Der Klinikarzt 2009; 38(3): 114
DOI: 10.1055/s-0029-1220661
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Ang2–Konzentration im Blut – Neues Maß für die Bösartigkeit von schwarzem Hautkrebs

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Publication Date:
31 March 2009 (online)

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Jeder Tumor ist ab einer Größe von einigen Millimetern auf die Versorgung mit Nährstoffen und Sauerstoff angewiesen. Mit speziellen Wachstumsfaktoren bringt er daher die Gefäßwandzellen benachbarter Blutgefäße dazu, neue Kapillaren sprießen zu lassen, um sich so an den Kreislauf anzukoppeln. An dieser Angiogenese sind eine ganze Reihe verschiedener Wachstumsfaktoren und ihre jeweiligen Rezeptoren auf den Gefäßwandzellen beteiligt.

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Ang2–Spiegel steigen parallel zum Fortschreiten der Erkrankung

Am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) und der Medizinischen Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg wurde nun die Rolle des Wachstumsfaktors Angiopoietin2 (Ang2) beim schwarzen Hautkrebs untersucht. Es zeigte sich, dass Ang2 an den Rezeptor Tie2 auf der Oberfläche der Endothelzellen andockt, die das Innere der Blutgefäße auskleiden. Gemeinsam mit anderen Signalmolekülen bewirkt Ang2 das Aussprossen der Endothelzellen und die Neubildung von Kapillaren.

Die Messung der Ang2–Konzentration in Blutproben von Melanompatienten ergab, dass größere Tumoren und weiter fortgeschrittene Erkrankungen mit hohen Ang2–Spiegeln einhergehen. Verfolgt man die Ang2–Spiegel einzelner Patienten, so zeigt sich ein Ansteigen parallel zum Fortschreiten der Erkrankung. Patienten dagegen, deren Erkrankung nicht oder nur kaum fortschreitet, haben einen niedrigeren Ang2–Spiegel.

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Blockade von Ang2 scheint „Wandertrieb” von Krebszellen zu verhindern

Die enge Assoziation zwischen dem Fortschreiten des Melanoms und dem Ang2–Spiegel warf die Frage auf, ob der Wachstumsfaktor Ang2 tatsächlich nur die Gefäßbildung im Tumor anregt oder ob er darüber hinaus die Eigenschaften der Krebszellen selbst beeinflusst. Tatsächlich bilden die Melanomzellen sowohl das lösliche Ang2 als auch den dazugehörigen Rezeptor Tie2 auf ihrer eigenen Zellmembran. Dadurch sind sie theoretisch in der Lage, sich selbst zu aktivieren. Um dies zu überprüfen, schalteten die Forscher mit einem genetischen Trick die Produktion von Ang2 in Melanomzellen aus. In Testsystemen in der Kulturschale zeigte sich daraufhin, dass die Hautkrebszellen ihre Fähigkeit zur Zellwanderung eingebüßt hatten. Der „Wandertrieb” von Krebszellen gilt als wichtiger Hinweis für ihre Fähigkeit, im Körper in fremde Gewebe einzudringen und Metastasen zu bilden. Eine Blockade von Ang2 könnte nicht nur die Blutversorgung des Tumors angreifen, sondern auch sein bösartiges Wachstum vermindern.

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Quellen:

  • 1 Helfrich I, Edler L, Sucker A. et al. . Clinical Cancer Research, DOI:10.1158/1078–0432.CCR–. 2009;  08-1615
  • 2 Pressemeldung des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ). 
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Quellen:

  • 1 Helfrich I, Edler L, Sucker A. et al. . Clinical Cancer Research, DOI:10.1158/1078–0432.CCR–. 2009;  08-1615
  • 2 Pressemeldung des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ).