Ursula Mikulicz, stellvertretende Vorsitzende des DFR
Dr. Rosemarie Mazzola.
Dr. Günther Schmolz.
auf Anregung unseres langjährigen Mitgliedes Dr. Günther Schmolz, Leiter des Landesgesundheitsamtes
(LGA) Baden-Württemberg, hat der DFR am 26. und 27. September 2008 seine Jahrestagung
in den Räumen des LGA in Stuttgart abgehalten. An dieser Stelle danken wir dem Kollegen
Schmolz und seinen Mitarbeitern noch einmal sehr herzlich für ihre Gastfreundschaft!
Auftakt mit Diskussion schwieriger reisemedizinischer Fälle
Auftakt mit Diskussion schwieriger reisemedizinischer Fälle
Die etwas mehr als 100 Teilnehmer erlebten eine sehr anregende, instruktive Tagung.
Es ist mittlerweile zu einer allseits sehr geschätzten Institution geworden, das Programm
mit der Diskussion schwieriger Fällen aus der Praxis der reisemedizinischen Beratung
zu beginnen. Und so stellte Dr. Rosemarie Mazzola, Freiburg, unter anderem den Fall
einer kleinen Patientin unter immunsuppressiver Behandlung vor, deren Eltern eine
Beratung wegen einer geplanten Urlaubsreise nach Südportugal erbeten hatten. In einer
detailliert dargestellten Risikoanalyse kam Mazzola zu dem Schluss, in Anbetracht
des im geplanten Urlaubsgebiet bestehenden Leishmanioserisikos müsse von der Reise
abgeraten werden.
Von Ulla Kröckel, Regensburg, lernten wir Einzelheiten über die Testung von Repellentien.
Dr. Kathrin Tintelnot, RKI Berlin, gab einen Überblick über importierte Systemmykosen.
Diese werden insbesondere nach Aufenthalten in (tropischen) Höhlen gefunden. Die klinische
Symptomatik wird häufig erst nach sehr langer Zeit beobachtet. Dr. Stefan Leutzbach,
Bad Säckingen, stellte in einem ausgesprochen "bildreichen" Vortrag Besonderheiten,
Möglichkeiten und die Rolle der Radiologie in der Diagnostik von Tropenkrankheiten
vor.
Infektiologische Folgen des Klimawandels
Infektiologische Folgen des Klimawandels
Den Vormittag des 27. September 2008 gestalteten Mitarbeitern des LGA Stuttgart, die
sich schwerpunktmäßig mit den infektiologischen Folgen der Klimaveränderung für Deutschland
befassten. Nach Prof. Peter Kimmig sind allerdings die Seuchen früherer Jahrhunderte
kaum eine bedeutende Gefahr, da sie in erster Linie durch den damaligen Hygienestandard
und bestimmte ökologische Gegebenheiten bedingt waren.
Problematisch sind jedoch durch Arthropoden übertragene Erkrankungen: Zunächst siedelt
sich ein bestimmter, Wärme liebender Vektor (Insekt/Zecke/Milbe) in einem Gebiet neu
an und breitet sich aus, in einem 2. Schritt werden über diese Vektoren dann Erreger
eingeschleppt. Besondere Bedeutung kommt dabei dem unkontrollierten Import von Hunden
aus dem Mittelmeerraum zu: Hunde sind einerseits typischer Wirt der braunen Hundezecke,
die (im Gegensatz zu der in Deutschland heimischen Zecke) in Wohnräumen schnell große
Populationen aufbauen kann und als Überträger von Rickettsiosen Bedeutung hat. Andererseits
gelten Hunde nicht nur als Hauptreservoir der Rickettsiosen, sondern auch der humanpathogenen
Leishmanienarten. Deren Vektoren (Phlebotomen) sind mittlerweile auch in Deutschland
nachgewiesen und haben hier bereits zu autochthonen Leishmaniosen geführt. Dr. Rainer
Oehme gab einen Überblick über FSME- und Borreliose-Prävalenzen in Deutschland.
Vom Hantavirus bis hin zur Gesundheitsfürsorge für Pilger
Vom Hantavirus bis hin zur Gesundheitsfürsorge für Pilger
Stefan Brockmann beschäftigte sich mit humanpathogenen Hantavirus-Erkrankungen, die
in Deutschland vorwiegend durch Rötelmausexkremente übertragen werden. Als Erregerquelle
des Q-Fiebers, über das Dr. Christiane Wagner-Wiening referierte, gelten insbesondere
Wiederkäuer. Neben sporadischen Fällen wird in letzter Zeit auch über einige größere
Ausbrüche berichtet. Mit großem Interesse folgten die Teilnehmer den Ausführungen
von Dr. Günter Pfaff über internationale Gesundheitsvorschriften und ihre Auswirkungen
für die ärztliche Praxis (Ausstellung von ärztlichen Bescheinigungen, Meldepflichten
zu übertragbaren Erkrankungen). In seinem hochinteressanten Vortrag führte Schmolz
uns in die religiösen Grundlagen der Pilgerfahrten Hajj und Umra und deren medizinische
Implikationen ein.
Die Folgen des willentlichen oder versehentlichen Konsums halluzinogener Pilze stellte
Dr. Rudolf Pfab, München, in einem sehr humorvollen Referat dar. Auf die Bedeutung
von Gelbfieber und Japanischer Enzephalitis (JE) in der reisemedizinischen Beratung
wies noch einmal Dr. Norbert Krappitz hin. In letzter Zeit traten sogar JE-Erkrankungen
bei Touristen nach einem Kurzzeitaufenthalt in Endemiegebieten auf. G. Müller erläuterte
die Rückholentscheidungskriterien einer Assistance.
Kongressdinner im Stuttgarter Fernsehturm.
Besucher der Industrieausstellung. Bilder: I. Bergmann/A. Michel
Studienexkursionen zunehmend beliebter
Studienexkursionen zunehmend beliebter
Der letzte Teil der Tagung widmete sich unter der Leitung von Dr. Ulrich Klinsing
noch einmal den reisemedizinischen Studienexkursionen. Sie erfreuen sich zunehmender
Beliebtheit bei unseren Mitgliedern. Dr. Tomas Jelinek stellte die Kurse für klinische
Tropenmedizin in Äthiopien, Brasilien, Indien und Ghana vor. Dr. Carsten Kurth berichtete
über eine Studienexkursion nach Tanzania, auf der eine Gruppe von DFR-Mitgliedern
ihre auf den Exkursionen nach Indien und Ecuador gemachten Erfahrungen abrunden konnten.
Krappitz informierte über die geplante tauchmedizinische Exkursionen nach Ägypten,
Peter Zabel plant eine Studienreise nach Namibia.
Nicht unerwähnt soll das Kongressdinner bleiben, das alle Teilnehmer auf dem Stuttgarter
Fernsehturm vereinte. Bei einem Glas Sekt auf der Aussichtsplattform des Turmes genossen
wir den Anblick der hell erleuchteten Stadt. Danach gab ein ausgezeichnetes Abendessen
in den festlichen Räumen des Restaurants Gelegenheit für viele interessante und freundschaftliche
Gespräche.
Einladung zur Jahrestagung 2009
Einladung zur Jahrestagung 2009
Merken Sie sich schon jetzt den Termin für unsere nächste Jahrestagung vor: 18.-19. September 2009