Die medikamentöse Therapie nach einer Transplantation ist umfangreich - daher nutzen
Nephrologen gerne jede sich bietende Möglichkeit, Tabletten einzusparen. Denn warum
soll der Patient zweimal täglich ein Medikament einnehmen, wenn es auch mit einer
einmal täglichen Gabe geht? Seit letztem Herbst setzt Dr. Thomas Rath, leitender Arzt
der Abteilung für Nephrologie und Transplantationsmedizin am Klinikum Kaiserslautern,
das Immunsuppressivum Advagraf® (Tacrolimus mit verlängerter Wirkstofffreisetzung)
zur einmal statt zweimal täglichen Gabe ein. Hat diese Tacrolimus-Formulierung die
Bewährungsprobe im klinischen Alltag aus ärztlicher Sicht bestanden und wie kommen
die Patienten damit zurecht? Der Nephrologe hat mit uns über seine Erfahrungen gesprochen.
Thomas Rath
? Bei welchen Patienten haben Sie die neue Formulierung des Calcineurininhibitors
Tacrolimus mit verlängerter Wirkstofffreisetzung zur Einmaldosierung bisher eingesetzt?
Dr. Thomas Rath: Da man sich an ein neues Medikament immer auch ein wenig "herantasten" muss, haben
wir zunächst nur Patienten in der Transplantationsnachsorge behandelt, die auf die
klassische Tacrolimus-Formulierung zur Zweimalgabe (Prograf®) eingestellt waren und
einen stabilen Verlauf hatten. Mittlerweile bekommen bei uns die frisch Transplantierten
nur noch die ersten Tage Prograf® - da am Anfang mehr Dosisanpassungen notwendig sein
können, bietet die zweimal tägliche Dosierung unter Umständen einen leichten Vorteil.
Danach werden alle Patienten dann automatisch auf Advagraf®, die Tacrolimus-Formulierung
mit verlängerter Wirkstofffreisetzung, umgestellt.
? Konnten Sie in den ersten Monaten der klinischen Anwendung zwischen den beiden Formulierungen
Unterschiede bei der Wirksamkeit und Verträglichkeit feststellen?
Rath: Nein. Die retardierte Tacrolimus-Formulierung ist genauso wirksam und genauso gut
verträglich wie die klassische Formulierung zur Zweimalgabe. Wir bemerken keinerlei
Verschlechterung der Nierenfunktion, auch was die Nebenwirkungen betrifft unterscheiden
sich die beiden Medikamente nicht.
? Welchen Vorteil bietet aus Ihrer Sicht die Einmalgabe Ihnen und Ihren Patienten?
Rath: Umso einfacher das Therapiekonzept ist, umso besser ist es natürlich. Wenn wir die
Patienten fragen, wie sie mit dem neuen Medikament zurechtkommen, erhalten wir ein
durchweg positives Echo. Viele begrüßen die einfacheren Einnahmemodalitäten.
Wie man mittlerweile weiß, ist eine Einmalgabe ausgesprochen förderlich für die dauerhafte
Therapietreue - die medikamentöse Compliance. Mithilfe einer Patientenbefragung im
letzten Herbst haben wir die Risikosituation für Non-Compliance herausgearbeitet und
mussten feststellen, dass ein ordentlicher Prozentsatz der Patienten gefährdet ist,
non-compliant zu sein. Unserer Meinung nach ist die Akzeptanz eines Medikaments, das
nur einmal täglich genommen werden muss, deutlich höher. Dies verbessert die Compliance
und erhöht damit im Endeffekt natürlich auch die Langzeitfunktionsraten der Transplantate.
Für das medizinische Personal ist dieser Aspekt in der ambulanten Nachsorge eher von
untergeordneter Bedeutung und auch in der stationären Betreuung spielt es keine relevante
Rolle, ob abends noch eine Tablette mehr hergerichtet werden muss. Der Hauptvorteil
liegt definitiv auf Patientenseite.
? Was ist bei der Neu-Einstellung bzw. Umstellung von der klassischen auf die retardierte
Formulierung zu beachten? Wie wird die Initialdosis bestimmt und wie erfolgt die Dosisanpassung?
Rath: Wir orientieren uns an der Tagesdosis, die der Patient vor der Umstellung eingenommen
hat. Angenommen, die Tagesdosis Prograf® lag bei 8 mg - 4 mg am Morgen und 4 mg am
Abend - dann bekommt er am nächsten Tag 8 mg Advagraf® als Einmaldosis morgens verabreicht.
Wir kontrollieren dann, wie üblich, ein paar Tage später den Spiegel und passen bei
Bedarf die Dosis an.
Im Prinzip funktioniert diese 1:1-Umstellung vom einen auf den anderen Tag. Wir haben
nicht den Eindruck, dass wir bei der Umstellung mehr oder weniger geben müssen. Natürlich
sind in der frühen Phase nach Transplantation Dosisanpassungen häufiger, weil sich
der Körper erst mit den Medikamenten sättigen muss und unter Umständen auch noch Umstellungen
innerhalb des Körpers stattfinden, wenn Begleitmedikationen vorliegen. Im Langzeitverlauf
sind die Tagesdosen bei den meisten Patienten sehr stabil.
? Wie beurteilen Ihre Patienten die neue Möglichkeit der Einmalgabe und wo sehen Sie
konkrete Vorteile?
Rath: Die Patienten sind mit der Einmalgabe sehr zufrieden. Sie sagen, es sei einfacher
und leichter, diese in den Tagesablauf zu integrieren. Zwischen der Morgen- und der
Abendeinnahme sollten ja im Idealfall ziemlich genau zwölf Stunden liegen - mit einer
gewissen Toleranz: Wenn sie morgens um sieben eine Tablette einnehmen, müssen sie
abends um sieben die nächste Tablette einnehmen. Oft ist man aber unterwegs oder vergisst
es einfach. Da ist es einfacher, nur einmal morgens, zum Beispiel beim Zähneputzen,
daran denken zu müssen. Den konkreten Vorteil sehe ich darin, dass man mit einer leichteren
Einnahme die Therapietreue des Patienten erhöhen kann - und eine bessere Einnahmequalität
heißt im Endeffekt eine bessere und längere Transplantatfunktion.
! Vielen Dank für das Gespräch Herr Dr. Rath.
Dieser Beitrag entstand mit freundlicher Unterstützung der Astellas Pharma GmbH, München