Schlüsselwörter
Krankenhausreform - Deutschland - Leistungsgruppen - Krankenhausabrechnungsdaten -
Qualitätsindikatoren
Keywords
hospital reform - Germany - hospital service groups - hospital administrative data
- quality indicators
Hintergrund
Mit dem Entwurf des Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetzes (KHVVG) wurde im Mai
2024 die Einführung von Leistungsgruppen beschlossen, um daran die Vorhalte-Finanzierung
zu knüpfen [1]. Die Leistungsgruppen stellen eine neue Systematik zur Einteilung akut-stationärer
Krankenhaus-Behandlungsfälle dar. Im Rahmen der Krankenhausplanung der Länder sollen
den Krankenhäusern zudem Versorgungsaufträge zur Erbringung bestimmter Leistungsgruppen,
in Verbindung mit (Struktur-)Qualitätskriterien, zugewiesen werden, um damit eine
stärkere Spezialisierung der Krankenhäuser zu fördern. In Nordrhein-Westfalen (NRW)
kommen bereits jetzt Leistungsgruppen in der Krankenhausplanung zur Anwendung [2].
Die Leistungsgruppen-Systematik aus NRW bildet auch den Ausgangspunkt für die bundesweite
Leistungsgruppen-Definition, die vom Institut für das Entgeltsystem im Krankenhaus
erarbeitet und um weitere Leistungsgruppen ergänzt wird. Die Einteilung der 64 NRW-Leistungsgruppen
orientiert sich an den ärztlichen Weiterbildungsordnungen der nordrhein-westfälischen
Ärztekammern und richtet sich nach der entlassenden Fachabteilung (Allgemeine Leistungsgruppen)
oder nach fallbezogenen Merkmalen wie bestimmten Prozeduren, dem Alter oder (seltener)
Diagnosen (Spezifische Leistungsgruppen). Die Zuweisung zu den spezifischen Leistungsgruppen
erfolgt hierarchisch: Für die einzelnen Leistungsgruppen ist eine Rangfolge festgelegt.
Ein Behandlungsfall, auf den mehrere Leistungsgruppen zutreffen, wird immer der jeweils
ranghöheren Leistungsgruppe zugeordnet. Behandlungsfälle, die keiner spezifischen
Leistungsgruppe zugeordnet werden, werden anhand des Fachabteilungsschlüssels der
entlassenden Fachabteilung eindeutig einer allgemeinen Leistungsgruppe zugeordnet.
Fälle ohne spezifische Leistungsgruppen-Zuordnung, deren Fachabteilungsschlüssel in
der Zuordnung der allgemeinen Leistungsgruppen nicht enthalten ist, werden der Restgruppe
„Sonstige“ zugeordnet [3].
Für die Krankenhäuser ist diese Systematik neu, da sich interne Maßnahmen zur Leistungsplanung
und -steuerung sowie im Qualitätsmanagement bislang vermutlich eher an klinischen
Behandlungsanlässen orientierten, die mit Kennzahl-Systemen zur Qualitätsmessung,
wie beispielsweise den G-IQI (German Inpatient Quality Indicators) [4], abgebildet werden. Deshalb untersucht diese Arbeit exemplarisch am Beispiel der
häufigen Behandlungsanlässe Pneumonie, Hirninfarkt und kolorektale Resektion bei Karzinom
die Verteilung auf NRW-Leistungsgruppen und analysiert leistungsgruppenspezifische
Unterschiede in Merkmalen der Behandlungsfälle sowie Kennzahlen der Prozess- und Ergebnisqualität.
Ziel dieser deskriptiven Betrachtung ist es, Beschäftigten in Krankenhäusern einen
Einblick in die Leistungsgruppen-Systematik zu geben und Erkenntnisse zu generieren,
die eine Weiterentwicklung der Leistungsgruppen unterstützen könnten.
Methode
Daten
Analysiert wurden die Abrechnungsdaten (Datensatz gemäß § 21 Krankenhausentgeltgesetz)
des Jahres 2023 von 422 Mitgliedskrankenhäusern der Initiative Qualitätsmedizin, die
der Nutzung ihrer Daten zugestimmt haben. Die Daten repräsentieren mehr als 1/3 aller
Behandlungsfälle, die in deutschen Akut-Krankenhäusern versorgt wurden. Universitätskliniken
sind im Vergleich zur Gesamtheit aller deutschen Krankenhäuser überrepräsentiert ([Tab. 1]).
Tab. 1 Vergleich der Datenbasis mit der Gesamtheit aller deutschen Akut-Krankenhäuser.
|
Deutschland insgesamt 1
|
Untersuchte Daten
|
Anteil
|
|
1Quelle Anzahl Behandlungsfälle: InEK-DatenBrowser – Unterjährige Datenlieferung DRG
Januar bis Dezember 2023 https://datenbrowser.inek.org/. Quelle Anzahl Krankenhäuser: Grunddaten der Krankenhäuser 2022 (hier: Allgemeine Krankenhäuser)
EVAS-Nummer 23111 https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Gesundheit/Krankenhaeuser/_inhalt.html#_nppd3l6oi.
|
|
Anzahl Behandlungsfälle
|
17088097
|
6237604
|
36,5%
|
|
Anzahl Krankenhäuser
|
1526
|
422
|
27,6%
|
|
nach Bettengrößen-Klasse:
|
|
|
|
|
|
1279
|
310
|
24,2%
|
|
|
160
|
58
|
36,3%
|
|
|
87
|
33
|
37,9%
|
|
Hochschulkliniken/Universitätsklinika
|
34
|
21
|
61,8%
|
Die anonymisierten Falldaten wurden von der Solventum Germany GmbH verarbeitet. Dabei
wurde jeder Behandlungsfall entsprechend der im NRW-Krankenhausplan 2022 beschriebenen
Systematik [2] einer Leistungsgruppe zugeordnet. Fachabteilungsschlüssel, die in NRW nicht verwendet
werden, wurden in der Definition der allgemeinen Leistungsgruppen ergänzt. Zusätzlich
wurde jeder Behandlungsfall einer oder mehreren Kennzahlen der G-IQI (German Inpatient
Quality Indicators) zugeordnet. Die Daten wurden nach Leistungsgruppen und G-IQI-Kennzahlen
aggregiert und zur weiteren Analyse zur Verfügung gestellt.
Ein Ethikvotum wurde entsprechend der Leitlinie „Gute Praxis Sekundärdatenanalyse“
[5] nicht eingeholt, da die Analysen auf anonymisierten und aggregierten Routinedaten
basieren. Die Studie wurde im Einvernehmen mit der Deklaration von Helsinki durchgeführt.
Untersuchungseinheiten
Untersuchungseinheiten sind vollstationäre Behandlungsfälle mit 3 a priori zur Analyse
ausgewählten Behandlungsanlässen. Die Definition der Untersuchungseinheiten orientierte
sich an G-IQI-Kennzahl-Definitionen ([Tab. 2]). Die Pneumonie ist ein häufiger, nicht planbarer Behandlungsanlass. Einbezogen
wurden Behandlungsfälle mit der Hauptdiagnose „Pneumonie“ (A48.1; J10.0; J11.0; J12;
J13; J14; J15; J16; J17; J18; J69) und – um nur Behandlungsfälle von Erwachsenen zu
betrachten – mit einem Alter ab 20 Jahren. Auch beim Hirninfarkt handelt es sich um
einen häufigen, nicht planbaren Behandlungsanlass, dessen Versorgungsbedarf mit dem
Vorhalten spezialisierter Strukturen verbunden ist. Einbezogen wurden Behandlungsfälle
mit der Hauptdiagnose I63 und einem Alter ab 20 Jahren. Mit dem Behandlungsanlass
„kolorektale Resektion bei Karzinom“ wurde eine planbare chirurgische Leistung betrachtet.
Einbezogen wurden entsprechend der G-IQI-Definition Behandlungsfälle mit Haupt- oder
Nebendiagnose „Kolon- oder Rektumkarzinom, inkl. in-situ-Neubildung“ (C18; C19; C20;
C21.8; D01.0; D01.1; D01.2) und einem Prozeduren-Code für eine Resektion von Kolon
oder Rektum (OPS 5–455; 5–456; 5–484; 5–485).
Tab. 2 Untersuchungseinheiten und Variablen.
|
G-IQI: German Inpatient Quality Indicators, Version 5.4; OPS: Operationen- und Prozedurenschlüssel.
|
|
Untersuchungseinheiten
|
|
|
Hauptdiagnose Pneumonie, Alter ≥20
|
Summe Nenner G-IQI-Indikatoren 14.12–14.15 – Pneumonie
|
|
Hauptdiagnose Hirninfarkt, Alter ≥20
|
Nenner G-IQI-Indikator 09.3 – Hirninfarkt (ICD I63, Alter >19)
|
|
Kolorektale Resektion bei Karzinom
|
Summe Nenner G-IQI-Indikatoren 21.311 und 21.312 – Kolonresektion bei kolorektalem
Karzinom und 21.313 – Rektumresektion bei kolorektalem Karzinom
|
|
Variablen
|
|
|
Intensivmedizin
|
(OPS 8–980 8–98d 8–98f) ODER (Beatmungsstunden > 0) ODER (Entlassende Fachabteilung
36)
|
|
Zuverlegung
|
Aufnahmeanlass V A
|
|
Wegverlegung akut
|
Entlassungsgrund 06 08
|
|
Wegverlegung Reha
|
Entlassungsgrund 09
|
|
Todesfälle
|
Entlassungsgrund 07
|
|
Hirninfarkt mit Thrombolyse
|
Nenner G-IQI-Indikator 09.312 – Hirninfarkt mit systemischer Thrombolyse
|
|
Hirninfarkt mit Thrombektomie
|
Nenner G-IQI-Indikator 09.322 – Hirninfarkt mit intrakranieller Thrombektomie
|
|
Kolonresektion mit komplexer Diagnose
|
Nenner G-IQI-Indikator 21.312 – davon Kolonresektion bei kolorektalem Karzinom mit
komplexer Diagnose
|
|
Rektumresektion
|
Nenner G-IQI-Indikator 21.313 – davon Rektumresektion bei kolorektalem Karzinom
|
Analyse
Alle Analysen erfolgten deskriptiv in Form von absoluten, relativen und kumulativen
Häufigkeiten. Zunächst wurde die Verteilung der Behandlungsanlässe auf NRW-Leistungsgruppen
dargestellt. Dabei wurden jeweils die 10 Leistungsgruppen mit der höchsten Besetzung
ausgewiesen, die weiteren, geringer besetzten Leistungsgruppen wurden zusammengefasst
dargestellt. Stratifiziert nach der Leistungsgruppen-Einteilung wurden als Merkmale
der Behandlungsfälle der Anteil der Frauen, das mittlere Alter, der Anteil der aus
einem anderen Krankenhaus zuverlegten Fälle und der mittlere PCCL (Patient Clinical
Complexity Level) dargestellt. Für den Behandlungsanlass „kolorektale Resektion bei
Karzinom“ wurden der Anteil der Behandlungsfälle mit Kolonresektion bei komplexer
Diagnose (z.B. Megakolon oder Karzinom an weiteren Bauchorganen) sowie der Anteil
der Behandlungsfälle mit Rektumresektion ausgewiesen.
Daneben wurden für jeden Behandlungsanlass Prozessparameter in Abhängigkeit von der
Leistungsgruppen-Einteilung dargestellt: (i) der Anteil der Behandlungsfälle mit intensivmedizinischer
Versorgung, (ii) der Anteil mit Verlegung in ein anderes Akut-Krankenhaus und (iii)
der Anteil mit Verlegung in eine Rehabilitationseinrichtung. Für den Behandlungsanlass
„Hirninfarkt“ wurde zusätzlich (iv) der Anteil der Behandlungsfälle mit Thrombolyse
sowie mit (v) Thrombektomie dargestellt. Als Parameter der Ergebnisqualität wurde
für jeden Behandlungsanlass die Krankenhaus-Sterblichkeit in Abhängigkeit von der
Leistungsgruppen-Zuordnung gemessen. Die Variablen-Definitionen orientierten sich
an den entsprechenden G-IQI-Kennzahlen ([Tab. 2]).
Ergebnisse
Pneumonie
In den 422 untersuchten Krankenhäusern wurden im Jahr 2023 insgesamt 129666 Fälle
mit Hauptdiagnose „Pneumonie“ und einem Alter ab 20 Jahren versorgt. 61% der Fälle
(78919) wurden der Leistungsgruppe (LG) „Allgemeine Innere Medizin“ zugeordnet, weitere
14% (17964) entfielen auf die LG „Komplexe Pneumologie“ und 10% (13005) auf die LG
„Komplexe Gastroenterologie“. Zudem wurden 4% der Fälle (5582) der Restgruppe „Sonstige“
zugeordnet und 3% (4387) der LG „Geriatrie“ ([Tab. 3]).
Tab. 3 Verteilung der Behandlungsfälle auf NRW-Leistungsgruppen für ausgewählte Behandlungsanlässe.
|
Leistungsgruppe (LG)
|
Typ
|
Anzahl Fälle
|
Relative Häufigkeit in LG %
|
Kumulative Häufigkeit in LG %
|
|
A: Allgemeine Leistungsgruppe (Zuordnung nach dem Fachabteilungsschlüssel der entlassenden
Fachabteilung). S: Spezifische Leistungsgruppe (hierarchisierte Zuordnung aufgrund
von Prozeduren-Codes oder anderen Merkmalen). NNF: Neurologisch-Neurochirurgische
Früh-Rehabilitation.
|
|
Hauptdiagnose „Pneumonie“, Alter ≥20
|
|
129666
|
100,0
|
|
|
1.1 Allgemeine Innere Medizin
|
A
|
78919
|
60,9
|
60,9
|
|
5.1 Komplexe Pneumologie
|
A
|
17964
|
13,9
|
74,7
|
|
3.1 Komplexe Gastroenterologie
|
A
|
13005
|
10,0
|
84,7
|
|
40.1 Sonstige, nicht zuzuordnen
|
A
|
5582
|
4,3
|
89,1
|
|
27.1 Geriatrie
|
S
|
4387
|
3,4
|
92,4
|
|
4.1 Komplexe Nephrologie
|
A
|
3809
|
2,9
|
95,4
|
|
8.2 Interventionelle Kardiologie
|
S
|
1423
|
1,1
|
96,5
|
|
9.1 Allgemeine Chirurgie
|
A
|
1181
|
0,9
|
97,4
|
|
26.1 Allgemeine Neurologie
|
A
|
802
|
0,6
|
98,0
|
|
2.1 Komplexe Endokrinologie und Diabetologie
|
A
|
691
|
0,5
|
98,5
|
|
Andere Leistungsgruppe (zusammengefasst)
|
–
|
1903
|
1,5
|
100,0
|
|
Hauptdiagnose „Hirninfarkt“, Alter ≥20
|
|
95762
|
100,0
|
|
|
26.2 Stroke Unit
|
S
|
60246
|
62,9
|
62,9
|
|
26.1 Allgemeine Neurologie
|
A
|
14692
|
15,3
|
78,3
|
|
1.1 Allgemeine Innere Medizin
|
A
|
8301
|
8,7
|
86,9
|
|
12.2 Carotis operativ, interventionell
|
S
|
3978
|
4,2
|
91,1
|
|
27.1 Geriatrie
|
S
|
3521
|
3,7
|
94,8
|
|
40.1 Sonstige, nicht zuzuordnen
|
A
|
1580
|
1,6
|
96,4
|
|
26.3 Neuro-Frühreha (NNF, Phase B)
|
S
|
1148
|
1,2
|
97,6
|
|
8.2 Interventionelle Kardiologie
|
S
|
928
|
1,0
|
98,6
|
|
25.1 Neurochirurgie
|
A
|
420
|
0,4
|
99,0
|
|
3.1 Komplexe Gastroenterologie
|
A
|
306
|
0,3
|
99,3
|
|
Andere Leistungsgruppe (zusammengefasst)
|
–
|
642
|
0,7
|
100,0
|
|
Hauptdiagnose „Kolorektale Resektion bei Karzinom“
|
|
16578
|
100,0
|
|
|
9.1 Allgemeine Chirurgie
|
A
|
10990
|
66,3
|
66,3
|
|
16.5 Tiefe Rektum-Eingriffe
|
S
|
3721
|
22,4
|
88,7
|
|
40.1 Sonstige, nicht zuzuordnen
|
A
|
555
|
3,3
|
92,1
|
|
27.1 Geriatrie
|
S
|
347
|
2,1
|
94,2
|
|
1.1 Allgemeine Innere Medizin
|
A
|
317
|
1,9
|
96,1
|
|
3.1 Komplexe Gastroenterologie
|
A
|
194
|
1,2
|
97,3
|
|
16.2 Leber-Eingriffe
|
S
|
114
|
0,7
|
97,9
|
|
8.2 Interventionelle Kardiologie
|
S
|
85
|
0,5
|
98,5
|
|
16.4 Pankreas-Eingriffe
|
S
|
73
|
0,4
|
98,9
|
|
29.1 Palliativmedizin
|
S
|
47
|
0,3
|
99,2
|
|
Andere Leistungsgruppe (zusammengefasst)
|
–
|
135
|
0,8
|
100,0
|
Der Anteil der Behandlungsfälle, die intensivmedizinisch versorgt wurden, lag insgesamt
bei 9,5% (12262 von 129666 Fällen). Deutlich höher war dieser Anteil bei Fällen, die
der LG „Sonstige“ zugeordnet wurden (53,7%, 2996 von 5582 Fällen). In dieser LG war
auch der Anteil der Fälle, die in ein anderes Akut-Krankenhaus verlegt wurden, mit
13,8% (768 Fälle) höher als im Durchschnitt (4,9%, 6403 von 129666 Fällen). Direkte
Verlegungen in eine Rehabilitationseinrichtung erfolgten im Durchschnitt bei 0,9%
der Behandlungsfälle (1114 von 129666 Fällen); etwas häufiger mit 3,1% (135 von 4387
Fällen) in der LG „Geriatrie“ ([Tab. 4]).
Tab. 4 Hauptdiagnose „Pneumonie“ (Alter >=20): Kennzahlen stratifiziert nach NRW-Leistungsgruppen-Zuordnung.
|
Leistungsgruppe
|
Anzahl Fälle N
|
Frauen N (%)
|
Alter Mittelwert (StAbw)
|
Verweil-dauer Mittelwert (StAbw)
|
PCCL Mittelwert (StAbw)
|
Intensiv-medizin N (%)
|
Zuverlegt N (%)
|
Wegverlegt akut N (%)
|
Wegverlegt Reha N (%)
|
Todesfälle N (%)
|
|
PCCL: Patient Clinical Complexity Level; StAbw: Standardabweichung; n.v.: nicht verfügbar.
|
|
1.1 Allgemeine Innere Medizin
|
78919
|
33637 (42,6)
|
75,2 (5,3)
|
8,6 (6,7)
|
1,8 (1,4)
|
6150 (7,8)
|
2300 (2,9)
|
3965 (5,0)
|
564 (0,7)
|
11416 (14,5)
|
|
5.1 Komplexe Pneumologie
|
17964
|
7550 (42,0)
|
72,3 (5,3)
|
9,3 (7,2)
|
1,9 (1,3)
|
1372 (7,6)
|
802 (4,5)
|
657 (3,7)
|
137 (0,8)
|
1851 (10,3)
|
|
3.1 Komplexe Gastroenterologie
|
13005
|
5493 (42,2)
|
75,5 (5,4)
|
8,7 (7,1)
|
1,8 (1,4)
|
476 (3,7)
|
174 (1,3)
|
367 (2,8)
|
88 (0,7)
|
1792 (13,8)
|
|
40.1 Sonstige, nicht zuzuordnen
|
5582
|
2042 (36,6)
|
70,3 (n.v.)
|
11,4 (n.v.)
|
2,3 (n.v.)
|
2996 (53,7)
|
486 (8,7)
|
768 (13,8)
|
96 (1,7)
|
1787 (32,0)
|
|
27.1 Geriatrie
|
4387
|
2153 (49,1)
|
84,0 (3,3)
|
20,5 (19,6)
|
2,0 (1,3)
|
198 (4,5)
|
896 (20,4)
|
84 (1,9)
|
135 (3,1)
|
258 (5,9)
|
|
4.1 Komplexe Nephrologie
|
3809
|
1467 (38,5)
|
74,3 (5,3)
|
9,4 (8,8)
|
2,3 (1,4)
|
177 (4,6)
|
119 (3,1)
|
115 (3,0)
|
16 (0,4)
|
420 (11,0)
|
|
8.2 Interventionelle Kardiologie
|
1423
|
472 (33,2)
|
72,2 (4,9)
|
15,2 (12,9)
|
2,4 (1,5)
|
392 (27,5)
|
47 (3,3)
|
128 (9,0)
|
21 (1,5)
|
136 (9,6)
|
|
9.1 Allgemeine Chirurgie
|
1181
|
461 (39,0)
|
70,0 (5,0)
|
13,5 (13,1)
|
2,2 (1,5)
|
179 (15,2)
|
120 (10,2)
|
112 (9,5)
|
15 (1,3)
|
146 (12,4)
|
|
26.1 Allgemeine Neurologie
|
802
|
293 (36,5)
|
74,6 (5,3)
|
11,3 (9,0)
|
1,8 (1,4)
|
98 (12,2)
|
43 (5,4)
|
93 (11,6)
|
18 (2,2)
|
143 (17,8)
|
|
2.1 Komplexe Endokrinologie und Diabetologie
|
691
|
278 (40,2)
|
74,9 (5,3)
|
9,8 (6,2)
|
1,5 (1,4)
|
23 (3,3)
|
14 (2,0)
|
49 (7,1)
|
6 (0,9)
|
72 (10,4)
|
|
Andere Leistungsgruppe (zusammengefasst)
|
1903
|
829 (43,6)
|
72,0 (n.v.)
|
13,8 (n.v.)
|
2,2 (n.v.)
|
201 (10,6)
|
92 (4,8)
|
65 (3,4)
|
18 (0,9)
|
477 (25,1)
|
|
Insgesamt
|
129666
|
54675 (42,2)
|
74,8 (n.v.)
|
9,5 (n.v.)
|
1,9 (n.v.)
|
12262 (9,5)
|
5093 (3,9)
|
6403 (4,9)
|
1114 (0,9)
|
18498 (14,3)
|
Die Krankenhaus-Sterblichkeit betrug durchschnittlich 14,3% (18498 von 129666 Fällen).
Bei Fällen in der LG „Geriatrie“ war diese geringer (5,9%, 258 von 4387 Fällen), in
der LG „Sonstige“ mit 32,0% (1787 von 5582 Fällen) deutlich höher. In der LG „Allgemeine
Innere Medizin“, der die meisten Behandlungsfälle zugeordnet wurden, lag die Sterblichkeit
bei 14,5% (11416 von 78919 Fällen), in der LG „Komplexe Pneumologie“ bei 10,3% (1851
von 17964 Fällen, [Tab. 4]).
Hirninfarkt
Insgesamt wurden 95762 Behandlungsfälle mit Hauptdiagnose „Hirninfarkt“ und einem
Alter ab 20 Jahren identifiziert. Von diesen wurden 63% (60246) der spezifischen LG
„Stroke Unit“ zugeordnet, 15% (14692) der LG „Allgemeine Neurologie“ und 9% (8301)
der LG „Allgemeine Innere Medizin“. Auf die LG „Carotis operativ, interventionell“
und „Geriatrie“ entfielen jeweils 4% der Behandlungsfälle (3978 bzw. 3521). 1,6% der
Behandlungsfälle (1580) wurden der LG „Sonstige“ zugeordnet und 1,2% (1148) der LG
„Neuro-Frühreha“ ([Tab. 3]).
Insgesamt wurden 17,0% der Behandlungsfälle (16257 von 95762) mit einer Thrombolyse
versorgt. In der LG „Stroke Unit“ lag dieser Anteil bei 20,4% (12267 von 60246 Fällen)
und in der LG „Allgemeine Neurologie“ bei 9,9% (1456 von 14692 Fällen). Eine intrakranielle
Thrombektomie war insgesamt in 10,3% der Fälle (9856 von 95762) dokumentiert. In der
LG „Stroke Unit“ lag dieser Anteil bei 11,3% (6790 von 60246 Fällen), in der LG „Allgemeine
Neurologie“ bei 5,7% (836 von 14692 Fällen). Die höchsten Anteile mit intrakranieller
Thrombektomie wurden in den LG „Carotis operativ, interventionell“ (28,1%, 1116 von
3978 Fällen) und „Sonstige“ (24,2%, 541 von 1580 Fällen) beobachtet ([Tab. 5]).
Tab. 5 Hauptdiagnose „Hirninfarkt“ (Alter >=20): Kennzahlen stratifiziert nach NRW-Leistungsgruppen-Zuordnung.
|
Leistungsgruppe
|
Anzahl Fälle N
|
Frauen N (%)
|
Alter Mittelwert (StAbw.)
|
Verweil-dauer Mittelwert (StAbw.)
|
PCCL Mittel-wert (StAbw.)
|
Intensiv-medizin N (%)
|
Thrombolyse N (%)
|
Thromb-ektomie N (%)
|
Zuverlegt N (%)
|
Wegverlegt akut N (%)
|
Wegverlegt Reha N (%)
|
Todesfälle N (%)
|
|
PCCL: Patient Clinical Complexity Level; StAbw: Standardabweichung; n.v.: nicht verfügbar;
NNF: Neurologisch-Neurochirurgische Früh-Rehabilitation.
|
|
26.2 Stroke Unit
|
60246
|
28493 (47,3)
|
73,8 (13,0)
|
9,4 (8,4)
|
1,0 (1,2)
|
2098 (3,5)
|
1.267 (20,4)
|
6790 (11,3)
|
2908 (4,8)
|
5953 (9,9)
|
6038 (10,0)
|
3594 (6,0)
|
|
26.1 Allgemeine Neurologie
|
14692
|
7066 (48,1)
|
73,7 (13,4)
|
6,8 (7,0)
|
0,8 (1,1)
|
661 (4,5)
|
1456 (9,9)
|
836 (5,7)
|
735 (5,0)
|
1728 (11,8)
|
937 (6,4)
|
1626 (11,1)
|
|
1.1 Allgemeine Innere Medizin
|
8301
|
3952 (47,6)
|
74,4 (12,3)
|
6,8 (6,3)
|
0,8 (1,1)
|
239 (2,9)
|
1059 (12,8)
|
113 (1,4)
|
350 (4,2)
|
1126 (13,6)
|
456 (5,5)
|
656 (7,9)
|
|
12.2 Carotis operativ, interventionell
|
3978
|
1273 (32,0)
|
71,9 (10,4)
|
12,2 (8,5)
|
1,8 (1,6)
|
421 (10,6)
|
643 (16,2)
|
1116 (28,1)
|
440 (11,1)
|
520 (13,1)
|
486 (12,2)
|
275 (6,9)
|
|
27.1 Geriatrie
|
3521
|
2077 (59,0)
|
82,7 (6,8)
|
19,4 (6,8)
|
1,2 (1,2)
|
22 (0,6)
|
167 (4,7)
|
8 (0,2)
|
1862 (52,9)
|
106 (3,0)
|
502 (14,3)
|
103 (2,9)
|
|
40.1 Sonstige, nicht zuzuordnen
|
1580
|
768 (48,6)
|
73,3 (n.v.)
|
7,5 (n.v.)
|
1,7 (n.v.)
|
738 (46,7)
|
212 (13,4)
|
541 (34,2)
|
228 (14,4)
|
450 (28,5)
|
107 (6,8)
|
544 (34,4)
|
|
26.3 Neuro-Frühreha (NNF, Phase B)
|
1148
|
480 (41,8)
|
71,2 (12,3)
|
55,3 (37,3)
|
2,5 (1,4)
|
155 (13,5)
|
162 (14,1)
|
204 (17,8)
|
470 (40,9)
|
121 (10,5)
|
371 (32,3)
|
89 (7,8)
|
|
8.2 Interventionelle Kardiologie
|
928
|
336 (36,2)
|
69,0 (12,3)
|
15,0 (11,8)
|
2,3 (1,5)
|
109 (11,7)
|
197 (21,2)
|
124 (13,4)
|
57 (6,1)
|
137 (14,8)
|
99 (10,7)
|
70 (7,5)
|
|
25.1 Neurochirurgie
|
420
|
165 (39,3)
|
60,2 (13,4)
|
11,6 (14,4)
|
2,1 (1,5)
|
121 (28,8)
|
8 (1,9)
|
35 (8,3)
|
142 (33,8)
|
118 (28,1)
|
82 (19,5)
|
61 (14,5)
|
|
3.1 Komplexe Gastroenterologie
|
306
|
144 (47,1)
|
75,8 (12,6)
|
9,1 (8,6)
|
0,9 (1,2)
|
7 (2,3)
|
24 (7,8)
|
6 (2,0)
|
2 (0,7)
|
31 (10,1)
|
22 (7,2)
|
36 (11,8)
|
|
Andere Leistungsgruppe (zusammengefasst)
|
642
|
303 (47,2)
|
74,5 (n.v.)
|
15,3 (n.v.)
|
2,0 (n.v.)
|
122 (19,0)
|
62 (9,7)
|
83 (12,9)
|
105 (16,4)
|
120 (18,7)
|
41 (6,4)
|
183 (28,5)
|
|
Insgesamt
|
95762
|
45057 (47,1)
|
73,9 (n.v.)
|
9,9 (n.v.)
|
1,1 (n.v.)
|
4693 (4,9)
|
16257 (17,0)
|
9856 (10,3)
|
7299 (7,6)
|
10410 (10,9)
|
9141 (9,5)
|
7237 (7,6)
|
Insgesamt wurden 9,5% der Behandlungsfälle mit Hauptdiagnose „Hirninfarkt“ direkt
in eine Rehabilitationseinrichtung verlegt (9141 von 95762). In der LG „Stroke Unit“
lag dieser Anteil bei 10,0% (6038 von 60246 Fällen) und in der LG „Allgemeine Neurologie“
bei 6,4% (937 von 14692 Fällen). In der LG „Allgemeine Innere Medizin“ lag dieser
Anteil bei 5,5% (465 von 8301 Fällen), in der LG „Geriatrie“ bei 14,3% (502 von 3521
Fällen, [Tab. 5]).
Die Krankenhaussterblichkeit lag bei durchschnittlich 7,6% (7237 von 95762 Fällen).
In der LG „Stroke Unit“ lag diese bei 6,0% (3594 von 60246 Fällen), in der LG „Allgemeine
Neurologie“ bei 11,1% (1626 von 14692 Fällen) und in der LG „Allgemeine Innere Medizin“
bei 7,9% (656 von 8301 Fällen). Deutlich höher war die Sterblichkeit mit 34,4% in
der LG „Sonstige“ (544 von 1580 Fällen, [Tab. 5]).
Kolorektale Resektion bei Karzinom
Die teilnehmenden Krankenhäuser versorgten im Jahr 2023 insgesamt 16578 Fälle mit
einer kolorektalen Resektion bei Vorliegen einer Diagnose eines Kolon- oder Rektumkarzinoms.
66% dieser Behandlungsfälle (10990) wurden der LG „Allgemeine Chirurgie“ zugeordnet,
22% (3721) der LG „Tiefe Rektum-Eingriffe“ und 3% (555) der Restgruppe „Sonstige“.
Jeweils 2% der Behandlungsfälle entfielen auf die LG „Geriatrie“ (347) und „Allgemeine
Innere Medizin“ (317, [Tab. 3]).
Im Durchschnitt wurden 8,0% der Fälle intensivmedizinisch behandelt (1320 von 16578
Fällen). In den LG „Allgemeine Chirurgie“ und „Tiefe Rektum-Eingriffe“ lag dieser
Anteil bei 6,1% (674 von 10990 Fällen) bzw. 7,0% (259 von 3721 Fällen), in der LG
„Sonstige“ bei 34,6% (192 von 555 Fällen, [Tab. 6]).
Tab. 6 Kolorektale Resektion bei Karzinom: Kennzahlen stratifiziert nach NRW-Leistungsgruppen-Zuordnung.
|
Leistungsgruppe
|
Anzahl Fälle N
|
Frauen N (%)
|
Alter Mittelwert (StAbw.)
|
Verweil-dauer Mittelwert (StAbw.)
|
PCCL Mittelwert (StAbw.)
|
Intensiv-medizin N (%)
|
Kolonres. mit kompl. Diagnose N (%)
|
Rektum-resektion N (%)
|
Zuverlegt N (%)
|
Wegverlegt akut N (%)
|
Wegverlegt Reha N (%)
|
Todesfälle N (%)
|
|
PCCL: Patient Clinical Complexity Level; StAbw: Standardabweichung; n.v.: nicht verfügbar.
|
|
9.1 Allgemeine Chirurgie
|
10990
|
5115 (46,5)
|
70,4 (12,5)
|
14,7 (12,4)
|
2,2 (1,5)
|
674 (6,1)
|
2203 (20,0)
|
830 (7,6)
|
162 (1,5)
|
403 (3,7)
|
97 (0,9)
|
428 (3,9)
|
|
16.5 Tiefe Rektum-Eingriffe
|
3721
|
1299 (34,9)
|
67,6 (12,8)
|
18,1 (21,0)
|
2,0 (1,5)
|
259 (7,0)
|
48 (1,3)
|
3523 (94,7)
|
47 (1,3)
|
108 (2,9)
|
44 (1,2)
|
106 (2,8)
|
|
40.1 Sonstige, nicht zuzuordnen
|
555
|
216 (38,9)
|
72,0 (11,5)
|
18,8 (21,0)
|
3,0 (1,3)
|
192 (34,6)
|
176 (31,7)
|
32 (5,8)
|
18 (3,2)
|
51 (9,2)
|
15 (2,7)
|
119 (21,4)
|
|
27.1 Geriatrie
|
347
|
211 (60,8)
|
82,4 (6,6)
|
34,5 (13,0)
|
3,2 (1,4)
|
36 (10,4)
|
102 (29,4)
|
13 (3,7)
|
12 (3,5)
|
≤2 (≤0,6)
|
13 (3,7)
|
15 (4,3)
|
|
1.1 Allgemeine Innere Medizin
|
317
|
157 (49,5)
|
76,2 (9,6)
|
22,8 (14,2)
|
3,1 (1,3)
|
47 (14,8)
|
83 (26,2)
|
13 (4,1)
|
4 (1,3)
|
17 (5,4)
|
0 (0,0)
|
48 (15,1)
|
|
3.1 Komplexe Gastroenterologie
|
194
|
89 (45,9)
|
74,3 (12,5)
|
21,0 (10,5)
|
3,0 (1,5)
|
17 (8,8)
|
60 (30,9)
|
13 (6,7)
|
3 (1,5)
|
14 (7,2)
|
3 (1,5)
|
26 (13,4)
|
|
16.2 Lebereingriffe
|
114
|
48 (42,1)
|
62,7 (14,3)
|
22,2 (19,8)
|
3,2 (1,1)
|
21 (18,4)
|
18 (15,8)
|
27 (23,7)
|
0 (0,0)
|
0 (0,0)
|
≤2 (≤1,8)
|
5 (4,4)
|
|
8.2 Interventionelle Kardiologie
|
85
|
39 (45,9)
|
74,5 (9,7)
|
27,4 (15,5)
|
3,9 (1,0)
|
17 (20,0)
|
23 (27,1)
|
5 (5,9)
|
3 (3,5)
|
≤2 (≤2,4)
|
5 (5,9)
|
14 (16,5)
|
|
16.4 Pankreaseingriffe
|
73
|
29 (39,7)
|
69,5 (14,1)
|
26,8 (13,8)
|
3,3 (1,2)
|
17 (23,3)
|
28 (38,4)
|
4 (5,5)
|
6 (8,2)
|
9 (12,3)
|
0 (0,0)
|
12 (16,4)
|
|
29.1 Palliativmedizin
|
47
|
27 (57,4)
|
74,3 (12,0)
|
37,7 (18,7)
|
4,6 (1,0)
|
12 (25,5)
|
28 (59,6)
|
≤2 (≤4,0)
|
3 (6,4)
|
≤2 (≤4,0)
|
0 (0,0)
|
18 (38,3)
|
|
Andere Leistungsgruppe (zusammengefasst)
|
135
|
72 (53,3)
|
70,8 (n.v.)
|
32,7 (n.v.)
|
3,9 (n.v.)
|
28 (20,7)
|
35 (25,9)
|
17 (12,6)
|
5 (3,7)
|
15 (11,1)
|
7 (5,2)
|
13 (9,6)
|
|
Insgesamt
|
16578
|
7302 (44,0)
|
70,2 (n.v.)
|
16,6 (n.v.)
|
2,2 (n.v.)
|
1320 (8,0)
|
2804 (16,9)
|
4478 (27,0)
|
263 (1,6)
|
621 (3,7)
|
186 (1,1)
|
804 (4,8)
|
In 16,9% der Fälle (2804 von 16578) war eine Kolonresektion mit komplexer Diagnose
dokumentiert. In der LG „Allgemeine Chirurgie“ betraf dies 20,0% der Fälle (2203 von
10990), in der LG „Sonstige“ 31,7% (176 von 555) und in der LG „Geriatrie“ 29,4% (102
von 347). Eine Rektumresektion entsprechend der G-IQI-Definition wurde im Durchschnitt
bei 27,0% der Fälle (4478 von 16578) durchgeführt. In der LG „Allgemeine Chirurgie“
lag dieser Anteil bei 7,6% (830 von 10990 Fällen), in der LG „Tiefe Rektum-Eingriffe“
bei 94,7% (3523 von 3721 Fällen, [Tab. 6]).
Die Krankenhaus-Sterblichkeit lag im Durchschnitt bei 4,8% (804 von 16578 Fällen).
In der LG „Allgemeine Chirurgie“ lag diese bei 3,9% (428 von 10990 Fällen) und in
der LG „Tiefe Rektum-Eingriffe“ bei 2,8% (106 von 3721 Fällen). Eine höhere Krankenhaus-Sterblichkeit
wurde in der LG „Sonstige“ (21,4%, 119 von 555 Fällen), aber auch in der LG „Allgemeine
Innere Medizin“ (15,1%, 48 von 317 Fällen) sowie der (schwach besetzten) LG „Komplexe
Gastroenterologie“ (13,4%, 26 von 194 Fällen) beobachtet ([Tab. 6]).
Diskussion
Die Analyse ergab, dass in allen untersuchten Behandlungsanlässen jeweils mehr als
60% der Fälle einer dominierenden Leistungsgruppe zugeordnet werden und die restlichen
Fälle auf verschiedene andere Leistungsgruppen verteilt sind. Je nach Leistungsgruppen-Zuordnung
unterscheiden sich die Merkmale der Behandlungsfälle.
Beim Behandlungsanlass „Pneumonie“ fällt auf, dass vergleichsweise wenige Fälle der
Leistungsgruppe „Komplexe Pneumologie“ zugeordnet wurden. Diese Zuordnung erfolgt
nur dann, wenn die entlassende Fachabteilung den entsprechenden Schlüssel aufweist
und keine spezifische Leistungsgruppe getriggert wurde. Die Mehrheit der Behandlungsfälle
mit Pneumonie entfiel auf die Leistungsgruppe „Allgemeine Innere Medizin“. Die geringere
Krankenhaus-Sterblichkeit in der (deutlich geringer besetzten) Leistungsgruppe „Komplexe
Pneumologie“ könnte auf eine besondere Versorgung, aber auch auf Selektionseffekte
hindeuten. Auch die Versorgungsmerkmale unterscheiden sich in Abhängigkeit von der
Leistungsgruppen-Zuordnung. Insgesamt zeigt sich hier eine heterogene Verteilung,
mit teilweise kontraintuitiven Zuordnungen, wie beispielsweise in die Leistungsgruppen
„Komplexe Gastroenterologie“ oder „Komplexe Nephrologie“.
Fälle mit dem Behandlungsanlass „Hirninfarkt“ wurden in knapp 2/3 der spezifischen
Leistungsgruppe „Stroke Unit“ zugeordnet. Diese Zuordnung wird über den OPS-Code der
„neurologischen Komplexbehandlung des akuten Schlaganfalls“ (8–981) getriggert. Die
„andere neurologische Komplexbehandlung des akuten Schlaganfalls“ (OPS 8–98b), die
auch von internistischen Abteilungen erbracht werden kann, wird dabei nicht berücksichtigt.
Bei diesem Behandlungsanlass spiegelt sich auch die hierarchische Zuordnung der spezifischen
Leistungsgruppen wider: So ist beispielsweise die Leistungsgruppe „Neuro-Frühreha“
in der Zuordnungshierarchie ranghöher bewertet als die Leistungsgruppe „Stroke Unit“.
Ein Behandlungsfall, der auf einer neurologischen Stroke Unit versorgt wurde und im
Anschluss im gleichen Haus eine neurologische Frührehabilitation erhielt, wird somit
der Leistungsgruppe „Neuro-Frühreha“ zugeordnet. Ebenso wird ein Behandlungsfall,
der neben der Stroke-Unit-Versorgung im gleichen Aufenthalt auch an der Halsschlagader
operiert wurde, der Leistungsgruppe „Carotis operativ, interventionell“ zugeordnet.
Die Leistungsgruppen „Allgemeine Neurologie“ und „Allgemeine Innere Medizin“ beinhalten
solche Fälle, auf die keine spezifische Leistungsgruppe zutrifft und die von der jeweiligen
Fachabteilung entlassen wurden. Die Versorgungsmerkmale und die Krankenhaus-Sterblichkeit
unterscheiden sich auch hier – je nach Leistungsgruppen-Zuordnung.
Beim Behandlungsanlass einer „kolorektalen Resektion bei Karzinom“ entfielen 2/3 der
Fälle auf die Leistungsgruppe „Allgemeine Chirurgie“ und 1/5 auf die spezifische Leistungsgruppe
„Tiefe Rektum-Eingriffe“, die durch OPS-Codes (5–484.2, 5–484.5, 5–484.6, 5–485) getriggert
wird. Einige Fälle, die im gleichen Aufenthalt mit weiteren Eingriffen versorgt wurden,
wurden aufgrund der Zuordnungshierarchie den ranghöheren Leistungsgruppen „Leber-Eingriffe“
oder „Pankreas-Eingriffe“ zugeordnet. Insgesamt ergibt sich hier eine homogenere Zuordnung,
bei der 89% aller Behandlungsfälle auf 2 Leistungsgruppen entfallen. Besonderheiten
des onkologischen Versorgungsbedarfs dieses Behandlungsanlasses werden in den in NRW
geltenden Struktur-Qualitätsanforderungen nur in der Leistungsgruppe „Tiefe Rektum-Eingriffe“
berücksichtigt [6].
Bei allen untersuchten Behandlungsanlässen wurden 2–4% der Fälle der Leistungsgruppe
„Sonstige“ zugeordnet. Dort zeigten sich jeweils eine erhöhte Krankenhaus-Sterblichkeit
sowie die höchsten Anteile mit intensivmedizinischer Versorgung. Es ist zu vermuten,
dass in dieser Leistungsgruppe häufig Behandlungsfälle eingeordnet werden, die von
der Intensivstation entlassen wurden oder dort verstarben – und die kein Merkmal aufweisen,
das die Zuordnung zu einer spezifischen Leistungsgruppe triggert. Im NRW-Krankenhausplan
ist zwar eine Leistungsgruppe „Intensivmedizin“ vorgesehen, dieser werden jedoch keine
Fälle zugeordnet, da intensivmedizinische Kapazitäten als Davon-Werte der jeweiligen
Kapazitäten ausgewiesen werden [2]. Angesichts der besonderen Rolle der Intensivmedizin für Kapazität und Leistung
einer Klinik erscheint es sinnvoll, diese Zuordnung nochmals zu hinterfragen. Nicht
zuletzt basierend auf den Erfahrungen der Corona-Pandemie wäre es wünschenswert, belastbare
Zahlen zur Nutzung und Auslastung der Intensivmedizin zu erhalten [7]. Es sei auch angemerkt, dass die Regierungskommission für eine moderne und bedarfsgerechte
Krankenhaus-Versorgung in ihrer Stellungnahme zur Reform der Krankenhaus-Vergütung
die Einführung von 128 Leistungsgruppen empfohlen hatte, darunter auch spezifische
Leistungsgruppen für die Intensivmedizin [8].
Eine vorangegangene Analyse mit Daten der BARMER-Krankenversicherung berichtete, dass
insgesamt mehr als die Hälfte aller stationären Behandlungsfälle auf nur 4 Leistungsgruppen
entfallen, während eine Vielzahl spezifischer Leistungsgruppen ein nur geringes Fallvolumen
aufweist [9]. Die vorliegende Arbeit zeigt, dass sich auch die klinisch homogenen Gruppen der
untersuchten Behandlungsanlässe auf eine Vielzahl von Leistungsgruppen verteilen und
dass die Leistungsgruppen-Zuordnung vorrangig die Art der Versorgung widerspiegelt.
Hinsichtlich der Steuerungswirkung stellt sich daher die Frage, ob sich die Leistungsgruppen-Definition
stärker am Versorgungsbedarf als an der erfolgten Versorgung orientieren sollte. So
könnte beispielsweise eine Leistungsgruppe „Hirninfarkt“ definiert werden, deren Erbringung
an die Vorhaltung einer Stroke Unit geknüpft ist. Damit könnte die Krankenhausplanung
eine bedarfsorientierte Steuerung bewirken, was mit einer Verbesserung der Versorgungsqualität
einhergehen könnte.
Die Versorgung von onkologischen Erkrankungen wird in der NRW-Leistungsgruppen-Systematik
nur anteilig berücksichtigt. Es existieren spezifische Leistungsgruppen für die Senologie
sowie im Leistungsbereich der Hämatologie und Onkologie. Die Autoren der BARMER-Studie
berichten jedoch, dass ein Großteil der Behandlungsfälle mit onkologischer Hauptdiagnose
den Leistungsgruppen „Allgemeine Innere Medizin“, „Urologie“ und „Allgemeine Chirurgie“
zugeordnet wird [9]. Auch in der vorliegenden Arbeit wurden 2/3 der Behandlungsfälle mit kolorektaler
Resektion bei Karzinom der Leistungsgruppe „Allgemeine Chirurgie“ zugeordnet. Angesichts
der spezifischeren Versorgung und der Überlebensvorteile bei Behandlung in zertifizierten
Zentren bei Darmkrebs [10], aber auch bei anderen onkologischen Erkrankungen [11], könnte in Erwägung gezogen werden, weitere spezifische Leistungsgruppen für die
Versorgung onkologischer Erkrankungen zu definieren, deren Erbringung an die Struktur-Qualitätsanforderung
eines zertifizierten Krebszentrums geknüpft ist [9]
[12].
Die NRW-Leistungsgruppen-Systematik ordnet jeden Behandlungsfall genau einer Leistungsgruppe
zu. Dies ist erforderlich, um den bevölkerungsbezogen Versorgungsbedarf zu ermitteln
[2]. Im internen Leistungsmanagement der Krankenhäuser kann diese Systematik jedoch
zu Fehleinschätzungen der benötigten Kapazitäten führen. Dies gilt insbesondere dann,
wenn viele Behandlungsfälle mit konkurrierenden Merkmalen hinsichtlich der Leistungsgruppen-Zuordnung
versorgt werden, wie beispielsweise Schlaganfall-Patienten mit Stroke-Unit-Versorgung
und neurologischer Frührehabilitation im gleichen Aufenthalt. Daher erscheint es ratsam,
neben der Leistungsgruppen-Systematik intern auch weiterhin klinisch orientierte Kennzahl-Systeme
zu verwenden. Krankenhausinterne Kreuzvergleiche der Leistungsgruppen mit klinischen
Kennzahlen können helfen, Versorgungsprozesse unter Berücksichtigung der zugewiesenen
Leistungsgruppen sachgerecht zu planen und zu steuern.
Bei der Interpretation der Ergebnisse sind mehrere Limitationen zu berücksichtigen.
Diese Analyse beruht auf der NRW-Leistungsgruppen-Systematik. Die konkrete Ausgestaltung
der bundesweiten Leistungsgruppen-Definition war zum Zeitpunkt der Manuskript-Erstellung
noch nicht bekannt und konnte daher nicht berücksichtigt werden. Ebenfalls muss beachtet
werden, dass die verwendeten Daten das Leistungsspektrum der IQM-Mitgliedskrankenhäuser
repräsentieren. Auswertungen auf der Ebene einzelner Krankenhäuser könnten, beispielsweise
in Abhängigkeit der verwendeten Fachabteilungsschlüssel, zu abweichenden Ergebnissen
in Bezug auf die Leistungsgruppen-Zuordnung und die untersuchten Kennzahlen führen.
Schlussfolgerung
Die untersuchten Behandlungsanlässe verteilen sich auf eine Vielzahl von Leistungsgruppen,
die vorrangig die Art der Versorgung widerspiegeln. Um die Steuerungswirkung der Leistungsgruppen
mit dem Ziel einer stärkeren Spezialisierung der Krankenhäuser zu fördern, sollte
sich die Zuordnungssystematik stärker am klinischen Versorgungsbedarf relevanter Behandlungsanlässe
orientieren.