Verantwortlich für diese Rubrik: Manfred Wolfersdorf, Bayreuth; Iris Hauth, Berlin
Dr. med. Manfred Koller, Ärztlicher Direktor des Asklepios-Fachklinikums Göttingen,
Sprecher der Arbeitsgruppe Gerontopsychiatrie der BDK
Ergebnisqualität in der Gerontopsychiatrie
Mit der Einführung eines neuen Entgeltsystems in der Psychiatrie wird die Forderung
nach einer Erfassung der Ergebnisqualität erhoben. Zu fordern ist, dass die Ergebnisse
der Abfragen wissenschaftlich haltbar sein müssen und mit späteren Abrechnungssystemen
verknüpfbar sind.
Die AG Gerontopsychiatrie hat am 13.Juni 2008 festgestellt:
Die Gerontopsychiatrie hat als Behandlungsauftrag:
Diagnostik und Therapie von Verhaltensstörungen bei Demenz, Deliren und Verwirrtheit,
Depressionen, Suchtkranken im Alter und "Perspektivenklärung" bei und Behandlung von
hilfsbedürftigen multimorbiden Patienten. Die Behandlung dieser Patienten lässt sich
nicht mit den gleichen Instrumenten der Ergebnismessung abbilden wie die der Allgemeinpsychiatrie.
Der Einsatz von Selbstbewertungsskalen lässt bei einem hohen Anteil Demenzkranker
keine validen Aussagen zu.
Daten über Verweildauer und Wiederaufnahmehäufigkeit [1] bieten kein zuverlässiges Qualitätskriterium, wenn multimorbide Patienten zwischen
somatischen und psychiatrischen Bereichen wechseln. Kipp et al. [2] beschreiben, dass Stadtbevölkerung bei kürzeren Verweildauern doppelt so viele Betten
beanspruche wie Landkreisbevölkerung - bei längeren Verweildauern.
Wollte man erfassen, inwieweit der regionale Versorgungsauftrag erfüllt wird, unterscheiden
sich soziale, ökonomische, ethnische und demografische Bedingungen.
Der MMSE kann nicht früh eingesetzt werden, weil die Aufmerksamkeit der Patienten
durch die stationäre Aufnahme okkupiert ist. Er erfasst zudem keine Verhaltensänderung.
CERAD und NOSGER erfassen die prognostischen Kriterien einer Demenz, sind aber nicht
veränderungssensitiv [3]. Die in der Basisdokumentation (BaDo) enthaltenen Instrumente eignen sich nicht,
denn im CGI bleibt ein dementer Patient trotz deutlicher Besserung der Zielsymptome
"deutlich krank" und im GAF bleibt ein dementer oder körperlich schwerbehinderter
Patient auch bei guter Besserung der Zielsymptomatik unter 10 Punkten.
Die Arbeitsgruppe schlägt deshalb als Instrumente vor:
-
Das Neuro-Psychiatric Inventory (Cummings et al.). Es erfasst den psychopathologischen Befund hinreichend veränderungssensitiv.
-
Den Barthel-Index zur Erfassung der körperlichen Verfassung.
-
Den Body-Mass-Index als Hinweis auf die Ernährungssituation.
Diagnosebezogen können zusätzlich angewandt werden
die Geriatric Depression Scale (GDS) und MADRS bei Depressionen.
MMSE und Uhrentest, ggf. DemTect bei Demenz
Termine
Frühjahrstagung der BDK
am 23. und 24. April 2009, Ort der Veranstaltung steht noch nicht fest
Herbsttagung der BDK
am 22. und 23. Oktober 2009 in Liebenburg (Prof. Dr. Pajonk)