Diekhoff T, Poddubnyy D. The imaging crisis in axial spondyloarthritis. Lancet Rheumatol
2025 May 16. DOI: 10.1016/S2665-9913(25)00108-0
Der unlängst erschiene Artikel zur Bildgebungskrise bei der – adulten – axialen Spondyloarthritis
ist sehr interessant [1] und die Erkenntnisse sollten auch in der Kinderrheumatologie berücksichtigt werden.
Zusammenfassend wird auf die Wichtigkeit der MRT-Bildgebung (Knochenmarködem angrenzend
an das Sakroiliakalgelenk [SIG], Sklerosen, Usuren) bei der Diagnose axSpA hingewiesen.
Allerdings ist der Nachweis eines Knochenmarködems unspezifisch und kann durch mechanische
oder degenerative Erkrankungen (im Erwachsenenalter Osteitis condensans ilii, auch
anhaltende Sprortbelastungen, postpartal) fälschlicherweise als entzündliche axSpA
interpretiert werden, vor allem wenn keine strukturellen Veränderungen vorliegen.
Im Kindes- und Jugendalter ist hierbei auch an SIG-nahe Knochenmarködeme bei Nichtbakterieller
Osteomyelitis (CNO) zu denken. Der Nachweis struktureller Läsionen (Erosionen, Ankylose,
Syndesmophyten) ist andrerseits spezifisch [2], allerdings entwickeln sich Veränderungen oft erst spät. Es wird in diesem Zusammenhang
auf die Notwendigkeit der Einbeziehung weiterer Parameter (klinische Befundkonstellation,
HLA B-27) zur Diagnosestellung hingewiesen. Für das Kindes- und Jugendalter sei insbesondere
auf die unlängst publizierten Klassifikationskriterien der jugendlichen Spondyloarthritis
hingewiesen ([
Tab. 1
]
[3]).
Auch wenn altersbedingte mechanische oder postpartale Veränderungen im Kindes- und
Jugendalter keine ursächliche Rolle spielen, werden auch in dieser Altersgruppe unspezifische
Knochenmarködeme beobachtet (chronische Belastungen, CNO). Damit muss vor einer isoliert
auf der Bildgebung basierenden Diagnosestellung gewarnt werden.
Insgesamt bleibt die Diagnose Spondyloarthritis sowohl im Erwachsenen- als auch im
Jugendalter eine Herausforderung.
Tab. 1
Klassifikationskriterien nach P. Weiss für axiale juvenile Spondyloarthritis (axJSpA)
mit Gewichtung [3]
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Domäne
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Beschreibung
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Punkte
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Klassifikationsschwelle: Für die Klassifikation als axJSpA muss ein Schwellenwert
von mindestens 55 Punkten (von 100) erreicht werden. Die Domänen „Bildgebung aktive Entzündung“ und „Bildgebung strukturelle Läsionen“
sind am stärksten gewichtet und für die Klassifikation erforderlich, aber nicht allein
ausreichend.
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|
Bildgebung: aktive Entzündung
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23
|
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Bildgebung: strukturelle Läsionen
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-
eindeutiger Nachweis struktureller Veränderungen im Rö-Bild
-
eindeutiger Nachweis von strukturellen Läsionen, die für eine Sakroiliitis typisch
sind, auf im MRT der Iliosakralgelenke
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13
23
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Schmerzchronizität
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-
keine Schmerzen oder Schmerzen < 4 Tage pro Woche oder < 6 Wochen
-
die meisten Tage (≥ 4 Tage pro Woche) für ≥ 6 aber < 12 Wochen
-
die meisten Tage (≥ 4 Tage pro Woche) für ≥ 12 Wochen
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0
6
9
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Schmerzverlauf
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-
kein erkennbares Schmerzmuster
-
Schmerz weckt den Patienten in der zweiten Nachthälfte oder schleichender Beginn
-
mäßige bis vollständige Linderung durch NSAR
-
Schmerz bessert sich bei Aktivität
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0
6
10
13
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Schmerzlokalisation
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-
keine Rücken-, Leisten-, Hüft- oder Gesäßschmerzen
-
Schmerzen vom Patienten angegeben in der Lendenwirbelsäule
-
Iliosakralschmerz bei tiefer Palpation, FABER-, Mennell- Gaenslen-Manöver oder vom
Patienten angegebener Leisten- bzw. Hüftschmerz
-
vom Patienten angegebener Sakral- bzw. Gesäßschmerz
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0
3
11
12
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Steifigkeit
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0
9
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Genetik
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-
keine positive Familienanamnese bei Verwandten ersten Grades und/oder HLA-B27-Status
unbekannt oder negativ
-
Vorhandensein der folgenden Punkte bei einem Verwandten ersten Grades: SpA oder HLA-B27-assoziierte
akute (symptomatische) anteriore Uveitis
-
positiver Nachweis von HLA B27
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0
8
11
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Toni Hospach, Zentrum für Pädiatrische Rheumatologie am Klinikum Stuttgart (ZEPRAS)