Unter der Leitung von Magrit Abel von der Uni Göttingen kamen Fachkräfte aus verschiedenen
medizinischen Bereichen zusammen, darunter Ärztinnen und Ärzte, eine Psychologin sowie
Mitarbeitende mit digitaler oder administrativer Expertise. Die Teilnehmenden brachten
dabei nicht nur unterschiedliche fachliche Hintergründe, sondern auch vielfältige
Perspektiven und Erfahrungen mit, was der Diskussion eine bemerkenswerte Tiefe verlieh.
Digitalkompetenz: Zwischen Neugier, Struktur und Ethik
Digitalkompetenz: Zwischen Neugier, Struktur und Ethik
Bereits in der Vorstellungsrunde wurde deutlich, wie unterschiedlich die Herausforderungen
im digitalen Wandel wahrgenommen werden. Während manche sich für mehr Schnittstellen
zwischen Kliniken oder für klare Zertifizierungen neuer Produkte stark machten, beklagten
andere die mangelnde Ausstattung oder den fragmentierten Zustand digitaler Systeme.
Ein zentrales Thema war die Frage, was genau unter „Digitalkompetenz“ zu verstehen
ist. In Einzel- und Gruppenarbeiten wurden verschiedene Eigenschaften genannt: Neugier,
Lernbereitschaft, technisches Verständnis, Flexibilität, Ausdauer – aber auch kritisches
Denken im Umgang mit digitalen Informationen. Als besonders bedeutsam erwies sich
die Fähigkeit, digitale Informationen nicht nur zu finden, sondern sie auch zu bewerten
und sinnvoll in den beruflichen Alltag zu integrieren.
Diskutiert wurde ebenfalls, inwiefern psychologische Dimensionen wie Motivation, Selbstwirksamkeit
oder auch Affekte eine Rolle spielen. Denn: Auch Frustrationserlebnisse, mangelnde
Schulung oder Überforderung können digitale Initiativen ausbremsen. Die Teilnehmenden
sprachen sich daher dafür aus, Digitalkompetenz nicht rein technisch zu fassen, sondern
auch weiche Faktoren wie Kommunikation, Problemlösung oder ethische Grundhaltungen
einzubeziehen.
Strukturen als Schlüssel: Digitalisierung braucht mehr als Software
Strukturen als Schlüssel: Digitalisierung braucht mehr als Software
Eine wiederkehrende Erkenntnis des Workshops war, dass erfolgreiche Digitalisierung
nicht allein am Willen oder den Kompetenzen der Mitarbeitenden scheitert – sondern
an strukturellen Hürden. Die Vielzahl an nicht kompatiblen Programmen, fehlende Schulungen
für zentrale Systeme und die manchmal mangelhafte Unterstützung durch IT-Abteilungen
sorgen hier und da für Frustration.
Die Diskussion zeigte, dass viele Mitarbeitende prinzipiell offen für digitale Werkzeuge
sind – jedoch häufig keine Gelegenheit erhalten, diese strukturiert und praxisnah
kennenzulernen. Auch das Thema Datenschutz wurde lebhaft debattiert: Während einige
auf ein höheres Bewusstsein und mehr Schulungsangebote pochten, sahen andere die ethische
Haltung und Empathie gegenüber den Bedürfnissen der Patient:innen als ebenso entscheidend
an.
Was braucht eine gute Fortbildung?
Was braucht eine gute Fortbildung?
In einer weiteren Arbeitsphase wurde gemeinsam erarbeitet, welche Inhalte Fortbildungsmaßnahmen
zur Digitalkompetenz enthalten sollten. Dabei herrschte Einigkeit darüber, dass Schulungen
praxisnah, abgestuft nach Kenntnisstand und verpflichtend sein sollten. Die Einführung
in konkrete Programme des Arbeitsalltags wurde dabei ebenso betont wie die Vermittlung
rechtlicher Rahmenbedingungen, Datenschutz und IT-Sicherheit.
Zudem wurden soziale Aspekte angesprochen: Eine gute Fortbildung sollte Teamfähigkeit,
Kommunikationsstärke und Offenheit fördern. Nicht zuletzt wurde angeregt, Schulungen
mit Maßnahmen zur Teamentwicklung zu kombinieren, um die digitale Zusammenarbeit nachhaltig
zu stärken.
Digitalisierung im Gesundheitswesen: Mehr als ein Technologiethema
Digitalisierung im Gesundheitswesen: Mehr als ein Technologiethema
Der Workshop endete mit einer offenen Diskussionsrunde. Viele Teilnehmende äußerten
sich positiv über die Tiefe der Auseinandersetzung. Sie wünschten sich, dass die Erkenntnisse
in zukünftige Digitalisierungsstrategien einfließen – insbesondere in die Gestaltung
von Schulungen, aber auch in politische und organisatorische Entscheidungen.
Kritisch reflektiert wurde dabei auch der gesellschaftliche Rahmen: Die digitale Transformation
sei unausweichlich, aber sie müsse begleitet werden – mit Infrastruktur, durchdachtem
Change-Management und dem klaren Blick für die reale Arbeitssituation.
Ein Fazit des Tages lautete: Digitale Kompetenz im Gesundheitswesen ist mehr als technisches
Wissen. Sie umfasst Haltung, Lernbereitschaft, kritisches Denken und den Willen zur
Kooperation. Nur wenn diese Faktoren zusammenspielen, kann Digitalisierung im Sinne
der Patient:innen und Mitarbeitenden gelingen.