Liebe Leserinnen, liebe Leser,
„180 Tonnen Gammelfleisch in Umlauf gebracht“. Durchschnittlich alle 3 Monate ist
in den zurückliegenden 9 Jahren ein größerer Lebensmittelskandal in Europa bekannt
geworden. „Klonfleisch, Schinkenimitat, Kunstkäse“, „An vollen Töpfen verhungern“,
„Die Deutschen werden immer fetter“ – diese Schlagzeilen und Begriffe stehen für die
Ernährungssituation in Deutschland und vielen anderen Industriestaaten, in denen die
Versorgung der Bevölkerung ganz überwiegend mit industriell hergestellten Nahrungsmitteln
erfolgt. Diese Industrie-Nahrungsmittel werden (natürlich) nicht nach ernährungsphysiologischen
und gesundheitlichen Gesichtspunkten, sondern ausschließlich nach wirtschaftlichen
Erwägungen hergestellt. Dabei wird nicht immer Rücksicht auf den Verbraucher oder
seine Gesundheit genommen, wie die vielen Lebensmittelskandale zeigen. Eine gewisse
Mitschuld trägt der Konsument aber selbst, da er nicht willens (oder nicht in der
Lage) ist, für hochwertige Lebensmittel einen entsprechenden Preis zu zahlen. Daher
stellt die Nahrungsmittelindustrie überwiegend die vom Verbraucher erwarteten billigen,
aber damit auch minderwertigen Produkte her, die dann unter Zugabe verschiedener Chemikalien
wie Geschmacksverstärker, Farbstoffe, Aromastoffe „veredelt“ werden. Mit derartigen
Produkten ist eine gesunde Ernährung nicht möglich.
Wenn offizielle Ernährungsempfehlungen immer noch gravierende Zusammenhänge, wie die
genetische Adaptation des modernen Menschen an bestimmte Nahrungsmittel und Ernährungsweisen,
übergehen und längst widerlegte Ansichten und Lehrmeinungen („Fett macht fett“, „Getreide
ist unabdingbar“, „Rotes Fleisch macht krank“ etc.) tapfer verteidigen, ist dies einer
Umgestaltung unserer heutigen Ernährungsweise unter gesundheitlichen Gesichtspunkten
nicht förderlich. Bevölkerungsgruppen, die viel Fleisch oder Fisch essen (Massai,
Eskimos), haben deutlich geringere Herzinfarkt- und Krebsraten als wir. Überwiegend
von Getreide lebende, nicht übergewichtige Inder haben eine höhere Herzinfarktrate
als wir. Es gibt weit mehr Allergien und Überempfindlichkeiten gegenüber Getreide
und auch Kuhmilch als gegenüber Fleisch. Die zunehmende Zahl entzündlicher Darmerkrankungen
zeigt eine hohe Korrelation zu Getreide, aber nicht zu Fleisch. Macht es da Sinn,
Getreide, das erst vor ca. 9000 Jahren Eingang in die menschliche Ernährung gefunden
hat, zu unserem Hauptnahrungsmittel zu machen und den Verzehr von Fleisch (hochwertiges
Fleisch, kein Zuchtfleisch und v. a. keine Fleisch- und Wurstprodukte!), das seit
mehr als 100 000 Jahren ein Hauptnahrungsmittel des Menschen ist, immer weiter zu
reduzieren?
Die derzeitige Gewichtung der Nahrungsmittelgruppen, die Belastung/Verunreinigung
unserer heutigen Nahrungsmittel mit Zusatzstoffen/Chemikalien und die reduzierte Qualität
in Bezug auf Mikronährstoffe sind keine gute Basis für eine gesunde Ernährung.
Ihre Herausgeber
Dr. med. Hans-Peter Friedrichsen
Apotheker Uwe Gröber