Vorwort von Prof. Dr. Marcus Schiltenwolf
In der 4. Auflage "Begutachtung der Haltungs- und Bewegungsorgane" von Rompe und Erlenkämper
(2004) stellten Schröter und Fitzek ein modulares Bewertungssystem für die Einschätzungen
von Unfallfolgen in der privaten Unfallversicherung vor. Es handelte sich um den Versuch,
verschiedene posttraumatische Struktur- und Funktionsstörungen der Extremitäten zusätzlich
zu bewerten, um den Gesamtschaden nach der Gliedertaxe möglichst individuell bewerten
zu können. Eine lebhafte Diskussion mit den Versicherungsträgern, aber auch im Arbeitskreis
"Sozialmedizin und Begutachtungsfragen" zur Praktikabilität und Übertragbarkeit dieses
Bewertungssystems schloss sich an, was letztlich zu einer Revision zusammen mit Ludolph
führte. Diese Revision wurde auf der 73. Tagung des Arbeitskreises (jetzt: Arbeitsgemeinschaft
2) in Baden-Baden 2008 vorgestellt.
Aus dem subsumierenden Bewertungssystem wurde ein weit gefächertes Tabellenwerk mit
dem Ziel, die Reliabilität (gleicher Schaden führt bei unterschiedlichen Sachverständigen
zu gleichen Einschätzungen) zu steigern. Die Tabellen nehmen erneut die Vielzahl posttraumatischer
Störungen auf:
-
Achsfehler und Ausheilungsdefekte
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Störungen der Gelenkintegrität (Gelenkdefekte und Stabilitätsverluste)
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Störungen der nervalen und vakulären Funktionen
-
Störungen der Belastbarkeit und Beweglichkeit
Nach Klärung der Kausalität ist gutachtlich zu entscheiden, welche Unfallfolgen am
bedeutsamsten sind, um zu einer Basisbewertung nach der Gliedertaxe zu gelangen. Nachrangige
Unfallfolgen bedingen 1 / 20-oder 2 / 20-Zuschlag zur Basisbewertung. Für endoprothetische
Versorgungen wird ein Risikozuschlag empfohlen, der sich am Alter des Versicherten
bei Implantation und somit an der Wechselwahrscheinlichkeit orientiert.
Dieses Basis- und Zuschlagbewertungssystem erfüllt einerseits die Anforderung, einer
detaillierten Bewertungsbemühung gerecht werden zu können, andererseits erscheinen
Subsumierungsfehler eher unwahrscheinlich.
Dennoch soll das System geprüft werden. Ein jedes System, das versucht, Wirklichkeit
abzubilden, lebt von den Anregungen jener, die unvoreingenommen ihre eigenen Ideen
entwickeln. Ich möchte daher alle Leser aufrufen, Zustimmung wie auch Bedenken zu
äußern und den Autoren zukommen zu lassen. Vielen Dank.
Prof. Dr. Marcus Schiltenwolf
Prof. Dr. Marcus Schiltenwolf
Leiter der Arbeitsgemeinschaft 2 der DGOOC "Sozialmedizin und Begutachtungsfragen"
Orthopädische Universitätsklinik
69118 Heidelberg