Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hat die Weiterentwicklung der Versorgung in
der gesetzlichen Krankenversicherung als Ziel und fördert entsprechend Forschungsvorhaben,
die auf einen Erkenntnisgewinn zur Verbesserung der bestehenden Versorgung ausgerichtet
sind, ein hohes Verwertungspotenzial für die Versorgungspraxis erkennen lassen und
eine besondere Nähe zur praktischen Patientenversorgung aufweisen.
Forschungsvorhaben ProKind-Rheuma erfolgreich abgeschlossen
Das Vorhaben ProKind-Rheuma (Handlungs- und Therapieprotokolle in der Kinderrheumatologie),
an dem zahlreiche Mitglieder der GKJR aktiv beteiligt waren, wurde bereits in den
Jahren 2019 bis 2023 gefördert ([
Abb. 1
]). Der außerordentliche Erfolg dieses Vorhabens mit Einschluss und Dokumentation
von 662 inzidenten Patientinnen und Patienten mit juveniler idiopathischer Arthritis
(n = 549), juvenilem systemischem Lupus erythemathodes (n = 46) und juveniler Dermatomyositis
(n = 37) hat dazu geführt, dass das Konsortium (Klaus Tenbrock [RWTH Aachen/Universität
Bern], Dirk Föll [Universität Münster], Kirsten Minden und Jens Klotsche [Universitätsmedizin
Berlin – Charité und Deutsches Rheuma Forschungszentrum Berlin] sowie Gerd Horneff
[Asklepios Kliniken Sankt Augustin]) einen Folgeantrag stellen konnten, der inzwischen
erfreulicherweise eine Förderempfehlung erhalten hat.
Abb. 1 Konsortium und Kooperationspartner im Forschungsvorhaben ProKind-Rheuma. Quelle:
Deutsches Rheuma-Forschungszentrum, Berlin
Folgevorhaben ProKind-T2T
Ausgehend von der Annahme eines „Windows of Opportunity“, in dem die pathologisch-entzündliche
Reaktion am wirkungsvollsten bekämpft werden kann, wurden von der Kommission ProKind
der GKJR ein Treat-to-Target(T2T)-Vorgehen bei der Behandlung von Kindern und Jugendlichen
mit JIA empfohlen und mögliche Behandlungswege aufgezeigt. Im Vorhaben ProKind-Rheuma
wurde gezeigt, dass ein T2T-Vorgehen bei der JIA im klinischen Alltag angewandt wird
und effektiv ist. So erreichten z. B. zwei Drittel der entsprechend behandelten Fälle
mit Polyarthritis in den ersten 12 Behandlungsmonaten eine inaktive Erkrankung, was
deutlich besser ist als in bisher publizierten Kohorten. Ob sich mit einem T2T-Vorgehen
und damit früher Remission der Krankheitsverlauf grundsätzlich modifizieren und die
Krankheitslast der JIA langfristig reduzieren lassen, ist bislang unklar und soll
in ProKind-T2T untersucht werden.
Unbeantwortet ist bislang auch die Frage, ob – und wenn ja, wann – nach Erreichen
einer inaktiven Erkrankung Disease-Modifying Antirheumatic Drugs (DMARD) abgesetzt
werden können oder sollen. Diese Frage ist eine der aktuell drängendsten im kinderrheumatologischen
Alltag. Sie stellt sich mit früherem und häufigerem Erreichen einer inaktiven Erkrankung
zunehmend und ist in vielfacher Hinsicht relevant, da verschiedene Outcomes wie Lebensqualität
(Belastung durch die Therapie, Nebenwirkungen), Therapietoxizität (z. B. durch Methotrexat),
Damage oder auch Krankheitskosten von ihr berührt werden.
Dem neuen Vorhaben ProKind-T2T liegt die Hypothese zugrunde, dass ein T2T-Vorgehen
mit frühem Erreichen einer inaktiven Erkrankung die Chance auf eine medikamentenfreie
Remission erhöht und mit weniger Folgeschäden und einer höheren Lebensqualität bei
Betroffenen sowie mit geringeren Krankheitskosten verbunden ist. Außerdem wird postuliert,
dass sich bestimmte Parameter als Prädiktoren für ein erfolgreiches (dauerhaftes)
Absetzen einer DMARD-Therapie identifizieren lassen.
In ProKind-T2T werden über 550 Patientinnen und Patienten mit JIA, die in ProKind-Rheuma
eingeschlossen wurden, nachverfolgt. Bis zum Ende des Jahres 2025 ist der weitere
Einschluss von ca. 150 Neuerkrankten geplant, sodass etwa 400 Patientinnen und Patienten
über mindestens 3 Jahre und 200 über mindestens 2 Jahre beobachtet werden können ([
Abb. 2
]).
Abb. 2 Dokumentationsablauf und Auswertungsplan für das Vorhaben ProKind-T2T. Quelle: Deutsches
Rheuma-Forschungszentrum, Berlin
Wie bei ProKind-Rheuma werden in ProKind-T2T die eingeschlossenen Patientinnen und
Patienten im ersten Jahr 5 mal dokumentiert, danach alle 6 Monate. Analog zu ProKind-Rheuma
können vollständig dokumentierte Visiten vergütet werden. Die Dokumentation erfolgt
papiergebunden.
EINSCHLUSSKRITERIEN FÜR PROKIND-T2T
Parallel dazu erfolgt ein Biosampling aller (neurekrutierten und bereits eingeschlossenen)
Patientinnen und Patienten an der Universität Münster für Kinder und Jugendliche mit
systemischer JIA, der RWTH Aachen (alle anderen Formen der JIA) und des Universitätsklinikums
Eppendorf (Stuhl).
Alle Mitglieder der GKJR sind herzlich eingeladen, an ProKind-T2T teilzunehmen und
sich an der Bioprobensammlung zu beteiligen.
Die erneute Förderung weist auf die Wertschätzung der Förderer für die bisherige Arbeit
hin. Die Daten zeigen bereits jetzt, dass eine evidenzbasierte Verbesserung in der
Versorgung der uns anvertrauten Patientinnen und Patienten möglich ist, was auch mit
den Verlaufsdaten gezeigt werden soll. Wir hoffen auf rege Teilnahme der GKJR-Mitglieder,
um den Erfolg des Vorhabens weiterhin zu sichern.
Weitere Informationen sind unter der E-Mail-Adresse ktenbrock@ukaachen.de erhältlich.
Klaus Tenbrock, Dirk Föll, Kirsten Minden, Jens Klotsche, Gerd Horneff
Verantwortlich für den Inhalt
Martina Niewerth
GKJR-Geschäftsstelle, Deutsches
Rheuma-Forschungszentrum, Berlin