Kardiovaskuläre Erkrankungen zählen zu den häufigsten Todesursachen von Dialysepatienten.
In den letzten 10 Jahren wurden daher viele Studien mit dem Ziel durchgeführt, das
Überleben dieser Patienten und das kardiovaskuläre Outcome zu verbessern - leider
ohne nennenswerten Erfolg [1], [2], [3], [4]. Bei kardiovaskulären Hochrisikopatienten hat sich die starke Senkung des LDL-Cholesterin-Levels
(LDL: "low-density lipoprotein") durch den Einsatz von Statinen bewährt. Der Nutzen
dieser Medikamente bei Hämodialysepatienten war allerdings bis jetzt noch unklar.
Die internationale AURORA-Studie
Die internationale AURORA-Studie
Daher untersuchten Wissenschaftler um Dr. Bengt Fellström, Uppsala (Schweden), in
der AURORA[1]-Studie die Effekte von Statinen bei diesen Patienten [5]. Die internationale Multicenterstudie war randomisiert, doppelblind und prospektiv
und schloss 2776 Dialysepatienten im Alter von 50-80 Jahren ein. Die Studienteilnehmer
erhielten täglich entweder 10 mg Rosuvastatin oder ein Placebo. Die primären Endpunkte
der Untersuchung waren die kardiovaskuläre Mortalität und nicht tödliche myokardiale
Infarkte oder Schlaganfälle.
Limitationen der AURORA-Studie
Limitationen der AURORA-Studie
-
teilweise abgeschwächte statistische Aussagekraft
-
etwa 50 % der Studienteilnehmer brachen die Statinbehandlung ab
-
die Studie hat möglicherweise Patienten ausgeschlossen, die von einer Statinbehandlung
profitiert hätten nach [8]
Die SHARP-Studie
Die SHARP-Studie
-
untersucht den Effekt einer lipidsenkenden Therapie bei Nierenpatienten
-
ist größer angelegt als die AURORA-Studie (9000 Studienteilnehmer)
-
schließt verschiedene Patientengruppen ein: Patienten, die sich noch keiner Dialyse
unterzogen hatten, die die Peritonealdialyse oder die Hämodialyse nutzten
-
Patienten, die eine Statintherapie erhalten hatten, wurden nicht ausgeschlossen
-
überlappende, aber andere Studienfragestellung als AURORA: Untersuchung des Effekts
einer kombinierten Simvastatin-Ezetimib-Behandlung nach [8]
Rosuvastatin hat keinen Einfluss auf primären Endpunkt und Mortalität
Rosuvastatin hat keinen Einfluss auf primären Endpunkt und Mortalität
Nach 3 Monaten war der LDL-Cholesterin-Wert bei Patienten, die Rosuvastatin bekamen,
durchschnittlich um 43 % reduziert. Wie sich während der knapp 4 Jahre andauernden
Follow-up-Untersuchung zeigte, blieben die erwünschten Konsequenzen jedoch aus: Die
kardiovaskuläre Mortalität und die Zahl tödlicher myokardialer Infarkte oder Schlaganfälle
der Rosuvastatingruppe ähnelte derjenigen der Placebogruppe (insgesamt 9,2 bzw. 9,5
Ereignisse pro 100 Patientenjahre). Außerdem war kein signifikanter Effekt auf die
Gesamtmortalität zu erkennen (13,5 versus 14,0 Ereignisse pro 100 Patientenjahre).
Eine wirkungsvolle Therapie ist noch nicht gefunden
Eine wirkungsvolle Therapie ist noch nicht gefunden
Die Untersuchung bestätigt die Resultate der 4D-Studie[2], an der Dialysepatienten mit Typ-2-Diabetes teilnahmen: Auch hier hatte das eingesetzte
Statin (Atorvastatin) keinen Einfluss auf die kardiovaskuläre Mortalität [6]. Wie die AURORA-Studie zeigt, ist das Risiko für einen Schlaganfall unter der Statinbehandlung
nicht erhöht, anders als in der 4D-Studie. Insgesamt scheint daher die Anwendung von
Statinen bei Hämodialysepatienten sicher zu sein, deren Nutzen ist allerdings kaum
ersichtlich.
Die Gefäße vieler langjähriger Hämodialysepatienten kalzifizieren im Gegensatz zu
herzkranken Patienten, die nicht dialysepflichtig sind, stark [7]. Statine wirken besonders bei Herzerkrankungen, die mit einem erhöhten LDL-Cholesterin-Level
und atheromatösen Plaques assoziiert sind - bei der Allgemeinbevölkerung eine wichtige
Ursache für kardiovaskuläre Komplikationen. Dies könnte den Unterschied in der Effektivität
der Therapie zwischen den beiden Gruppen erklären. Die Suche nach einer Behandlung,
die das kardiovaskuläre Risiko von Hämodialysepatienten senkt, muss also weitergehen
- vielleicht ist die SHARP[3]-Studie mit ihrem differenzierten Studiendesign ein Schritt in die richtige Richtung.
srr