Zahnmedizin up2date 2025; 19(05): 401-414
DOI: 10.1055/a-2692-2367
Kieferorthopädie

Drei- und vierdimensionale Bildgebung als Ergänzung der kieferorthopädischen Diagnostik

Authors

  • Anja Quast

  • Jérémy Mouchoux

  • Bernhard Wiechens

  • Philipp Meyer-Marcotty

Die kieferorthopädische Diagnostik bildet die Grundlage einer erfolgreichen Behandlung und erfolgt traditionell durch eine Kombination aus klinischer Untersuchung und bildgebenden Verfahren. Während zweidimensionale Bildgebungsverfahren wie Panoramaschichtaufnahmen und Fernröntgenseitenbilder aufgrund ihrer schnellen Verfügbarkeit und geringen Strahlenbelastung weiterhin den diagnostischen Standard darstellen, gewinnen dreidimensionale und vierdimensionale Bildgebungsverfahren zunehmend an Bedeutung.

Kernaussagen
  • Auch wenn die 2D-Bildgebung weiterhin als Goldstandard gilt, erfährt die moderne kieferorthopädische Diagnostik durch den Einsatz innovativer 4D-Bildgebungsverfahren wie der rt-MRT und der Videostereophotogrammetrie eine entscheidende Erweiterung.

  • Während die rt-MRT eine detaillierte funktionelle Analyse des Kiefergelenks in Echtzeit ermöglicht, bietet die Videostereophotogrammetrie eine 3D-Erfassung der Dynamik der mimischen Muskulatur. Die Kombination dieser Technologien erlaubt eine umfassende Beurteilung sowohl der intraartikulären als auch der extraoralen Strukturen, wodurch funktionelle Dysbalancen und pathologische Bewegungsmuster frühzeitig erkannt werden können.

  • Insbesondere Patienten mit skelettalen Dysgnathien, CMD oder Dyskinesien könnten zukünftig von dieser diagnostischen Erweiterung profitieren, da die objektive Erfassung von Bewegungsmustern die Grundlage für eine individualisierte Therapieplanung schafft.

  • Zukünftige Forschung sollte darauf abzielen, die klinische Anwendbarkeit und Standardisierung dieser Verfahren weiter zu optimieren. Insbesondere die Entwicklung automatisierter Auswertungsalgorithmen könnte die Effizienz der Datenanalyse erheblich verbessern und den klinischen Workflow erleichtern.

  • Zudem sollten Langzeitstudien durchgeführt werden, um den Einfluss funktioneller Parameter auf den Behandlungserfolg sowie deren Relevanz für die langfristige Stabilität kieferorthopädischer und kieferchirurgischer Maßnahmen zu untersuchen.

  • In Kombination mit künstlicher Intelligenz und maschinellem Lernen, könnten zukünftig automatisierte Mustererkennungsverfahren dazu beitragen, pathologische Bewegungsabläufe frühzeitig zu detektieren und individualisierte Therapiekonzepte zu erstellen. Die 3D-/4D-Bildgebung ist daher eine wertvolle Ergänzung einer patientenzentrierten kieferorthopädischen Diagnostik.



Publication History

Article published online:
27 November 2025

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