Venöse Thromboembolien (VTE) tragen immer noch maßgeblich zur Morbidität und Mortalität
von Patienten bei. Doch tiefe Venenthrombosen und Lungenembolien sind nicht nur ein
chirurgisches Problem. Auch nicht-chirurgische Patienten mit akuten internistischen
Erkrankungen und Immobilisierung haben ein erhöhtes Thromboembolierisiko. So kommt
neben Frühmobilisation, Bewegungsübungen und physikalischen Maßnahmen, passenden Medikamenten
besondere Bedeutung zu. Eine leitliniengerechte Thromboseprophylaxe je nach Risikogruppe,
stellte Prof. Albrecht Encke, Frankfurt, anhand der aktuellen, interdisziplinären
S3-Leitlinie zur Prophylaxe der venösen Thromboembolie (www.awfm-leitlinien.de) vor.
Leitliniengerechte Thromboseprophylaxe je nach Risikogruppe
Leitliniengerechte Thromboseprophylaxe je nach Risikogruppe
Während dem Referenten zufolge bei chirurgischen Patienten mit niedrigem eingriffsbedingten,
fehlendem und geringem dispositionellen VTE-Risiko keine medikamentöse Prophylaxe
nötig ist, sollte bei mittlerem Risiko (mittlere Eingriffe oder kleinere mit zusätzlichen
Risikofaktoren) eine medikamentöse Prophylaxe mit Heparinen erfolgen. Patienten mit
hohem Risiko (große Operationen oder mittlere mit weiteren dispositionellen Risikofaktoren)
sollten prophylaktisch niedermolekulare Heparine erhalten. Encke betonte, dass zur
medikamentösen Prävention venöser Thromboembolien bei Abwägung von Effektivität, Blutungsgefahr
und Heparin-induzierter Thrombozytopenie, niedermolekulares statt unfraktioniertes
Heparin bevorzugt eingesetzt werden sollte.
In der Chirurgie üblich, Wunschdenken in der Inneren Medizin
In der Chirurgie üblich, Wunschdenken in der Inneren Medizin
Was in der Chirurgie rasch Einzug hielt, ist jedoch in der Inneren Medizin immer noch
Wunschdenken. Lediglich 22 % der internistischen Patienten erhalten bei ambulanter
Versorgung eine VTE-Prophylaxe (vs. 67 % der chirurgischen Patienten; laut RIETE-Register).
Zudem zeigte eine deutsche Untersuchung (STATUS), die die thromboembolischen Risikoprofile
schwer akut erkrankter internistischer Patienten ermittelte, die in die Klinik eingeliefert
wurden bzw. einen Hausbesuch anforderten, eine deutlich bessere Versorgung stationärer
als ambulanter Patienten (66 vs. 4 %).
Enorme medikamentöse Möglichkeiten
Enorme medikamentöse Möglichkeiten
Dabei wären die medikamentösen Möglichkeiten enorm. Gerade für Enoxaparin (Clexane®)
ist die Datenlage extrem groß. So haben bei internistischen Patienten laut Prof. Sebastian
Schellong, Dresden, die MEDENOX- und EXCLAIM-Studien Meilenstein-Charakter. In ersterer
wurde nicht nur demonstriert, dass auch nicht-chirurgische Patienten ein hohes Thromboembolierisiko
haben. Es wurde zudem gezeigt, dass einmal tägliche s.c. Injektionen von 40 mg Enoxaparin
über 10 Tage, das Risiko immobilisierter Patienten mit schweren, akuten, internistischen
Erkrankungen für phlebografisch gesicherte Thrombosen im Placebovergleich um 63 %
(p < 0,05) senkten. Doch auch nach 10 Tagen ist die Gefahr längst nicht gebannt, insbesondere
nicht bei eingeschränkter Mobilität. Die EXCLAIM-Studie zeigte, dass eine prophylaktische
Enoxaparingabe bei eingeschränkt-beweglichen internistischen Patienten über insgesamt
5 Wochen das Risiko für venöse Thromboembolien signifikant reduzierte, und zwar im
Vergleich zur 10-tägigen Prophylaxe (-44 %; p = 0,0011). "Wie die Ergebnisse verdeutlichen,
nehmen internistische Patienten noch ein bedeutsames Thromboserisiko mit nach Hause",
so Schellong, der dazu aufrief, die Versorgung zu optimieren.
Dr. Yvette C. Zwick, München
Quelle: Pressekonferenz "20 Jahre Thromboseschutz mit Enoxaparin - damals wie heute
aktuell" im Rahmen des 126. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (DGCH)
am 28.4.09 in München. Veranstalter: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Frankfurt
Die Autorin ist freie Journalistin
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