Aktivitäten nehmen auf das Jahr
gerechnet mindestens 1 volle Arbeitskraft in Anspruch. Im Laufe des 1. Jahres nach
histologischer Diagnose wurden so über 70% dieser Daten erhalten und gespeichert.
Bei Pap IVa-p im Jahr 2021 (GKV) hatten wir nach 1 Jahr 75,42% der Histologien erhalten.
Nach einem weiteren halben Jahr kommen noch maximal weitere 10% Befunde dazu. Um die
ersten 2 Jahre der Co-Testung möglichst komplett zu erfassen, wurde daher der 30.06.2023
als Stichtag für den Eingang der letzten dokumentierten histologischen Befunde gewählt.
Im Folgenden vergleichen wir die bis zu diesem Zeitpunkt erhaltenen histologischen
Befunde von Frauen, bei denen in den Jahren 2020 und 2021 im Rahmen der Co-Testung
auffällige zytologische Befunde und persistierende HPV-Positivität (Pap II-a) erhoben
wurden, mit den histologischen Befunden von Frauen, bei denen in den 2 vorhergehenden
Jahren 2018 und 2019 im Rahmen der zu dieser Zeit jährlichen konventionellen Zytologie
ohne routinemäßige HPV-Testung bei der primären Vorsorgeuntersuchung zytologische
Auffälligkeiten diagnostiziert wurden. Auch hier wurden alle histologischen Befunde,
die bis zum 30.06.2023 erhalten wurden, in die Auswertung mit einbezogen. Es gingen
ausschließlich Fälle nach primärer Vorsorge sowie die kurativen und Abklärungsfälle,
die daraus folgten, in die Auswertung ein. Diese sind durch sogenannte Abrechnungsziffern
eindeutig definiert. Es ist möglich, dass eine Patientin mehrfach erfasst wurde, zum
Beispiel zunächst als Biopsie nach der primären
Zytologie, dann als Konisat nach der kurativen oder Abklärungszytologie. Dieser Bias
galt für beide Berichtsperioden. Falls mehrere Biopsate gleichzeitig beurteilt wurden,
wurde nur der höchstgradige Befund erfasst. Insgesamt gingen aus den Jahren 2018/19
650600 zytologische und 1804 histologische Befunde, aus den Jahren 2020/21 491450
zytologische und 7156 histologische Befunde in die Auswertung ein.
Details zu den gynäkologischen Praxen, in denen die Frauen, deren Befunde die Grundlage
dieser Arbeit sind, untersucht wurden, zur Population und den Verfahren zur zytologischen
und HPV-Testung sind in der Publikation der zytologischen und HPV-Ergebnisse der ersten
2 Jahre der Co-Testung beschrieben [3].
Methoden
Die histologische Aufarbeitung der bei Biopsie oder Therapie erhaltenen Gewebe erfolgte
entsprechend dem medizinischen Standard in über 100 Pathologieinstituten aus dem ganzen
Bundesgebiet.
Datenerfassung und Statistik
Die so erhaltenen Daten wurden in einem spezialisierten Computersystem verarbeitet
und gespeichert (nexus Zytologie, nexus, Donaueschingen, Deutschland). Im gleichen
System waren bereits die Daten zur Zytologie und zum HPV-Nachweis aus den Jahren 2020/21
und 2018/19 gespeichert.
Die Datensätze wurden deskriptiv aufbereitet und das Verhältnis der Häufigkeiten der
histologischen Befunde in den Zeiträumen 2018/19 vs. 2020/21 retrospektiv verglichen
und auch als Faktor dargestellt.
Ergebnisse
Fallzahlen und Methoden zur Abklärung
2020 und 2021 wurden 395759 primäre Zytologie-HPV-Co-Tests durchgeführt, von denen
die daraus folgenden histologischen Ergebnisse hier berichtet werden. Zusätzlich gingen
in die Auswertung die histologischen Ergebnisse nach 11020 sogenannten Abklärungszytologien
und 84671 sogenannten kurativen Zytologien in der Folge auffälliger Co-Tests ein.
Von 12264 (3,09%) auffälligen zytologischen Befunden aus der primären Prävention (n = 395759)
wurden bis zum 30.06.2023 2851 (0,72%) histologische Befunde erhalten. Nach 11020
Abklärungszytologien ergaben sich bei 3064 (27,80%) auffälligen Pap-Befunden 1673
(15,18%) histologische Befunde und nach 84671 kurativen Zytologien mit 9760 (11,52%)
auffälligen Ergebnissen 2632 (3,1%) histologische Befunde. Insgesamt wurden so nach
491450 Pap-Tests 2020/21 mit 25088 (5,1%) auffälligen Befunden 7156 (1,45%) histologische
Befunde erhalten (Details [Tab. 1]).
Tab. 1
Verteilung der Zytologiebefunde, der histologischen Ergebnisse und der Eingriffe bei
Frauen > 35 in den Jahren 2018/19 und 2020/21. Prozentuale Vergleichsfaktoren 2020/21
zu 2018/19 bezogen auf alle vorhergehenden zytologischen Untersuchungen.
Zyto/Histo/Eingriff/n
|
Jahr
|
präventive Zytologie
|
kurative Zytologie
|
Abklärungszytologie
|
gesamt
|
Faktor 20/21 vs. 18/19
|
|
% aller Eingriffe
|
n
|
% aller präventiven
|
n
|
% aller kurativen
|
n
|
% aller Abklärung
|
n
|
% aller Zytos
|
Zyto-Diagnose
alle
|
2018/19
|
|
588192
|
|
62408
|
|
|
|
650600
|
|
0,75
|
2020/21
|
|
395759
|
|
84671
|
|
11020
|
|
491450
|
|
auffällige Zytologie
|
2018/19
|
|
14551
|
2,47%
|
7335
|
11,75%
|
–
|
|
21886
|
3,36%
|
1,52
|
2020/21
|
|
12264
|
3,09%
|
9760
|
11,52%
|
3064
|
27,8%
|
25088
|
5,10%
|
Histologie
|
2018/19
|
|
713
|
0,12%
|
1091
|
1,74%
|
–
|
|
1804
|
0,28%
|
5,17
|
2020/21
|
|
2851
|
0,72%
|
2632
|
3,1%
|
1673
|
15,18%
|
7156
|
1,45%
|
Biopsie
|
2018/19
|
29%
|
275
|
|
255
|
|
|
|
530
|
0,08%
|
10,63
|
2020/21
|
59%
|
1555
|
|
1399
|
|
1236
|
|
4190
|
0,85%
|
Konisation
|
2018/19
|
52%
|
258
|
|
679
|
|
|
|
937
|
0,14%
|
3,78
|
2020/21
|
36%
|
1107
|
|
1111
|
|
408
|
|
2626
|
0,53%
|
Hysterektomie
|
2018/19
|
19%
|
180
|
|
157
|
|
|
|
337
|
0,05%
|
1,2
|
2020/21
|
5%
|
189
|
|
122
|
|
29
|
|
340
|
0,06%
|
2018 und 2019 gab es bei annähernd gleicher Zahl an Patientinnen wegen der in diesem
Zeitraum jährlichen – nur zytologischen – Vorsorgeuntersuchung 588192 zytologische
Befunde in der Primärprävention. Aus diesem Zeitraum wurden bis zum 30.06.2023 nach
primärer Prävention 14551 (2,47%) auffällige zytologische Befunde generiert. Hieraus
resultierten 713 (0,12%) histologische Befunde. Nach 62408 kurativen Zytologien, davon
7335 (11,75%) mit auffälligen Befunden, wurden 1091 (1,74%) histologische Befunde
erhalten. Insgesamt wurden so nach 650600 Pap-Tests mit 21886 (3,36%) auffälligen
zytologischen Befunden 1804 (0,28%) histologische Befunde erhalten.
Während – bedingt durch das längere Intervall der Vorsorgeabstriche – die Zahl der
Pap-Abstriche 2020/21 vs. 2018/19 um den Faktor 0,75 zurückging, stieg der Prozentsatz
auffälliger Abstriche von 3,36% auf 5,1%, also um den Faktor 1,52. Die histologische
Abklärungsquote von 0,28% nahm auf 1,45% zu. Dies ist ein Anstieg um den Faktor 5,17
(Details [Tab. 1]).
Von den Abklärungen 2018/19 waren 713 (40%) nach primärer und 1091 von 1804 Fällen
(60%) nach kurativer Zytologie. 2020/21 waren dies von 7156 Fällen ebenfalls 40% (2851)
nach primärer Zytologie (Co-Testung), 23% (1673) nach Abklärungszytologie und 37%
(2632) nach kurativer Zytologie.
Während 2018/19 29% der histologischen Befunde das Ergebnis einer Biopsie oder Kürettage
waren, stieg dieser Prozentsatz in den Jahren 2020/21 auf 59% an. 52% der Befunde
wurden 2018/19 durch eine Konisation erzielt, 2020/21 waren es 36%. Der Prozentsatz
der histologischen Befunde nach einer Hysterektomie betrug 2018/19 19%. Er nahm 2020/21
auf 5% ab ([Tab. 1]).
Die absolute Zahl der Biopsien nahm von 530 auf 4190 zu. Ihr prozentualer Anteil bezogen
auf alle vorhergehenden Zytologien bei und in der Folge der Primärprävention stieg
um einen Faktor von 10,63 (0,08% >>> 0,85%). Die Zahl der Konisationen stieg von 937
auf 2626. Dies war ein Anstieg des Anteils bezogen auf alle Zytologien um den Faktor
3,78 (0,14% >>> 0,53%). Die Zahl der Hysterektomien ebenso wie ihr Prozentsatz bezogen
auf die Zytologien blieb fast gleich (337 = 0,05% und 340 = 0,06%; Faktor 1,2) ([Tab. 1]).
Histologische Ergebnisse
Die absolute Zahl aller histologischen Diagnosen stieg von 2018/19 auf 2020/21 mit
Ausnahme der Endometriumkarzinome und sehr seltener anderer Neoplasien – zum Teil
stark – an. So bei CIN 1 von 153 auf 1444, was einer Zunahme um den Faktor (bezogen
auf alle zytologischen Untersuchungen der beiden Jahre) von 12,7 entspricht. CIN 2 nahmen
von 227 auf 1092 zu (Faktor 6,5). Bei CIN 3 und Adenocarcinomata in situ (AIS) stieg
die Zahl von 775 auf 1901, ein Faktor von 3,2. Geringer war der Anstieg bei invasiven
Karzinomen der Zervix (von 102 auf 135, Faktor 1,8). Nur die absolute Zahl an Endometriumkarzinomen
und sehr seltenen anderen Neoplasien verringerte sich von 104 auf 51 (Faktor 0,7).
Sehr hoch war auch der Anstieg an Fällen ohne Nachweis von histologischen Auffälligkeiten
(CIN 0). 2018/19 waren dies 443, 2020/21 hingegen 2533, damit ein Anstieg um einen
Faktor von 7,6 ([Abb. 1]).
Abb. 1
Histologische Ergebnisse der Co-Testung Zytologie + HPV > 35 Jahre 2020/21 vs. nur
zytologischem Screening 2018/19.
Der Anteil von CIN 1 nahm von 8,5% 2018/19 auf 20,2% 2020/21 und der von CIN 2 von
12,6% auf 15,3% zu, dagegen sank die Rate an CIN 3 und AIS von 43% 2018/19 auf 27%
2020/21 sowie die Rate der invasiven Zervixkarzinome von 6% auf 2%. Endometriumkarzinome
und sehr seltene andere Neoplasien fanden sich in 0,7% 2020/21 statt in 6% 2018/19.
Die histologische Untersuchung ergab keine Auffälligkeit (CIN 0) 2020/21 in 35,4%,
hingegen 2018/19 in 24,6%. Somit nahm die Rate an histologischer Auffälligkeit bei
der Abklärungsuntersuchung oder Therapie 2020/21 im Vergleich zu 2018/19 von 75,4%
auf 65,6% ab ([Abb. 2]
a,b).
Abb. 2
a Anteil der Eingriffsarten bei verschiedenen histologischen Befunden 2020/21 n = 7156.
b Anteil der Eingriffsarten bei verschiedenen histologischen Befunden 2018/19 n = 1804.
Der Prozentsatz der histologischen Befunde, der mit den verschiedenen diagnostischen
und therapeutischen Eingriffen erzielt wurde, war 2020/21 gegenüber 2018/19 für die
Biopsien bei CIN 0 und CIN 2 ähnlich (CIN 0: 53,5% vs. 55,3%; CIN 2: 12,6% vs. 10,6%).
Er unterschied sich jedoch deutlich bei CIN 1 (28,3% vs. 13,2%) und bei CIN 3 (4,1%
vs. 9,6%). Bei den Konisationen waren die Unterschiede für alle CIN-Gruppen geringer
(Details s. [Abb. 3]
a,b). Allerdings stiegen die absoluten Fallzahlen (s. o.) – zum Teil sehr stark – an.
Abb. 3
a Histologische Befunde bei verschiedenen Eingriffsarten 2020/21 n = 7156. b Histologische Befunde bei verschiedenen Eingriffsarten 2018/19 n = 1804.
2020/21 fanden sich 88,5% der 2533 Fälle ohne auffälligen histologischen Befund (CIN 0)
unter den Biopsien, ebenso 82,2% der 1444 CIN 1. Dagegen waren es 48,2% der CIN 2,
9,0% der CIN 3 und 31% der Zervixkarzinome. Bei den Konisationen waren die Zahlen
gegenläufig: 9,2% der CIN 0, 16,4% der CIN 1, 49,3% der CIN 2, 83,7% der CIN 3 und
18% der Zervixkarzinome. Die entsprechenden Zahlen zu 2018/19 finden sich in den [Abb. 2] und [Abb. 3]. Zusammen machten diese nicht therapiepflichtigen Läsionen 94,4% der Biopsieergebnisse
aus (n = 3956). 2018/19 lag dieser Prozentsatz und vor allem die absolute Zahl mit
79,0% (n = 419) deutlich niedriger.
Korrelation Histologie nach Zytologie (Co-Test) mit dem HPV-Status
Eine Korrelation von histologischen Befunden und HPV-Status bei der vorhergehenden
Untersuchung (Details hierzu unter [3]) ließ sich aufgrund der Limitation des Routinelaborsystems nur für die Fälle herstellen,
in denen die Histologie direkt nach der primären Zytologie (also direkt nach der Co-Testung
und somit fast immer aus der ersten Abklärungskolposkopie-Biopsie) gewonnen wurde.
Von 2851 Fällen waren hier 93,8% (n = 2673) HPV-positiv, 6,2% (n = 178) waren HPV-negativ.
Von den CIN 1 (n = 537) waren 98,1%, von den CIN 2 (n = 386) 98,4% und von den CIN 3
(n = 896) 97,0% HPV-positiv. 94,8% der 77 invasiven Plattenepithelkarzinome, 93,3%
der 15 AIS, 83,3% der 24 Adenokarzinome der Zervix, und 0% der 39 Endometriumkarzinome
waren HPV-positiv. Die 8 in dieser Gruppe subsumierten Vulvakarzinome und das 1 Vaginalkarzinom
waren HPV-positiv ([Tab. 2]).
Tab. 2
Histologische Befunde (n = 2851) und HPV-Status bezogen auf die verschiedenen Zyto-Gruppen
(n = 395759) in der primären Vorsorge (Co-Test) 2020/21.
primäre Zytologie 2020/21
|
CIN 0
|
CIN 1
|
CIN 2
|
CIN 3
|
AIS
|
PE-CC
|
Ad-CC
|
Em-Ca
|
alle
|
HPV Ergebnisse
|
Pap/HPV
|
neg
|
pos
|
neg
|
pos
|
neg
|
pos
|
neg
|
pos
|
neg
|
pos
|
neg
|
pos
|
neg
|
pos
|
neg
|
pos
|
n
|
neg%
|
pos%
|
I
|
34
|
|
5
|
|
|
1
|
2
|
|
|
|
1
|
|
|
|
6
|
|
49
|
98%
|
2%
|
II-a
|
5
|
43
|
|
5
|
|
4
|
|
8
|
|
|
|
|
|
|
4
|
4
|
73
|
12,3%
|
87,7%
|
II-p
|
2
|
148
|
|
56
|
|
20
|
|
19
|
|
1
|
|
1
|
|
|
|
|
247
|
0,8%
|
99,2%
|
II-g
|
6
|
47
|
1
|
12
|
1
|
9
|
|
7
|
|
|
|
|
|
|
1
|
|
84
|
10,7%
|
89,3%
|
II-e
|
11
|
|
1
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
1
|
|
3
|
|
16
|
100%
|
0
|
III D1
|
5
|
291
|
|
283
|
|
118
|
1
|
119
|
|
2
|
|
1
|
|
|
|
2
|
822
|
0,7%
|
99,3%
|
III D2
|
9
|
109
|
3
|
98
|
3
|
132
|
4
|
169
|
|
1
|
|
2
|
|
3
|
|
|
533
|
3,6%
|
96,4%
|
III-p
|
8
|
85
|
|
41
|
|
46
|
3
|
139
|
|
1
|
|
5
|
|
2
|
1
|
1
|
332
|
3,6%
|
96,4%
|
III-g
|
6
|
28
|
|
12
|
|
10
|
3
|
21
|
1
|
6
|
1
|
3
|
1
|
3
|
2
|
|
97
|
14,4%
|
85,6%
|
III-e
|
8
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
6
|
|
14
|
100%
|
0
|
III-x
|
2
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
1
|
|
|
1
|
|
4
|
75%
|
25%
|
IVa-p
|
|
27
|
|
18
|
1
|
34
|
9
|
338
|
|
|
|
23
|
|
1
|
|
|
451
|
2,2%
|
97,8%
|
IVa-g
|
|
2
|
|
|
|
2
|
1
|
13
|
|
3
|
|
|
|
5
|
|
|
26
|
3,8%
|
96,2%
|
IVb-p
|
|
1
|
|
1
|
1
|
3
|
3
|
27
|
|
|
1
|
13
|
|
1
|
|
|
51
|
9,8%
|
90,2%
|
IVb-g
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
2
|
|
5
|
|
1
|
8
|
0
|
100%
|
V-p
|
|
|
|
1
|
|
1
|
1
|
8
|
|
|
1
|
20
|
|
|
1
|
1
|
34
|
8,8%
|
91,2%
|
V-g
|
|
|
|
|
|
|
|
1
|
|
|
|
2
|
1
|
|
2
|
|
6
|
50%
|
50%
|
V-e
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
1
|
|
1
|
|
2
|
100%
|
0
|
V-x
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
2
|
|
2
|
100%
|
0
|
alle
|
96
10,9%
|
781
89,1%
|
10
1,9%
|
527
98,1%
|
6
1,6%
|
380
98,4%
|
27
3,0%
|
869
97,0%
|
1
6,7%
|
14
93,3%
|
4
5,2%
|
73
94,8%
|
4
16,7%
|
20
83,3%
|
30
76,9%
|
9
23,1%
|
2851
100%
|
178
6,2%
|
2673
93,8%
|
Die ganz große Mehrzahl der histologisch abgeklärten zytologischen Auffälligkeiten
war HPV-positiv. So etwa 245 der 247 Pap II-p-Fälle (99,2%) und 816 von 822 Pap III
D1-Diagnosen (99,3%). Etwas geringer war die Rate der HPV-Positivität bei drüsigen
Atypien (75 der 84 Pap II-g [89,3%]; 83 der 97 Pap III-g [85,6%]) und bei den Pap
V-p (3 von 34 [91,2%] und V-g (3 von 6 [50%]). Alle Pap III-e, V-e und V-x waren HPV-negativ
(Details [Tab. 2]).
Histologische Befunde in den verschiedenen Pap-Gruppen
Die Bewertung der Zytologie erfolgte nach der seit 2014 in Deutschland gültigen Münchner
Nomenklatur III [5]. Die Befunde wurden in das international übliche Bethesda-System (TBS) [6] übertragen.
Details der Auswertung sind beschrieben in der vorhergehenden Arbeit zur Zytologie
in den ersten beiden Jahren der Co-Testung [3]. Bei der diagnostischen oder therapeutischen Abklärung auffälliger zytologischer
Befunde zeigte sich 2020/21 gegenüber 2018/19 in allen Pap-Gruppen (bis auf V-g) eine
höhere Rate an Abklärungen. Der Anstieg war am höchsten bei den grenzwertigen und
niedriggradigen zytologischen Befunden und nahm mit deren Schweregrad ab. So war der
Vergleichsfaktor der Abklärungsraten – auf die Gesamtzahl aller zytologischen Untersuchungen
bezogen – bei Pap II-p (ASC-US) und Pap III D1 (LSIL) 13, bei Pap III D2 (HSIL) 7,3,
bei Pap III-p (ASC-H) 4,3, bei Pap IVa-p (HSIL) 2,2, bei IVb-p 1,5 und bei V-p 1,3
(Carcinoma) (Details s. [Tab. 3]).
Tab. 3
Histologische Befunde in verschiedenen Pap-Gruppen bezogen auf die Gesamtzahl aller
zytologischen Untersuchungen bei Frauen > 35 Jahren 2018/19 vs. 2020/21 und der entsprechende
Faktor.
Zytologie
|
Jahr
|
n Histologien
|
CIN 0
|
CIN 1
|
CIN 2
|
CIN 3/AIS
|
Cx-Ca
|
Em-Ca
|
Faktor
|
I
|
2018/19
|
80
|
50
|
62,50%
|
2
|
2,50%
|
0
|
0%
|
2
|
2,50%
|
2
|
2,50%
|
24
|
30,00%
|
1,4
|
2020/21
|
84
|
62
|
73,8%
|
11
|
13,10%
|
1
|
1,19%
|
3
|
3,57%
|
1
|
1,19%
|
6
|
7,14%
|
II-a
|
2018/19
|
42
|
19
|
45,24%
|
5
|
11,90%
|
4
|
9,52%
|
6
|
14,29%
|
1
|
2,38%
|
7
|
16,66%
|
18,7
|
2020/21
|
605
|
410
|
67,77%
|
103
|
17,02%
|
39
|
6,45%
|
44
|
7,27%
|
0
|
0%
|
9
|
1,49%
|
II-p
|
2018/19
|
67
|
45
|
67,16%
|
5
|
7,46%
|
6
|
8,96%
|
2
|
2,99%
|
2
|
2,98%
|
7
|
10,44%
|
13
|
2020/21
|
650
|
399
|
61,38%
|
143
|
22,00%
|
57
|
8,77%
|
49
|
7,54%
|
1
|
0,15%
|
1
|
0,15%
|
II-g
|
2018/19
|
57
|
44
|
77,19%
|
2
|
3,51%
|
2
|
3,51%
|
2
|
3,51%
|
0
|
0%
|
7
|
12,28%
|
4,5
|
2020/21
|
181
|
116
|
64,09%
|
21
|
11,60%
|
27
|
14,92%
|
15
|
8,29%
|
1
|
0,55%
|
1
|
0,55%
|
IIID 1
|
2018/19
|
216
|
76
|
35,19%
|
56
|
25,93%
|
41
|
18,98%
|
39
|
18,06%
|
1
|
0,46%
|
3
|
1,39%
|
13
|
2020/21
|
2120
|
800
|
37,74%
|
706
|
33,30%
|
318
|
15,00%
|
289
|
13,63%
|
4
|
0,19%
|
3
|
0,14%
|
IIID 2
|
2018/19
|
274
|
47
|
17,15%
|
36
|
13,14%
|
88
|
32,12%
|
103
|
37,59%
|
0
|
0%
|
0
|
0%
|
7,3
|
2020/21
|
1523
|
367
|
24,10%
|
282
|
18,52%
|
414
|
27,18%
|
451
|
29,61%
|
9
|
0,59%
|
0
|
0%
|
III-p
|
2018/19
|
211
|
48
|
22,74%
|
18
|
8,53%
|
35
|
16,59%
|
97
|
45,97%
|
10
|
4,73%
|
3
|
1,42%
|
4,3
|
2020/21
|
691
|
197
|
28,50%
|
103
|
14,91%
|
113
|
16,35%
|
267
|
38,64%
|
9
|
1,30%
|
2
|
0,29%
|
III-g
|
2018/19
|
100
|
46
|
46,00%
|
3
|
3,00%
|
8
|
8,00%
|
26
|
26,00%
|
6
|
6,00%
|
11
|
11,00%
|
2,6
|
2020/21
|
199
|
79
|
39,70%
|
27
|
13,57%
|
26
|
13,07%
|
56
|
28,14%
|
7
|
3,51%
|
4
|
2,01%
|
IVa-p
|
2018/19
|
534
|
34
|
6,36%
|
19
|
3,56%
|
39
|
7,30%
|
421
|
78,84%
|
20
|
3,74%
|
1
|
0,19%
|
2,2
|
2020/21
|
867
|
65
|
7,50%
|
41
|
4,73%
|
86
|
9,92%
|
639
|
73,70%
|
34
|
3,92%
|
2
|
0,23%
|
IVa-g
|
2018/19
|
40
|
5
|
12,50%
|
4
|
10,00%
|
3
|
7,50%
|
25
|
62,50%
|
3
|
7,50%
|
0
|
0%
|
1,9
|
2020/21
|
57
|
7
|
12,28%
|
4
|
7,01%
|
3
|
5,26%
|
34
|
59,65%
|
9
|
15,79%
|
0
|
0%
|
IVb-p
|
2018/19
|
62
|
2
|
3,22%
|
1
|
1,61%
|
1
|
1,61%
|
42
|
67,74%
|
16
|
25,81%
|
0
|
0%
|
1,5
|
2020/21
|
69
|
1
|
1,45%
|
1
|
1,45%
|
6
|
8,70%
|
37
|
53,62%
|
24
|
34,78%
|
0
|
0%
|
IVb-g
|
2018/19
|
11
|
0
|
0%
|
1
|
9,09%
|
0
|
0%
|
4
|
36,36%
|
5
|
45,45%
|
1
|
9,09%
|
1,2
|
2020/21
|
10
|
0
|
0%
|
0
|
0%
|
0
|
0%
|
2
|
20,00%
|
7
|
70,00%
|
1
|
10,00%
|
V-p
|
2018/19
|
38
|
1
|
2,63%
|
0
|
0%
|
0
|
0%
|
4
|
10,53%
|
27
|
71,05%
|
6
|
15,79%
|
1,3
|
2020/21
|
38
|
0
|
0%
|
1
|
2,63%
|
2
|
5,26%
|
12
|
31,58%
|
21
|
55,26%
|
2
|
5,26%
|
V-g
|
2018/19
|
15
|
0
|
0%
|
0
|
0%
|
0
|
0%
|
1
|
6,67%
|
8
|
53,33%
|
6
|
40,00%
|
0,6
|
2020/21
|
7
|
0
|
0%
|
0
|
0%
|
0
|
0%
|
1
|
14,29%
|
4
|
57,14%
|
2
|
28,57%
|
Anzumerken ist, dass die Pap-Gruppe II-a (NILM) (Faktor 18,7) nicht vergleichbar zwischen
beiden Perioden ist, da 2018/19 hier überwiegend anamnestische Auffälligkeiten, welche
nicht durch einen positiven HPV-Befund bedingt waren, dominierten, während 2020/21
diese Diagnose ganz überwiegend nach einem positiven HPV-Befund vergeben wurde. (In
unserem Labor wurde, um solchen Fällen Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, bei jeder
Art von HPV-Positivität ohne zytologische Auffälligkeit ein Pap II-a vergeben.) 2020/21
waren so von den Fällen der primären Zytologie (Co-Testung) 94,3% der Pap II-a HPV-positiv
[3].
Auch die absoluten Zahlen der histologischen Befunde nach auffälliger Zytologie stiegen
mit Ausnahme von Pap V (Carcinoma) – meist stark – an. So bei Pap II-p (ASC-US) von
67 auf 650, bei Pap III D1 (LSIL) von 216 auf 2120, bei Pap III D2 (HSIL) von 274
auf 1523, bei Pap III-p (ASC-H) von 211 auf 691 und bei Pap IVa-p (HSIL) von 534 auf
867. Bei den Gruppen IV-b,p,g 73 vs. 79 und V-p 38 vs. 38 blieb die Zahl fast unverändert.
Bei der Pap Gruppe V-g hat die absolute Zahl 2020/21 vs. 2018/19 sogar abgenommen
von 15 auf 7 (Details s. [Abb. 1] und [Tab. 3]).
Die Zahl an diagnostischen und therapeutischen Eingriffen, bei denen die histologische
Untersuchung keinen auffälligen Befund ergab (CIN 0), stieg – meist sehr stark – an
(s. [Tab. 3]).
Dies war besonders ausgeprägt bei grenzwertigen und niedriggradigen Befunden. So bei
Pap II-a (NILM) von 19 auf 410, bei II-p (ASC-US) von 45 auf 399, bei Pap III D1 (LSIL)
von 76 auf 800 und Pap III-p (ASC-H) von 48 auf 197. Geringer bzw. nicht gegeben war
der Anstieg bei Pap II-g (AGC-NOS) von 44 auf 116, Pap III-g (AGC-FN) von 46 auf 79,
bei Pap IVa-p (HSIL) 34 auf 65 und Pap IVa-g (AIS) 5 auf 7. Bei Pap IVb-p (HSIL) und
Pap V (Carcinoma) gab es 2020/21 keine CIN-0-Befunde.
Auch die absoluten Zahlen an CIN 1 und CIN 2 nahmen 2020/21 – wiederum besonders nach
grenzwertigen und niedriggradigen zytologischen Diagnosen – deutlich zu. Nach Pap
II-a (NILM) CIN 1 von 5 auf 103, CIN 2 von 4 auf 39. Nach Pap II-p (ASC-US) CIN 1
von 5 auf 143, CIN 2 von 6 auf 57. Nach Pap III D1 (LSIL) CIN 1 von 56 auf 706, CIN 2
von 41 auf 318 und nach Pap III-p (ASC-H) CIN 1 von 18 auf 103, CIN 2 von 35 auf 113.
Geringer war der Anstieg wiederum bei Pap II-g (AGC-NOS) CIN 1 und CIN 2 von jeweils
2 auf 21 bzw. 2 auf 27, bei Pap III-g (AGC-FN) CIN 1 von 3 auf 27, CIN 2 von 8 auf
26, bei Pap IVa-p (HSIL) CIN 1 von 19 auf 41, CIN 2 von 39 auf 86. Bei Pap IVa-g (AIS)
waren die absoluten Zahlen unverändert und bei Pap V (Carcinoma) gab es 2020/21 nur
1 CIN-1- und 2 CIN-2-Befunde.
Die absoluten Zahlen an CIN 3/AIS haben ebenfalls zugenommen. Bei Pap II-a (NILM)
von 6 auf 44. Nach Pap II-p (ASC-US) von 2 auf 49, nach Pap III D1 (LSIL) von 39 auf
289 und Pap III-p (ASC-H) von 97 auf 267. Geringer war der Anstieg bei Pap II-g (AGC-NOS)
von 2 auf 15, Pap III-g (AGC-FN) von 26 auf 56, bei Pap IVa-p (HSIL) von 421 auf 639,
Pap IVa-g (AIS) von 25 auf 34 und Pap V (Carcinoma) von 5 auf 13. Bei Pap IVb-p (HSIL)
und Pap IVb-g gingen die Zahlen etwas zurück von 42 auf 37 bzw. 4 auf 2.
Die Rate an CIN 3, mittlerweile als entscheidende Zielläsion der Zervixkarzinomprävention
angesehen, nahm in den Gruppen II-p (ASC-US) und II-g (AGC-NOS) somit von 3,0% auf
7,5 bzw. von 3,5% auf 8,3% zu. Bei Pap III D1 (LSIL) und Pap III D2 (HSIL) ging sie
von 18,1% auf 13,6% bzw. von 37,6% auf 29,6% zurück. Bei Pap IVa-p (HSIL) war der
Rückgang gering (78,8 vs. 73,7%). Bei Pap II-a (NILM) waren es 7,3%. Hier ist ein
Vergleich mit 2018/19 nicht möglich (s. o.).
Details zu allen Pap-Gruppen und allen histologischen Befunden inklusive der prozentualen
Anteile und deren Vergleichsfaktoren s. [Tab. 3].
Eine Erfassung der Zahl der Kolposkopien, bei denen es zu keiner Gewebeentnahme kam,
ist im Rahmen dieser Arbeit nicht möglich. Bei der Auswertung und im Follow-up der
zytologischen Ergebnisse ist es zwar im Rahmen der Vereinbarung von Qualitätssicherungsmaßnahmen
nach § 135 Abs. 2 SGB V Qualitätssicherungsvereinbarung Zervix-Zytologie notwendig
und mit großem organisatorischem Aufwand (s. Material und Methoden) weitgehend möglich,
die Ergebnisse histologischer Untersuchungen zu erhalten. Dies gilt jedoch nicht für
diagnostische Kolposkopien, von deren Durchführung das zytologische Labor in vielen
Fällen nicht einmal Kenntnis erhält, und vor allem fehlen meist die Berichte der durchgeführten
Eingriffe in den Dysplasiesprechstunden/-Zentren von Krankenhäusern und Unikliniken.
Diskussion
In den ersten beiden Jahren der Co-Testung Zytologie und HPV 2020/21 zeigte sich bei
den Fällen eines großen Routinelabors ein Anstieg der Rate der auffälligen zytologischen
Befunde um etwa 50% [3]. Dies ist wohl in erster Linie eine Folge der routinemäßigen parallelen HPV-Testung.
Bei HPV-Positivität wurde offensichtlich mehr auf zytologische Auffälligkeiten geachtet
und dann auch eher eine zytologische Auffälligkeit als Endbefund festgestellt. Möglicherweise
spielte auch der nun neue regelmäßige Einsatz von LBC mit Computerassistenz eine Rolle.
Darauf deuten Daten einer deutschen Studie hin [7]. Die Effekte beider neu eingesetzter Methoden lassen sich nicht trennen, da sie
ja stets gemeinsam zum Einsatz kamen. Bemerkenswert ist vor allem aber eine Zunahme
der Zahl der histologischen Befunde gegenüber den beiden vorhergehenden Jahren
2018/19, in denen die Präventionsuntersuchung für das Zervixkarzinom nur mit jährlicher
konventioneller Zytologie durchgeführt wurde, um das Fünffache. Dies ist neben der
höheren Zahl auffälliger zytologischer und nun auch HPV-Befunde auch dem neuen, in
der Regel obligatorischen, Abklärungsalgorithmus zuzuschreiben, der sehr niedrige
Schwellenwerte für den Einsatz einer Abklärungskolposkopie vorsieht. Die absolute
Zahl aller histologischen Diagnosen stieg so – zum Teil stark – an. Allerdings lag
der Anstieg bei CIN 3 – teils deutlich – unter der Zunahme der CIN-1- und CIN-2-Fälle.
Prozentual nahmen die Raten der CIN 2 und CIN 3 nach Pap III D1 (LSIL), Pap III D2
(HSIL), Pap III-p (ASC-H) 2020/21 gegenüber 2018/19 sogar ab. Dies war für CIN 3 auch
der Fall bei Pap IVa-p/g (HSIL/AIS).
Die Anzahl der CIN 1 bezogen auf die Gesamtzahl aller vorhergehenden zytologischen
Untersuchungen war 2020/21 12,7-mal höher als 2018/19 und jene der CIN 2 um 6,5-mal
höher. In einem 2-Jahres-Zeitraum, wie in unserer Analyse, sollte man mindestens einen
Anstieg der dysplastischen Läsionen auf das Doppelte sehen, um die gleiche Effizienz
wie bei jährlicher Untersuchung zu erreichen. Dies ist der Fall in der CIN-3/AIS-Gruppe
mit einem Faktor von 3,2. In der Karzinomgruppe finden wir lediglich einen Anstieg
auf das 1,8-Fache. Somit werden bei einer Intervallverlängerung offensichtlich weniger
Zervixkarzinome pro Zeiteinheit gefunden. Bei Endometriumkarzinomen und anderen sehr
seltenen Neoplasien war die Entdeckungsrate noch deutlich niedriger (Faktor 0,7).
Eine mögliche Ursache dafür könnte eine verminderte Aufmerksamkeit gegenüber HPV-negativen
zytologischen Veränderungen, insbesondere glandulärer Art, sein. Zudem ist bei jährlicher
Zytologie die Wahrscheinlichkeit für die
Erkennung nicht HPV-assoziierter Läsionen höher.
Ausgeprägt war, vor allem in absoluten Zahlen, die Zunahme von Abklärungsfällen ohne
auffälliges histologisches Ergebnis (CIN 0). Besonders fiel auf, dass diese Zahlen
bei Abklärung von Pap II-a (NILM) und II-p/g (ASC-US/AGC-NOS) und noch mehr nach Pap
III D1 (LSIL) stark anstiegen.
Man könnte annehmen, dass in den nächsten Screeningrunden der Co-Testung die Zahl
der auffälligen Befunde und damit der kolposkopischen Abklärungen zurückgehen wird.
Die bisherige Erfahrung im hier berichtenden zytologischen Labor (Stand 2/2024) deutet
jedoch nicht darauf hin. Im Gegenteil zeigt sich eine steigende Zahl insbesondere
von 2., 3. und 4. Kolposkopien.
2020/21 ergab sich gegenüber 2018/19 eine deutliche Verschiebung der Häufigkeit der
verschiedenen Eingriffe zur Abklärung auffälliger Befunde. Es wurde – entsprechend
dem G-BA-Algorithmus – weit häufiger eine Biopsie vorgenommen, dadurch ist der Anteil
der Konisationen und der Hysterektomien zurückgegangen. Die absolute Zahl der Biopsien
nahm von 2018/19 zu 2020/21 um das 8-Fache zu, gemessen an der Zahl der vorhergehenden
Zytologien war dies sogar mehr als das 10-Fache. Zugleich stieg die Zahl der Biopsien,
in denen sich keine histologische Auffälligkeit oder nur eine CIN 1 und 2 fand, stark
an. Zusammen waren dies 94,4% der Biopsien. Hier stellt sich die Frage, ob es gerechtfertigt
ist, einen invasiven diagnostischen Eingriff durchzuführen, nach dem fast alle damit
gefundenen Läsionen nicht therapiert werden.
Die Rate der HPV-Positivität bei der vorhergehenden Co-Testung war bei allen Fällen,
in denen histologische Diagnosen, vor allem geringen Grades, erzielt wurden (mit Ausnahme
des Endometriumkarzinoms), sehr hoch. Außer für invasive Karzinome war sie sogar etwas
höher als die Rate bei allen zytologischen Co-Testungen zusammen [3]. Das war die Folge der HPV-basierten Algorithmen für die Abklärungskolposkopie bei
grenzwertigen und niedriggradigen Dysplasien und persistierender HPV-Positivität.
Im Routinescreening wurden die meisten grenzwertigen/niedriggradigen HPV-negativen
Fälle als zytologisch unauffällig bewertet. Nur morphologisch höhergradig auffällige
Abstriche wurden trotz HPV-Negativität weiter abgeklärt.
Die Abklärungsrate zytologischer Auffälligkeiten nahm 2020/21 gegenüber 2018/19 stark
zu. Dieser Anstieg war am ausgeprägtesten bei den grenzwertigen und niedriggradigen
Befunden. Der entsprechende Faktor bewegte sich zwischen 13 bei Pap II-p (ASC-US)
und 2,2 bei Pap IVa-p (HSIL). Bei Pap II-a (NILM) erreichte er sogar 18,7. In der
Folge nahmen auch die absoluten Zahlen bis zum 10-Fachen (Pap III D1/LSIL) zu.
Zwar nahmen die absoluten Zahlen und die Rate an CIN 3 zu. Wiederum etwas mehr bei
grenzwertigen und niedriggradigen zytologischen Befunden als bei glandulären und höhergradigen
Auffälligkeiten. Allerdings war dieser Anstieg mit einer weit stärkeren Zunahme von
Biopsien ohne Nachweis einer Dysplasie und nicht therapiepflichtiger Läsionen verbunden
(bis zu 30-mal mehr CIN 1 nach Pap II-p/ASC.US). Nach Pap II-p (ASC-US) und Pap II-g
(AGC-NOS) lag die Rate an CIN 3 mit 7,5% bzw. 8,3% immer noch etwas unter und bei
Pap III D1 (LSIL) mit 13,6% nur etwas über dem international (und auch in der S3-LL)
angestrebten Wert von 10%.
In der einzigen anderen bisher veröffentlichten Auswertung histologischer Ergebnisse
nach Auffälligkeiten – nur aus dem 1. Jahr – der Co-Testung in einem Routinelabor
war die Rate geringgradiger oder fehlender histologischer Befunde bei Abklärung von
Pap-II p/g (ASC-US/AGC-NOS) und Pap III D1 (LSIL) noch deutlich ausgeprägter [8]. Bei 979 Frauen fanden sich bei Pap-II-p (ASC-US) nur in 1,4% der Fälle CIN 3+,
bei Pap III D1 (LSIL) in 7,3%. Bei einer kürzlich veröffentlichten Registerstudie
(n = 4763) aus universitären bzw. hochspezialisierten Dysplasiesprechstunden bzw.
-einheiten zu den Ergebnissen der kolposkopischen Abklärung auffälliger Befunde nach
der Co-Testung fanden sich mit 10,8% (II-p/ASC-US), 23,4% (II-g/AGC-NOS) bzw. 11,7%
(III D1) deutlich höhere Werte [9]. Eine Auswertung von 3118 Fällen von zytologischer Auffälligkeit mit
HPV-Positivität aus einer universitären Dysplasieeinheit in den Jahren 2015 bis 2020,
also überwiegend noch vor der Co-Testung, ergab bei Pap II-p/ASC-US und bei Pap III
D1/LSIL, jeweils mit HPV-Positivität, 22,4% bzw. 14,1% CIN 3+ [10]. Ebenfalls vor der Co-Testung berichtet Schenck aus der KV-Jahresstatistik 2019
eine CIN-3-Rate bei Pap II-p/ASC-US von 7,7%, bei Pap II-g/AGC-NOS von 8,5% und bei
Pap III D1/LSIL von14,2% [11].
Eine mögliche Erklärung für die höhere Finderate an CIN 3 nach grenzwertigen und niedriggradigen
zytologischen Auffälligkeiten in dem in der vorliegenden Arbeit berichteten Kollektiv
verglichen mit der bisher einzigen Auswertung nach Routine-Co-Test ist, neben einer
streng qualitätskontrollierten Zytologie mit LBC und CAS, der fakultative Einsatz
des Biomarkers p16/Ki-67 bei HPV-Positivität ohne bzw. mit grenzwertiger oder geringgradiger
zytologischer Auffälligkeit. Dieser wurde als Ergänzung des Prozederes in der Abklärung
bei solcher Konstellation in vielen Fällen bereits seit 2012 von CytoMol empfohlen.
Diese intermediäre Diagnostik wurde in beiden Zeiträumen fakultativ bei HPV-Positivität
ohne bzw. mit grenzwertigem oder geringgradigem zytologischen Befund eingesetzt. Eine
exakte Quantifizierung ist wegen der Limitationen des Routinelaborsystems nicht möglich.
RCTs haben gezeigt, dass damit bei HPV-Positivität ohne zytologische Auffälligkeit
oder mit ASC-US- bzw. LSIL-Befunden bei einer p16/Ki-67-Positivitätsrate von 20–30%
bzw. 50–60% die Identifizierung von bis zu 90% prävalenter CIN 2+ möglich ist [12]
[13]. Aber auch mit dem fakultativen Einsatz von p16/Ki-67 wurde in den hier berichteten
Daten bei Pap II-p/g (ASC-US/AGC-NOS) mit 8% die international übliche Mindestrate
von 10% bei der kolposkopischen Abklärung nicht ganz erreicht. Es erscheint daher
sinnvoll, in einer anstehenden Revision des Abklärungsalgorithmus Biomarker als obligaten
intermediären Schritt einzufügen. Bisher erscheint dafür nur p16/Ki-67 ausreichend
validiert. Methylierungsbasierte Marker erfassen zwar alle invasiven Karzinome, aber
deutlich weniger CIN 3 als p16/Ki-67 [14]. Bereits die deutsche S3-Leitlinie zur Prävention des Zervixkarzinoms von 2018 hat
den Einsatz dieses Markers bei grenzwertigen zytologischen Auffälligkeiten in der
Co-Testung mit einer Kann-Empfehlung versehen [2]. Eine markerbasierte Diagnostik kann bei Einsatz der LBC direkt als Reflextest ohne
nochmalige Einbestellung der Patientin durchgeführt werden. Die Abklärungskolposkopie
bedeutet dagegen für die Patientin einen erheblichen zeitlichen Aufwand und ist zudem
auch belastender.
Die noch höhere Rate an CIN 3+ nach grenzwertigen und niedriggradigen zytologischen
Auffälligkeiten in den spezialisierten Zentren könnte wiederum durch eine Selektion
der Patientinnen erklärbar sein.
Die CIN-3-Rate nach hochgradigen zytologischen Befunden (Pap IVa-p) war im hier berichteten
Kollektiv mit 82,6% gleich hoch wie bei Stübs [10] mit 83,8% und in der KV-Jahresstatistik [11] mit 80,5% und deutlich höher als bei Henes [9] mit 67,3% in den spezialisierten Zentren.
Das Screening ist durch den neuen Algorithmus wesentlich komplexer geworden. Während
bisher die Diagnose in bis zu 94% der Fälle von der CTA gestellt werden konnte, ist
nun in bis zu 15% eine finale Bewertung durch einen Arzt oder eine Ärztin notwendig.
Die Komplexität möglicher Empfehlungen, in begründeten Fällen auch außerhalb des Algorithmus,
ist ein gravierendes Problem. Es häuften sich im 2. und 3. Jahr der Co-Testung Rückfragen
von Praxen an das Labor und umgekehrt. Phasenweise waren bis zu 30% der Fälle davon
betroffen. Dazu kamen Unklarheiten mit der Abrechnung insbesondere der Kontrolluntersuchungen.
Viele davon sind bisher nicht zufriedenstellend geklärt.
Die Limitationen der vorliegenden Arbeit sind folgende: Es handelt sich um eine retrospektive
Analyse von Daten aus der Routine eines kommerziellen Labors. Dies ist aber auch ein
Vorteil, da so große Zahlen aus einem „Real Life Setting“ vorliegen. Eine geringe
Varianz der Screeningkohorten beider Vergleichszeiträume kann nicht ausgeschlossen
werden. Diese sollte aber aufgrund des engen zeitlichen Bezugs und der geringen Fluktuation
der jeweils sehr umfangreichen Populationen keine wesentliche Auswirkung auf die Ergebnisse
haben. Die histologische Aufarbeitung der Gewebe erfolgte in zahlreichen pathologischen
Instituten. Eine zentrale Revision der Befunde war nicht möglich. Zu vielen grenzwertigen
und geringgradigen zytologischen Befunden liegen keine histologischen Ergebnisse vor,
da hier entweder keine Kolposkopie erfolgte oder diese nicht zu einer Biopsie führte.