PiD - Psychotherapie im Dialog 2009; 10(3): 273-275
DOI: 10.1055/s-0029-1223335
DialogBooks

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Buchempfehlungen

Angelika  Eck, Christoph  Abel
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Publication Date:
04 September 2009 (online)

Fachbücher

[Andreas Weber] und Georg Hörmann (Hrsg.): Psychosoziale Gesundheit im Beruf – Mensch, Arbeitswelt, Gesellschaft.
Stuttgart: Gentner Verlag, 2007.
ISBN 978-3-87247-660-9.

Der umfassende, 600-seitige Herausgeberband stellt Grundlagen der psychosozialen Gesundheit dar und beschreivt Risiken, Ressourcen und Präventionsmaßnahmen. Ein ganzes Kapitel widmet sich dem aktuellen Thema „Psychosoziale Gesundheit und Neue Arbeitswelt”. Hier werden neue Arbeitsformen wie Tele-, Leih- und Zeitarbeit sowie berufliche Mobilität und neue Informationstechnologien auf ihr Gefährdungspotenzial hin untersucht. Es werden die Chancen individuumzentrierter und systembezogener Präventionsmöglichkeiten und Interventionen beschrieben. Hierbei wird eine breite Palette an Themen und Verfahren abgedeckt, von der medikamentösen Therapie über Stressmanagement, Coaching, Sport- und Bewegungstherapie, Supervision und Zeitmanagement bis hin zum betrieblichen Gesundheits- und Disability-Management sowie Work-Life Balance. Im letzten Kapitel des Buches wird die sich verändernde Rolle der gesetzlichen Unfallversicherung, der Betriebs- und Werksärzte sowie der Arbeitsmedizin diskutiert.

Sehr hilfreich sind die Kurzzusammenfassungen am Ende eines jeden Abschnitts, in denen theoretische Überlegungen, empirische Befunde und Empfehlungen für die praktische Ausgestaltung präventiver Maßnahmen zu klaren Aussagen verdichtet sind. Das Buch eignet sich wegen seiner solide recherchierten empirischen Basis nicht nur als Überblicks- und Nachschlagewerk für Praktiker, sondern auch für wissenschaftlich am Thema Interessierte.

[Matthias Burisch]: Das Burnout-Syndrom: Theorie der inneren Erschöpfung.
Berlin: Springer, 2005, 3., überarbeitete Auflage.
ISBN-13: 978-3540237181.

Burnout-Syndrom – was ist das eigentlich, wie entsteht es und wie ist es zu behandeln? In seinem 2006 in dritter überarbeiteter Auflage erschienenen Fachbuch widmet sich der Hamburger Psychologieprofessor Matthias Burisch all diesen Fragen mit lesbarer Faszination und hohem Maß an Gründlichkeit. Er setzt sich mit Definition und aktueller Diagnostik kritisch auseinander und nimmt die definitorische Unschärfe des Begriffs sowie den unbefriedigenden Stand der Forschungsliteratur als unumgänglichen Status quo hin, dem er zugleich trotzt mit einer umfassenden Darstellung relevanter benachbarter Forschungsgebiete wie etwa der Stressforschung oder motivations- und organisationspsychologischen Ansätzen. Sein Integrationsvorhaben kulminiert in einem eigenen handlungstheoretischen Modell, welches nicht den Anspruch ursächlicher Erklärungen erhebt, sondern vielmehr die Erklärung des Entstehungsprozesses des Syndroms zum Gegenstand hat: Burnout als Resultat unterbrochener Handlungsepisoden und deren Folgen.

Unter der Überschrift „Umwege und Auswege” finden sich ein Übersichtskapitel über Ratgeberliteratur zu den Themen Stress und Burnout sowie Darstellung und Evaluation individueller und organisationaler Interventionsansätze, gefolgt von eigenen Empfehlungen des Autors. Was irreführenderweise das Buchcover, nicht aber der Autor selbst verspricht, sind konkrete Hilfen zur Selbsthilfe. Burisch beschreibt zwar ausführlich Ansatzpunkte einer Behandlung und skizziert kurz verschiedene Therapieverfahren, hat aber keinen Ratgeber für Betroffene geschrieben, sondern ein Fachbuch für Wissenschaftler und Praktiker, das seinem Anspruch gerecht wird: Einen Beitrag zur Theoriebildung zu leisten, mehr Klarheit in ein bislang unscharfes Feld zu bringen und wertvolle Hinweise für die Praxis zu geben. Die Sprache ist angenehm alltagsnah und pointiert, zahlreiche Fallbeispiele lockern die Ausführungen auf. Die äußerst übersichtliche Gliederung und der strukturierte Aufbau erleichtern gezieltes Nachlesen.

[Hans Kernen], Gerda Meier: Achtung Burn-out! Leistungsfähig und gesund durch Ressourcenmanagement.
Bern: Haupt, 2008.
ISBN-13: 978-3258073958.

Wie kann eine Arbeitssituation so gestaltet werden, dass ein Mensch über lange Zeit leistungsfähig und gesund bleibt zu seiner eigenen Zufriedenheit und jener der Organisation? Die Grundfrage dieses Buches ist zwar nicht neu, gehört aber zu den zentralen Fragen, mit denen sich Organisationen und Individuen heute mehr denn je auseinandersetzen. Die Antworten der beiden Autoren, selbst freie Organisationsberater, sind ebenfalls nicht gänzlich neu, buchstabieren aber konsequent aus, wie Diagnose und praktisch relevante Veränderungen aussehen können. Zwei Kernannahmen tragen ihr Konzept: 1. Langfristige Leistungsfähigkeit und Gesundheit sind möglich bei bestehender Balance von subjektiv wahrgenommener Beanspruchung und verfügbaren individuellen, professionellen und betrieblichen Ressourcen. 2. Um diese Balance herzustellen, muss nicht nur beim individuellen Verhalten, sondern auch bei den Verhältnissen angesetzt werden. Das bedeutet: Der einzelne Mitarbeiter, aber auch das Team, der Vorgesetzte das gesamte Unternehmen sind in der Pflicht.

Die Autoren verdichten wichtige Theoriekonzepte der Gesundheits- und Arbeitspsychologie zu einem eigenen Modell, auf dessen Basis sie diagnostische Methoden entwickeln, die im Rahmen eines Workshops auf individueller und / oder auf Teamebene eingesetzt werden können. Anhand der ermittelten Profile wird ersichtlich, welche Beanspruchungen reduziert und welche Ressourcen aufgebaut werden können für eine (Wieder-)Herstellung des Gleichgewichts. Im letzten Teil des Buches werden am Beispiel des Burnout-Syndroms an praktischen Fällen verschiedene Stadien der Früherkennung und Diagnostik und unterschiedliche Ebenen der Intervention anschaulich beschrieben. Die Grenzen des Ansatzes dürften allerdings stark davon abhängen, wie verantwortungsvoll und kooperativ sich im Einzelfall Management und direkte Vorgesetzte hinsichtlich einer Veränderung von Arbeitsbedingungen zeigen.

[Claudia Winter]: Kinder von Müttern mit Burnout-Syndrom: Eine explorative Untersuchung der Mutter-Kind-Beziehung und der emotionalen Befindlichkeit des Kindes.
Saarbrücken: Vdm Verlag Dr. Müller, 2008.
ISBN-13: 978-3 836476690.

Die qualitative Interview-Studie mit 18 Kindern untersucht explorativ, wie Kinder von Müttern mit Burnout-Syndrom ihre Beziehung zur Mutter wahrnehmen und ihre eigene emotionale Befindlichkeit und Stressbewältigung einschätzen. Sie ergibt im Rahmen methodischer Grenzen erste Hinweise auf mögliche Zusammenhänge der Befindlichkeit der Mutter mit der Qualität der Mutter-Kind-Beziehung, dyadischem Coping, Ängsten und Stressbelastung des Kindes.

[Karin Bauer]: Grenzen ziehen oder Burnout: Grenzen ziehen in der ehrenamtlichen Tätigkeit in Non-Profit-Organisationen.
Saarbrücken: Vdm Verlag Dr. Müller, 2008.
ISBN-13: 978-3836494328.

Ehrenamtliches Engagement ist in besonderem Maß mit persönlichen Motiven, hohen Idealen und großer Einsatzbereitschaft verbunden. Die Dissertation der Frauenreferentin der Diözese Innsbruck beleuchtet im Rahmen einer Fragebogenuntersuchung die Bedeutung des Nein-Sagens und des Grenzen-Ziehens speziell für Frauen im kirchlichen Ehrenamt und weist auf die besondere Verantwortung der Kirche gegenüber dieser Personengruppe hin.

  • 1 Weber A, Hörmann G Hrsg. Psychosoziale Gesundheit im Beruf – Mensch, Arbeitswelt, Gesellschaft. Stuttgart; Gentner Verlag 2007 ISBN 978-3-87247-660-9
  • 2 Burisch M. Das Burnout-Syndrom: Theorie der inneren Erschöpfung. 3., überarbeitete Auflage. Berlin; Springer 2005 ISBN-13: 978-3540237181
  • 3 Kernen H, Meier G. Achtung Burn-out! Leistungsfähig und gesund durch Ressourcenmanagement. Bern; Haupt 2008 ISBN-13: 978-3258073958
  • 4 Winter C. Kinder von Müttern mit Burnout-Syndrom: Eine explorative Untersuchung der Mutter-Kind-Beziehung und der emotionalen Befindlichkeit des Kindes. Saarbrücken; Vdm Verlag Dr. Müller 2008 ISBN-13: 978-3836476690
  • 5 Bauer K. Grenzen ziehen oder Burnout: Grenzen ziehen in der ehrenamtlichen Tätigkeit in Non-Profit-Organisationen. Saarbrücken; Vdm Verlag Dr. Müller 2008 ISBN-13: 978-3836494328
  • 6 Berndt F H. 30 Minuten gegen Burnout. Offenbach; GABAL-Verlag 2008 ISBN-13: 978-3897498723
  • 7 Knapp T, Baer N. In den Krallen des Raubvogels: Ein Burnout-Erfahrungsbericht. 5. Auflage. Olten; Knapp-Verlag 2005 ISBN 978-3-905848-16-8
  • 8 Knapp T, Baer N, Kissling D. et al .Burn-out. Mutmacher für Chefs und Angestellte. 1. Auflage. Olten; Verlag Textwerkstatt 2006 ISBN 3-9523115-0-2
  • 9 Wendt N, Ensle M. Stress- und Burn-out-Prävention. Handbuch für Führungskräfte, Betriebsräte und Arbeitsmediziner. Wien; OGB Verlag 2008 ISBN 978-3-7035-1327-5

Dipl.-Psych. Angelika Eck
Dr. Christoph Abel, Dipl.-Psych., Diplom-Betriebswirt (BA)

Universitätsklinikum Heidelberg
Sektion Medizinische Organisationspsychologie
Institut für Medizinische Psychologie im Zentrum für Psychosoziale Medizin

Bergheimer Straße 20

69115 Heidelberg

Email: Angelika.Eck@med.uni-heidelberg.de

Email: Christoph.Abel@med.uni-heidelberg.de

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