Flugmedizin · Tropenmedizin · Reisemedizin - FTR 2008; 15(4): 202-203
DOI: 10.1055/s-0028-1114284
DFR-Mitteilungen

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York

Liebe Mitglieder des Deutschen Fachverbands Reisemedizin,

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Publication Date:
24 December 2008 (online)

 
Table of Contents
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Ursula Mikulicz, stellvertretende Vorsitzende des DFR

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Dr. Rosemarie Mazzola.

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Dr. Günther Schmolz.

auf Anregung unseres langjährigen Mitgliedes Dr. Günther Schmolz, Leiter des Landesgesundheitsamtes (LGA) Baden-Württemberg, hat der DFR am 26. und 27. September 2008 seine Jahrestagung in den Räumen des LGA in Stuttgart abgehalten. An dieser Stelle danken wir dem Kollegen Schmolz und seinen Mitarbeitern noch einmal sehr herzlich für ihre Gastfreundschaft!

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Auftakt mit Diskussion schwieriger reisemedizinischer Fälle

Die etwas mehr als 100 Teilnehmer erlebten eine sehr anregende, instruktive Tagung. Es ist mittlerweile zu einer allseits sehr geschätzten Institution geworden, das Programm mit der Diskussion schwieriger Fällen aus der Praxis der reisemedizinischen Beratung zu beginnen. Und so stellte Dr. Rosemarie Mazzola, Freiburg, unter anderem den Fall einer kleinen Patientin unter immunsuppressiver Behandlung vor, deren Eltern eine Beratung wegen einer geplanten Urlaubsreise nach Südportugal erbeten hatten. In einer detailliert dargestellten Risikoanalyse kam Mazzola zu dem Schluss, in Anbetracht des im geplanten Urlaubsgebiet bestehenden Leishmanioserisikos müsse von der Reise abgeraten werden.

Von Ulla Kröckel, Regensburg, lernten wir Einzelheiten über die Testung von Repellentien. Dr. Kathrin Tintelnot, RKI Berlin, gab einen Überblick über importierte Systemmykosen. Diese werden insbesondere nach Aufenthalten in (tropischen) Höhlen gefunden. Die klinische Symptomatik wird häufig erst nach sehr langer Zeit beobachtet. Dr. Stefan Leutzbach, Bad Säckingen, stellte in einem ausgesprochen "bildreichen" Vortrag Besonderheiten, Möglichkeiten und die Rolle der Radiologie in der Diagnostik von Tropenkrankheiten vor.

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Infektiologische Folgen des Klimawandels

Den Vormittag des 27. September 2008 gestalteten Mitarbeitern des LGA Stuttgart, die sich schwerpunktmäßig mit den infektiologischen Folgen der Klimaveränderung für Deutschland befassten. Nach Prof. Peter Kimmig sind allerdings die Seuchen früherer Jahrhunderte kaum eine bedeutende Gefahr, da sie in erster Linie durch den damaligen Hygienestandard und bestimmte ökologische Gegebenheiten bedingt waren.

Problematisch sind jedoch durch Arthropoden übertragene Erkrankungen: Zunächst siedelt sich ein bestimmter, Wärme liebender Vektor (Insekt/Zecke/Milbe) in einem Gebiet neu an und breitet sich aus, in einem 2. Schritt werden über diese Vektoren dann Erreger eingeschleppt. Besondere Bedeutung kommt dabei dem unkontrollierten Import von Hunden aus dem Mittelmeerraum zu: Hunde sind einerseits typischer Wirt der braunen Hundezecke, die (im Gegensatz zu der in Deutschland heimischen Zecke) in Wohnräumen schnell große Populationen aufbauen kann und als Überträger von Rickettsiosen Bedeutung hat. Andererseits gelten Hunde nicht nur als Hauptreservoir der Rickettsiosen, sondern auch der humanpathogenen Leishmanienarten. Deren Vektoren (Phlebotomen) sind mittlerweile auch in Deutschland nachgewiesen und haben hier bereits zu autochthonen Leishmaniosen geführt. Dr. Rainer Oehme gab einen Überblick über FSME- und Borreliose-Prävalenzen in Deutschland.

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Vom Hantavirus bis hin zur Gesundheitsfürsorge für Pilger

Stefan Brockmann beschäftigte sich mit humanpathogenen Hantavirus-Erkrankungen, die in Deutschland vorwiegend durch Rötelmausexkremente übertragen werden. Als Erregerquelle des Q-Fiebers, über das Dr. Christiane Wagner-Wiening referierte, gelten insbesondere Wiederkäuer. Neben sporadischen Fällen wird in letzter Zeit auch über einige größere Ausbrüche berichtet. Mit großem Interesse folgten die Teilnehmer den Ausführungen von Dr. Günter Pfaff über internationale Gesundheitsvorschriften und ihre Auswirkungen für die ärztliche Praxis (Ausstellung von ärztlichen Bescheinigungen, Meldepflichten zu übertragbaren Erkrankungen). In seinem hochinteressanten Vortrag führte Schmolz uns in die religiösen Grundlagen der Pilgerfahrten Hajj und Umra und deren medizinische Implikationen ein.

Die Folgen des willentlichen oder versehentlichen Konsums halluzinogener Pilze stellte Dr. Rudolf Pfab, München, in einem sehr humorvollen Referat dar. Auf die Bedeutung von Gelbfieber und Japanischer Enzephalitis (JE) in der reisemedizinischen Beratung wies noch einmal Dr. Norbert Krappitz hin. In letzter Zeit traten sogar JE-Erkrankungen bei Touristen nach einem Kurzzeitaufenthalt in Endemiegebieten auf. G. Müller erläuterte die Rückholentscheidungskriterien einer Assistance.

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Kongressdinner im Stuttgarter Fernsehturm.

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Besucher der Industrieausstellung. Bilder: I. Bergmann/A. Michel

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Studienexkursionen zunehmend beliebter

Der letzte Teil der Tagung widmete sich unter der Leitung von Dr. Ulrich Klinsing noch einmal den reisemedizinischen Studienexkursionen. Sie erfreuen sich zunehmender Beliebtheit bei unseren Mitgliedern. Dr. Tomas Jelinek stellte die Kurse für klinische Tropenmedizin in Äthiopien, Brasilien, Indien und Ghana vor. Dr. Carsten Kurth berichtete über eine Studienexkursion nach Tanzania, auf der eine Gruppe von DFR-Mitgliedern ihre auf den Exkursionen nach Indien und Ecuador gemachten Erfahrungen abrunden konnten.

Krappitz informierte über die geplante tauchmedizinische Exkursionen nach Ägypten, Peter Zabel plant eine Studienreise nach Namibia.

Nicht unerwähnt soll das Kongressdinner bleiben, das alle Teilnehmer auf dem Stuttgarter Fernsehturm vereinte. Bei einem Glas Sekt auf der Aussichtsplattform des Turmes genossen wir den Anblick der hell erleuchteten Stadt. Danach gab ein ausgezeichnetes Abendessen in den festlichen Räumen des Restaurants Gelegenheit für viele interessante und freundschaftliche Gespräche.

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Einladung zur Jahrestagung 2009

Merken Sie sich schon jetzt den Termin für unsere nächste Jahrestagung vor: 18.-19. September 2009

 
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Ursula Mikulicz, stellvertretende Vorsitzende des DFR

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Dr. Rosemarie Mazzola.

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Dr. Günther Schmolz.

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Kongressdinner im Stuttgarter Fernsehturm.

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Besucher der Industrieausstellung. Bilder: I. Bergmann/A. Michel