Mit Spannung erwartet wurden die Ergebnisse der aktuellen 3. Erhebung der EuroASPIRE[1]-Studie. Hoffte man doch durch eine bessere Behandlung der Koronarpatienten endlich
einen Erfolg bei der Primär- und Sekundärprävention kardiovaskulärer Ereignisse dokumentieren
zu können. Tatsächlich schneiden Europas Ärzte nicht schlecht ab, wenn es um die medikamentöse
Versorgung ihrer Patienten geht: Immerhin erhalten heute 93,2 % der Patienten mit
koronarer Herzerkrankung (KHK) Plättchenhemmer, 85,5 % der Befragten nehmen Betablocker
ein, 96,8 % erhalten eine wie auch immer geartete blutdrucksenkende Therapie, und
88 % der Patienten – zum Vergleich: vor 12 Jahren waren dies nur 32 % ! – schlucken
Lipidsenker.
Trotz fast optimaler Medikation bleiben die Risiken bestehen
Trotz fast optimaler Medikation bleiben die Risiken bestehen
Doch das war praktisch schon alles Positive. Anscheinend sind ein Herzinfarkt, ein
Bypass oder ein Stent für viele Patienten mit koronarer Herzkrankheit kein ausreichendes
Motiv, ihren Lebensstil zu ändern. So sank die Zahl der Raucher zwar geringfügig von
20,3 % (EuroASPIRE I) auf 18,2 % (EuroASPIRE III), ist damit jedoch noch immer viel
zu hoch.
Nicht viel besser sieht es in anderen Bereichen aus. 60,9 % der Patienten hatten
Blutdruckwerte über dem anerkannten Zielwert, ein Anstieg von 2 % im Vergleich zu
den letzten beiden Befragungsrunden. Immerhin: Nur noch etwa jeder 2. Patient blieb
über den empfohlenen Lipidzielwerten – den Statinen sei Dank! Denn in der 1. Runde
von EuroASPIRE hatte praktisch jeder Patient (94 %) erhöhte Cholesterinwerte.
Zudem erhöhte sich die Zahl der adipösen Patienten von 25 % im Jahr 1995/1996 auf
38 % im Jahr 2007 – nur ein Drittel der Befragten treibt regelmäßig Sport. Dementsprechend
erhöhte sich auch die Quote der Diabetiker von 17 auf 28 %.
Überzeugungsarbeit ist gefragt
Überzeugungsarbeit ist gefragt
Angesichts dieser Ergebnisse ist guter Rat teuer. „Das Verschreiben von Medikamenten
allein reicht nicht“, konstatierte Prof. Ulrich Keil, Münster, der federführend an
der Studie mitgewirkt hat. „Ärzte müssen erkennen, dass auch sie verantwortlich sind
für die Änderung des Lebensstils. Denn wenn wir schon den Vorgewarnten nicht vermitteln
können, ihre Lebensgewohnheiten zu verändern, wem dann?“ idw
Quelle: Pressemitteilung „Mit Medikamenten allein kommen wir nicht weiter“, herausgegeben
von der Westfaelischen Wilhelms-Universität Münster.