Abkürzungen
CNR:
Kontrast-zu-Rausch Verhältnis
CT:
Computertomografie
CTA:
CT-Angiografie
EID-CT:
Energieintegrierende Detektor-Computertomografie
KHK:
Koronare Herzkrankheit
pAVK:
Periphere arterielle Verschlusskrankheit
PCD-CT:
Photon-Counting Computertomografie
UHR-CT:
Ultrahochauflösende CT, Ultrahochauflösende CT
VMI:
Virtuell monochromatische Bildrekonstruktionen
VNCa:
Virtual non-calcium (virtuelle Kalziumsubtraktion)
VNI:
Virtuell-Non-Iodine (virtuelle Jodsubtraktion)
Einleitung
Die Computertomografie (CT) des Herzens und des vaskulären Systems ist fester Bestandteil
der klinischen Routinediagnostik und in internationalen Leitlinien fest verankert
[1 ]
[2 ]. Laut aktuellen europäischen Registerdaten wurde im Jahr 2022 erstmals eine erhöhte
Anzahl an Herzuntersuchungen mittels CT im Vergleich zur kardialen Magnetresonanztomografie
registriert [3 ]. Die kardiale CT, insbesondere die kontrastmittelgestützte CT-Angiografie (CTA),
treibt kontinuierlich technologische Innovationen voran und bildet somit das zentrale
Instrument der nicht-invasiven Kardiodiagnostik [4 ]. Darüber hinaus spielt die CT eine entscheidende Rolle in der Diagnostik akuter
Pathologien und der Detektion chronischer Erkrankungen des kardiovaskulären Systems.
Dieser Erfolg ist auf die kontinuierliche Weiterentwicklung der CT-Detektortechnologie
zurückzuführen: Nach der Einführung der Spiral-CT in den 1990er Jahren, der Mehrschicht-CT
zur Jahrtausendwende und der Dual-Source-Technologie im Jahr 2005 markiert die Photon-Counting
Detektor-CT (PCD-CT) mit ihrer erstmaligen klinischen Zulassung im Jahr 2021 die jüngste
technologische Innovation [5 ]. In den letzten drei Jahren klinischer Anwendung wurden die Vorteile der PCD-CT
gegenüber herkömmlichen energie-integrierenden Detektorsystemen (EID-CT) eingehend
untersucht. Die PCD-CT ermöglicht neben einer verbesserten Bildqualität und einer
Reduktion der Strahlendosis auch eine inhärente spektrale Sensitivität in Kombination
mit einer hohen zeitlichen Auflösung durch die Dual-Source-Geometrie. Diese Eigenschaften
eröffnen insbesondere für die kardiovaskuläre Bildgebung neue diagnostische Möglichkeiten
[6 ].
Der vorliegende Übersichtsartikel zielt darauf ab, die technischen Prinzipien, Vorteile
und Herausforderungen der PCD-CT zusammenzufassen und einen umfassenden Überblick
über die Anwendungen der PCD-CT in der kardiovaskulären Bildgebung zu geben. Dabei
werden Fallbeispiele vorgestellt, in denen die PCD-Technologie die diagnostische Genauigkeit
verbessern konnte. Eine detaillierte Analyse der technischen Grundlagen erfolgte bereits
durch Stein et al. in einer früheren Ausgabe dieses Journals [7 ], während Hagen et al. einen Überblick zu mehreren klinischen Indikationen gegeben
haben [8 ].
Ziel dieser Arbeit ist es, die genannten Publikationen zu ergänzen und den Leser insbesondere
über die Anwendungsmöglichkeiten der PCD-CT in der kardiovaskulären Bildgebung zu
informieren.
Technische Grundlagen
Im Gegensatz zur herkömmlichen EID-CT basiert die PCD-CT auf einer Halbleitertechnologie.
Bei der Exzitation eines kristallinen Halbleiters, zum Beispiel aus Cadmiumtellurid,
durch ein eintreffendes Röntgenphoton wird die Energie des Photons auf die Elektronen
im Kristallgitter des Halbleiters übertragen. Diese Energieübertragung kann dazu führen,
dass ein Elektron vom Valenzband in das sogenannte Leitungsband gehoben wird, wodurch
ein Elektron-Loch-Paar entsteht. Das Elektron im Leitungsband wird durch die angelegte
Hochspannung zur Anode beschleunigt und erzeugt einen pulsierenden Stromfluss. Die
Anzahl der erzeugten Elektron-Loch-Paare ist proportional zur Energie des absorbierten
Röntgenphotons, und die Amplitude des induzierten Stromflusses korreliert mit der
Anzahl der Elektronenpaare. Diese präzise Detektion der Röntgenphotonen und ihrer
Energie ermöglicht eine genauere Bildgebung. Des Weiteren werden keine Septen an den
Detektorelementen benötigt, die bei der EID-CT eine optische Interferenz abschirmen,
da die Beschleunigung der Elektronen auf dem Leitungsband zur Anode hin direktional
und nicht ungerichtet erfolgt. Dies führt zu einer Erhöhung der Ortsauflösung.
Durch das Anwenden verschiedener Energieschwellen bei der Bildauslese lässt sich das
Signal in mehrere Energiebereiche (“Bins”) segmentieren (z.B. unterhalb und oberhalb
~65 keV), was sowohl eine spektrale Analyse als auch die Eliminierung von elektronischem
Hintergrundrauschen durch Subtraktion von Energien unterhalb einer Schwelle von ~25
keV erlaubt. Diese Technik ist insbesondere bei kontrastmittelgestützten Untersuchungen
vorteilhaft, da sie eine gleichwertige Gewichtung von niederenergetischen Photonen,
die die meisten Informationen über Weichteile oder Jodkontrast tragen, mit höherenergetischen
Photonen ermöglicht. Zudem kann ein einzelner Anodenpixel in bis zu vier Subpixel-Einheiten
unterteilt werden, was eine ultrahochauflösende CT (UHR-CT) mit einer Kollimation
von 120 × 0,2 mm und einer räumlichen Auflösung von 110 × 110 × 160 µm ermöglicht.
Dadurch wird nicht nur eine genauere Darstellung feiner anatomischer Strukturen, sondern
auch die Reduktion von Blooming-Artefakten ermöglicht. Die Möglichkeit, die UHR-CT
mit einer EKG-Triggerung zu kombinieren, eröffnet neue Perspektiven in der kardialen
Diagnostik. [Abb. 1 ] zeigt schematisch den Aufbau eines Photon-Counting Detektors (UHR-CT) [5 ]
[7 ]
[9 ]
[10 ]. Eine detaillierte Analyse der technischen Leistung des klinisch zugelassenen Dual-Source
PCD-CT erfolgte durch Rajendran et al. [11 ].
Abb. 1 Schematischer Aufbau eines Photon-Counting Detektors. Eintreffende Röntgenphotonen
werden am Detektor absorbiert und Elektronen-Loch-Paare kreiert. Die angelegte Hochspannung
von ca. 1000 V beschleunigt die Elektronen zur gepixelten Anode, wo ein pulsatiler
Stromfluss generiert wird, dessen Amplitude proportional zur Energie des eintreffenden
Röntgenphotons ist.
Technische Herausforderungen der PCD-CT
Technische Herausforderungen der PCD-CT
Trotz der vielversprechenden Vorteile der PCD-CT steht diese Technologie vor mehreren
wesentlichen technischen Herausforderungen, die besonders in der kardiovaskulären
Diagnostik relevant sind: Ein zentrales Problem ist die sogenannte Ladungsteilung (Charge Sharing) bei den Photonen, die nahe der Pixelgrenzen absorbiert werden und
ihre Ladung auf benachbarte Detektorzellen aufteilen. Dies führt dazu, dass hochenergetische
Photonen fälschlicherweise als niederenergetisch registriert werden, was die Materialunterscheidung
beeinträchtigen kann. Ein weiterer kritischer Faktor ist der K-Escape-Effekt , bei dem einfallende Photonen K-Elektronen aus dem Detektormaterial herausschlagen.
Die dabei entstehende charakteristische Röntgenstrahlung wird in den Detektorzellen
als niedrigenergetisches Photon gezählt, was zu Energiefehleinschätzungen führt. Zudem
tritt der Pulse-Pileup-Effekt auf, wenn in großen Detektorzellen mehrere Photonen so dicht aufeinandertreffen,
dass sie als ein einziger Puls mit zu hoher Energie registriert werden. Kleinere Detektorpixel
können diesen Effekt zwar verringern, jedoch steigern sie die Wahrscheinlichkeit des
K-Escape-Effekts. Diese technischen Limitierungen haben insbesondere in der kardiovaskulären
Diagnostik, wo präzise Materialdifferenzierung und hochauflösende Bildgebung für die
Beurteilung von Koronararterien und Plaques unerlässlich sind, eine besondere Bedeutung.
Optimierte geometrische Dosiseffizienz
Optimierte geometrische Dosiseffizienz
Bei der herkömmlichen EID-CT werden reflektierende Septen an den Detektorelementen
benötigt, um optische Interferenzen abzuschirmen. Dies führt zu einer Reduktion der
nutzbaren Detektorfläche und beeinträchtigt die geometrische Dosiseffizienz [12 ]. Da die PCD-CT keine Septen benötigt, bietet sie eine erhöhte geometrische Dosiseffizienz
und ermöglicht somit eine potenzielle Strahlendosisreduktion [13 ]. Zusätzlich trägt die Eliminierung von elektronischem Hintergrundrauschen sowie
die Möglichkeit zur virtuell monochromatischer Bildrekonstruktionen (VMIO) zu einem
verbesserten Kontrast-zu-Rausch-Verhältnis (CNR) bei. Besonders vulnerable Patientengruppen,
wie jüngere Erwachsene, Frauen und Kinder profitieren von der reduzierten Strahlendosis
[14 ]. Zudem erlaubt die Technologie eine Optimierung der Bildqualität in anspruchsvollen
Kohorten: Euler et al. zeigten, dass bei der CT-Aortografie adipöser Patienten durch
die Erzeugung von VMIs eine Verbesserung des CNR ohne Erhöhung der Strahlendosis möglich
war [15 ].
Neue Techniken in der kardialen Bildgebung
Neue Techniken in der kardialen Bildgebung
Ultrahochauflösende CT
Die Detektoreinheiten der gepixelten Anode lassen sich in bis zu vier Subpixel-Einheiten
unterteilen. Die separate Auslese dieser Einheiten ermöglicht eine Auflösung anatomischer
Strukturen von mehr als 20 Linienpaaren pro Zentimeter (lp/cm) – bekannt als UHR-CT.
Kombiniert mit einer EKG-Synchronisation können sowohl prospektive Sequenzuntersuchungen
als auch retrospektive Spiraluntersuchungen durchgeführt werden. In initialen Studien
konnte gezeigt werden, dass insbesondere die Rekonstruktion mit geringer Schichtdicke
und einem hochauflösenden, kantenanhebenden Faltungskern eine optimale Koronardiagnostik
[16 ] und Plaquecharakterisierung [17 ] ermöglicht. In einer In-vitro- und In-vivo-Studie wurde nachgewiesen, dass die UHR-CT
eine verbesserte Genauigkeit der Stenosemessungen im Vergleich zu Rekonstruktionen
mit höherer Schichtdicke und weichem Faltungskern aufweist. Bedeutend ist, dass bei
114 Probanden in 53% der Fälle eine unterschiedliche Einstufung nach CAD-RADS erfolgte
[18 ]. In einer prospektiven Studie mit 26 Hochrisikopatienten zeigte die spektrale PCD-CT
eine überlegene diagnostische Genauigkeit im Vergleich zur konventionellen CT bei
der Quantifizierung von Koronararterienstenosen, mit einem geringeren mittleren Fehler
sowie höherer Sensitivität (100% vs. 75%) und Spezifität (90% vs. 50%) [19 ]. Diese Ergebnisse könnten die Indikation auf ein Kollektiv mit höherem Risiko erweitern,
da die Koronar-CT derzeit primär zur Ausschlussdiagnostik bei Patienten mit niedrigem
bis mittlerem Risiko empfohlen wird [1 ]. Hagar et al. integrierten die UHR PCD-CT als retrospektive Spiraluntersuchung in
ein Protokoll zur CT-Planung vor invasivem Aortenklappenersatz [20 ]. Da bei diesem Kollektiv eine höhere Prävalenz einer koronaren Herzkrankheit (KHK)
besteht und eine nicht-invasive Bildgebung der Koronararterien aufgrund bestehender
Plaques, vorheriger Stents und Kontraindikation zur Applikation von Glyceroltrinitrat
oder pharmakologischer Frequenzkontrolle erschwert ist [21 ], empfehlen internationale Leitlinien ein Screening mittels invasiver diagnostischer
Angiografie [22 ]. Die UHR-CTA zeigte eine hohe diagnostische Genauigkeit und Sensitivität, sodass
in 54% der Fälle auf eine rein diagnostische invasive Katheterangiografie verzichtet
werden konnte [23 ]. Ferner scheint die UHR-CT neue Felder für die nicht-invasive Koronardiagnostik
mit bekannter KHK zu eröffnen. Die CT-Bildgebung von Patienten mit Koronarstents hat
in den Leitlinien lediglich bei großen Stentdurchmessern einen moderaten Empfehlungsgrad
[24 ]. In in-vitro- und in-vivo-Studien zeigte die UHR-CT eine sehr gute diagnostische
Performance zur nicht-invasiven Stentdiagnostik [25 ]
[26 ]
[27 ]
[28 ], auch bei Stents mit einem Durchmesser von weniger als 3 mm [29 ]. [Abb. 2 ] verdeutlicht das Potenzial der UHR-CT in dieser Hinsicht.
Abb. 2 Ultrahochaufgelöste (UHR) CT-Koronarangiografie einer 82-jährigen Patientin mit bekannter
koronarer Herzerkrankung und Stent-Implantation im Ramus interventricularis anterior
(LAD). a Axiale Rekonstruktion mit 0,2 mm Schichtdicke und vaskulärem Faltungskern (Bv60).
b Multiplanare gekrümmte Reformation der LAD. Eine In-Stent-Stenose lässt sich ausschließen.
Die detaillierte Auflösung der UHR CT erlaubt eine Differenzierung der Stent-Gitterstruktur
von den umgebenden kalzifizierten Plaques (Pfeilspitze).
Potenzial der spektralen Bildgebung
Durch die Rekonstruktion von VMIs bei niedrigen keV-Werten lässt sich in der Koronarbildgebung
eine Reduktion der Kontrastmittelmenge um bis zu 25% erreichen, ohne die Bildqualität
zu beeinträchtigen [30 ]. Erste klinische Erfahrungen deuten auf eine gute Bildqualität der VMI in der kardialen
Bildgebung hin [31 ]. Ein wesentlicher Vorteil der PCD-CT ist die Reduktion von Bildartefakten, insbesondere
des Blooming-Artefakts, das durch partielle Volumenmittelung entsteht und kleine Strukturen
mit hoher Absorption größer erscheinen lässt. Dank der höheren räumlichen Auflösung
und der Nutzung hochenergetischer keV-Bilder wird die Genauigkeit bei der Beurteilung
kalzifizierter Plaques verbessert, was zu einer präziseren Stenosebewertung führt
[32 ]. Ein PCD-CT-spezifischer Virtuell-Non-Iodine (VNI, „Pure Calcium“)-Algorithmus ermöglicht
die Entfernung von Jod aus kontrastmittelgestützten Bildern, während das Kalziumsignal
erhalten bleibt. Theoretisch sollte dies eine Quantifizierung der Koronarsklerose
nach der Agatston-Methode aus kontrastmittelgestützten Bildern ermöglichen, was in
in-vitro-Studien bestätigt werden konnte. Es besteht jedoch eine Diskrepanz zum Agatston-Score
aus nativen CTs mit falsch-negativen Befunden, wenn nur eine minimale Sklerose vorliegt
[33 ]. Allerdings zeigte die VNI im Vergleich zur herkömmlichen virtuell-nativen Rekonstruktion
eine verbesserte Performance [34 ]
[35 ]. Darüber hinaus kann erstmals selektiv Kalzium aus kontrastmittelgestützten Bildern
entfernt werden, während andere Materialien erhalten bleiben (VNCa, virtual non-calcium).
Studien zeigten eine präzisere Stenosenmessung durch die Reduktion von Blooming-Artefakten
mittels VNCa. Allerdings kann es auch zu fehlerhaften Plaque-Subtraktionen kommen
[36 ]. Die spektrale Sensitivität der PCD-CT erlaubt die Erstellung von Jod-Karten, die
sich besonders in der onkologischen Diagnostik bewährt haben [37 ]. In der kardialen CT kann dies genutzt werden, um eine Quantifizierung des Extrazellularvolumens
in der Late-Enhancement CT durchzuführen [38 ]
[39 ] oder eine First-Pass-Perfusion zu generieren ([Abb. 3 ]).
Abb. 3 Spektrale CT-Koronarangiografie eines 91-jährigen Patienten zur Planung vor Aortenklappenersatz.
a Multiplanare Reformation des Ramus circumflexus (RCx) mit hochgradiger Stenose bei
gemischt-kalzifizierter Plaque. Diese führt zu einem subendokardialen bis transmuralen
Perfusionsdefizit der inferiolateralen Wand im Zweikammerblick der Jod-Perfusionskarte
(Pfeilspitze in b ). Die im Anschluss erfolgte invasive Koronarangiografie mitsamt intravaskulärer Ultraschallbildgebung
bestätigt die hochgradige RCx-Stenose. Es erfolgte eine Therapie mittels Stentimplantation
(nicht abgebildet).
Vorteile in der Aortenbildgebung
Die EKG-getriggerte CT-Aortografie ist sowohl bei notfallmäßigen Fragestellungen wie
Aortensyndromen als auch in der Routinediagnostik, beispielsweise zur präoperativen
Planung herzchirurgischer Eingriffe oder zur Kontrolle chronischer Aortenpathologien
wie Aneurysmen, unverzichtbar [40 ]. Limitationen ergeben sich durch die Strahlenexposition und die Notwendigkeit von
Kontrastmitteln, was insbesondere bei vulnerablen Patientengruppen, wie Kindern, Schwangeren
und Patienten mit Nierenerkrankungen, relevant ist. Die PCD-CT stellt einen vielversprechenden
technologischen Fortschritt in der aortalen Bildgebung dar. Im Vergleich zur konventionellen
CT sind eine höhere Bildqualität bei der Detektion von Endoleaks, eine reduzierte
Strahlendosis sowie eine Senkung des Kontrastmittelbedarfs zu erwarten.
Besonders bei der Detektion von Endoleaks vom Typ II, die nach endovaskulären Aneurysma-Ausschaltungen
auftreten, könnte die PCD-CT Vorteile bieten. Diese Leckagen, die durch retrograden
Blutfluss in den Aneurysmasack entstehen, häufig über Lumbalarterien oder die Arteria
mesenterica inferior, stellen eine Herausforderung für die Bildgebung dar. Insbesondere
kleine Leckagen mit langsamer Perfusion sind in herkömmlichen CT-Scans schwer zu identifizieren
[41 ]. Durch die höhere spektrale Auflösung der PCD-CT könnte das Kontrastmittel klarer
von thrombotischem Material unterschieden werden, was die Sensitivität und Spezifität
bei der Endoleak-Erkennung signifikant verbessert. Gomollon et al. registrierten in
diesen Untersuchungen eine verbesserte CNR und damit eine optimierte diagnostische
Genauigkeit [42 ]. Ein weiterer Vorteil der PCD-CT liegt in der Reduktion von Bildartefakten, die
durch metallische Implantate oder Stents induziert werden [43 ]. Darüber hinaus bietet die PCD-CT signifikante Vorteile bezüglich der Strahlenexposition.
Um Endoleaks mit unterschiedlicher Dynamik zu detektieren und von Verkalkungen zu
differenzieren, wird in der konventionellen CT oft ein dreiphasiges CT-Protokoll mit
nativer, arterieller und venöser Phase eingesetzt, das mit einer insgesamt hohen Strahlenexposition
verbunden ist. Die spektrale Sensitivität der PCD-CT und die Möglichkeit der virtuell
nativen Rekonstruktion erlauben es, auf die native Phase zu verzichten [44 ]. Euler et al. zeigten in einer Studie mit 40 Patienten, dass die PCD-CT mit VMI-Rekonstruktionen
von 40–45 keV das CNR im Vergleich zur EID-CT signifikant verbesserte, besonders bei
übergewichtigen Patienten [15 ]. Zusätzlich zur Strahlendosisreduktion ermöglichte die PCD-CT in Studien und Fallberichten
eine erhebliche Verringerung der benötigten Kontrastmittelmenge. Rau et al. berichteten
über eine 81-jährige Patientin mit chronischem Nierenversagen, die eine kontrastverstärkte
aortoiliakale CT-Angiografie benötigte. Mithilfe der PCD-CT und VMI-Rekonstruktionen
von 40 keV konnte die Kontrastmitteldosis auf 9,5 g Jod gesenkt werden, ohne die diagnostische
Bildqualität der Angiografie zu beeinträchtigen [45 ]. Dies entsprach etwa einem Drittel der üblichen Kontrastmitteldosis [45 ]. In einer prospektiven Studie mit 100 Patienten wurde die CT-Angiografie der thorakoabdominalen
Aorta mittels PCD-CT mit der EID-CT verglichen, bei angeglichener Strahlendosis. Es
zeigte sich, dass ein um 25% reduziertes Kontrastmittelvolumen mit der PCD-CT eine
vergleichbare Bildqualität wie die EID-CT aufwies [46 ]. Zusammenfassend hat die PCD-CT vielversprechendes Potenzial in der Aortenbildgebung.
Vorteile gegenüber EID-Scannern sind eine höhere Bildschärfe und Kontrastdifferenzierung
sowie ein erhöhtes CNR durch VMI-Rekonstruktionen. Dies ermöglichte in Studien eine
präzise Erkennung von Endoleaks nach endovaskulärer Therapie bei geringerer Strahlenbelastung
und eine Reduzierung der Kontrastmittelmenge, was besonders für Patienten mit chronischer
Nierenerkrankung vorteilhaft ist ([Abb. 4 ]). Für den interessierten Leser sei auf die detaillierte Übersichtsarbeit zur PCD-CT
und Aortenbildgebung von Zanon et al. verwiesen [47 ].
Abb. 4 CT-Angiografie der Aorta und der Iliakalgefäße eines 75-jährigen Patienten. a Akquisition mit einem Dual-Source CT der dritten Generation (axiale Schicht, 1,0
mm Schichtdicke, Bv40-Faltungskern) und einer Standard-Kontrastmitteldosis von 80
ml. b Derselbe Patient erhielt eine Nachuntersuchung nach einem Jahr am Dual-Source Photon-Counting
CT. Rekonstruktion mittels 40 keV. Es zeigt sich ein größenkonstantes Aneurysma der
linken A. iliaca communis von 32 mm (Pfeilspitze). Zu beachten ist, dass hierbei lediglich
25 ml desselben Kontrastmittels (Ultravist370, Bayer) verwendet wurden.
CT-Angiografie peripherer Arterien
CT-Angiografie peripherer Arterien
Die CTA der unteren Extremitäten ist ein wichtiges diagnostisches Werkzeug zur Beurteilung
von Gefäßpathologien, insbesondere bei der Bewertung der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit
(pAVK). Die PCD-CT bietet Potenzial durch ein verbessertes CNR und eine reduzierte
Strahlendosis im Vergleich zur herkömmlichen EID-CT. Insbesondere die Beurteilung
kleinerer Arterien der Unterschenkel und in der Peripherie ist durch die begrenzte
Auflösung herkömmlicher CT-Detektoren limitiert, was manchmal eine invasive diagnostische
Bildgebung erfordert. Gruschwitz et al. führten eine In-vitro-Studie an vier Leichenpräparaten
durch, in der die UHR PCD-CT mit dem spektralen Standard-Modus (144 × 0,4 mm Kollimation)
verglichen wurde. Die UHR-Scans, die mit einem fixen CT-Dosis-Volumen-Index von 5
mGy und einer Röhrenspannung von 120 kV durchgeführt wurden, zeigten ein geringeres
Bildrauschen. Es wurde eine leicht reduzierte intraluminale CT-Dichte gemessen, jedoch
ein signifikant verbessertes CNR registriert, insbesondere bei Verwendung von scharfen
(Bv60) oder ultrascharfen (Bv76) Faltungskernen. Diese Ergebnisse legen nahe, dass
die UHR PCD-CTA auch bei der Gefäßdiagnostik in der Peripherie den bevorzugten Modus
darstellen könnte [48 ]. Rippel et al. verglichen in einer Kohortenstudie die CTA-Bildgebung mittels PCD-CT
und EID-CT der unteren Extremitäten. Vierzig Patienten wurden mittels PCD-CT gescannt
und mit 40 nach Charakteristika gematchten Patienten verglichen, die zuvor ein EID-CT
erhielten. VMIs wurden bei 40–120 keV aus PCD-CT-Daten rekonstruiert, während für
die EID-CT Niedrig-kVp-Protokolle (80 und 100 kVp) verwendet wurden. Es zeigte sich,
dass 40–60 keV VMIs von PCD-CT signifikant höhere CNR-Werte im Vergleich zu 80 kVp
und 100 kVp EID-CT aufwiesen. Die subjektiven Bildqualitätsbewertungen hinsichtlich
der Gefäßschärfe, der Abschwächung und der Gesamtqualität waren bei PCD-CT bei niedrigeren
keV-Werten höher, jedoch gab es bei höheren keV-Werten keine signifikanten Unterschiede
[49 ]. Eine Studie zur Optimierung von Rekonstruktionsparametern für die PCD-CT-Angiografie
der unteren Extremitäten zeigte, dass der Qr60-Kern kombiniert mit dem höchsten QIR-Level
(QIR-4) die beste Bildqualität lieferte. Dies führte zu einer signifikanten Rauschreduktion
bei gleichzeitiger Erhaltung der Bildschärfe, was insbesondere bei der Beurteilung
von Plaques und Gefäßwänden vorteilhaft war [50 ]. Augustin et al. bewerteten die Bildqualität und diagnostische Genauigkeit der PCD-CTA
zur pAVK-Diagnostik bei 39 Patienten (davon 78% mit fortgeschrittener pAVK). Verschiedene
vaskuläre Faltungskerne (Bv36, Bv48, Bv56) wurden rekonstruiert und mit der digitalen
Subtraktionsangiografie (DSA) als Referenzstandard verglichen. Die Sensitivität für
die Stenosequantifizierung blieb unabhängig von der Art des Faltungskerns stabil (~81%),
jedoch verbesserte sich die Spezifität bei Verwendung schärferer Kerne, wobei der
Bv56-Kern die höchste diagnostische Übereinstimmung mit der DSA zeigte [51 ]. [Abb. 5 ] zeigt einen Patienten zur pAVK-Diagnostik am PCD-CT und verdeutlicht die Bedeutung
der Verwendung scharfer Faltungskerne. Es ist zu erwarten, dass die PCD-CT in Zukunft
die rein diagnostische invasive Angiografie ersetzen kann.
Abb. 5 Axiale CT-Angiografie der unteren Extremität eines 69-jährigen Patienten mit bekannter
peripherer Arterieller Verschlusserkrankung (pAVK). a Rekonstruktion in einem weichen Kernel (Bv40) und großem field of view (FOV). b Rekonstruktion in einem kleinen, auf die jeweilige Extremität beschränkten FOV und
einem harten Faltungskern (Bv60). Selbst bei sehr kleinen Arterien lassen sich hierdurch
kalzifizierte Plaqueanteile vom Lumen differenzieren, was eine genauere Stenosebeurteilung
erlaubt (Pfeilspitze).
Ausblick
Die PCD-CT repräsentiert die nächste technologische Entwicklungsstufe in der CT-Bildgebung.
Der Aufbau des zugelassenen Detektors, der die hohe zeitliche Auflösung der Dual-Source-Technologie
mit einer Photon-Counting Halbleiter-Detektorplattentechnologie kombiniert, hat sich
insbesondere in der kardiovaskulären Bildgebung als vielversprechend erwiesen. Es
besteht weitgehender Konsens über den grundsätzlichen Nutzen der PCD-Technologie,
der durch zahlreiche wissenschaftliche Publikationen gestützt wird. In den kommenden
Jahren könnte die PCD-CT die EID-CT schrittweise ablösen. Es bleiben jedoch viele
Fragen offen: Zum einen ist eine Kombination aus spektraler Sensitivität und UHR-CT
derzeit nicht ohne technische Kompromisse möglich, was das volle Potenzial dieser
Technologie noch einschränkt, da bisher nicht alle theoretischen Vorteile der PCD-CT
in jeder Akquisition verfügbar sind. Erste explorative Studien deuten auf einen verbesserten
klinischen Nutzen der PCD-CT hin, jedoch fehlen bisher prospektiv randomisierte, endpunktbasierte
Studien. Diese sind jedoch erforderlich, bevor spezifische Anpassungen der Leitlinien
zur PCD-CT erfolgen und klinische Abläufe nachhaltig optimiert werden können. Darüber
hinaus ist die Kosten-Nutzen-Effizienz noch nicht ausreichend untersucht.
Zusammenfassung
Die PCD-CT stellt einen bedeutenden Fortschritt in der CT-Bildgebung dar, insbesondere
in der kardiovaskulären Diagnostik. Sie ermöglicht durch eine verbesserte Bildqualität,
reduzierte Strahlenbelastung und gesteigerte diagnostische Genauigkeit in einigen
Studien die Hoffnung, dass die PCD-CT einige der Einschränkungen herkömmlicher CT-Systeme
überwinden könnte. Trotz der nachgewiesenen Vorteile sind umfangreiche prospektive
Studien erforderlich, um die klinische Anwendung weiter zu validieren. Dieser Übersichtsartikel
bietet einen umfassenden Überblick über den aktuellen Stand der Forschung und beleuchtet
die Prinzipien und Einsatzmöglichkeiten der PCD-CT in der kardiovaskulären Diagnostik.