"Wieder mit dem Fahrrad zum Bridge radeln zu können, das war der Wunsch einer Patientin
mit Coxarthrose, die vor einiger Zeit in meine Praxis kam", berichtete Ulf Schutter,
Marl. Dies war ihr schon lange Zeit nicht mehr möglich - trotz einer Schmerztherapie
mit einem nichtsteroidalen Antirheumatikum. Sie litt an stärksten Schmerzen und darüber
hinaus an Nebenwirkungen wie Magenproblemen. Heute, nach der Umstellung der Behandlung
auf retardiertes Oxycodon/Naloxon (Targin®) ist nicht nur dieser Wunsch in Erfüllung
gegangen: "Die Patientin kann ihre tägliche Besorgungen wieder selbst erledigen, und
sie hat sich einer Sportgruppe angeschlossen", so Schutter, "für sie pure Lebensqualität!"
Dass dies kein Einzelfall ist, das untermauerte der Schmerztherapeut mit den Daten
einer aktuellen, nicht interventionellen Multicenterstudie, deren Ergebnisse er im
Rahmen des diesjährigen IASP World Congress on Pain in Glasgow erstmals international
präsentierte. Denn hier zeigte die retardierte Fixkombination aus Oxycodon und Naloxon
genau dieses Potenzial im Praxistest - eine hohe Lebensqualität auf Basis einer effizienten
und gleichzeitig überlegen verträglichen Analgesie.
Praxistest bestätigt hohe analgetische Wirkung ...
Praxistest bestätigt hohe analgetische Wirkung ...
So reduzierten sich die Schmerzen der 7 836 Studienteilnehmer, die vor allem an starken
Schmerzen des Bewegungsapparats litten, unter der Gabe von retardiertem Oxycodon/Naloxon
signifikant um 40 bzw. 50 %, je nachdem, ob die Patienten bereits mit Opioiden vorbehandelt
worden waren (n = 5 849) oder ob sie bis dato noch keine Opioide erhalten hatten (n
= 1 963). "Vor der Umstellung auf Targin® waren 58 % der opioidnaiven und 35 % der
opioidvorbehandelten Patienten analgetisch schlecht oder sehr schlecht eingestellt",
berichtete Schutter. Nach der vierwöchigen Beobachtungsphase waren dagegen 70 % der
opioidnaiven und 50 % der opioidvorbehandelten Patienten mit der Anfangsdosierung
gut eingestellt.
Die Schmerzintensität der opioidnaiven Patienten (gemessen anhand der "numeric rating
scale" = NRS) lag zu Beginn der Studie im Schnitt noch bei einem Wert von 5,9 - laut
Schutter eine "unzumutbare Lebenssituation". Am Tag 28 waren sie jedoch durchschnittlich
auf einen Wert von 3 gesunken. Ein gutes Therapieergebnis, denn "bei einer NRS-Reduktion
um 3 Stufen kann man in etwa von einer Verdopplung der Lebensqualität ausgehen", meinte
Schutter.
... bei überlegener Verträglichkeit
... bei überlegener Verträglichkeit
Gleichzeitig verbesserte sich die Darmfunktion der Patienten signifikant: So verringerte
sich mit der Fixkombination aus Oxycodon und Naloxon der sogenannte "Bowel Function
Index" bei den opioidnaiven Patienten von 23,3 auf 12 Punkte. Bei den opioidvorbehandelten
Patienten reduzierte er sich sogar um 27 Punkte auf ebenfalls praktisch normale Werte.
Dass sich zudem auch opioidtypische Symptome wie Obstipation, Übelkeit und Schwindel
bei den Patienten, die im Vorfeld noch keine Opioide erhalten hatten, um knapp die
Hälfte reduzierten, beeindruckte Schutter besonders.
Neben der besseren Beweglichkeit durch die geringeren Schmerzen und der damit "angekurbelten"
Darmfunktion oder einer veränderten Wahrnehmung des Problems aufgrund der höheren
Lebensqualität könnte zu diesem positivem Ergebnis nach Ansicht Schutters ein weiterer
Mechanismus beitragen: "Bei starken Schmerzen produziert der Körper Endorphine, die
an den gleichen Rezeptoren wie exogen verabreichte Opioide binden können - eben auch
an die Rezeptoren am Plexus myentericus. Somit könnten auch Endorphine eine opioidinduzierte
Obstipation verursachen, die wiederum über die Gabe von Naloxon gelindert werden könnte."
Bei den mit Opioiden vorbehandelten Patienten traten diese opioidtypischen Symptome
erwartungsgemäß häufiger auf, sodass der positive Effekt von Oxycodon/Naloxon bei
dieser Patientengruppe noch größer ist.
Ergebnis: 50 % mehr Lebensqualität
Ergebnis: 50 % mehr Lebensqualität
Dementsprechend steigerte sich die Lebensqualität der Studienteilnehmer durch die
Umstellung der Schmerztherapie auf die Fixkombination um 40-50 % (opioidvorbehandelte
bzw. -naive Patienten). Dieses Ergebnis ist umso bemerkenswerter, da es die immer
noch gängige Meinung eindrucksvoll widerlegt, dass unter einer Opioidtherapie - auch
trotz einer deutlichen Schmerzreduktion - die Lebensqualität der Patienten stets sinke,
betonte Schutter.
Deutlich wurde die höhere Lebensqualität der Patienten zum einen in einer höheren
Aktivität im täglichen Leben: Nach einer Therapiedauer von 4 Wochen hatte sich ihre
Fähigkeit zu arbeiten, soziale Kontakte zu pflegen und Lebensfreude zu empfinden,
verdoppelt, die Patienten waren viel weniger auf fremde Hilfe angewiesen. Zudem verbesserte
sich die Schlafqualität innerhalb der 4-wöchigen Therapiephase um 57 %.
Retardiertes Oxycodon/Naloxon im Arzturteil
Retardiertes Oxycodon/Naloxon im Arzturteil
Die Studienärzte beurteilten die Therapie mit der retardierten Fixkombination aus
Oxycodon und Naloxon bei opioidnaiven Patienten ebenfalls positiv: 90 % bewerteten
sowohl die Verträglichkeit als auch die Wirksamkeit als "sehr gut" bis "gut". Die
Vortherapie schnitt im Arzturteil dagegen deutlich schlechter ab: Nur 5,8 % bzw. 36
% der behandelnden Ärzte gaben dieser bezüglich der Wirksamkeit bzw. Verträglichkeit
die Noten 1 oder 2. "Damit zeigt diese Studie eine neue Behandlungsqualität", so Schutter.
In Deutschland wurde die retardierte Fixkombination aus Oxycodon und Naloxon schon
vor 2 Jahren zur Therapie starker bis sehr starker Schmerzen in einem beschleunigten
Verfahren zugelassen - ein deutlicher Hinweis auf die Erwartung der Experten in das
Präparat. Jetzt soll die europaweite Zulassung folgen.
sts
Quellen: "Targin® schafft Lebensqualität - Neue Daten bestätigen starke Wirksamkeit
und überlegene Verträglichkeit" veranstaltet von Mundipharma, Limburg, im Rahmen des
12th World Congress on Pain (IASP)
Dieser Bericht entstand mit freundlicher Unterstützung von Mundipharma, Limburg
Erstpublikation: Notfall & Hausarztmedizin 2008; 34 (8+9): 454