Schlüsselwörter
multiprofessionelle Zusammenarbeit - wissensbasierte Digitalisierung - Informations-
und Wissensaustausch - Grounded Theory - qualitativ-empirische Forschung
Keywords
multiprofessional collaboration - knowledge-based digitalization - information and
knowledge exchange - grounded theory - qualitative-empirical research
Einleitung
Multiprofessionelle Zusammenarbeit, die unterschiedliche Kompetenzen und Perspektiven
integriert, um Patientinnen und Patienten sowie deren Angehörige bestmöglich zu versorgen
und zu begleiten, ist nicht nur als Leitgedanke tief in der Hospiz- und Palliativarbeit
verankert [1]
[2]
[3]
[4], sondern bildet das Kernelement des ganzheitlichen, personenzentrierten und bedürfnisorientierten
Versorgungsansatzes von Palliative Care. Wenig empirisch beleuchtet ist dabei, wie
diese alltägliche multiprofessionelle Praxis als solche ‚funktioniert‘, welche spezifischen
Anforderungen, Gelingensbedingungen und Herausforderungen im Versorgungsalltag mit
ihr einhergehen [5]
[6] und inwiefern diese im Hinblick auf sinnvolle praxistaugliche Digitalisierungsoptionen
der Kommunikation und Kollaboration zwischen den beteiligten Professionen relevant
werden. Hier setzte das vom Bayerischen Forschungsinstitut für Digitale Transformation
(bidt) geförderte interdisziplinäre Projekt „Palliative Care als digitale Arbeitswelt:
Perspektiven und Gestaltungsmöglichkeiten der digitalen Transformation von Kommunikations-
und Kollaborationsprozessen in der multiprofessionellen Versorgung der letzten Lebensphase
(PALLADiUM)“ an und untersuchte mit Fokus auf multiprofessionelle Zusammenarbeit auf
der Palliativstation Ansatzpunkte digital unterstützter Kommunikation und Kollaboration.
Multiprofessionelle Zusammenarbeit in der Palliative Care meint – im alltagssprachlichen
Sinn und aus Sicht der Praktizierenden – zuvorderst ‚Teamarbeit‘, genauer, eine „kommunikativ
ausgerichtete Teamleistung“ [7]. Entsprechend der vier palliativmedizinisch relevanten Behandlungsdimensionen –
physisch, psychisch, sozial und spirituell – zeichnet sie sich im Vergleich zu anderen
(medizinischen) Arbeitsbereichen durch eine hohe professionelle Heterogenität der
eingebundenen Teammitglieder aus. Zudem ist Teamarbeit im Palliativbereich durch ein
spezifisch palliatives Selbstverständnis orientiert, das sich im allgegenwärtigen
Verweis auf eine palliativ-hospizliche ‚Haltung‘ oder ‚Kultur‘ manifestiert [8]
[9]
[10]. Diese Haltung ist Bezugspunkt und Bewertungsmaßstab der Teamarbeit. Sie bildet
deren Grundlage, erfordert eine kontinuierliche Reflexion der individuellen und kollektiven
Praxis und lässt sich als soziokultureller ‚Werte-Rahmen‘ fassen, der die Zusammenarbeit
maßgeblich prägt und leitet.
Aufgrund der spezifischen Orientierungen und Bedingungen ist der Palliativbereich
deutlich weniger digitalisierungsaffin und in geringerem Maße transformiert als andere
medizinische Bereiche. Doch auch in der Palliativversorgung nehmen (so bezeichnete)
‚Digital-Health-Anwendungen‘ kontinuierlich zu. Im Einsatz sind bspw. Technologien
zum Symptommanagement oder (radarbasiertem) Monitoring von Vital- und Bewegungsparametern,
Telemedizin und elektronische Dokumentationssysteme [11]
[12]
[13]
[14]. Forschungs- und entwicklungsseitig wird dabei bislang mehrheitlich die Ebene Patientinnen,
Patienten/Angehörige-Gesundheitspersonal oder die intersektorale Zusammenarbeit adressiert
[15]
[16]
[17]
[18]
[19]
[20]
[21], weniger jedoch die alltägliche praktische Zusammenarbeit im Team selbst. PALLADiUM
legt den Fokus explizit auf das Gesundheitspersonal als multiprofessionelles Team
auf der Palliativstation und dessen Zusammenarbeit im Versorgungsalltag. Auf Palliativstationen
in Deutschland wird die Digitalisierung der klinischen Kommunikations- und Arbeitsabläufe
bislang hauptsächlich durch gesetzliche Vorgaben und krankenhausweite Initiativen
zur Steigerung von Effizienz und messbarer Versorgungsqualität vorangetrieben. Mit
dieser Ausrichtung werden die derzeitigen Dokumentations- und Kollaborationssysteme
den Ansprüchen und Anforderungen an Zusammenarbeit im Stationsalltag in der Palliativversorgung
jedoch kaum gerecht, in dem häufig auch nicht planbar intensiver, schneller und flexibler
Austausch von Information und Wissen zwischen den Beteiligten (z.B. Gesundheitspersonal,
Patientinnen und Patienten, Angehörige) erforderlich ist [20]
[21]. Eine wichtige forschungsleitende Annahme im Projekt war in diesem Zusammenhang
die analytische Unterscheidung zwischen ‚Information‘ und ‚Wissen‘ [22]:
Information ist grundsätzlich als ‚objektiv‘ (im Sinne von ‚im Prinzip‘ akteursunabhängig)
konzipiert und steht jedem zur Verfügung, der Zugang zu ihr hat. Sie ist weitestgehend
formalisiert und damit dekontextuiert und steht gleichsam ‚für sich selbst‘, wenngleich
sie unterschiedliches Kontextwissen erfordert, um ‚verstanden‘ – d.h. in ihrer Relevanz
in Bezug auf das eigene Handeln oder das von anderen Akteuren sinnhaft eingeordnet
– werden zu können (bspw.: „Frau Müller zur Neuaufnahme in Zimmer 7 ist gerade angekommen.“).
Somit benötigt – in der hier vorgenommenen analytischen Unterscheidung – Information
immer ergänzendes, situativ kontextuiertes Orientierungs- und Handlungswissen. Dieses
kontextuierte Wissen wird für die professionellen Akteure ‚vor Ort‘, gemäß der jeweiligen
Funktionszuschreibungen, durch mehr oder weniger individuell verfügbare und/oder kollektiv
geteilte Erfahrungswissensbestände, ihren jeweiligen Bedeutungen und den damit einhergehenden
Interpretationsrahmen bereitgestellt, gespeist und formiert. Wissen ist also ebenso
kultur- und situationsabhängig wie akteursgebunden und ‚subjektiv‘ (bspw.: „Die Patientin
möchte viel ihr Leid klagen. Mein Eindruck ist, das ist psychisch überlagert.“). Es
gibt kommunikativ vermitteltes bzw. vermittelbares Wissen (z.B. Erfahrungswissen)
und implizites bzw. praktisches Wissen, das nur schwer oder gar nicht explizit gemacht
werden kann (z.B. je nach Gespür ‚automatisch’ eingespielte Handgriffe, ‚Bauchgefühl‘)
[23]
[24]
[25]. Für eine reibungslose und effektive Zusammenarbeit ist es – zumal in multiprofessionellen
Teams und im Austausch zwischen Professionellen und Laien – entscheidend, wie als
wichtig erachtete Informationen und hierfür relevantes Wissen der Teammitglieder verfügbar
gemacht und genutzt werden können, um ein gemeinsames Verständnis der jeweiligen Patientensituation
und Handlungsbedarfe zu erreichen [26]. [Abb. 1] stellt die analytische Unterscheidung der beiden Begriffe vereinfacht dar.
Abb. 1 Schematisch-analytische Unterscheidung von ,Information‘ und ,Wissen‘.
Ausgehend von dieser begrifflichen Unterscheidung zielte diese Einzelfallstudie darauf
ab, Potenziale[1] wissensbasierter digital unterstützter multiprofessioneller Zusammenarbeit in der
stationären spezialisierten Palliativversorgung umfassend empirisch zu beleuchten.
Damit soll ein Beitrag zum vertieften und kontextualisierten Verständnis palliativspezifischer
Digitalisierungsansätze und relevanter Digitalisierungsbereiche zur Stärkung multiprofessioneller
Kollaboration und Kommunikation geleistet werden, die bislang unzureichend berücksichtigt
wurden. Der Schwerpunkt dieses Beitrags liegt auf grundlegenden Fragen des digitalen
Wandels im Bereich Palliative Care. Diese Grundlagenfragen sowie deren empirische
Untersuchung bilden die Basis für die an anderer Stelle publizierte Entwicklung und
Evaluation eines Funktionsdemonstrators bzw. iterativ weiterentwickelten Prototyps
zur Unterstützung der multiprofessionellen Kommunikation und Zusammenarbeit auf der
Palliativstation [27]
[28].
Material und Methoden
Das Projekt vereinte drei Disziplinen (Medizin, Wirtschaftsinformatik, Soziologie)
und verfolgte einen integrierten Mixed-Methods-Ansatz in einem eng verzahnten Forschungs-
und Entwicklungsprozess. Die empirische Basis der folgenden Ausführungen bilden ethnografische
Daten, erhoben mittels teilnehmender Beobachtungen und ergänzt durch Fokusgruppen.
Die iterative qualitative Datenerhebung und -auswertung erfolgte entlang der Forschungsprinzipien
von Grounded Theory.
Ethnografische Feldforschung
Durch intensive teilnehmende Beobachtungen (SP, SG) von Arbeitsabläufen, Interaktionen
sowie Abstimmungs- und Entscheidungsprozessen im Rahmen 14-tägiger Forschungszyklen
(n=4) auf der Palliativstation des Universitätsklinikums Erlangen wurden routinemäßige
Kommunikations- und Kollaborationspraktiken, Informations- und Wissensprozesse sowie
implizite Wissensbestände (bzw. Hinweise auf diese) erfasst. Vor Ort wurden detaillierte
Feldnotizen und Memos (SP, SG) erstellt und anschließend in Beobachtungsprotokollen
ausgearbeitet (SP, SG) [29]
[30]. Gespräche, die situativ mit den Teammitgliedern entstanden – etwa zu Wünschen,
Ideen und Befürchtungen hinsichtlich Digitalisierung – wurden ebenfalls in den Feldnotizen
festgehalten. Die Protokolle wurden in MAXQDA (VERBI Software 2022) codiert und von
insgesamt vier Forschenden mit Schwerpunkten in qualitativer Sozialforschung, Thanatosoziologie,
Palliativmedizin und Wissenssoziologie qualitativ analysiert (SP, AE, SG und SK).
Alle Mitarbeitenden der Station (n= 33) wurden nach positivem Votum der Ethikkommission
des Universitätsklinikums Erlangen (Nr. 168_21B) und informierter schriftlicher Einwilligung
pseudonymisiert in die Studie einbezogen. Forschungszyklus I (Juni 2021) folgte einem
explorativen Design, das darauf abzielte, ein umfassendes Bild der kommunikativen
und kollaborativen (Informations- und Wissens-)Prozesse zu erhalten. Ziel war es zunächst
zu verstehen, wie die tägliche Zusammenarbeit erfolgt, welche digitalen und analogen
Dokumentations- und Kommunikationsmedien zum Einsatz kommen, welche Informations-
und Wissensbedarfe bestehen und welche Herausforderungen sich im Rahmen der multiprofessionellen
Zusammenarbeit ergeben. Diese erste Phase war entscheidend, um den weiteren Forschungsprozess
entsprechend den Gegebenheiten vor Ort und den eruierten Relevanzen auszurichten sowie
die Beobachtungsschwerpunkte für die folgenden Forschungszyklen zu identifizieren.
In den Forschungszyklen II (Juli/August 2021), III (Oktober 2021) und IV (Oktober/November
2022) erfolgten die Beobachtungen entlang der bis dahin empirisch-analytisch identifizierten
Schwerpunkte sowie unter kontinuierlichem Einbezug der im Studienverlauf gewonnenen
Erkenntnisse ([Abb. 2]). In allen Projektphasen wurden zudem Fokusgruppen (n=6) mit Mitgliedern des multiprofessionellen
Teams (aus den Bereichen Medizin, Pflege, Psychologie, Soziale Arbeit, Physio- und
Musiktherapie und Seelsorge) durchgeführt (SP, SG, MM, MW), um Ergebnisse zu diskutieren,
präzisieren und kontinuierlich Feedback einzuholen ([Tab. 1]). Alle Fokusgruppen wurden zeitlich so angesetzt, dass eine Teilnahme für alle Berufsgruppen
möglich war und jede Berufsgruppe nahm an mindestens einer Fokusgruppe teil. Aufgrund
tagesaktueller Dynamiken mussten geplante Teilnahmen jedoch mitunter abgesagt werden.
So handelt es sich bei Fokusgruppe VI nicht um eine Fokusgruppe im eigentlichen Sinn,
da eine Teilnahme kurzfristig für lediglich zwei Personen möglich war ([Tab. 1]). Im Rahmen von Fokusgruppe III wurden die Ergebnisse für das Untersuchungsfeld
am Universitätsklinikum Erlangen am Universitätsklinikum Augsburg reflektiert und
auf ihre Übertragbarkeit hin befragt. Mit Ausnahme von Fokusgruppe IV wurden alle
Fokusgruppen transkribiert und ebenfalls in MAXQDA codiert und ausgewertet (SP, AE,
SG, SK). Zugang zu den Rohdaten hatten ausschließlich die unmittelbar beteiligten
Forschenden. Dies war umso wichtiger, da mehrere Berufsgruppen durch lediglich eine
Person im Team vertreten sind und daher trotz konsequenter Pseudonymisierung Rückschlüsse
auf Einzelpersonen anhand spezifischer Situations- und Gesprächskontexte nicht vollständig
auszuschließen waren.[2] Die Tatsache, dass einzelne Vorgesetze Teil des Projektteams waren, erhöhte seitens
der Forschenden zudem die Sensibilität für Fragen von Asymmetrie und Vertraulichkeit.
Dem Vertrauensaufbau zwischen Forschenden und Stationsteam kam daher von Beginn an
besondere Bedeutung zu. Gleichwohl ist kritisch zu reflektieren, dass die Einbindung
von Führungskräften in das Projektteam eine Limitation der Studie darstellt. Bestehende
hierarchische Beziehungsgefüge sowie potenziell damit verbundene Loyalitätserwartungen
und Konformitätseffekte können das Kommunikations- und Interaktionsverhalten der Teilnehmenden
beeinflussen und zu Verzerrungen führen.
Abb. 2 Konzeption der ethnografischen Feldforschung.
Tab. 1 Übersicht zu Fokusgruppen.
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Fokusgruppe
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Zeitpunkt
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Dauer
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Teilnehmende
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Thema
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Konzept und Ablauf
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I
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11.01.22
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75 Min.
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5 Teilnehmende aus 4 Berufsgruppen
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Informationsbedarfe
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Festhalten von und Austausch zu Informationsbedarfen je Berufsgruppe, Situation/Dringlichkeit,
patientenbezogen (Plakate)
Diskussion zu Informationswegen, -flüssen und -brüchen
[Moderationsleitfaden]
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II
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15.06.22
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70 Min.
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5 Teilnehmende aus 4 Berufsgruppen
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Mockup/Entwurfsvisualisierungen des Funktionsdemonstrators
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Präsentation erster empiriebasierter Darstellungen einer möglichen App-Oberfläche
sowie ihrer Funktionen und Features zur Unterstützung der multiprofessionellen Zusammenarbeit
Feedback und Diskussion zu Anforderungen, Wünschen, Bedenken, Potenzialen, Grenzen,
Ergänzungen
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III
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17.10.22
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90 Min.
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5 Teilnehmende aus 5 Berufsgruppen
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Herausforderungen, Verbesserungsbedarfe und Lösungsideen
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Perspektivenerweiterung (2. Standort)
Präsentation der Essentials aus bisheriger Feldforschung und abgeleiteten ersten Umsetzungsideen
eines digital unterstützten Arbeitssystems
Feedback, Diskussion, ,Validierung‘, Irritation, Ergänzung und Präzisierung
[Moderationsleitfaden]
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IV
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08.11.22
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105 Min.
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3 Teilnehmende aus 2 Berufsgruppen
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Herausforderungen, Verbesserungsbedarfe und Lösungsideen
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Austausch zu (identifizierten) Herausforderungen und Verbesserungsbedarfen
Vorstellung des weiterentwickelten Funktionsdemonstrators
Feedback und Diskussion der grundlegenden Frage, was (nicht) digital unterstützt werden
kann/sollte
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V
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19.07.23
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140 Min.
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7 Teilnehmende aus 6 Berufsgruppen
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Prototyp/App-Design
Informations-/Wissensfluss, Positionierung, Priorisierung
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selbstständige Nutzung des Prototyps entlang vorgegebener Aufgaben (empiriebasierte
Praxisbeispiele)
Feedback und themenspezifische Erörterung
[Moderationsleitfaden]
|
|
VI
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15.11.23
|
65 Min.
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2 Teilnehmende aus 2 Berufsgruppen
|
Evaluation Prototypentest
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Austausch und Feedback zu 4-tägigem Vor-Ort-Test des Prototyps (reale Arbeitsumgebung,
virtuelle Patienten, Vignetten-Design)
|
Grounded Theory
Die qualitative Datenerhebung und -analyse erfolgte gemäß der Grounded Theory, die
durch einen iterativen Ansatz gekennzeichnet ist, der zwischen Datenerhebung und -analyse
wechselt [31] und in ihrem Ansatz bzw. der methodischen Umsetzung konsequent auf das jeweilige
Forschungsfeld ausgerichtet wird, um praktische Herausforderungen im jeweiligen Handlungsfeld
bzw. in den jeweiligen Praxisbezügen verstehen und bearbeiten zu können.
Grounded Theory ist keine spezifische Methode, sondern eine Forschungsperspektive,
die bestimmten methodologischen Prinzipien folgt. Zentrale Elemente sind die fortlaufende
Konzeptualisierung und zunehmende ‚Verdichtung‘ in Empirie gründender ‚Kategorien’
durch offenes, axiales und selektives Codieren, der permanente Vergleich, theoretisches
Sampling und das kontinuierliche Verfassen von Memos [32]
[33]
[34]
[35]. Das mehrstufige Codieren stellt den grundlegenden analytischen Prozess dar, bei
dem das Abstraktionsniveau sowie die Interpretationstiefe stetig zunehmen. Beim offenen Codieren wird das empirische Datenmaterial sequenziell analysiert. Sinneinheiten werden identifiziert,
denen zunächst datennahe Codes zugewiesen werden. Die Codes werden in Code-Memos inhaltlich
erläutert/definiert und im weiteren Verlauf ausdifferenziert (diese Dimensionierung
spiegelt sich auch in Sub-Codes wider). Der Übergang zum axialen Codieren ist fließend. Hierbei steht die Herausarbeitung der Beziehungen und wechselseitigen
Sinn- und Verweisungszusammenhänge zwischen den Codes im Vordergrund.[3] Damit einher geht auch die sukzessive (Neu-)Bestimmung zentraler Hauptcodes sowie
übergeordneter Analyse-Kategorien, die im Zuge des selektiven Codierens weiter abstrahiert und theoretisch integriert werden.
Das Codieren im Projekt erfolgte dementsprechend kontinuierlich. Daten aus früheren
Feldaufenthalten wurden unter Einbezug neuer Erkenntnisse gezielt recodiert. Das Codierverfahren
war systematisch, folgte jedoch keiner quantitativen Logik (wie z.B. einer standardisiert
überprüfbaren Intercoder-Reliabilität), da keine bestehende Theorie angewendet oder
getestet wurde, sondern eine empirisch verankerte, gegenstandsbezogene ‚Theoriebildung‘
bzw. die Generierung von Analysewissen angestrebt wurde. Verschiedene Blickwinkel
auf das Datenmaterial wurden dabei als wertvolle Bereicherung betrachtet. Differenzen
und Mehrdeutigkeiten, die im Zuge der Codierung entstanden, wurden nicht homogenisiert,
sondern festgehalten bzw. kenntlich gemacht, diskutiert und im weiteren Analyseprozess
berücksichtigt. Trotz des ausdrücklich induktiven Ansatzes wurden Vorwissen (z.B.
Literatur, berufliche und persönliche Erfahrungen der Forschenden) und das im Laufe
der aktuellen Forschung im untersuchten Feld gewonnene ‚Orientierungs- und Handlungswissen‘
der Forschenden als zentrale Ressourcen verstanden und spiegelten sich in forschungsleitenden
Annahmen sowie der Verwendung von sensitizing concepts wider. Das erhobene Datenmaterial wurde unabhängig voneinander von mindestens zwei
(SP, AE) und insgesamt vier Forschenden (SP, AE, SG, SK) codiert, die Ergebnisse regelmäßig
im interdisziplinären Forschungsteam sowie in Interpretationssitzungen mit anderen
Sozialwissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern diskutiert. Der Fokus lag dabei auf
intersubjektiver Nachvollziehbarkeit und einem transparenten, forschungsgeleiteten
Vorgehen.
[Abb. 3] veranschaulicht den für den Grounded-Theory-Ansatz charakteristischen Codier- und
Abstraktionsprozess ausgehend von einer Originaltextpassage aus dem qualitativen Datenmaterial.
Dabei handelt es sich um eine vereinfachte exemplarische Darstellung, um die fortschreitende
theoretische Verdichtung nachvollziehbar zu machen.
Abb. 3 Vereinfachte exemplarische Darstellung des Codier- und Abstraktionsprozesses.
Ergebnisse
Der Ergebnisteil fokussiert drei für das Verständnis der Versorgungspraxis vor Ort
als zentral herausgearbeitete Analysedimensionen – a) Herausforderungen multiprofessioneller Zusammenarbeit, b) raum- und settingbezogene Typen des Informations- und Wissensaustauschs sowie c) Teamvergewisserung und Irritationen des ‚Wir’–, anhand derer der Mehrwert wissensbasierter Digitalisierungsansätze im Bereich Palliative
Care veranschaulicht wird.
a) Herausforderungen multiprofessioneller Zusammenarbeit
Im Rahmen der Forschungszyklen I und II wurden Herausforderungen der multiprofessionellen
Teamarbeit auf der Palliativstation des Universitätsklinikums Erlangen identifiziert.
Einen Überblick zu konkreten Herausforderungslagen im Stationsalltag, die für die
multiprofessionelle Versorgungspraxis als bedeutsam erscheinen, sowie zu deren wahrgenommenen
wie auch antizipierten Effekten, gibt [Tab. 2]. Die Unterscheidung zwischen ‚Herausforderungen‘ und ‚Effekten‘ ist dabei eine analytische,
da in der Praxis beide Aspekte zunächst als ‚Herausforderung‘ aufscheinen. Die Heterogenität
der Teammitglieder sowie die Perspektiven – sprich Wissensvielfalt im Team – sind
die zentralen Ressourcen von Palliative Care, können für die Zusammenarbeit aber auch
Herausforderungen darstellen und unerwünschte Praxiseffekte mit sich bringen. Der
mündliche und schriftliche Informations- und Wissensaustausch geschieht vor dem jeweils
eigenen Wissenshorizont, aus der jeweils eigenen fachlichen und persönlichen Perspektive
sowie situativ bedingten Gegebenheiten. Das führt bspw. zu unterschiedlichen Einschätzungen
dazu, was wann von wem wozu in welcher Dringlichkeit (nicht) zu tun oder zu kommunizieren
sei. Erschwerend kommt hinzu, dass die schriftliche Dokumentation – geprägt durch
Faktenorientierung, externe Vorgaben und Abrechnungsrelevanz – sowie die vorhandenen
Dokumentationssysteme nicht auf einen vernetzten, wechselseitig handlungsrelevanten
Austausch von Information und Wissen ausgerichtet sind.
Tab. 2 Herausforderungen multiprofessioneller Zusammenarbeit.
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Herausforderungen
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Effekte
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Auszug aus Beobachtungsprotokoll
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unterschiedliche Perspektiven und Relevanzen (Wissensdivergenzen)
unterschiedliche Informations- und Wissensbedarfe (situativ, berufsgruppen-, personen-,
teambezogen)
schriftliche Dokumentation vs. mündliche Kommunikation & Unzulänglichkeiten des bestehenden
Krankenhausinformationssystems (KIS)
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Teameffekte:
-
unterschiedliche Situationsdefinition und Behandlungsansätze
-
ausstehende Entscheidungen, unklare Zuständigkeiten
-
fehlende Nachvollziehbarkeit von Arbeitsaufträgen
-
Informations-/Wissensbrüche und zeitlicher Verzug der Informations-/Wissensvermittlung
-
Verzögerungen
-
Dissens im Team; Teamirritation
|
Pflegefachkraft: „Keine Probleme; recht gut eingestellt.“ Ärztliches Teammitglied: „[…] großes Würdethema […] Wunsch nach aktiver Beschleunigung wird noch einmal deutlicher
werden … glaube, da kommt noch einiges auf uns zu diese Woche.“ (Wöch. Multipr. Teambspr., Forschungszyklus IV, Pos. 232)
„[…] für mich ist oft nicht klar, was ist Brainstorming, was Auftrag – für meine Arbeit
brauche ich klare Aufträge. Was ist der Auftrag, was ist die Entscheidung? … zu vage,
vieles bleibt offen. Ich will oft sagen: Ja und jetzt? Und Dokumentation erfolgt ja
dann auch nicht unbedingt.“ (Forschungszyklus III, Pos. 390)
„Du kannst nicht dokumentieren, wie du reden würdest […]. Mündlich ist wichtig […].
Atmosphäre, Bauchgefühl, eigene Bewertungen, alles, was keine Fakten sind, kann nicht
dokumentiert werden, wird nicht dokumentiert – das muss professionell sein.“ (Forschungszyklus I, Pos. 249)
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potenzielle patientenbezogene Effekte:
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Die beiden folgenden Zitate von Mitarbeitenden des multiprofessionellen Teams unterstreichen
zudem die analytische Bedeutsamkeit der eingangs erläuterten Unterscheidung von Information
und Wissen:
„Weil jeder, (…) natürlich
jeder eine andere Wahrnehmung
hat, dann anders fokussiert, priorisiert und anders dann wieder Informationen weitergibt.
Alles natürlich in einem gewissen Rahmen und trotzdem gibt es da
wahnsinnige ja Schwankungen oder nicht Schwankungen – Auslegungen.
Ja.“ (Fokusgruppe I, Pos. 63)
„Da findet gerade ein Gespräch statt. Eigentlich ist ein Familiengespräch um 13 Uhr
geplant.
Ich weiß jetzt nicht, was ist das für ein Gespräch. Ich habe keine Info und weiß dann
halt auch nicht, wann kann ich stören
oder, wenn ich jetzt dringend etwas brauche …“ (Forschungszyklus II, Pos. 489)
Es zeigt sich, dass eine wesentliche Aufgabe eines digital unterstützten Arbeitssystems
darin besteht, nicht nur auf Informationen abzustellen, sondern auch die unterschiedlichen
Wissensbestände/Expertisen zu integrieren und sichtbar zu machen, um sie gezielt adressieren
und für die multiprofessionelle Zusammenarbeit nutzbar machen zu können.
b) Raum- und settingbezogene Typen des Informations- und Wissensaustauschs
Formen, Inhalte, Umfang und Dringlichkeit des Austauschs variieren erheblich – je
nachdem, worum es geht und wer sich mit wem wo befindet. Die systematische Unterscheidung
der verschiedenen örtlich-materialen Räume mit ihren sozialen Beziehungsmustern sowie
organisationalen Settings, in denen der Informations- und Wissensaustausch zwischen
den Teammitgliedern im Stationsalltag erfolgt, erweist sich hinsichtlich der Frage
nach adäquaten Ansatzpunkten digital unterstützter Kommunikation und Kollaboration
daher als wichtige Komponente. Es lassen sich, je nach Raum- und Settingbezug drei
Typen des Informations- und Wissensaustauschs unterscheiden: 1) formalisiert-standardisiert
2) informell-ad hoc und 3) strategisch-dynamisch. [Tab. 3] nennt die jeweils wesentlichen Merkmale und veranschaulicht Unterschiede mithilfe
von Auszügen aus den Beobachtungsprotokollen.
Tab. 3 Typisierung der Räume und Settings des Informations- und Wissensaustauschs.*
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Typ
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Merkmale
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Auszug aus Beobachtungsprotokoll
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* Nummerierungen bei mehreren involvierten Teammitgliedern einer Berufsgruppe je Textauszug/Zitat
bei 1 beginnend
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formalisiert-standardisiert
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terminierter, gezielter, geplanter Informations-/Wissensaustausch
gebunden an Besprechungs- und Dokumentationsvorgaben
orientiert an konsentierten oder vorgegebenen Kommunikationsabläufen
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Pflegefachkraft 1: […] „Heute nicht ganz so hoher Leidensdruck wie in letzten Tagen; alle Berufsgruppen bemühen
sich um sie, gehen rein, versuchen sie abzulenken. Heute Morgen besprochen, dass das
Familiengespräch alleine stattfindet, wenn Patientin einverstanden ist, weil die noch
ganz anders drauf sind mit Reha etc.“ Pflegefachkraft 2: „Da war doch gestern Gespräch …“ Pflegefachkraft 1: Ja, da war sie aber sehr unbeteiligt und es ist rausgekommen,
dass die Familie eben ganz anders drauf ist und man mit denen nochmal reden muss.“ (pflegerische Übergabe, Forschungszyklus II, Pos. 885–886)
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informell-ad hoc
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zufälliger, ungeplant-spontaner Informations-/Wissensaustausch
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Teammitglied einer psychosozialen Berufsgruppe sieht Pflegefachkraft im Flur und fragt:
„Das Schmerzmittel hat sie [die Patientin] jetzt?“ Pflegefachkraft antwortet: „Nein, das bekommt sie jetzt noch.“ (Flur, Forschungszyklus IV, Pos. 247)
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strategisch-dynamisch
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flexibel-situative, gezielte, arbeitspraktisch- prozessbedingte Informationsbeschaffung/-vermittlung
und Wissensaustausch sowie Absprachen
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Pflegefachkraft kommt zügig in den Raum und sagt: „Herr [Name Patient] hat stärkste Schmerzen, Krise vor 10 Min. bekommen, hilft nicht.“ Ärztliches Teammitglied steht auf und geht mit Pflegefachkraft zum Patienten. (Frühbesprechung,
Forschungszyklus IV, Pos. 198)
Teammitglied einer psychosozialen Berufsgruppe hört die ärztlichen Teammitglieder
bei Visite im Flur und geht zu ihnen, um sie darüber zu informieren, dass die Patientin,
die zur Neuaufnahme für 10:30 Uhr eingeplant ist, angerufen hat und es erst gegen
11:00 Uhr schafft. (Flur, Forschungszyklus IV, Pos. 251)
|
Während formalisiert-standardisierter Informations- und Wissensaustausch im Rahmen
von Frühbesprechungen, Visiten, Übergaben und multiprofessionellen Teambesprechungen
stattfindet, sind der informelle-ad hoc sowie der strategisch-dynamische Informations-
und Wissensaustausch per se nicht an bestimmte Räume, Settings oder Vorgaben gebunden.
Gleichwohl sind in der alltäglichen Praxis hierfür zentrale, raum- und settingbezogene
Knotenpunkte zu erkennen: der Stationsstützpunkt, das Büro des Case-Managements und
Sozialdienstes sowie der Stationsflur. Insbesondere der informelle-ad hoc Austausch
birgt dabei das Risiko für Informations- und Wissensbrüche, die in der Folge zu Verzögerungen
und Mehrarbeit führen können. Etwa dann, wenn Mitarbeitende des Case-Managements und
Sozialdienstes nur zufällig und zeitlich verzögert mitbekommen, dass eine Patientin
nicht mehr in ein Heim, sondern ein Hospiz verlegt werden soll. Besondere Bedeutsamkeit
für die multiprofessionelle Zusammenarbeit auf der Palliativstation hat der strategisch-dynamische
Informations- und Wissensaustausch. Er ermöglicht rasche direkte Absprachen und Lösungen
und spiegelt die Dynamiken und mitunter unmittelbaren Handlungsnotwendigkeiten (bspw.
bei Schmerzeskalation) der täglichen Arbeitspraxis wider. Wie [Tab. 3] zeigt, findet dieser auch gezielt und ‚institutionalisiert‘ innerhalb von formalisiert-standardisierten
Settings (hier: Frühbesprechung) statt. Voraussetzung hierfür ist, dass alle stets
genau wissen, wer wann wo wie und wozu erreichbar ist und wer welche Entscheidungen
treffen kann.
c) Teamvergewisserung und Irritationen des ‚Wir’
Das starke ‚Wir-Postulat‘ als Basisrahmung multiprofessioneller Zusammenarbeit auf
der Palliativstation gewinnt besonders in herausfordernden, weil unsicheren und uneindeutigen
Situationen an Bedeutung. Nicht nur dann, aber dann besonders deutlich, kommen verschiedene
Strategien und Techniken[4] zum Einsatz, um das ‚Wir‘ zu stärken bzw. ‚Wir-Gefährdungen‘ im Sinne einer Infragestellung
von ‚Team-Fundamenten‘ (das, was das Team aus Sicht seiner Mitglieder ausmacht, wofür
‚wir‘ stehen und wie ‚wir‘ was machen) möglichst zu vermeiden. [Tab. 4] und [Tab. 5] zeigen, dass und welche Stabilisierungstechniken und Vermeidungsstrategien – als
Bearbeitungsmodi von ,Wir-Irritationen‘ und zur Vergewisserung des kollektiv geteilten
Selbstverständnisses – analytisch unterschieden und benannt werden können, wenngleich
die genannten Modi in der Praxis teils eng beieinander liegen bzw. sich überschneiden
und auf dasselbe Ziel hinarbeiten. Stabilisierungstechniken sind durch das (mehr oder weniger) aktive und gezielte Zutun der Beteiligten gekennzeichnet,
wohingegen Vermeidungsstrategien eher passiv, indirekter und subtiler angelegt sind.
Tab. 4 Teamvergewissernde/-stabilisierende Praxis: Stabilisierungstechniken.*
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Stabilisierungstechniken
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Auszug aus Beobachtungsprotokoll
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* Nummerierungen bei mehreren involvierten Teammitgliedern einer Berufsgruppe je Textauszug/Zitat
bei 1 beginnend
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Konsensvergewisserung
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Im Team Austausch zur Frage des weiteren Vorgehens: Weitere Tumorbehandlung steht
im Raum, werde von Patientin unterschiedlich bewertet; Ambivalenzen werden im Team
z.T. wahrgenommen, z.T. nicht; verschiedene Sichtweisen werden geäußert – „Pat. ist hier von Anfang an falsch“; „Bilanzierung“; „selbst machen ist wichtig für
Pat., Leben war sehr fremdbestimmt durch Mann und harte Arbeit“ … Es wird betont, dass das Familiengespräch heute wichtig ist und auch weiter beide
Wege zu erläutern, aber „sie muss ihren Weg finden und entscheiden“. (Wöch. Multipr. Teambspr., Forschungszyklus IV, Pos. 67)
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Bekundungen des Umeinanderwissens
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Ärztliches Teammitglied verweist auf die fortgeschrittene Zeit, auch mit Blick auf
die Mitarbeitenden aus dem pflegerischen Team, die heute nur zu zweit sind. Pflegefachkraft
stimmt zu: „Land unter.“ (Wöch. Multipr. Teambspr., Forschungszyklus IV, Pos. 71)
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Sub-Teamvergewisserung
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Zurück im Gang besprechen sich die ärztlichen Teammitglieder. Ärztliches Teammitglied
1 beschreibt die Patientin als verwirrt und etwas verlangsamt und ist der Ansicht,
dass diese „die Fassade hält“, was ärztliches Teammitglied 2 mit der Bemerkung ergänzt: „Dieses Lächeln.“ Beide sind der Ansicht, dass ggf. ein Gespräch mit dem Ehemann gut wäre. (Visite,
Forschungszyklus I, Pos. 97)
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Wiederherstellung
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Forschende 1 berichtet an Forschende 2, dass ärztliches Teammitglied und Pflegefachkraft
nach Konfrontation in der Teambesprechung im Stützpunkt scherzend und ausgelassen
miteinander im Austausch waren. (Küche, Forschungszyklus IV, Pos. 91)
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Nachfragen/Einbeziehen aller Professionen
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Ärztliches Teammitglied 1: „Glauben wir, dass sie noch ins Hospiz kann?“ Ärztliches Teammitglied 2: „Gestern ging es ihr schlecht, heute stabiler.“ Insgesamt ist der Eindruck im Team, ja, wenn stabil. (Wöch. Multipr. Teambspr.,
Forschungszyklus II, Pos. 805)
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Rahmenwechsel/Externalisierung: ethische Fallbesprechung
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Teammitglied 1: „Weißt Du etwas bzgl. ‚ethischer Fallbesprechung‘?“ Teammitglied 2: „Ja, letzte Woche schon gesprochen – Patientin [Name] will heim, ist aber dement.“
(…) „Am Donnerstag oder Freitag auch heftige Diskussion wieder und deshalb beschlossen,
ethische Fallbesprechung zu machen, um das strukturiert zu besprechen.“ (Stützpunkt, Forschungszyklus IV, Pos. 27)
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Tab. 5 Teamvergewissernde/-stabilisierende Praxis: Vermeidungsstrategien.*
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Vermeidungsstrategien
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Auszug aus Beobachtungsprotokoll
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* Nummerierungen bei mehreren involvierten Teammitgliedern einer Berufsgruppe je Textauszug/Zitat
bei 1 beginnend
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Verschieben/Vertagen
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Ärztliches Teammitglied 1: „Cortison-Puls überlegt, ne“ – schaut zu ärztlichem Teammitglied
2. „Ja … Würde von Psychosomatik her profitieren.“ Ärztliches Teammitglied 3: „Würde
das aber nicht machen, ist gefühlt heute Morgen auf dem Sprung nach Hause, wünscht
sich Physio – ‚muss üben‘; sehr viel Anspannung im System“ … Ärztliches Teammitglied
1: Muss natürlich auch mal was annehmen, ansonsten Frage, was ist unser Auftrag auch.“
(Multipr. Teambspr., Forschungszyklus II, Pos. 455–457)
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Nicht klären/Abwinken/Stehenlassen
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Pflegefachkraft: „Neuaufnahme gestern … soll 5l Sauerstoff haben. Warum?“ Ärztliches
Teammitglied 1 und 2 antworten – da Pat. bis gestern Optiflow hatte. Pflegefachkraft:
„Das weiß ich alles, aber es spricht nichts dagegen es bei 2l zu lassen“. Ärztliches
Teammitglied 2: „Langsam reduzieren, es sei denn in Sterbephase.“ Pflegefachkraft
äußert durch Mimik und Gemurmel Unmut … Ärztliches Teammitglied 3: „Was ist der Vorteil
von 2l?“ Pflegefachkraft: „Weniger Austrocknung der Schleimhäute – das ist bisher
gängiges Vorgehen auf der Palliativstation.“ Ärztliches Teammitglied 2: „Ich denke,
das ist patientenabhängig.“ Ärztliches Teammitglied 4: „Denke auch, das ist individuell
… Jeweils Reflexion auch hier im Team.“ Pflegefachkraft ist nicht einverstanden: „Braucht
Patient nicht.“ [Im Anschluss wird die nächste Patientin besprochen.] (Wöch. Multipr.
Teambspr., Forschungszyklus III, Pos. 197)
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Zurückhalten/Nichts-Sagen
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Vor dem Patientenzimmer (Visite): Ärztliches Teammitglied fragt in die Runde: „Kann
Pflegefachkraft 1 nochmal kommen? Hat Pflegefachkraft 1 Rücksprache mit Pflegefachkraft
2 gehalten?“
Dazu folgender Memo-Eintrag der Forschenden: „Niemand der Anwesenden sagt, dass das
[vorab heftig diskutierte Thema] bereits geklärt wurde; bei der Morgenbesprechung,
nachdem ärztliches Teammitglied bereits gegangen war.“ (Beobachtungsprotokolle Forschungszyklus
IV, Pos. 293)
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Beschwichtigen/Harmonisieren
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Ärztliches Teammitglied fragt Pflegefachkraft wie die personelle Situation ist. „Gestern
ja ungut.“ Pflegefachkraft antwortet: „Ja, heute keine Aufnahmen.“ Mitarbeitender
des palliativmedizinischen Konsildienstes (PMD) sagt daraufhin relativ harsch, dass
bitte vorab Info, wenn keine Neuaufnahmen, dann müssten Mitarbeitende des PMD nicht
45 Min. dabeisitzen. Ärztliches Teammitglied beschwichtigt und sagt, dass das ja auch
eigentlich so vereinbart ist und dieses Vorgehen jetzt wieder aufgenommen werden soll.
(Frühbesprechung, Forschungszyklus IV, Pos. 76)
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Nonverbale Kommunikation
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Ärztliches Teammitglied und Pflegefachkraft lesen in der Kurve und überlegen, wodurch
die Blutzuckerentgleisung des Patienten verursacht sein könnte. Ärztliches Teammitglied:
„Riecht der Urin? Vielleicht hat ein Infekt die Blutzuckerentgleisung verursacht.“
Pflegefachkraft: „Der Deku ist ja auf jeden Fall ein Infekt – ist offen, sicherlich
infiziert“ … Ärztliches Teammitglied: „Noch starker Pilzbefall?“ (Antwort der Pflegefachkraft
unverständlich). Ärztliches Teammitglied: „Heute nochmal Urin abnehmen.“ Pflegefachkraft:
„Kann man sicher machen, aber Deku ist definitiv infiziert.“ Pflegefachkraft geht,
ärztliches Teammitglied rollt mit den Augen, druckt Blutzuckerschema aus und klemmt
es in die Kurve. (Stützpunkt, Forschungszyklus III, Pos. 46)
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Die Beobachtungsdaten zeigen, dass für den Kontext von Palliative Care und Digitalisierung
die spezifische Prozessierung von Teamirritation und Teamvergewisserung v.a. hinsichtlich
der damit einhergehenden möglichen Praxiseffekte analytisch bedeutsam ist: Im Kontext
von Digitalisierungsprozessen zeichnen sich einerseits dort, wo unerwünschte Effekte
die Zusammenarbeit beeinträchtigen, konkrete Ansatzpunkte zur digitalen Unterstützung
ab – z.B. dann, wenn Vermeidungsstrategien zu ausstehenden Entscheidungen, unklaren
Aufträgen, Missverständnissen bzw. Informations- und Wissensbrüchen, Mehrarbeit und
Verzögerungen führen.
„(…) für mich ist oft nicht klar, was ist Brainstorming, was Auftrag – für meine Arbeit
brauche ich klare Aufträge.
Was ist der Auftrag, was ist die Entscheidung? … zu vage, vieles bleibt offen
. Ich will oft sagen: Ja, und jetzt?“ (Forschungszyklus III, Pos. 390)
Andererseits werden auch die Grenzen dessen deutlich, was sinnvoll digitalisierbar
ist und in Bezug auf die Prinzipien, Werte und als bewährt erachteten Routinen der
multiprofessionellen Zusammenarbeit NICHT digitalisiert werden sollte. Entsprechend
sind z.B. je nach Arbeitssituation Face-to-Face-Kommunikation sowie nonverbale Kommunikation
und Interaktion elementare, nicht digital ersetzbare, Bestandteile multiprofessioneller
Zusammenarbeit auf der Palliativstation. Sie sind sowohl für die gemeinsame Fallverständigung
und -bearbeitung als auch die zwischenmenschlich-emotionale Ebene sowie die aktive
Gestaltung, Umsetzung und kontinuierliche Reaktualisierung des Teamselbstverständnisses
essenziell (die Grenzen digital unterstützter Zusammenarbeit und Kommunikation werden
in einer gesonderten Publikation erläutert).
Diskussion
Neben einer zielgerichteten und situationsbezogenen Informationsübermittlung zwischen
den verschiedenen beteiligten Professionen ist essenziell, dass Technologieentwicklung
auch relevante Wissensaspekte berücksichtigt [22]
[23]
[24]
[25]
[26]. Die analytische Unterscheidung von Information und Wissen (und ihre weitere theoretisch
wie empirisch begründete Differenzierung) erscheint aus unserer Sicht als unabdingbar
zu berücksichtigen, wenn es um digital unterstützte Zusammenarbeit multiprofessioneller
Teams im Bereich Palliative Care geht. Sie eröffnet differenzierte Forschungs- sowie
technische Entwicklungsprozesse, die gezielt auf die palliativspezifischen Anforderungen
an eine ganzheitliche, patientenzentrierte Versorgung, die vielfältigen Bedürfnisse
der Teammitglieder, die Dynamiken ihrer täglichen Arbeit und die komplexen Abwägungs-
und Entscheidungsprozesse abgestimmt sind. Dies führt zu neuen, umfassend angelegten
digital unterstützten Arbeitssystemen [27]
[28], die wiederum den Weg für verbesserte Kommunikationswege und Interaktionsmodi ebnen
können.
Wissensdivergenzen auf der Palliativstation in Form von unterschiedlichen Perspektiven,
Relevanzsetzungen, Situationsdefinitionen oder als sinnvoll bewerteten Behandlungen
und Vorgehensweisen sind zwar alltäglich, haben aber unmittelbare Auswirkungen auf
die multiprofessionelle Zusammenarbeit (führen bspw. zu Missverständnissen im Team)
mit den jeweiligen, als mehr oder weniger konkret wahrgenommenen Praxisentscheidungen
und können den jeweiligen Handlungsauftrag verzögern oder erschweren. Die konsequente
Berücksichtigung und Integration von Wissen bzw. subjektiven Wissensperspektiven –
bspw. hinsichtlich der aktuellen Symptomlast, Behandlungsansätzen oder Weiterversorgungsoptionen
– im Zuge technischer Entwicklungsprozesse kann zur Sichtbarkeit berufsgruppen- und
personenbezogener Wissensdivergenzen im Team beitragen, diese reflexiv zugänglich
und bearbeitbar machen. Herausforderungen multiprofessioneller Zusammenarbeit, verschiedene
Typen des Informations- und Wissensaustauschs in ihren jeweiligen Räumen und Settings
sowie Teamaspekte, die mit den besonderen Rahmenbedingungen im Arbeitsbereich Palliative
Care und den gegebenen Handlungszusammenhängen einhergehen, erweisen sich als aufschlussreiche,
wissensbezogene Analysedimensionen, die dazu beitragen a) palliativspezifische Bedarfe
und Potenziale sinnvoller digitaler Unterstützung zu verstehen und b) passende Lösungsansätze
abzuleiten.
So sollten bestimmte Informationen und situativ relevantes Wissen (bspw. behandlungsrelevante
Eindrücke zur aktuellen Patientensituation) allen/bestimmten Berufsgruppen oder Personen
zuverlässig – und nicht ‚zufällig‘ – bekannt sein. Die systematische Unterscheidung
von Räumen und Settings des Informations- und Wissensaustauschs lässt multiprofessionelle
Zusammenarbeit als „sozialräumlichen Prozess“ [36] greifbar werden, ermöglicht es, Informations- und Wissensbrüche zu lokalisieren
und gezielt (digital) zu adressieren. Mehrarbeit, Verzögerungen und Unverständnis
können so verringert werden. Zudem gilt es, bei der Entwicklung digitaler Systeme
zur Unterstützung der Arbeitsabläufe, die jeweils spezifischen Logiken und Bedingtheiten
multiprofessioneller Kommunikation und Kollaboration zu beachten. Auf der Palliativstation
ist strategisch-dynamischer Informations- und Wissensaustausch wesentlich. Dementsprechend
müssen digital unterstützte Arbeitssysteme auch in der Lage sein, situative Änderungen,
typische Dynamiken und schnelle Handlungsbedarfe des Stationsalltags abzubilden und
einen zuverlässigen, kontinuierlichen, je aktualisierten Informations- und Wissensfluss
möglich zu machen [27].
Implikationen für die Technikentwicklung ergeben sich auch aus dem jeweiligen Teamverständnis,
das in den täglichen Arbeitsabläufen, Interaktionen und Aushandlungen wirksam wird.
Der arbeitsleitende ‚Wir-Bezug‘ [8]
[9]
[10]
[37] kommt auf der Palliativstation auch im Rahmen teamstabilisierender/-vergewissernder
Praktiken zum Ausdruck. Irritationen des ‚Wir‘ und stabilisierende/vergewissernde
Praktiken sind dabei keineswegs Phänomene, die nur auf der Palliativstation oder in
multiprofessionellen Teams auftreten. Vielmehr gelten sie in jeglichen sozialen Beziehungsgefügen
mit verschiedenen Akteuren – beispielsweise Familien und Paare – weitgehend als ‚normal‘
und werden entsprechend bearbeitet [38]. Ebenso wenig gilt es, Teamirritationen grundsätzlich zu vermeiden, da sich aus
ihnen auch produktive Impulse für die Zusammenarbeit ergeben können. Vor diesem Hintergrund
können spezifische Kommunikations- und Kollaborationssysteme als neuartige, zusätzliche
Technik-Akteure (i.S. von Bruno Latours Konzept der ‚Aktanten‘, die als aktive Bestandteile
sozio-technischer Interaktionszusammenhänge zwischen menschlichen und nichtmenschlichen
Elementen fungieren) [39] in der multiprofessionellen Zusammenarbeit neue Informations-, Wissens- und Interaktionswege
eröffnen. Dies kann nicht nur zur Überbrückung von räumlich-zeitlichen Asynchronitäten,
sondern auch von Routinen, etablierten Kommunikations- und Raumordnungen sowie Rollen
im Team beitragen. Beispielsweise, wenn hierarchisierte Konstellationen im Stationsalltag
zu einer zurückhaltenden Kommunikationspraxis führen und behandlungs- oder weiterversorgungsrelevante
Informationen und vorhandenes Wissen mündlich nicht konsequent weitergegeben/eingebracht
werden. Digital unterstützte Kommunikations- und Kollaborationssysteme könnten dann
als alternative (Text-)Kanäle genutzt werden – z.B. mittels entsprechender Mitteilungsfunktionen
– bestehende Interaktionsdynamiken umgehen und einen unmittelbaren und kontinuierlichen
Informations- und Wissensfluss befördern.
Die Potenziale wissensbasierter Digitalisierungsansätze liegen mit Blick auf multiprofessionelle
Zusammenarbeit im Bereich Palliative Care in ihrer Funktion als potenzieller ‘Wissens-/Wahrheitsirritator’
für eingespielte, etwaig unbefragte Deutungsroutinen, was jeweils der Fall ist. Das
heißt: Solche Ansätze befördern die Reflexion und damit Veränderbarkeit etablierter
bzw. bislang unhinterfragter Inhalte und Prozesse (z.B. Dokumentation, Abwägungen,
Entscheidungen) und können zur Egalisierung von Asymmetrien sowie der Nutzbarmachung
und Objektivierung der Fülle an unstrukturierten Daten und Wissensbeständen beitragen,
die in der täglichen Dokumentation und im teaminternen Austausch anfallen. Eine gemeinsame
Situationsdefinition des Teams im Sinne eines kollektiv geteilten Verständnisses dazu,
was wann weshalb/wozu von wem zu tun/nicht zu tun ist, kann befördert – und damit
die kontinuierliche Patienten(weiter)versorgung gestärkt werden. Ein Umsetzungsbeispiel
aus dem im Projekt PALLADiUM sukzessive entwickelten Funktionsdemonstrator/App-Prototyp
ist die ‚Symptomwolke’ als eine von vier optionalen Symptomdarstellungen [28]. Grundlage dieser Darstellung bildet die strukturierte und routinemäßig erfasste
Symptomdokumentation. Größe und Farbgebung der jeweiligen Symptome geben dabei Aufschluss
über Trend (gleichbleibend, zunehmend, abnehmend) und Intensität der erfassten Symptome.
Die zunächst kontraintuitive Darstellung kann den multiprofessionellen Austausch befördern
und zur Transparenz (professionsbedingt) heterogener Symptomwahrnehmungen und -bewertungen
beitragen. Mithilfe von Natural Language Processing (NLP) könnten zudem Symptome (farblich)
hervorgehoben werden, zu denen in der Dokumentation widersprüchliche Eintragungen
vorliegen.
Digitalisierung, die einen Mehrwert für den jeweiligen Arbeitszusammenhang liefern
soll, lässt sich nicht verallgemeinern, sondern muss die spezifischen Anforderungen
und Herausforderungen sowie organisationalen Rahmenbedingungen der jeweiligen Arbeitsfelder
berücksichtigen. Die wissensbasierte und streng arbeitsfeldorientierte Annäherung
an und Bearbeitung des ‚Digitalisierungspotenzials‘ auf der Palliativstation im Rahmen
der durchgeführten ethnografischen Einzelfallstudie zeigt dabei Digitalisierungsdimensionen
und -ansätze auf, die über diesen Bereich hinaus von Bedeutung sein können. Typische,
kontextgebundene Praktiken der Zusammenarbeit sowie die vielschichtigen relevanten
(Wissens-)Perspektiven im multiprofessionellen Team, die für das Verständnis digitaler
Transformationsprozesse in komplexen, hoch relationalen Arbeitsfeldern zentral sind,
konnten systematisch erfasst und analytisch erschlossen werden. Die Studie leistet
damit einen Beitrag zum grundlegenden Verständnis digitaler Transformation für Arbeitsbereiche,
die ähnlichen Logiken folgen und vor ähnlichen Herausforderungen stehen (Personenzentrierung,
multiprofessionelle Zusammenarbeit, heterogene Informations- und Wissens- sowie Kompetenzlagen).
Beispielbereiche, in denen die weiterführende Erforschung wissensbasierter Digitalisierung
ertragreich erscheint, sind stationäre Hospize, Geriatrie, stationäre und häusliche
Altenpflege sowie die ambulante Palliativversorgung.
Kernbotschaft
Wissensbasierte Digitalisierungsansätze im Bereich Palliative Care zeigen Potenziale
auf, die die multiprofessionelle Kommunikation und Kollaboration und damit die kontinuierliche
Patientenversorgung stärken können. Sie können dazu beitragen, Informations- und Wissensbrüche
zu verringern, die Transparenz und Reflexion zum jeweiligen Vorgehen, zu Entscheidungen,
ausstehenden Aufgaben und Behandlungen zu erhöhen, Asynchronität zu überbrücken und
unerwünschte Effekte der jeweils etablierten (aber nicht unveränderlichen) Teampraxis
zu reduzieren. Die analytische Unterscheidung von Information und Wissen eröffnet
neue Forschungsperspektiven sowie neuartige technische Entwicklungsprozesse, die gezielter
auf das jeweilige Handlungsfeld, die vielfältigen Bedürfnisse der Teammitglieder und
die Dynamiken der täglichen Arbeit abgestimmt sind.
Datenerhebung und -auswertung
Datenerhebung und -auswertung
Teilnehmende Beobachtungen: SP (PhD, weiblich, Erhebung und Auswertung Forschungszyklen
I–IV), SG (MA, weiblich, Erhebung und Auswertung Forschungszyklen I–II), AE (MA, weiblich,
Auswertung Forschungszyklen I–IV), SK (PhD, weiblich, Auswertung Forschungszyklus
IV); Fokusgruppen: SP (Erhebung Fokusgruppen I, III, V, VI; Auswertung Fokusgruppen
I–VI), SG (Erhebung Fokusgruppen I, II, IV; Auswertung Fokusgruppen I–III), AE (Auswertung
Fokusgruppen I–V) SK (Auswertung Fokusgruppen V–VI), MM (MSc, männlich, Erhebung Fokusgruppen
I–III), MW (MSc, männlich, Erhebung Fokusgruppen IV–VI).